« Kapitel B 14 Beschreibung des Oberamts Balingen Kapitel B 16 »
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15. Lautlingen,


Gemeinde III. Kl., mit 904 Einw., worunter 94 Evang., welche nach Laufen eingepfarrt sind. a. Lautlingen, Pfarrdorf mit Eisenbahnhaltstelle, 897 Einw.; b. Thierberg, Hof mit 7 Einw.
Lautlingen hat in einer durch das Zusammentreffen der 3 Thäler des Stepbachs, der Eyach und des Meßstetter Thalbachs entstehenden Weitung zwischen Heersberg, Burgberg, Thierberg und Autenwang eine, landschaftlich betrachtet, herrliche Lage. Von allen Seiten strömen frische (durch Regengüsse oft wild geschwellte) Bergwasser zu und suchen ihren Weg durch saftige mit Pappeln und Obstbäumen besetzte Matten zu Thale, aus dem sich der weitläufige Ort über die langgestreckte Zeile der Staatsstraße und jetzt der Eisenbahn hinüber terrassenförmig zum Fuße des Thierbergs erhebt. Zwischen den obersten Häusern schneidet von Süden die Schlucht des Meßstetter Thalbachs herein und wird von der Eisenbahn auf 5 schlanken Bögen eines gewaltigen aus Jurakalk aufgeführten Viadukts hoch über den Dächern überbrückt. Derselbe wurde nach einer | Inschrift 1875–1878 unter Leitung des Oberingenieurs J. v. Schlierholz, des Bauinspektors R. Kachler und Bauführers F. Hemrich von den Unternehmern Metzger und Mehl erbaut. Der Ort selber ist freundlich und reinlich, die Straßen chaussirt und zum Theil gekandelt; die Häuser sind meist einstockig, aber sauber getüncht, z. Th. mit sichtbarem Balkenwerk, darunter eines von wirklich künstlerischem Werth, das mächtig große Gasthaus zur Krone mit schönen Zahnschnittfriesen und ornamentirten Fenstern neuerdings in der alten Bemalung hergestellt; über dem Eingang (jetzt fast ganz verdeckt) die Inschrift: Zimmermeister Oswald 1697. Im obern Theil des Orts nehmen einen schönen freien Gartenplatz Kirche, Pfarrhaus und Schloß ein.

Die Kirche, vom wohlgemauerten, mit schönen Steinmälern gezierten Kirchhof umgeben, bildet in ihrem Grundplan ein Oblongum mit westlich vorgelegtem Thurm von 1725, der aus dem Viereck ins Achteck übergeht und mit einem Zwiebeldach gedeckt ist. Durch das untere kreuzgewölbte Geschoß desselben tritt man in das freundliche Innere der Kirche, dessen der Margrethauser verwandter Stil gleichfalls auf den Anfang des vorigen Jahrhunderts hinweist. Eine schöne, kreuzförmig getheilte Stuckdecke bedeckt den Vorderraum; hinter dem flachen Triumphbogen folgt der kreuzgewölbte in hübschen Mustern gemalte Chor. Eine reiche Rococokanzel und schöngeschnitzte neue Altäre, sowie ein schöner neuer Taufstein schmücken ferner die Räume. In der Nordostecke des Chors steht ein wappengeschmücktes Grabmal mit der Inschrift: Allhier ruhet der Frei-Reichs-Hochwolgeborne Herr Herr Wollff Fridrich Schenckh von Stauffenberg, Herr zu Lauthlingen Willfflingen Margrethenhaußen und Egelfingen Freier Reichsritterschaft in Schwaben Negger-Viertels Erbettener Rath und Ausschuß, so den 19. Octobris a. 1676 in Gott selig entschlaffen seines Allters 64 Jahr, ahn wellichen Lauthlingen Margarethenhaußen Oxenberg und der willde Thierberg sambt dem Lauthlingisch und Hossingischen Zehendten von denen Tit. von Westerstetten per testamentum kommen. – Wie auch die reichshochwohlgeborne Frauw Frauw Anna Barbara Schenckh von Stauffenberg geb. von Werdtnauw, welliche ebenmeßig den 10. Juli 1681 in Gott unsrem Erlößer seelig entschlaffen ihres Allter 49 Jahr, denen der Allerhöchste mit göttlichen Gnaden pflegen wolle. Die großen Wappen von Stauffenberg und Werdtnau; kleinere von Stadion, von Praßperg, Stain, Weix, Kaltenthal, Sandizell.

| Das freundliche 1740 erbaute Pfarrhaus steht südlich von der Kirche; beide hat die Stiftung zu unterhalten.

Nach Westen führt ein Fußweg zum Schloß des Grafen von Stauffenberg, einem einfach modernen dreistöckigen Gebäude mit Walmendach, umgeben von Ökonomiegebäuden und eingerahmt von einer Mauer mit runden Eckthürmen.

Gleichfalls in der Nähe das 1811 erbaute freundliche Schulhaus mit 2 Lehrzimmern und den Wohnungen der beiden Lehrer, wovon einer unständig. Das Rathhaus, einfach aber mit Glockenthürmchen, steht an der Hauptstraße. Die Gemeinde besitzt außerdem 6 öffentliche Wasch- und Backhäuser.

7 laufende Brunnen, deren Leitungen aus Eisen und Thon bestehen, 2 Pump- und 2 Schöpfbrunnen liefern genügendes treffliches, doch etwas hartes Wasser.

Von der Hauptstraße nach Ebingen und Balingen zweigen Vizinalstraßen nach Margrethausen und nach Meßstetten ab, und hat die Gemeinde 7 steinerne, 7 hölzerne Brücken und einen Steg, welche über die 3 schon genannten Gewässer führen, zu unterhalten.

Unter den im allgemeinen gesunden Einwohnern, die aber in Folge des Klimas, vielleicht auch der Markungsverhältnisse, gerne zu Lungenleiden disponirt sind und von denen gegenwärtig 4–5 achtzig Jahre erreicht haben, herrscht Fleiß, Betrieb- und Sparsamkeit, Ordnungs- und kirchlicher Sinn. Die ländliche Tracht hat aufgehört.

Ihr Vermögensstand ist kein hoher. Der Vermöglichste besitzt 30 M., der Mittlere 10–12 M., der Ärmere 1 M., viele gar kein Feld. Trotzdem sind Ackerbau, Viehzucht und Obstbau die Hauptnahrungsquellen. Schuhmacher, Maurer und Zimmerleute arbeiten nach außen. 3 Mühlen, je mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, eine mit Sägmühle und Hanfreibe, 6 Wirthschaften, worunter 2 Bierbrauereien, dienen dem Verkehr. Kleinere Erwerbszweige betreiben 2 Korbflechter und 2 Besenbinder.[1] – Neben der Volksschule besteht eine Industrie- und Zeichenschule.

Die ziemlich große, namentlich gegen Südost sich weit erstreckende Markung, südlich von der der Theilgemeinde Thierberg | unterbrochen, umfaßt zunächst die Thalgründe der mehrfach genannten Bäche, sodann die Abstürze der sie umgebenden Berge und Schluchten und dringt zwischen Meßstetter und Ebinger Markung weit in die Hardt hinein vor. Ihr Boden besteht aus dem Schutt und den Zersetzungen fast des ganzen braunen und weißen Jura, ist unten schwer thonig, naßkalt, oben (zu etwa 1/3) kalkig, trocken, leicht; im ganzen mittelfruchtbar; 1/4 der Thalwiesen sumpfig und sauer. Kalksteine zur Straßenbeschotterung, theilweise zum Bauen, ebenso Kies, werden gewonnen. Der Tuffsteinbruch am Ursprung des Lauterbachs (am Fuß einer unersteiglichen Betawand voller Riesenschwämme, über welche früher 2 Leitern nach Hossingen führten) ist beinahe erschöpft, die Erzgräberei auf der Hardt eingegangen. Die Quellen, worunter am bedeutendsten der Stubenbrunnen, setzen durchaus Wasserstein ab.

Die durch die bergige Lage erschwerte Landwirthschaft wird dennoch eifrig, unter gutem Vorgang Einzelner, betrieben. Gips und Asche, sowie die jetzt sorgfältig gesammelte Jauche kommen dem Klee und den Wiesen zu gut. Der Pflug ist der Wendepflug; die Herrschaft hat auch den Brabanter. Eiserne Eggen sind allgemein; Dreschmaschinen verwendet nur die Herrschaft. Sie treibt auf ihrem Gut Thierberg Wechselwirthschaft, während sonst Dreifelderwirthschaft herrscht unter 1/2 bis 3/4 Einbau der Brache mit Klee, Kartoffeln, Ackerbohnen, Wicken, Hanf (wenig). Die Herrschaft baut auch etwas Reps. Die Hauptfrüchte sind Dinkel und Haber, weniger Gerste, Weizen und Roggen. Der Futterbau in Klee und Esper ist von Bedeutung. Von 10–12 Simri Dinkel auf den Morgen erntet man 6–10 Scheffel, von 4 Simri Gerste 3–5 Scheffel, von 6 Simri Haber 4–5 Scheffel, von 31/2 Simri Roggen 2–5 Scheffel. Es können jährlich etwa 300 Scheffel Dinkel und ebensoviel Haber an Händler oder nach der Schranne Ebingen abgesetzt werden.

Die Wiesen im Thal sind zweimähdig und zu etwa 30 Morgen bewässerbar, die auf der Höhe einmähdig; der Morgen trägt 15–40 Ctr. Heu und Öhmd. Feinere Gewächse gedeihen bei dem wechselnden, zugigen nebligen Klima, nicht gern. (Hagelschlag fand in den letzten 20 Jahren 6mal statt, einmal totaler.) Gemüse werden nur für eigenen Bedarf gezogen. Dagegen ist der Obstbau im Zunehmen; er erzielt besonders Spätobst (Süßäpfel, Luiken) und viel Zwetschgen. In günstigen Jahren können etwa 100 Säcke ausgeführt werden. Das Übrige | wird zum Mosten, Dörren und Brennen verwendet. Die Jungstämme von Kernobst werden selbst gezogen, und hat Gemeinde und Herrschaft je eine eigene Baumschule mit geprüftem Baumwart.

Die Gemeinde ist im Besitz von 1325 Morgen Waldung, Laub-, Nadel- und gemischter, welche jährlich 1400 Fm. und 17.000 Wellen ertragen, wovon der Bürger 5 Rm. erhält, das Übrige der Gemeinde ca. 4000 M. erträgt.

Die Waiden umfassen 258 Mrg. und sind gut; sie werden von herrschaftlichen Schafen befahren und tragen der Gemeinde 1000 M. Pacht, 1200 M. für Pferchnutzung; die Allmanden, welche um je 2 M. an Bürger verliehen sind, 400 M.; verpachtete Wiesen 200 M., indeß einige der Farrenhaltung dienen.

Die Pferdehaltung und -Zucht ist nicht bedeutend, doch im Zunehmen. Die Stuten werden zum Belegen nach Ebingen geführt.

Die Rindviehzucht ist gefördert und durch Simmenthaler Schlag veredelt, von dem die Gemeinde 3 Farren hält. Stallfütterung ist allgemein; der Viehhandel nicht bedeutend; die Bierbrauer mästen im Winter einiges.

Die Schafzucht ist in der Hand der Gutsherrschaft, welche spanische Race erzielt und im Sommer 600 St. laufen läßt, 300 überwintert.

Die Schweinezucht (halbenglische Race) ist nicht bedeutend, Ferkel werden auch von außen bezogen, wenige abgegeben. Dagegen werden viele Schweine, theils zum eigenen Bedarf, theils zum Verkauf aufgezogen.

Ziegenzucht findet wenig statt, aber viel Geflügelzucht (Gänse und Hühner) doch nur zum eigenen Bedarf.

Bienenzucht war früher glücklich, neuestens weniger; ein Besitzer verkauft etwas Wachs und Honig.

Die Fischerei auf Forellen in der Eyach wird von der Gutsherrschaft um jährlich 6 M. verpachtet (s. Margrethausen).

Neben der kirchlichen bestanden auch Armenstiftungen Privater. Sie sind jetzt der Ortsarmenkasse zugewiesen und ihre Zinsen werden von Zeit zu Zeit vertheilt.

Theilgemeinde: Thierberg (s. o.) gräflich Stauffenbergisches Gut auf halber Höhe des zwischen Lauterbach und Meßstetter Thalbach vorspringenden Hardtrandes, 75 Mrg. Acker, 271/8 Mrg. Wiesen, 2443/8 Mrg. Weide, 804/8 Mrg. Wald umfassend.

| Der Name des Orts[2], welcher früher Lutilinga, Lutlingen u. s. w. geschrieben wurde, ist auf das althochdeutsche liut, populus, homines, zurückzuführen (Förstemann a. a. O. 2, 1005). Er wird das erste Mal im J. 793 durch Besitz genannt, welchen das Kloster St. Gallen hier von der gottfriedischen Familie erwarb (S. 338). Drei Jahrhunderte später erscheinen Erbo et Gerunc, fratres, liberi milites de Lútelingen, Luttelingen, als Zeugen bei Erwerbungen des Klosters St. Georgen, den 6. April 1092 von Seite Hessos von First und den 29. März 1094 von Seite des capitaneus Gerunc des Gemahls einer Verwandten des Klosterstifters Hezelo (Zeitschr. f. d. Geschichte des Oberrheins 9, 212. 214). Die Familie muß übrigens bald erloschen sein und in der Folge finden wir im Besitze des Orts als ihres Eigens die Herrn von Thierberg, welche auf den jetzt kaum noch in Trümmern erhaltenen Burgen Thierberg, in der Folge Alten-Thierberg genannt, auf dem südlich von Lautlingen gelegenen Berge Thierberg, und der etwas später erbauten Wilden-Thierberg auf dem Ochsenberg, nordöstlich vom Ort, auf Margrethauser Markung, hausten.[3]

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Die Familie der Herren von Thierberg (Tierberc, Tiersberg, Tyerberg, Thierberch, Tirberg, Dierberg u. s. w. geschrieben) blühte mehrere Jahrhunderte, ohne sich übrigens in friedlicher oder kriegerischer Beziehung besonders auszuzeichnen, nur daß in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts Glieder derselben sich um die Gründung des Klosters Margrethausen Verdienste erwarben (s. unten). Sie gehörte wohl zunächst zu den gräflich zollern-hohenbergischen Vasallen und ihre Angehörigen werden häufig im Gefolge der Zollern und Hohenberg angetroffen. Die ältesten bekannt gewordenen Thierberg sind: Hugo, welcher von Kaiser Friedrich II. zufolge einer Urkunde desselben vom 25. Juli 1216 den Auftrag bekommen hatte, einen Streit der Söhne Heinrichs von Randeck mit dem Kloster Salem zu untersuchen (Zeitschr. für Geschichte des Oberrheins 2, 341 ff.); Konrad, Rektor vom Berg Gammertingen, welcher den 25. Jan. 1255 von seinem „geliebten und speziellen“ Freund Graf Friedrich von Zollern die Pfarrei Balingen erhielt (vergl. S. 294); Konrad | in einer Kl. Salemer Urkunde vom J. 1257 (Zeitschrift a. a. O. 348); Heinrich der Sohn Burkhards und Konrad der Sohn Heinrichs, den 13. März 1264 Zeugen zweier Anselm von Justingen (Monum. Hohenb. 26); Burkhard und sein Bruder Heinrich im J. 1273 desgl. des Edeln Berthold von Falkenstein, ersterer auch am 15. Juni 1281 der Grafen Albrecht II. und Burkhard IV. von Hohenberg (ebenda 45, 63); Eberhard im J. 1275 im Streit mit Heinrich von Dornstetten über die Kirche zu Margrethausen (Freiburger Diöces. Archiv 1, 44 vergl. auch 58); Konrad im J. 1283 Zeuge zweier Grafen Friedrich von Zollern (Mon. Zolleran. 1, 94), derselbe den 19. Okt. 1292 und 2. Aug. 1296 des Grafen Albert II. von Hohenberg, im J. 1292 Fürbitter für Kloster Kniebis bei Graf Burkhard IV., den 28. Aug. 1294 Zeuge eben dieses Grafen (Mon. Hohenb. 104. 126. 105. 118), den 27. Okt. 1295 Schenker von Leibeigenen an das Kl. Alpirsbach (Glatz, Alpirsbach 273); Rudolf im Verein mit seiner Gattin Judinta den 12. Febr. 1296 Gutthäter des Kl. Kirchheim (St.A.). – In der Folgezeit sind es besonders die Namen Konrad, Johann, Burkhard, auch Wigerich, Jakob, Heinrich, Melchior, Ulrich von Thierberg, welche in zollerischen, hohenbergischen, auch fürstenbergischen Urkunden, seit dem 14. Jahrhundert auch in württembergischen Diensten genannt werden (s. die Register in den Monum. Zolleran., Hohenb., dem Fürstenbergischen Urkundenbuch, bei Steinhofer, und vergl. Sulger, Annal. Zwiefalt. 1, 204. 2, 84, v. Lichnowsky, Geschichte des Hauses Habsburg 3, CCCCV, Oberamtsbeschr. Biberach 150, Kirchheim 150, Zeitschr. f. Geschichte des Oberrheins besonders Bd. 7. 8).

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Als solche spätere Glieder der Familie sind zu nennen: Wernher und Burkhard von Th. ums J. 1340 aus gräflich landauischen in württembergischen Lehensdienst übergeben (Sattler, Grafen 1, 34); Ulrich und Johann von Th., welche dem Herzog Leopold von Österreich im J. 1386 gegen die Schweizer zu Hilfe zogen, von denen jedoch der erstere in der Schlacht bei Sempach fiel (Steinhofer 2, 456. 458); Hans und Konrad als Kriegsleute der Grafen Ulrichs des Vielgeliebten und dessen Neffen Eberhards im Bart von Württemberg öfters genannt (Sattler, Grafen 2, Beil. Nr. 71. 89. 3, S. 130, Steinhofer 2, 910. 3, 284. 311. 327); Hans Rudolf und Hans Konrad im J. 1519 unter der Besatzung von Tübingen (Sattler, Herzoge 2, 15; vergl. auch ebenda Beil. 29, Reichsständ. Arch. Urkk. | 1, 136); der letztere auch im J. 1524 wegen Gewaltthätigkeiten gegen das Kloster Margrethausen von der österreichischen Regierung verhaftet (R.A. Urkk. 2, 237; vergl. unten); Johann im J. 1546 Hofmarschall zu Dillingen; wohl ein anderer dieses Namens im gleichen Jahre Klostervogt zu Ochsenhausen (OA.Beschr. Biberach, S. 150); Hans Rudolf im J. 1593 beim Leichenbegängniß Herzog Ludwigs von Württemberg (St.A.); Hans Christoph von Thierberg von der Wildenthierberg im J. 1618 (Fromannische Wappensammlung der K. öff. Bibliothek).

Neben der Hauptlinie auf der „Alten Burg“ oder Alten-Thierberg und der weiteren auf der im J. 1313 erstmals genannten Wilden-Thierberg (Monum. Hohenb. 185) tritt um die Mitte des 14. Jahrhunderts auch eine, wie es scheint zu Haiterbach (OA. Nagold) gesessene Linie auf, ohne daß jedoch über den dortigen Besitz der Familie genaueres bekannt wäre. Wenigstens kommt Heinrich von Thierberg, genannt von Haiterbach, in Urkunden der Jahre 1341, 1351 und 1352, und Burkhard von Th. genannt von Haiterbach im J. 1487 vor (Mon. Hohenb. 362, Monum. Zolleran. 1, 181. 187. Württ. Jahrbb. 1838, 209). Auch nach Villingen siedelte ein Zweig des Geschlechts über. So wurde ein Herr (Johann, s. unten) von Thierberg, der wegen seines kriegerischen Sinnes Lob empfängt, nach der Rückkehr aus dem Feldzuge zur Hilfe Herzog Ottos von Österreich im J. 1336 durch einen Herrn Konrad von Blumberg ermordet und rächten die Villinger den Tod dieses ihres Mitbürgers, während noch in den Jahren 1419–1427 Hans von Th. als Bürgermeister und als Statthalter des Bürgermeisteramts in oben genannter Stadt erscheint (Joh. Vitoduran. ed. Wyss 118, Fürstenb. Urkb. 2, 134. Zeitschr. f. Geschichte des Oberrheins 7, 148. 169. 8, 21. 238 ff.; Fickler, Anniversarienbuch des Kl. Mariahof II, 5).

Das thierbergische Wappen zeigt im blauen Felde eine auf drei weißen (grünen?) Bergspitzen stehende, goldene Hirschkuh, Helmkleinod eine wachsende Hirschkuh, Helmdecken blau und golden (vergl. Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrheins 7, 148; 8, 21; Mon. Hohenberg. 363; Züricher Wappenrolle Nr. 165; Fromann a. a. O.).

Der Besitz der Familie war nicht unbedeutend, es gehörten ihr längere oder kürzere Zeit, übrigens keineswegs bis zu ihrem Aussterben, im Oberamt Balingen die Orte Lautlingen (zu Thierberg selbst erscheint bereits den 31. Okt. 1391 Konrad | von Hölnstein[4] als Gemahl der Anna von Thierberg gesessen, Monum. Zolleran. 1, 303), Hossingen, Margrethausen, Meßstetten, Thieringen, und außerdem hatte sie Besitz zu Bronnhaupten, Dürrwangen, Ebingen, Engstlatt, Erlaheim, Geislingen, Hossingen, Käsenthal, Laufen, Pfeffingen, Truchtelfingen, Weilheim, Zillhausen (s. über den Besitz im Oberamt hernach und die einzelnen Ortsbeschreibungen), sowie in den nahe gelegenen Orten Zepfenhan (OA. Rottweil), Denkingen und Nusplingen (OA. Spaichingen – s. die betreffenden Oberamtsbeschreibungen). Aber auch in weiterem Umkreis waren Angehörige des Geschlechts berechtigt: den 8. Sept. 1336 erhielt Johann von Th. – wahrscheinlich der bereits genannte, welcher dann bald nachher ermordet worden wäre – für sich und seine Erben von den Herzogen Albrecht und Otto von Österreich für das ihm schuldige Dienstgeld ihre Burg Warmberg bei Villingen, die Zehnten und Mühlen vor der Stadt und was sie im Brigthal an Dörfern oder Zehnten hatten, verpfändet, ein Pfandbesitz, welcher der Familie jedenfalls noch länger verblieb (Zeitschr. für Geschichte des Oberrheins 8, 381–384); im J. 1348 erscheint Konrad von Th. als Verkäufer von Gütern zu Strasberg, im J. 1350 Anna, Arnolds von Th. Wittwe, mit ihrem Sohne Konrad als Verkäuferin von 4 Eimer Weingülten in Rohracker, Constanzer Lehen, im J. 1408 Johann der ältere von Th. als Träger der fürstenbergischen Lehensvogtei des Thals Kirnach für das Kloster St. Georgen (Freiburger Diöces.-Archiv 11, 202), im J. 1452 Johann und Konrad von Th. als Verkäufer von Zehntantheilen zu Brie und Altenburg bei Cannstatt.

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Durch Heirat verbunden war die Familie z. B. mit den Schenken von Andeck (1340 Anna von Th. vermählt mit Wernher von Andeck), den Bernhausen (1345 Anna v. B. Witwe Konrads von der Alten-Thierberg), den Jungingen (1351 Adelheid von J. Witwe Konrads von Th.), den Westerstetten (1376 Anastasia von Th. vermählt mit Friedrich von W., s. auch unten), den Neuhausen (1373. 1381 Burkhard von Th. vermählt mit Susanne von N.), den Herter von Dußlingen (1385 Anastasia von Th. vermählt mit Dietrich Herter), den Hölnstein (1385. 1394 Anna von Th. vermählt mit Konrad von H.), den Truchseßen von Ringingen (1448 Margarethe | von Th. vermählt mit Jörg Truchseßen von R.), den Werdnau (1476 Hildegard von Th. vermählt mit Jörg von Werdnau zu Pfauhausen), den Guth von Sulz (1536 Johann von Th. vermählt mit Margarethe Guth).

Was insbesondere die Geschichte Lautlingens und des seine Geschicke theilenden Margrethausen betrifft, so erhielt Hans Konrad von Thierberg von der Wilden-Thierberg, Melchiors Sohn, den 27. Januar 1518 auf seine Bitte, da er bisher kein Hochgericht hatte und deshalb diejenigen, welche er peinlich processiren lassen wollte, an benachbarte Gerichte übergeben lassen mußte, dadurch aber mit den Seinigen merklichen Kosten und Schaden hatte, von Kaiser Maximilian I. die Begnadigung, bei Schloß Lautlingen ein Halsgericht, Stock und Galgen zu errichten, und den Blutbann als Reichslehen. Am 26. März 1530 wurde derselbe von Kaiser Karl V. hiemit belehnt und am 29. Mai 1545 von ebendiesem Kaiser Hans Konrad von Ulm als Vogt und Vormünder von Hans Konrads Wittwe Apollonia von Lauterbach und ihren unvogtbaren Kindern. Von genannter Apollonia brachte deren Schwiegersohn Ulrich Diethegen von Westerstetten (OA. Ulm) die beiden Dörfer Lautlingen und Margrethausen durch Kauf an sich und bekam am 10. Dezember 1550 von Karl V. die Belehnung mit dem Blutbann. In seiner Familie verblieb die Herrschaft zunächst, allein da die Ehe Georg Dietrichs von Westerstetten und Trackenstein zu Strasberg (zoller. OA. Gamertingen), Lautlingen und Wilden-Thierberg kinderlos war, so vermachte derselbe in seinem am 30. Sept. 1619 zu Strasberg errichteten Testamente von seinen bedeutenden Besitzungen seiner Ehefrau Barbara, Tochter des Albrecht Schenk von Stauffenberg, Lautlingen, Margrethausen, Ochsenberg und Wilden-Thierberg, den Zehnten zu Hossingen, mit allem Zugehör, samt dem Patronatrechte zu Lautlingen. Nach dem Tode seiner Gattin oder, falls dieselbe vor ihm stürbe, sogleich nach seinem Tode sollte diesen Besitz erhalten seines Schwagers Johann Wilhelm Schenk von Stauffenberg zweiter Sohn Wolfgang Friedrich, den er an Kindesstatt bei sich hatte und erzog, oder im Fall seines früheren Todes dessen Bruder. Die Legatare mußten sich zur römisch-katholischen Religion bekennen. Nach dem Tode des Erblassers im J. 1625 trat seine Witwe in den Besitz der Güter ein und wurde den 26. März 1626 von Kaiser Ferdinand II. mit dem Blutbann belehnt, soll aber in den Zeiten des 30jährigen Krieges schweres Ungemach ausgestanden haben.

| Ihr Todestag ist nicht bekannt, es folgte aber nach ihrem Ableben der schon genannte Wolfgang Friedrich Schenk von Stauffenberg († 19. Oktober 1676), kaiserlicher Rath und Ritterrath der Reichsritterschaft Kantons Neckarschwarzwald, dessen Familie auf der nur noch in einigen Mauerresten erhaltenen Burg Stauffenberg, 1 Stunde von Hechingen in der Nähe des Schlosses Lindich ihren Stammsitz hatte, zur Zeit des Untergangs der Hohenstaufen zu den gräflich zollerischen Ministerialen gehört zu haben scheint und später zur Reichsritterschaft zählte.[5] Er war ein Glied derjenigen Linie dieses Hauses, welche sich nach Wilflingen (OA. Riedlingen) nannte und nunmehr wieder in zwei Speziallinien theilte, in die von ihm abstammende Lautlinger und die von Johann Wilhelms drittem Sohne, Johann Jakob, ausgehende Rißtisser Linie (der erste Sohn Joh. Wilhelms war schon vor dem Vater gestorben). Die fünf Söhne des Begründers der Lautlinger Linie, Johann Wilhelm, Johann Wernher, Johann Albrecht, Johann Franz und Johann Friedrich wurden gleichzeitig mit der Amerdinger Linie des Hauses den 20. Januar 1698 von Kaiser Leopold I. in den Reichsfreiherrnstand erhoben. Sie machten im J. 1696 in Folge des Ablebens des letzten männlichen Glieds der Familie von Werdnau, des Reichsritterschaftsdirektors Johann Georg von Werdnau, eines Bruders von ihrer Mutter Anna Barbara, eine weitere beträchtliche Erbschaft (so unter anderem: die Herrschaft Baisingen und das Gut Werdnau als Prälegat des ersten Bruders, die Güter Dissen und Dettlingen mit dem Heidenhof, Neuweyher zu Affenthal u. s. w.) und erkauften in den Jahren 1697 und 1698 die Herrschaft Geislingen (s. oben S. 400), endlich aber erhielten sie nach dem Erlöschen der Rißtisser Linie mit dem am | 18. Januar 1705 verstorbenen Eustach Ignatz Anton Schenk von Stauffenberg namentlich deren Stammgut Rißtissen (OA. Ehingen). Bei einem Theilungsrecesse, welchen sie am 28. Oktober 1698 zu Lautlingen errichteten, bekam der älteste Bruder, Johann Wilhelm, kurmainzischer und fürstlich bambergischer Geheimer Rath, Pfleger zu Giech und kurmainzischer Obriststallmeister † 1726, unter anderem das Gut Geislingen im Anschlag zu 56.000 fl., mit Rücksicht darauf, daß es in hohem Werth erhandelt und sich in großem Abgang befand, bedeutend geringer taxirt, als es kurz zuvor gekauft worden, der zweite Johann Wernher, fürstlich würzburgischer Geheimer Rath, Obriststallmeister und Obrister der Garde, auch Oberamtmann zu Mainberg † 1717, das Gut Lautlingen mit Zubehör, d. h. Lautlingen und Margrethausen sammt Wildenthierberg, dem Zehnten zu Hossingen und Ochsenberg im Anschlag zu 80.000 fl. Johann Wilhelm, welcher kinderlos verstarb, bestimmte durch sein Testament vom 15. Oktober 1717 seine gesamte Verlassenschaft, worunter die Herrschaft Geislingen, zu einem beständigen Fideicommiß der Familie von Stauffenberg mit ausdrücklicher Substitution der Amerdinger Linie und am 30. Oktober d. J. errichteten alle obigen 5 Brüder ein Familienfideicommiß, welches alte frühere Familiengüter und neuere Erwerbungen, darunter insbesondere die Herrschaften im jetzigen OA. Balingen, begriff, und wenn auch zunächst nur auf die Wilflinger Linie beschränkt in mannigfacher Hinsicht doch der Amerdinger das Erbfolgerecht sicherte. Nur Johann Wernher hatte Söhne und in seinen Nachkommen vererbte sich somit der Besitz der Wilflinger Linie, in welcher der fürstlich augsburgische Oberststallmeister und kurfürstlich mainzische Geheimer Rath Damian Hugo Friedrich Anton Schenk am 15. August 1791 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde. Mit seinem jüngsten Sohne, dem am 2. Juli 1833 zu Rißtissen unvermählt verstorbenen Grafen Clemens Wenceslaus erlosch der Mannsstamm der Wilflinger Linie. Zuvor noch waren durch Familienreceß d. d. Geislingen 1. Juni 1826 von Seite dieses Grafen wie andere Güter seiner Linie so die „allodiale Herrschaft Lautlingen mit Margrethausen, den Rittergütern Wildenthierberg und Ochsenberg, dem Großzehnten zu Hossingen (und dem Patronatsrechte zu Drackenstein bei Wiesensteig), die allodiale Herrschaft Geislingen mit dem Waldhofe, dem Kesselwalde, dem Großzehnten, den Gülten und Hellerzinsen (nebst dem Präsentationsrechte auf die Pfarrei Bieringen), alle diese | Güter mit allen Ein- und Zugehörungen“ u. s. w., als wahre, auf die Amerdinger Linie übergehende Familienfideicommißgüter erklärt worden. Auf Grund dieses Recesses folgte nach des Grafen Clemens Tode die Amerdinger Linie im Besitz der genannten Fideicommißgüter und zwar die Söhne des Adam Friedrich von St., des letzten katholischen Präsidenten des Reichskammergerichts zu Wetzlar und in der Folge großherzogl. würzburgischen Staatsministers († 1808), Franz Ludwig seit 10. März 1835 erblicher Reichsrath der Krone Bayern, den 17. Januar 1874 aus Anlaß seines 25jähr. Jubiläums als erster Präsident der Kammer der Reichsräthe von König Ludwig II. von Bayern in den erblichen Grafenstand erhoben, Philipp Adelbert und Friedrich. Gemäß dem Familien-Vertrage vom 16. September 1830 zwischen diesen Brüdern, welcher die Fideicommißeigenschaft der verschiedenen Güter genauer festsetzt, bekam jeder der 3 Brüder die Nutznießung eines Theiles derselben zugewiesen, so insbesondere der erstgenannte unter Anderem diejenige der Herrschaft Lautlingen, der drittgenannte diejenige Geislingens. Letzterem folgte sein Sohn Franz August, Erbherr der Majoratsherrschaft Wilflingen, Rißtissen und Geislingen (Regbl. von 1830 S. 153, 1840 S. 190).

Noch am 31. Januar 1805 wurde Graf Clemens Wenzeslaus für sich und seinen Oheim und Bruder von Kaiser Franz II. mit dem Blutbann belehnt; selbstverständlich jedoch hatten die großen politischen Veränderungen seit dem Beginne des laufenden Jahrhunderts auch für den Besitz der Familie im Oberamt ihre Folgen. Derselbe kam gemäß dem Schönbrunner Tagesbefehl Napoleons I. vom 19. Dezember 1805 unter die württembergische Landeshoheit und später griffen die Aufhebung der Leibeigenschaft, der Frohnpflichtigkeit, der Beeden und aller älterer Abgaben, die Beseitigung des Zehnten, der Gefälle, aller auf Grund und Boden haftender Lasten, sowie aller sonstiger grund- und lehensherrlicher Rechte und Realberechtigungen auch hier weitreichend ein, so daß der Familie eben die eigentlichen Ritter- und sonstigen Güter, sowie die Patronatrechte zu Geislingen und Lautlingen verblieben.

Dieselbe ist katholisch. – Den Kern ihres Wappens bildet: in silbernem Schild ein rother Querbalken, über und unter welchem ein blauer Löwe mit doppelt über einander gewundenem Schwanze; über dem Helm ein Herzogshut (angeblich der hohenstaufische).

| Was sonstigen Besitz am Orte, beziehungsweise Einzelheiten aus dessen Geschichte, betrifft, so kann etwa noch folgendes bemerkt werden. Das Kloster Beuron hatte ein hiesiges Gut, welches im J. 1417 dem Uli Narr zu Lehen ging und deshalb in der Folgezeit das Narrengut genannt wurde (St. A.), das Dominikanerinnenkloster zu Binsdorf Gefälle von drei Lehengütern, welche es im J. 1786 um 650 fl. an die Stauffenberg verkaufte. – Die Käsebereitung spielte hier von alten Zeiten her eine bedeutende Rolle: schon die Worte des Crusius (Paraleipom. 34), eine Meile von Balingen wohne ein Edelmann, bei welchem die bei weitem besten Käse fabrizirt werden, dürften hierher zu beziehen sein, und eingehender besprechen und rühmen die hiesige Käserei und ihre Erzeugnisse zwei Schriftsteller aus dem Ende des vorigen und Anfang des laufenden Jahrhunderts: Rösler (Beiträge zur Naturgeschichte des Herzogthums Wirtemberg, Tübingen 1788, 1, 191) und Röder (Geographisch statistisch-topogr. Lexikon von Schwaben, 2. Aufl., Ulm 1801, 2, 40). – Durch Vergleich vom 20. April 1604 wurden Streitigkeiten zwischen Eitel Friedrich und Jerg Dietrich von Westerstetten und Drackenstein zu Strasberg, Lautlingen und Wildenthierberg, Vater und Sohn, einentheils und der Gemeinde Hossingen anderntheils wegen der Benützung der Viehtränke des in Lautlinger und Wilden-Thierberger Markung entspringenden Brunnens im Lengenthal in der Weise beigelegt, daß die Westerstetten der Gemeinde dieselbe in gewissem Umfange einräumten. – Im Dezember 1643 mußten unter andern Lautlingen und „Geißingen“ (soll wohl heißen Geislingen) auf Befehl des Marschalls Mercy zu der Fortifikation der Stadt Rottweil frohnen (Ruckgaber, Rottweil 2b, 290 Anm. 49). – Nach Röders ebengenanntem Werke zählte der zum Kanton Neckar-Schwarzwald steuernde Ort 700 Seelen.

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In kirchlicher Hinsicht ist zu bemerken, daß hier im J. 1275 Heinrich von Thieringen als Pfarr-Rektor (vergl. oben S. 228), im J. 1344 Konrad Reck als Dechant, im J. 1354 Albrecht der Suter als Leutpriester aufgeführt wird. Doch scheint die Pfarrei der dem Täufer Johannes geweihten Kirche in der Folge wieder aufgehört zu haben, so daß im 15. Jahrhundert hier nur eine Frühmeßkaplanei bestand, welche ein Filial der Pfarrei Margrethausen war. Im Constanzer Diöcesankatalog von Jak. Manlius aus dem 16. Jahrhundert werden Lautlingen und Margrethausen getrennt aufgeführt (Sattler Ruralkapitel 42), | nach dem 30jährigen Kriege aber wurde letzteres der Pfarrei Lautlingen zugetheilt und erst im Jahre 1810 wieder zu einer eigenen Pfarrei erhoben (s. Margrethausen). – In den Jahren 1801–1808 bekleidete die hiesige Pfarrei Ignaz Demeter von Augsburg, später, 1836–1842, Erzbischof zu Freiburg (Neher, Statist. Personal-Katolog des Bisthums Rottenburg 362. 363).
  1. In den 1850er und 60er Jahren war eine namhafte Mühlmacherwerkstätte hier, und treiben einige Meister das Geschäft noch jetzt in kleinerem Umfang. Eine Holzsamenhandlung hat Absatz nach Nord- und Süddeutschland und der Schweiz.
  2. Zur Geschichte Lautlingens vergl. das oben S. 395 genannte Werk, insbesondere S. 107 ff.
  3. In der in dem angeführten Werke S. 107 genannten Urkunde von 1373 kommt Lautlingen nicht vor.
  4. Wohl dieselbe Person wie der in einer Urkunde vom 13. Jan. 1397 (St.A.), genannte Konrad von Stein zu Thierberg.
  5. Zu der oben S. 395 genannten Geschichte der Schenken von Stauffenberg kann für die älteste Zeit noch folgendes beigefügt werden: der späterer Tradition zufolge im J. 1144 in K. Konrads Kreuzheer befindliche Heinrich von Stauffenberg findet vielleicht einen geschichtlich begründeten Anhaltspunkt in dem militaris homo libertate nobilis Heinricus nomine de Stouphenberg, welcher an Pfingsten 1132 Mönch im Kloster St. Georgen wurde (Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 9, 222; wenn hier von einem Staufenberg bei Lautlingen die Rede ist, so beruht das wohl auf Verwechselung mit obiger Burg); ein Hugo pincerna de Stovfenberg erscheint in der oben (S. 379) genannten Urkunde vom J. 1266 als Zeuge; dagegen gehören ohne Zweifel nicht zu diesem Geschlechte die im Codex Hirsaugiensis ums J. 1100 als Beschenker des Klosters Hirsau genannten Burckardus et Bertholdus de Stoufenberg.
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