« Kapitel B 13 Beschreibung des Oberamts Balingen Kapitel B 15 »
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14. Laufen an der Eyach,


Pfarrdorf, Gemeinde III. Klasse mit Eisenbahnstation, Spinnfabrik, 838 Einw., worunter 18 Kath., welche nach Lautlingen eingepfarrt sind, und 2 eigener Konfession.

Laufen liegt eingeschlossen von den gewaltigen Vorsprüngen und Felsenstirnen des Gräbelesbergs, des Winkels und Horns, nördlich des Heersbergs und der Schalksburg im engen Thale der durch baumbesetzte Wiesengründe rasch hineilenden, zuweilen austretenden und mehrere kleine Wasserfälle bildenden Eyach, welcher von der Südseite der Lauterbach, der Steinbach und der Zerrenstallbach, von der Nordseite der Elschbach zufließt.

Der ziemlich ausgedehnte, freundliche und reinliche Ort mit gekandelten Straßen wird auf der Nordseite von der Eyach umflossen, von der Hauptstraße und jetzt der Eisenbahn durchschnitten. Er hat zum Theil alte Holzhäuser, so eines mit hübsch geschnitztem Traubenstock und der Jahrzahl 1685. Den Mittelpunkt bildet die 1873–75 aus Jurasteinen in gothischem Stil mit Strebepfeilern erbaute stattliche Kirche, früher dem h. Gallus geweiht, mit westlich vortretendem, viereckigem, oben sich verjüngendem Thurm, der durch fialengeschmückte Streben, im abermals verjüngten Zeltdach gleichfalls durch Fialen belebt und von einer Engelfigur überragt ist; indeß die Ostseite ein schönes Giebelkreuz und ein in drei Seiten des Achtecks endigender Chor ziert. Das Innere zeigt hohe gemusterte Fenster, graue Tünche mit rothen und blauen Farbenstreifen, im Langhaus, ein Holztonnengewölbe, welches vermittelst gewundener Tragsäulchen auf konsolengestützten Querbalken ruht. Der Chor hat ein gothisches, fünfgetheiltes, gleichfalls auf Konsolen ruhendes Kappengewölbe, dessen Rippen in einem Schlußstein mit dem agnus Dei zusammenlaufen. Der gothische Altartisch mit Crucifix (ein schönes altes rechts vom Chorbogen) steht im Chor, davor der achteckige Taufstein; Kanzel links am Chorbogen; Orgel auf einer Westempore. Die Sakristei bewahrt einen hübschen, spätgothischen Krankenkelch mit Maßwerk und der Inschrift: Maria, Jesus b(bitt).

Von den 3 Glocken des Thurmes ist die größte neu, 1875 von Benj. Grüninger und S. in Villingen gegossen mit einem Beitrag des Kunstmüllers Andr. Lang von 200 fl.; die mittlere | ist von Neubert in Ludwigsburg 1784; die kleinste ist uralt und zeigt in Majuskeln die Inschrift: Cirillus episcopus in Alexandria positus fugat tonitrua.

Der Plan der Kirche ist von Bauinspektor Herzog; die Ausführung geschah durch den Unternehmer Meyer von Ebingen und kostete die Gemeinde 49.000 fl. Zu Orgel und Glocken wurde von Privaten beigesteuert.

Südlich von der Kirche liegt jenseits der Straße das großartige 1845 erbaute Schul-, Pfarr- und Rathhaus, dreistockig mit Quergiebel. Es enthält neben den Rathhausgelassen zwei Lehrzimmer, genügende Pfarrverweserswohnung und solche für einen ständigen und einen unständigen Lehrer. Außerdem besitzt die Gemeinde noch ein Armenhaus.

Da die Markung an kleinen Quellen reich, so fehlt es nicht an gutem und genügendem Trinkwasser, welches von 6 laufenden und 1 Pumpbrunnen gespendet wird, ohne daß größere Leitungen nothwendig wären.

Die Hauptstraße nach Balingen und Ebingen, sowie die davon abzweigende Vizinalstraße nach Thieringen und Hossingen und lokale Wege legen der Gemeinde die Unterhaltung zweier hölzerner und einer steinernen Brücke, sowie von 4 Stegen auf, während eine steinerne Brücke an der Staatsstraße dem Staat zugehört.

Die gesunden und (von der Kindersterblichkeit abgesehen) meist ein höheres Alter (gegenwärtig 8 Personen 80 Jahre) erreichenden Einwohner sind fleißig und betriebsam; ihre Volkstracht haben sie meist aufgegeben.

Ihre Vermögensverhältnisse sind kaum mittel. Der größte Grundbesitzer hat 33 Morgen, der Mittelmann 12 Morgen, die ärmere Klasse ist meist auf die Allmandtheile angewiesen. Der Besitz auf fremden Markungen ist gering.

Von größeren Gewerben besteht eine Ziegelhütte, eine Wollspinnerei, eine Wattfabrik und eine Corsettweberei, die längere Zeit still gestandene Pappdeckelfabrik ist wieder in Gang gesetzt worden.

Schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts befand sich hier eine Papiermühle. Zu Anfang unseres Jahrhunderts erreichte dieselbe ihre höchste Blüte, worin sie sich bis Mitte der 30er Jahre erhielt; es wurde Schreib- und Druckpapier nebst Pappendeckel fabrizirt; die Papiermühle lieferte in jener Zeit z. B. für die Cotta’schen Bruchdruckereien in Stuttgart und | Augsburg sämmtliche Papiere zu Schillers Werken, bis das Handpapier der Maschinenpapierfabrikation das Feld räumen mußte. Von da ab beschränkte sich die Produktion auf Packpapier und Deckel. Letztes Jahr ist das mit starker Wasserkraft versehene Etablissement in eine mechanische Pappenfabrik umgewandelt worden. Im Gefolge der Papierfabrikation entwickelte sich in Laufen ein beachtenswerthes Handelsgeschäft in Haderlumpen, das noch heute von Belang ist und verschiedenen Papierfabriken des Landes jährlich circa 2500 Ctr. zuführt. Eine der ersten Kunstmühlen Württembergs wurde 1840 in Laufen eingerichtet und steht bis heute mit 4 Mahlgängen und 1 Gerbgang in schwunghaftem Betrieb. Ende der 1830er Jahre wurde in Laufen von einer Gesellschaft die erste Wollspinnerei errichtet, welche später in Besitz einer Ebinger Firma übergieng und gegenwärtig von dieser mit 6 Assortiments und 700 Spindeln betrieben wird. Eine zweite Wollspinnerei entstand 1846 mit 180 Spindeln, wurde aber 1856 in eine Wattfabrik umgewandelt und ist als solche seither mit 3 Maschinen im Gange. Zwei Sägmühlen, je mit Vollgatter und Zirkularsäge, bestehen seit alter Zeit. Bis in die 20er Jahre ausschließlich, von da nur noch theilweise Kunden-Sägmühlen, sind dieselben seit den 50er Jahren mehr Fabrikations- und Handelsgeschäfte, die ihre Schnittwaare in großen Quantitäten vorzugsweise ins Unterland absetzen.

Auch in Brennholz wird starker Handel betrieben. Vor Einführung der Zündhölzchen bildete die Anfertigung von Schwefelhölzern eine namhafte Erwerbsquelle; an deren Stelle ist seither die Anfertigung von Dachschindeln getreten, wovon Laufen jährlich 21/2 Millionen Stück in Handel bringt. Eine beachtenswerthe Erwerbsquelle war schon zu Anfang dieses Jahrhunderts der Handel mit Obstbäumen. Die ersten wurden damals aus der Gegend von Bamberg eingeführt; sie bildeten zugleich den Anfang der freundlichen Obstpflanzungen, welche Laufen umsäumen. Aus diesem Handel entwickelte sich alsbald ein solcher mit Waldpflanzen und Waldsamen, welcher sich namentlich in den letzten zwei Jahrzehnten zu großer Ausdehnung entfaltet und gegenwärtig von mehreren Geschäften betrieben wird, deren Absatzgebiet hauptsächlich Württemberg, Baden, Bayern und die Schweiz bilden.

Neben all diesen Erwerbszweigen fand noch die Corsettweberei Eingang, beschäftigt aber gegenwärtig blos noch zehn | Stühle, während die weibliche Bevölkerung zum größten Theil dem Sticken obliegt.

Man zählt 6 Wirthschaften, darunter 2 Bierbrauereien.

Ein Frachtfuhrmann fährt wöchentlich mehrere Male nach Balingen. Im Winter besteht eine Strickschule.

Die ziemlich große, abgerundete, aber fast ganz bergige Markung fällt außer dem Thalgrund in die Schluchten und Abstürze der obgenannten Berge, deren Höhe sie auf dem Gräbelesberg, der Schalksburg und dem westlichen Heersberg noch erreicht. Ihr Boden besteht aus den Trümmern und Zersetzungen des ganzen braunen und des unteren bis mittleren weißen Jura und ist demgemäß meist schwer, thonig, doch nicht tiefgründig, im ganzen mittelfruchtbar. Geringerer Kalkstein und Lehm wird gewonnen; das Erzgraben auf dem Gräbelesberg hat aufgehört.

Die Landwirthschaft wird, so gut es die Verhältnisse gestatten, eifrig und fleißig betrieben, jeder irgend geeignete Platz angebaut. Mit Asche, Gips und Kompost und der meist sorgfältig gesammelten Jauche hilft man dem Boden nach. Der Pflug ist der Wendepflug. Eiserne Eggen werden gebraucht, viele Futterschneidmaschinen, auch eine Dreschmaschine sind aufgestellt. Der Betrieb geschieht in der Dreifelderwirthschaft, unter hälftigem Anbau der Brache mit Klee, Kartoffeln, Hanf und etwas Flachs für den Hausbrauch. Die wichtigeren Getreidearten sind Dinkel, Haber, Gerste; in zweiter Linie stehen Roggen, Weizen, Einkorn. Am besten gedeihen die zwei erstgenannten; ebenso die Kartoffeln. Klee, Luzerne und Esparsette werden nach Bedarf gebaut. Man erhält von 11–12 Sri. Aussaat auf den Morgen: von Dinkel 7–8 Schff., von 5–6 Sri. Gerste 3 Schffl., von 8–9 Sri. Haber 4–5 Schffl., von 6 Sri. Weizen 3 Schffl., von 9–10 Sri. Einkorn 4 Schffl., von 6 Sri. Roggen 3 Schffl. Ausfuhr kann nicht stattfinden. Einfuhr ist in irgend günstigen Jahren gleichfalls nicht nöthig. Feinere Gewächse gedeihen nicht gut. Das Klima ist dafür, wenn auch nicht besonders rauh (nur der Ostwind ist zu fürchten), doch zu wechselnd.

Der Wiesenbau ist nicht besonders ausgedehnt, doch für den Bedarf genügend; die Wiesen sind ein- und zweimähdig und ertragen circa 30 Ctr. der Morgen von mittlerer Qualität.

Gemüsebau nur für eigenen Bedarf. Dagegen ist die Obstzucht im Zunehmen und erstreckt sich über die ganze Markung. Das Obst geräth gerne, hauptsächlich Luiken und Zwetschgen. | Die Verwendung geschieht hauptsächlich zum Mosten und Dörren. Im Durchschnitt können auch 400 Sri. nach außen abgegeben werden. Kleinere Baumschulen sind im Privatbesitz, aus ihnen, wie auch von der Umgegend werden die Jungstämme bezogen.

Die Gemeinde besitzt 1100 Morgen, größtentheils gemischte, Waldungen, welche jährlich 3000 Festmeter und 15.000 Wellen ertragen, wovon jeder Bürger 2 Raummeter und 75 Wellen erhält; indeß circa 10.000 M. in die Gemeindekasse fließen.

Die Schafweide umfaßt gegen 70 Morgen, ist gut und wird mit fremden Schafen befahren, sie erträgt der Gemeinde 950 M., die Pferchnutzung 500 M. Die Allmanden sind in Stücken von 21/4 Morgen ohne Zins an die Bürger verliehen. Einige Farrenwiesen behält die Gemeinde für sich.

Pferdezucht und -haltung ist nicht bedeutend. Die Stuten kommen auf die Platten Ebingen oder Balingen. Dagegen ist die Rindviehzucht von Belang und in gutem Stand; die Gemeinde hält dafür 2 Schweizer Farren. Einiges Bestandvieh ist eingestellt. Stallfütterung ist allgemein. Die benachbarten Märkte werden mit Vieh befahren.

Schafzucht wird auch von einigen Privatleuten betrieben, welche deutsche und Bastardschafe erzielen und auch überwintern. Im Sommer laufen 400 Stück, im Spätjahr 200. Der Absatz der Wolle geht nach Ebingen, Balingen, der Thiere nach Sulz.

Eigene Schweinezucht wird nicht getrieben, dagegen einige Aufzucht, meist zum Verkauf.

Ziegenzucht ist mittel; Geflügelzucht nur für eigenen Bedarf.

Die Bienenzucht nimmt zu.

Die Eyach und ihre Nebenflüsse führen einige Forellen und Steinkrebse; die Gemeinde verpachtet das Fischrecht um 1 M.

An Armen- (Brot-) Stiftungen sind etwa 700 fl. vorhanden; unter den Stiftern besonders die Namen Krimmel und Lang.

Der Name des Orts, welcher früher Laufo, Louffen, geschrieben wurde, ist von dem althochdeutschen laufan, neuhochdeutschen laufen, abzuleiten und weist auf Flußschnellen, Wasserfälle hin (Förstemann 2, 809. 810). Der Ort selbst tritt in der Geschichte erstmals im J. 793 durch Besitz auf, welchen das Kloster St. Gallen allda von der gestürzten gottfriedischen Herzogsfamilie erwarb (S. 338), und auch noch ums J. 1200 erscheint genanntes Kloster hier beträchtlich begütert. Im Übrigen | war Laufen jedoch zollerisch: noch am 5. Juli 1403 stiftete Graf Friedrich von Zollern genannt Mülli für seinen Sohn sel. Graf Friedrich, sich selbst, seine Gattin Verena Gräfin von Kiburg und alle seine Vordern und Nachkommen einen Jahrtag, indem er dem Kloster Wittichen den Zoll in seinem Dorf Laufen erließ, allein bereits am 3. November d. J. verkaufte er dasselbe mit der Herrschaft Schalksburg an Württemberg (S. 279).

Was sonstigen unbedeutenderen Besitz betrifft, so kamen ein Dinghof, Gülten, Zinsen und Nutzen dahier um die Mitte des 15. Jahrhunderts von Kloster Ottmarsheim an Wolf von Bubenhofen (S. 313) und verkaufte den 11. Mai 1596 Eitel Friedrich von Westerstetten zu Lautlingen seine hiesigen Gerechtsame, den bisher zur Herrschaft Lautlingen gehörigen ganzen großen und zum Theil den kleinen Zehenten, wohl altes thierbergisches Erbe, um 4100 fl. an Herzog Friedrich von Württemberg (Sattler 5, 196). – Seit dem 16. Jahrhundert erscheint die Johanniterkommende Hemmendorf hier gültberechtigt. – Streitigkeiten zwischen den Gemeinden Laufen und Lautlingen, beziehungsweise Konrad von Thierberg als Herrn zu Lautlingen wegen der Untermark, des Viehtriebs, der Fischereigerechtigkeit und dem Bannrecht in dem zwischen beiden Orten gelegenen Lauterbach wurden den 27. Oktober 1421, bezw. den 27. November 1475 schiedsrichterlich beigelegt. – Über die Vergleiche vom 24. April 1518 und 31. Oktober 1582 s. oben S. 410.

Aus diesem Laufen gebürtig ist Burkard Tunzmann, baccalaureus artium zu Prag im September 1388, Dekan der dortigen philosophischen Fakultät im Sommer 1406, 1408 mit Joh. Huß Examinator, sodann an der neu gegründeten Leipziger Universität Professor der Theologie und Kollegiat des großen Fürstenkollegiums, Rektor der Universität im Sommer 1411, Domherr zu Meißen, † 1431 (vergl. Fragmente zur Geschichte der Stadt und Universität Leipzig Thl. I. 1787 S. 86. Bericht vom J. 1847 an die Mitglieder der deutschen Gesellschaft zur Erforschung vaterl. Sprache S. 18).

Bei einem Brande, welcher am 30. Nov. 1790 die hiesige schon im Landbuch von 1624 genannte Mühle und 2 benachbarte Häuser und Scheuern vernichtete, kamen von den 18 Kindern der beiden Müller 8 ums Leben (Schwäbische Chronik von 1790 S. 332).

In kirchlicher Hinsicht war der Ort früher Filial von Burgfelden, dessen Frühmesser im J. 1522 seinen Wohnsitz zu Laufen nahm (vergl. S. 313), in der Folge von Dürrwangen, bis den 11. Septbr. 1844 eine ständige Pfarrverweserei hier errichtet wurde.

| Was die Schalksburg[1] betrifft, deren Ruine (vergl. S. 49) auf dieser Markung liegt, so wurde dieselbe früher Schalchisperg (1226), Salkesburch (1252), Schalkesberg (1309), Schalsburg (1363) u. s. w. geschrieben und ist ihr Name wohl von Schalk, d. h. Knecht, abzuleiten.[ER 1] Sie bildete einen Bestandtheil des ältesten zollerischen Familienbesitzes. Von diesem Geschlechte urkundet zuerst auf der Burg Graf Friedrich der Erlauchte, indem er im J. 1266 dahier dem Kloster Bebenhausen einen Hof zu Dettlingen eignet (Mon. Zoller. 1, 85). Von seinen Söhnen erscheint der jüngere, Friedrich der junge genannt von Merckenberg, † um 1302, als Begründer eines eigenen auf die Schalksburg mit Zugehörungen, besonders Balingen, abgetheilten Zweigs des Geschlechts, welcher den 1. April 1408 mit Graf Friedrich, genannt Mülli, erlosch (vergl. über die Mitglieder dieser zollerischen Linie und über die im Besitze derselben befindlichen zollerischen Güter S. 214 ff.). Mit dem Beinamen „des Schalksberg ist“ erscheint zuerst den 22. Juli 1309 der Sohn des Begründers der Linie, Friedrich der jüngere Merckenberger, † um 1319 (Mon. Zolleran. 1, 123).

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Es saß auf der Burg auch ein eigenes zollerisches Ministerialen- beziehungsweise Burgmannengeschlecht, das sich gleichfalls nach ihr nannte und von welchem insbesondere folgende Glieder bekannt sind: H. (d. h. wohl Heinrich) von Sch. den 17. August 1226 zu Ulm Zeuge bei der Bestätigung eines Vergleichs zwischen Graf Albert I. von Hohenberg und dem Kloster Kreuzlingen durch K. Heinrich (VII.), somit auch in Beziehung zu dem Hohenberger Zweige des zollerischen Grafenhauses (Monum. Zolleran. 1, 43); im J. 1252 dominus H. miles de Salkesburch, vielleicht ein Sohn des vorigen, Zeuge des Grafen Wolfrad des Jüngeren von Veringen (vergl. Locher, Regg. der Grafen v. Veringen 60); H. miles de Schasispurg et N. filius eius im J. 1266 dsgl. des Gr. Friedrich des Erlauchten von Zollern; Walther den 9. Febr. 1306 dsgl. der Herren von Böttingen, den 26. Juni 1317 Käufer zweier Güter zu Engstlatt von den Schenken von Stauffenberg, den 15. März 1319 thätig bei einer gräflich zollerischen Seelgeräthestiftung, mit Heinrich von S. den 5. April 1320 gültberechtigt hinsichtlich der Mühle zu | Dietenstaig bei Balingen (Mon. Zolleran. 1, 85. 121. 130. 133. 136); Heinrich den 6. Juli 1333 auf einen Acker auf der Ebene im Hauser Bann verzichtend (St.A.); Burkhard und Heinzli, der Sohn seines Bruders Heinrich sel., mit Einwilligung Heinrichs von S. ihres lieben Freunds und Graf Friedrichs von Zollern, des Schalksburg ist, den 27. April 1347 Verkäufer von Eigen und Lehen seitens des zollerischen Hauses zu Streichen und in Verbindung mit Burkhards Schwester Agnes, Nonne zu Stetten, den 1. Mai 1363 Verkäufer zweier Höfe zu Engstlatt (Mon. Zolleran. 1, 169. 201); Burkhard den 26. Dez. 1372 mit dem Kloster Beuron wegen streitiger Güter zu Streichen verglichen (ebenda 224); Beth von Sch. und ihr Gatte, der Edelknecht Berthold von Balgheim, den 24. Juli 1378 Verkäufer ihres Theils an Hirschberg und an Schachen für 100 fl. an die Stadt Balingen, welche den andern Theil dieser Güter schon zuvor von Bürklen von Sch. Heinrichs sel. Sohn erkauft hatte (Balinger Vertragsbuch; die Urkunde, gedr. im Balinger Volksfreund von 1879 S. 247). Weitere Verbindungen der Familie mit anderen Geschlechtern anbelangend werden im J. 1377 Anna von Bubenhofen, Heinrichs von S. Witwe, und Bethe von Isenburg, Burkhards von S. Eheweib, erwähnt; 1381 nennt sich Wernher von Rosenfeld „Sohn des Burkhard von Schalksburg“ und führt im Siegel das Schalksburger Wappen, welches jedoch die Umschrift: „Wernherus de Rosenfelt“ hat; das schalksburgische Wappen ist eine Burg mit zwei Thürmen, das rosenfeldische in der Folge in rothem Schild eine silberne Burg mit Thor und zwei Thürmen (vergl. von Stillfried-Märcker a. a. O. 140).

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Mit der ganzen Herrschaft Schalksburg gieng die Burg am 3. Nov. 1403 aus zollerischem in württembergischen Besitz über (S. 279) und erscheint im J. 1420 als der Herrschaft Württemberg Eigen. Im Jahr 1458 wurde sie von Graf Ulrich von Württemberg dem Ulrich von Rechberg, Pfleger zu Höchstädt, welchem der Graf 12.000 fl. schuldete, eingegeben. Rechberg hatte 100 Mann als Burgsäß zu halten und die Burg mit Wachen und anderem zu versehen. Wollte er selbst oder einer seiner Söhne darin wohnen, so sollte ihm von Balingen aus, wie einem Pfandherrn gebühre, gedient werden (Rink, handschr. Geschichte der Grafen v. Rechberg, in Donzdorf). Nach Ulrichs Tode erscheint der jüngere Bruder dieses Rechberg, der fehdelustige Hans von Rechberg zu Schramberg, aus württembergischen Diensten ausgetretener Feldhauptmann, | im Besitze des Schlosses (Zimmer. Chronik 1, 378. 382. 385). Er gerieth im Bunde mit Eberhard von Klingenberg zu Hohentwiel im Herbst des Jahres 1464 in heftigen Kampf mit den Grafen Johann von Werdenberg, Ulrich und Eberhard von Württemberg, Eberhard von Sonnenberg und der St. Georgengesellschaft. Mit einem Aufgebot aus der Landschaft des Grafen Ulrich belagerte Graf Nicolaus von Zollern das „wehrlich Haus“ Schalksburg seit dem 23. Oktober d. J. strenge, bis es sich am 13. Dezember ergab und sofort zerstört wurde (Stälin 3, 560). Im Anschluß an den allgemeineren Friedensschluß vom 28. Jan. 1465 verglichen sich Graf Ulrich und Hansen Sohn Wilhelm den 13. Febr. d. J. dahin, daß Ulrich dem Rechberg einen neuen Schuldschein über 12.000 fl. ausstellen, die Schalksburg aber dem Grafen ledig und los sein und nicht in den neuen Brief aufgenommen werden, sowie daß wegen des bei diesem Schlosse erlittenen Schadens kein Theil an den andern etwas zu fordern haben solle (St.A. Vergl. Sattler Gr. 3. Beil. Nr. 30). Ohne Zweifel wurde die Burg, welche allem nach ziemlich stark und bedeutend, auch mit einer nach Burgfelden eingepfarrten Kapelle versehen war (vergl. S. 313), sofort wieder aufgebaut, von Ulrichs Sohn Graf Eberhard dem Jüngeren übrigens mit Einwilligung seines Vetters Graf Eberhards des Älteren bereits den 6. Febr. 1481 an den Landhofmeister Hans von Bubenhofen für 10.000 fl. verpfändet. Am 6. Febr. 1510 erlaubte Herzog Ulrich von Württemberg dem Grafen Eitel Friedrich II. von Zollern, das Schloß um 6000 fl. von den Bubenhofen einzulösen, worauf am 19. Febr. 1511 zu Reutlingen mit den zeitweiligen Inhabern desselben wegen seiner Übergabe unterhandelt wurde. Des Rückerwerbers jüngerer gleichnamiger Sohn erhielt durch Vergleich mit den Vormündern der Kinder seines ältesten Bruders Franz Wolfgang am 15. Juni 1520 dahier seinen Wohnsitz eingeräumt, allein im J. 1554 verlangte Herzog Christoph von Württemberg die Wiedereinräumung gegen Zurückerstattung der Kaufsumme, Zinsen und Baukosten, ein Verlangen, dem entsprochen wurde (v. Stillfried-Märcker a. a. O. 166). Doch war das Schloß schon ganz abgängig und baufällig, so daß im folgenden Jahre ein Haus und ein Stück Mauer im innersten Theile einfiel, der Herzog aber im J. 1557 beschloß, die Häuser abzubrechen, Holz und Ziegel zu verkaufen und von den 14 frohnpflichtigen Dörfern des Balinger Amts (338 Häusern) für die Frohnleistungen zum | Schloßbau sich ein Frohngeld von 3 Schill. Heller jährlich für jedes pflichtige Haus zahlen zu lassen, wobei er sich für den Fall der Wiederaufnahme der Bauten das Wiederaufleben der Frohnen vorbehielt. Wie bald jene Absicht wirklich ausgeführt ward, ist zweifelhaft, denn noch im J. 1570 wurde Daniel von Anweil unter Vorbehalt des Öffnungsrechts von Herzog Ludwig mit der Burg belehnt, die jedoch ein Blitzstrahl schwer schädigte (Crusius Paraleip. 134). Das Landbuch von 1624 sagt: „Schalksburg ein alt abgegangen Schloß, noch ziemlich viel Gemäuer, auch der Zwingel und Grab darum zu sehen, dabei zehn Mannsmad Wiesen und ein Viehweid, darauf man auf die 12 Stück Vieh halten kann, ist meines gnädigen Fürsten und Herrn eigen und müssen die Unterthanen in den dabei gelegenen Amtsflecken für die Frohnen, so sie zu diesem schuldig, jährlich in die Kellerei Balingen ein genannt Geld reichen.“ (Vergl. auch oben S. 223.)
  1. Die Geschichte der Schalksburg in „Koch, die Ritterburgen und Bergschlösser im Kgr. Württemberg,“ 1, (1828) 1–40 enthält manches unrichtige und auch wohl manches, was sich nicht quellenmäßig belegen läßt, sondern auf späterer Sage beruht.

Errata

  1. S. 417. Schalksburg. Zum Namen vgl. Birlinger Alem. 6, 142. Siehe Nachträge und Berichtigungen, Seite 544.
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