« Kapitel B 3 Beschreibung des Oberamts Backnang Kapitel B 5 »
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Bruch,

Gemeinde III. Klasse mit 256 Einwohnern. Dorf, Filial von Unter-Weissach. 2 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt.

Still und friedlich an beiden Gehängen, namentlich dem südlichen, des westwärts ziehenden Bruchenbach-Thälchens liegt der kleine freundliche Ort mit seinen von Obstgärten umgebenen Bauernhäusern. Weite Aussichten bieten sich keine auf der Markung.

Ganz am Südende des Dorfes stand früher eine Kapelle, noch erhielten sich am Waschhause des Bauern Friedrich Klotz Thürgestelle davon und in dessen Wohnhaus wird ein sehr schönes gothisches holzgeschnitztes Bildwerk aufbewahrt: Maria mit dem Leichnam des Herrn, in einem alten Altarschränkchen sitzend. Von diesem Bild geht die Sage, es thue sonst nirgends gut und wenn es entfernt werde, so rumore es im ganzen Haus.

Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend 2 laufende und 6 Pumpbrunnen, auch die Markung ist reich an guten Quellen, dann fließen darüber der Bruchenbach, der Bubwiesen- und der Langenwiesenbach, die zuweilen verheerend austreten.

Die Vicinalstraße von Lutzenberg nach Ober-Weissach geht durch den Ort. Zwei steinerne Brücken und zwei steinerne Stege sind über die Bäche angelegt und von der Gemeinde zu unterhalten.

Die Haupterwerbsquellen der Einwohner bestehen in Feldbau, Viehzucht, Obstbau und etwas Weinbau; unter den Handwerkern sind die Maurer am meisten vertreten. Eine Schildwirthschaft und zwei Kramläden bestehen. Die Vermögensverhältnisse gehören zu den mittleren; der begütertste Ortsbürger besitzt 50, der sogenannte Mittelmann 25, die ärmere Klasse 3–4 Morgen Grundeigenthum. Auch auf angrenzenden Markungen haben mehrere Einwohner einigen Grundbesitz.

Die kleine, mit wenig Ausnahmen unebene, bergige Markung hat im allgemeinen einen mittelfruchtbaren Boden, der theils aus den leicht sandigen Zersetzungen des Keuperwerksteins, theils aus denen des Keupermergels, die einen thonigen, schweren Boden zur Folge haben, besteht.

Das Klima ist mild und begünstigt den Anbau von feineren Gewächsen, wie auch den Weinbau. Frühlingsfröste, kalte Nebel und Hagelschlag kommen zuweilen vor.

Der Zustand der Landwirthschaft ist in Vergleichung mit anderen Orten etwas geringer, weil theils die Terrain- und Bodenverhältnisse, theils der Mangel an Streu einem ausgedehnteren rationellen Betrieb im Wege stehen. Indessen sucht man durch Düngersurrogate und die Einführung verbesserter Ackergeräthe möglichst nachzuhelfen.

| Von den Halmfrüchten wird vorherrschend Dinkel gebaut, dann Haber, Weizen, Gerste und Einkorn.

Von Brach- und Handelsgewächsen pflanzt man für den eigenen Bedarf Kartoffeln, Angersen, Futterkräuter (dreiblätterigen Klee, Esparsette, Wicken), Welschkorn, Reps, Mohn, Flachs, Hanf und in neuerer Zeit Hopfen. Von den Getreidefrüchten können nur etwa 50 Scheffel Dinkel nach außen abgesetzt werden.

Der Wiesenbau liefert ein gutes Futter, das zum Theil auch auswärts abgesetzt wird. Die Wiesen sind 1–2mähdig und haben keine Wässerung.

Der Weinbau ist nicht ausgedehnt und wird in der gewöhnlichen Art betrieben; 2860 Stöcke, die den Winter über bezogen werden, kommen auf den Morgen; man baut hauptsächlich Silvaner und Drollinger, die besten Lagen sind die „am Berg“. Der Preis eines Eimers bewegte sich in den letzten 10 Jahren von 15–80 fl. Der Wein wird nach verschiedenen Gegenden abgesetzt.

Die sehr bedeutende, noch im Zunehmen begriffene Obstzucht beschäftigt sich mit den meisten Kern- und Steinobstsorten und erlaubt in günstigen Jahrgängen einen sehr beträchtlichen Verkauf nach außen.

Die Weide wird nicht befahren und nur die vorhandenen 3–4 Morgen Allmanden sind um 18 fl. jährlich verpachtet.

Pferde sind im Ort nicht vorhanden, dagegen ist die Rindviehzucht (Simmenthaler Race) in gutem Zustand und wird durch einen Zuchtstier von gleicher Race nachgezüchtet. Viehhandel und Viehmastung werden wenig getrieben.

Die Fischerei ist nicht von Bedeutung, das Fischrecht in den hiesigen Bächen hat der Staat, der es verpachtet. – Forellen kommen vor, auch Steinkrebse.

Stiftungen bestehen keine.

Das Dorf gehörte nach dem Lagerbuch von 1528 mit aller Obrigkeit und Herrlichkeit dem Fürstenthum Württemberg, auch mit dem Stab und in das Gericht gen Backnang (Reyscher Statutarrechte 128). Der große und kleine Frucht- sowie der Weinzehente stund dem Stift Backnang zu (Lagerbuch von 1568/9).


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