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Strümpfelbach, mit Katharinenhof,

Gemeinde III. Kl. mit 244 Einw., wor. 1 Kath. – Dorf, Filial von Oppenweiler; die Kath. sind nach Oppenweiler eingepfarrt. 3/4 Stunden nördlich von der Oberamtsstadt gelegen

Der kleine unregelmäßig gebaute Ort liegt am sanften Abhange des friedlichen südwärtsziehenden Eckertsbachthälchens. Vom Eulenberg und vom Katharinenhofe herab genießt man nicht gerade weite, aber sehr liebliche Aussichten. Der Ort hat weder Kirche noch Begräbnißplatz und die Verstorbenen müssen in Oppenweiler beerdigt werden. Das hübsche, 1842 erbaute Schulhaus enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und zugleich das Rathszimmer.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 10 Pumpbrunnen, nur im Jahre 1865 trat etwas Mangel ein; auf dem Katharinenhof ist ein laufender Brunnen, der über eine Viertelstunde weit in hölzernen Deucheln hergeleitet wird. Auch die Markung ist mit guten Quellen wohl versehen, wovon die bedeutendste die des Eckertsbaches. Das an einigen Sumpfstellen hervortretende Wasser ist nicht selten eisenhaltig. In nassen Jahrgängen dringen oft im Thal über der undurchlassenden Lettenschichte neue Quellen (Hungerbrunnen) hervor. Der Eckertsbach fließt östlich am Dorf vorüber, seit von dem Pfaffenbrunnen die Hauptquelle auf den Katharinenhof geleitet wird, trocknet er Sommers öfters bis in die Nähe des Ortes ein. Eine Wette besteht. Auf der östlichen und auf der südlichen Seite des Ortes lagen früher Seen, wovon die Dämme noch vorhanden sind; ihr Grund wird jetzt zu Wiesen benützt.

| Die Staatsstraße von Marbach nach Oppenweiler (Hall und Murrhardt) geht hier durch, die von Backnang eben dahin östlich am Ort vorüber, dann führt eine Vicinalstraße von hier nach Zell. Über den Eckertsbach gehen 6 Überfahrten, (kleine Brücken und Dohlen), sie sind theils vom Staat, theils von der Gemeinde zu unterhalten.

Die im allgemeinen fleißigen und geordneten Einwohner finden ihre Haupterwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht; ihre Vermögensverhältnisse sind nicht ungünstig, die reichsten Bürger besitzen 30–60 Morgen, worunter 2–5 Morgen Wald, der Mittelmann 10–35 Morgen, worunter 1–2 Morgen Wald, die am wenigsten bemittelte Klasse unter 10 Morgen und in der Regel keinen Wald. Auf angrenzenden Markungen besitzen einzelne Bürger Güter bis zu mehreren Morgen. Die nicht große Markung, von der überdieß ein namhafter Theil mit Wald bestockt ist, hat, soweit sie für den Feldbau benützt wird, eine ziemlich ebene Lage und einen durchschnittlich mittelfruchtbaren tiefgründigen Boden, der theils aus sandigem Lehm, theils aus den thonigen Zersetzungen des unteren Keupermergels besteht, welch letzterer nicht selten auch die Unterlage des Lehms bildet und wegen seiner die Feuchtigkeit nicht durchlassenden Eigenschaft denselben etwas naßkalt macht. An einzelnen Stellen macht sich auch die Lettenkohlen-Gruppe, die einen hitzigen Boden zur Folge hat, etwas geltend. Die Wiesen zeigen wegen des lettigen Untergrunds nicht selten nasse, saures Futter erzeugende Stellen.

Die klimatischen Verhältnisse sind ziemlich günstig und erlauben noch den Anbau von feinern Gewächsen (Gurken, Bohnen, Mohn, Welschkorn; indessen stellen sich in dem feuchten Thale zuweilen kalte Nebel und schädliche Frühlingsfröste ein. Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Brabanterpflug, eiserne Egge, Walze, Repssä- und Dreschmaschine) gut und umsichtig betrieben, und zur Besserung des Bodens werden neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln Gips, Asche, Mergel und Kompost verwendet. Man baut vorherrschend Dinkel, Roggen und Haber, weniger Gerste, Weizen, Hirsen, Einkorn; ferner Kartoffeln, Runkelrüben, Ackerbohnen, Kraut, Bohnen, Welschkorn, Wicken, Futterkräuter, Reps, Mohn, Flachs, Hanf, Hopfen. Nach außen können jährlich verkauft werden 300 Scheffel Dinkel, 60 Scheffel Haber, 3 Scheffel Roggen, 5 Scheffel Gerste, 5 Scheffel Weizen, 20 Scheffel Reps, 2 Scheffel Mohn, einige Centner gehechelten Hanf und Flachs und 3 Centner Hopfen.

Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt und liefert, einige saure Stellen abgerechnet, ein gutes Futter; die Wiesen können in nassen Jahren dreimal, in trockenen zweimal gemäht werden. Von dem Futtererzeugniß wird ein kleiner Theil nach außen verkauft.

| Weinbau wird keiner getrieben, doch besitzen die meisten hiesigen Bürger Weinberge auf Groß-Aspacher Markung.

Auf die Obstzucht wird viel Sorgfalt verwendet, namentlich in den höheren Lagen, während im Thale die Frühlingsfröste und Nebel häufiger schaden. Besonders gedeihen Luiken, Rosenäpfel, rothe Kallville, Reinetten, Silberäpfel, Knausbirnen, Rommelsbirnen, Grunbirnen. Über den eigenen Bedarf können in günstigen Jahrgängen mehrere hundert Simri Obst nach außen verkauft werden.

Die Stoppel- und Winterweide ist an einen fremden Schäfer um 140 fl. jährlich verpachtet, der Pferch trägt 50–80 fl. ein. Die Gemeinde hat das Weiderecht und überdieß steht den Besitzern des Fürstenhofes ein Übertriebsrecht auf der Markung zu.

Die Gemeinde besitzt 11 Morgen Güter, wovon 10 wenig ergiebige Morgen um 36 fl. verpachtet sind, und ein Morgen von der Gemeinde selbst bebaut wird, der eine jährliche Einnahme von etwa 30 fl. der Gemeindekasse sichert.

Die Viehzucht bildet eine besondere Erwerbsquelle und wird mit großer Sorgfalt gepflegt; man sucht den bestehenden Landschlag durch zwei Simmenthaler- oder Neckarschlag-Farren zu veredeln. Viehhandel und Viehmastung findet, wenn auch nicht ausgedehnt, statt; das Mastvieh kommt nach Stuttgart und Ludwigsburg oder an bayerische Händler zum Verkauf. Milch wird nach Backnang verkauft, der größere Theil aber verbuttert.

Die Schafzucht betreibt ein Weidepächter, der im Nachsommer 125, im Winter 170 Stück Bastarde laufen lässt und im Ort überwintert. Die Wolle geht nach Kirchheim, der Abstoß der Schaafe nach Paris.

Die Fischerei, (Forellen) im Eckertsbach, ist unbedeutend und gehört dem Staat, der sie um eine geringe Summe verpachtet.

Das ganze Stiftungsvermögen beläuft sich bis jetzt nur auf 140 Gulden; es sind in den letzten Jahren von mehreren Verstorbenen 20–40 fl. für Armenzwecke gestiftet worden. Die Zinsen werden noch zum Kapital geschlagen.

Auf den sog. Kreuzäckern soll früher ein Begräbnißplatz gewesen sein; die Stelle ist noch mit einer Hecke umfriedigt, auch findet man daselbst menschliche Gebeine. Nach der Sage soll der Ort größer gewesen und in Folge des dreißigjährigen Krieges oder eines anderen Ereignisses die Bevölkerung geringer geworden sein; hiefür sprechen jetzt noch sichtbare Ackerbeete und Weinbergmauern in den Waldungen, namentlich in dem Eulenberg. An diesen Ackerbeeten vorüber und durch den Wald Eulenberg führt die Römerstraße von Marbach nach Murrhardt.

Zu der Gemeinde gehört:

b. Katharinenhof; liegt eine Stunde nördlich von der Oberamtsstadt | und eine Viertelstunde südwestlich von Oppenweiler links der Backnang–Murrhardter Landstraße.

Im Jahr 1847 erkaufte hier der verewigte Prinz Friedrich von Württemberg von dem auf der Markung Strümpfelbach gelegenen Staatswald „Ottenseehau“ 36 Morgen und ließ daselbst auf einem schön geformten Flachhügel ein Jagdschloß mit Nebengebäuden nach dem Entwurf des Hofbaumeisters von Zant erbauen, das er seiner hohen Gemahlin zu Ehren Katharinenhof nannte. Das dreistockige in freundlichem Villenstil ausgeführte Gebäude enthält im unteren Stockwerk den schön geschmückten Speisesaal mit prächtig gemalter Decke, und einige weitere Gelasse, im zweiten Stockwerk die Wohnräume des Prinzen, im dritten Wohnungen für die Dienerschaft. Alle drei Geschosse sind innen von Galerieen im Viereck umzogen, welche, wie sämtliche Gelasse mit Hirschgeweihen, Schweinshauern, u. s. w. reich und geschmackvoll ausgeziert sind. Um das Schloß ziehen sich schöne Gartenanlagen und dahinter liegen, durch einen von wilden Reben überwachsenen Gang verbunden, Stallungen, Gewächshaus, Gärtnerwohnung und Fasanenhäuschen. Die Aussicht vom Schloß aus ist reizend, besonders in das grüne liebliche Murrthal, in dem Sulzbach noch sichtbar ist; im Mittelgrund erhebt sich majestätisch Schloß Reichenberg, auch die Burg Ebersberg schaut freundlich von der im Hintergrunde weit umher aufsteigenden Bergterrasse herüber. Im J. 1853 ließ der Prinz zunächst des Katharinenhofes einen Wildpark einrichten, wozu er anfänglich 35036/8 Morgen Staatswaldungen auf 20 Jahre pachtete, später weitere 217 Morgen, welche der Staat von der Gemeinde Rietenau und 492 Morgen, die der Staat vom Freiherrn von Brüssele-Schaubeck kaufte, so daß gegenwärtig die ganze Fläche des Parkes 42126/8 Morgen beträgt.

Anfangs wurde der Park mit Edel- und Schwarzwild besetzt, als aber im Jahre 1862 das Edelwild anfing die Jungstämme zu schälen und dem Walde Schaden zufügte, ließ der Prinz das Edelwild wegschießen und hielt nur noch Dam- und Schwarzwild. Nach dem Ableben des Prinzen 1870 wurde nun auch mit dem Wegschießen des Dam- und Schwarzwildes begonnen, und bis zum Ablauf des Pachtes im J. 1873 wird der Park wieder aufgehoben werden. – Zur Aufsicht des Parkes sind vier Jäger angestellt, die in benachbarten Orten wohnen; der über sie gesetzte Wildmeister hat seinen Wohnsitz in Oppenweiler.

Im J. 1271 schenkte Berthold, Bürger zu Backnang, dem Kloster Steinheim 1 Pfd. Heller Ewiggelds aus Gütern zu Strümpfelbach. Seifried Sundernagel, Schultheiß zu Botwar, verkaufte den 21. März 1362 mit Bewilligung seiner Gattin Elisabethe von Thalheim um 30 Pfd. Heller die ihm zugehörige Hälfte alles Zehentens | allhier an das Stift Backnang. Demgemäß gehörte in der Folge wenigstens im 16. Jahrhundert der große und kleine Zehente hieselbst im Allgemeinen halb diesem Stifte, halb der Pfarrei Oppenweiler, welche auch ein Lehengut hier besaß, jedoch in der Weise, daß aus einzelnen Äckern das Stift, die Pfarrei und die Herrschaft Württemberg allein obige Zehenten bezogen, der Weinzehente dagegen dem Stift allein zustand (Lagerb. von 1568/9).

Den 17. Juli 1407 trug Hans Nothaft dem Grafen Eberhard von Württemberg seinen Weiler Strümpfelbach zu einem Mannlehen auf und im J. 1434 verwies ein gleichnamiger Nothaft seine Gattin darauf, allein schon in der Mitte des 16. Jahrhunderts berichtete der Vogt zu Backnang, daß nach der Aussage des Gerichtes und Rathes sowie alter Leute zu Strümpfelbach die Sache sich nicht anders herausgestellt habe, als daß allweg dieser Weiler dem Fürstenthum Württemberg und sonst Niemand Anders zugehöre und weder Edle noch Unedle ihn besessen haben. Er gehörte in der Folge unter den Stab und in das Gericht Backnang (St.-A.).

Auch die Familie Sturmfeder, welche schon 1361 Zehent-Antheile zu St. verkaufte, besaß hier als Zugehörde von Oppenweiler einen Hof mit vogteilicher und niedergerichtlicher Obrigkeit, aus welchem die Steuer im J. 1759 3 fl. 27 kr. betrug (Lagerb. v. 1759).


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