« Kapitel B 17 Beschreibung des Oberamts Böblingen [[Beschreibung des Oberamts Böblingen/|]] »
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228 Ortsbeschreibung.


18. Weil im Schönbuch
ein 21/4 Stunden südöstlich von Böblingen gelegenes, marktberechtigtes Pfarrdorf mit dem Sitz eines Revierförsters, eines Amtsnotars und eines prakticirenden Arztes. Auf einem flachen, ziemlich schmalen Bergrücken, der zwischen den Thälern der Schaich und des Todtenbachs hinzieht, liegt frei und angenehm der große, regelmäßig gebaute, mit reinlichen gekandelten Straßen versehene Ort, dessen mittlerer Theil eben, der nördliche aber etwas gegen das Todtenbachthal und der südliche gegen das Scheichthal hinab gebaut ist. Die Gebäude sind theilweise ansehnliche Bauernwohnungen, zwischen denen sich hier und da auch im städtischen Style erbaute eingeschlichen haben. Von der Südseite gesehen, gewährt der stattliche Ort mit seiner ansehnlichen Kirche, mit dem Pfarrhause und dem zunächst gelegenen ehemaligen Cameralamts-Gebäude eine freundliche Ansicht. So reich die Markung an fließenden Wassern und Quellen ist, so sind doch im Ort selbst nur zwei laufende Brunnen vorhanden, dagegen liefern außer diesen noch mehrere Pumpbrunnen gutes Trinkwasser, die das Bedürfniß hinlänglich befriedigen. Südlich vom Ort im Todtenbachthal sind zwei Weiher, der obere und der untere, angelegt, von denen letzterer nicht unbedeutend ist; an der Straße nach Dettenhausen befindet sich ein kleiner See, die Wolfsgrube genannt. Etwa 100 Schritte von der Kirche, in der sogenannten untern Höll, stand ein Bad, jetzt die Wohnung eines Bürgers, von dem noch im untern Stock die ehemaligen Badstuben vorhanden sind. Die massive, aus grobkörnigem Keupersandstein erbaute Pfarrkirche liegt an der südlichen Seite des Orts, oben am Abhange gegen das Schaichthal, sie soll nach einer in einem alten Taufregister vorkommenden Nachricht im Jahre 1558 den 9. April nebst 111 Hofstätten, dem Pfarr- und Rath-Haus durch einen Brand, den Enderle Seiz anlegte, eingeäschert worden seyn, was übrigens mit der über dem nördlichen Kircheneingang angebrachten Jahrszahl 1508 nicht übereinstimmt. Wahrscheinlich brannte damals nur der Dachstuhl und der Einbau ab, die vier Wände aber blieben stehen, so daß demnach obige Jahrszahl die Zeit der Erbauung oder vielmehr die einer Veränderung angeben würde. Die Kirche gehört offenbar drei Perioden an, und zwar in die früheste von diesen der viereckige, im früh romanischen (byzantinischen) Style erbaute Thurm mit seinen kleinen rundbogigen Fenstern und seinem etwa 25 Fuß über der Erdfläche befindlichen, auffallend schmalen rundbogigen| Eingang. Auf demselben sitzt ein hölzernes, später aufgebautes Glockenhaus mit einem sechsseitigen ziemlich hohen Zeltdache. Von den in dem Glockenhause hängenden drei Glocken hat die größte die Umschrift: „Zu der Ehr Gottes leit man mich Sidonia Johann Millers Widtib zu Eselingen goß mich.“ Unterhalb stehen die Namen der damaligen geistlichen und weltlichen Behörden nebst der Jahreszahl 1620. Auf der mittleren steht: „Josanna heiß ich, Friedrich Keßler von Stuttgarten goß mich Anno IVSZ (1552?).“ Die kleinste hat die Umschrift: „Johann Jacob Rechlin goß mich in Stuttgart Anno 1738.“

In die zweite Periode gehört das an die Westseite des Thurms im früh germanischen (gothischen) Style angebaute Chor mit Strebepfeilern, zwischen denen sich hohe, schmale Spitzbogenfenster befinden, die in den Bogenfeldern geschmackvolle Füllungen haben. Noch neuer als dieses ist endlich das Schiff, dessen gothische Fenster schon breiter sind und weniger schöne Verzierungen enthalten. Es ist ziemlich breiter als das Chor und verbreiterte sich sogar gegen die westliche Giebelseite noch mehr, so daß die beiden Langseiten desselben nicht einmal parallel laufen. Das Innere der Kirche ist weiß getüncht, geräumig und hell genug, die Decke des Schiffs flach getäfelt und die des Chors hat ein einfaches Kappengewölbe. Im letzteren ist an der Wand ein lebensgroßer Christus und zwei Wappen eines mit der Jahreszahl 1583, in Stuckarbeit angebracht.

Die Baulast der Kirche hat die Stiftungspflege, deren Deficit die Gemeinde deckt. Der Begräbnißplatz, welcher früher um die Kirche lag, ging 1823 ein und ein neuer, 1 Morgen großer, wurde am westlichen Ende des Orts angelegt und mit einer Mauer umgeben. Das alte, aber gut erhaltene Pfarrhaus, dessen Unterhaltung dem Staate zusteht, liegt frei und angenehm nur 30

Schritte von der Kirche. Es ist bequem eingerichtet und gibt mit dem Ökonomiegebäude und der Mauer das Bild eines gut geschlossenen Pfarrhofes. An einem Eckstein des Pfarrhauses steht die Jahrszahl 1579, welche ohne Zweifel die Zeit der Erbauung angibt. An die Westseite der Kirche ist die ansehnliche ehemalige Bebenhausen’sche Pflege angebaut, welche später als Cameralamtsgebäude benützt und nach Aufhebung des Cameralamtssitzes von der Gemeinde im Jahre 1843 angekauft und als Rathhaus eingerichtet wurde. Das 1837/38 schön und geräumig erbaute Schulhaus liegt unfern der Kirche an der Straße, die von dieser nordostwärts zieht; in einem der Gemeinde gehörigen Nebenhause befindet sich die Wohnung des Lehrers. An der Schule unterrichten: 1 Lehrer, 2 Unterlehrer und 1 Lehrgehülfe. Eine Industrieschule| besteht seit 1843 und eine Kleinkinderschule, die sich im ehemaligen Rathhaus befindet, seit 1845. Ein Gemeindebackhaus wurde mit dem Cameralamtsgebäude erkauft. Die Einwohner deren Zahl 2474 beträgt, von denen sich 2453 zur evangelischen und 21 zur katholischen Confession bekennen, sind trotz ihres Fleißes in ihren Vermögensumständen so zurückgekommen, daß die Mehrzahl unbemittelt ist. Sie sind kräftig und erfreuen sich einer dauerhaften Gesundheit, wozu die Luft, welche vermöge der hohen freien Lage und der Nähe der Schönbuchswaldungen sehr rein und gesund ist, viel beiträgt.[1] Das Klima ist im Allgemeinen mild, und an den südlichen Abhängen wärmer als z. B. in Holzgerlingen und Böblingen. Wein, Welschkorn, Bohnen, Gurken etc. gedeihen an gutgelegenen Stellen, dagegen sind in den Thälern Frühlingsfröste häufig. Die Ernte tritt 8–10 Tage später als im Unterlande und zu gleicher Zeit wie in Böblingen ein. Von schädlichen Gewittern wird die Gegend selten heimgesucht, da der westlich gelegene bewaldete Höhenzug eine Wetterscheide bildet, welche die Gewitter entweder dem Neckarthale oder der Ebene bei Böblingen zuweist; wenn sie sich aber nicht abweisen lassen und in die Gegend fallen, werden sie um so gefährlicher. Die Feldmarkung ist mit Ausnahme der Gehänge gegen das Schaich- und Todtenbach-Thal beinahe eben und hat auf dem Plateau einen starken etwas kalten, fruchtbaren Lehmboden, dessen Unterlage Letten (Thon) oder Liaskalk ist. An den Abhängen schlägt der Thon und Mergel vor und an den tieferen Stellen, wo der grobkörnige Keupersandstein ansteht, tritt häufig ein Gemenge von Lehm und Sand auf. Die Hauptnahrungsquellen der Einwohner bestehen in Feldbau, Viehzucht, Holzhandel und etwas Gewerbe. Ersterer wird mit viel Umsicht betrieben und mehrere Landwirthe, namentlich auch der Ortsvorstand Wacker, gehen mit gutem Beispiel voran. Der Brabanter Pflug ist allgemein und zweckmäßig angelegte Düngerstätten kommen immer mehr in Aufnahme. Als Bodenbesserungsmittel werden außer dem gewöhnlichen Dünger die Jauche und etwas Gyps angewendet. Im üblichen Dreifelder-System baut man die gewöhnlichen Cerealien, von denen Dinkel, besonders sogenannter Vögelesdinkel, und Haber am besten gedeihen. In der beinahe ganz angeblümten Brache pflanzt man Kartoffeln, Futterkräuter, Kraut, Hanf,| Flachs, Ackerbohnen, Erbsen, Linsen, Angersen und Kohlraben. Von den Bracherzeugnissen gedeihen besonders gut Kraut, Kartoffeln, Kohlraben und Angersen. Auf einen Morgen rechnet man Aussaat an Dinkel 1 Scheffel, an Vögelesdinkel 6 Simri, an Hafer 5 Simri, an Gerste 4 Simri, an Einkorn 5 Simri und an Roggen 3–4 Simri. Eingeheimst wird durchschnittlich pr. Morgen 6–8 Scheffel Dinkel, 5–7 Scheffel Hafer, 4–5 Scheffel Gerste, 5–7 Scheffel Einkorn und 4 Scheffel Roggen. Getreide wird ziemlich viel nach Außen verkauft. Der Flachsbau hat in neuerer Zeit sehr abgenommen, da der Flachs nicht mehr wie früher gedeihen will und auch nicht mehr so gesucht ist, dagegen wird viel Hanf gebaut, der auch auswärts Absatz findet. Die geringsten Preise eines Morgen Ackers sind 50–60 fl., die mittleren 200 fl. und die höchsten 400 fl. Die Wiesen, welche zum Theil bewässert werden können, sind sehr ergiebig und liefern ein gutes Futter, von dem viel auswärts verkauft wird. Ihre Preise sind denen der Äcker gleich. An einer südlichen Halde gegen das Todtenbachthal liegen etwa 15–20 Morgen Weinberge, die in günstigen Jahren einen ziemlich guten Wein liefern, welcher durchschnittlich um 18–40 fl. verkauft wird. Der Morgen wird mit 200 fl. bezahlt. Die sehr ausgedehnte Obstzucht beschäftigt sich hauptsächlich mit Mostsorten und etwas Tafelobst; von Steinobst werden Zwetschgen und Kirschen gezogen. Das Obst gedeiht, besonders wenn Frühlingsfröste nicht schaden, gerne; es wird viel nach Außen verkauft. Die Obstbäume, namentlich die Birnbäume, erreichen hier eine Größe, wie sie selten irgendwo getroffen werden. Die Gemeinde besitzt etwa 900 Morgen Waldungen, unter diesen sind 275 Morgen begriffen, die sie für eine Schönbuchsberechtigung im Jahr 1820 von dem Staate erhielt. Sie bestehen mit Ausnahme einiger jüngeren Nadelholz-Kulturen aus gut bestockten Laubwaldungen, welche im Durchschnitt jährlich 187 Klafter und 13.000 Stück Wellen ertragen. Hievon erhält jeder Bürger bis zur Tilgung der Gemeinde-Schulden jährlich nur 25 Stück Wellen; das übrige wird um etwa 2000 fl. verkauft und zur Bezahlung der Zinsen und Abtragung der Schulden verwendet. Was die Viehzucht anbelangt, so findet, obgleich etwa 100 Pferde im Orte sind, doch keine eigentliche Pferdezucht statt, dagegen ist die Rindviehzucht, bestehend in einer guten Landrace, welche mit Simmenthaler und Allgäuer Farren gekreuzt wird, sehr bedeutend. Die Kreuzungen geschehen hauptsächlich durch die Farren auf dem nahegelegenen Königl. Hofdomainengut Schaichhof. Im Ort selbst werden von den Besitzern der beiden Meierhöfe 4 Farren gehalten, die übrigens selbst nur gekreuzte sind. Mit Vieh, | worunter theilweise gemästetes, wird Handel getrieben. Von einigem Belang ist auch die Schweinezucht, die sich auf etwa 15 Mutterschweine und auf einen Eber, den die Gemeinde hält, ausdehnt. Überdieß werden noch ziemlich viele Ferkel aufgekauft, gemästet und zum Theil wieder verkauft. Ziegen halten Unbemittelte der Milch wegen. Von Geflügel zieht man Gänse und Hühner und verkauft sie an Händler. In etwa 50–60 Stöcken werden Bienen gehalten; Honig und Wachs bleibt im Ort. Was die Gewerbe betrifft, so befinden sich auf der Ortsmarkung mehrere Mühlen und eine Ziegelhütte, von denen unten die Rede seyn wird. Die gewöhnlichen Handwerke sind in größerer Anzahl vorhanden, als das örtliche Bedürfniß nöthig hat, besonders sind die Weber zahlreich vertreten; etwa 50 Meister arbeiten größtentheils für den Ort und einzelne nach Plieningen, Tübingen und Stuttgart. Im Ort bestehen 8 Schildwirthschaften, worunter 1 mit Brauerei. Von den Nebengewerben wird die Handspinnerei für den eigenen Bedarf und von einzelnen auch für Kunden betrieben, auch nähren sich mehrere Ortsangehörige von Korbflechten und Kräutersammeln. Der Handel mit Holz ist nicht unbedeutend, es gibt Bürger, die jährlich 60–80 Klafter im Schönbuch aufkaufen und in Stuttgart wieder absetzen. Auf der Markung befinden sich mehrere Liaskalksteinbrüche, die gutes Straßenmaterial liefern. Aus zwei Brüchen in grobkörnigem Keuper, der eine bei der Todtenbach-Mühle, der andere bei der sogenannten Erzgrube, werden gute Bausteine gewonnen. Töpfererde gräbt man im Grübenhau, bei der Todtenbach-Mühle und im Rothenberg.

Die Einnahmen der Gemeinde bestehen in dem schon oben angegebenen Erlös aus Holz und in etwa 300 fl. aus verpachteten Gütern. Gegenwärtig übersteigen die Schulden das Capitalvermögen um 10.858 fl., wobei übrigens das Grundvermögen nicht begriffen ist. Die Stiftungspflege besitzt 5328 fl. 54 kr. Capitalien. Wie in allen ehemaligen bebenhausen’schen Orten erhalten die Armen in Weil im Schönbuch jede Woche Brod, auch sind noch einzelne Stiftungen vorhanden, aus welchen jährlich 60 fl. für Brod an Ortsarme verwendet werden dürfen. Als Schulstiftungen sind zu erwähnen 112 fl. 52 kr. zu Papier, 196 fl. 40 kr. zu Schulbüchern für mittellose Kinder, 60 fl. für das Katechismussprechen und 2 Wiesen, die man 1841 um 700 fl. verkaufte und den Erlös zu Capital anlegte.

Von dem Ort führt eine Vicinalstraße nach dem Schaichhof und verbindet sich dort mit der Böblinger–Tübinger Vicinalstraße, eine nach Waldenbuch, eine nach Schönaich und eine nach Dettenhausen. Überdieß hat die Gemeinde noch eine Strecke der Vicinalstraße| von Böblingen nach Waldenbuch bei der Ober-Rauhmühle, und eine Strecke der von Böblingen nach Tübingen führenden im Gemeindewald Auchtert zu unterhalten. Steinerne Brücken führen bei der Todtenbachmühle über den Todtenbach und bei der Obern Rauhmühle über den Sulzbach.

Grundherr ist der Staat, der auch den großen und kleinen Zehenten, welcher früher dem Kloster Bebenhausen zustand, bezieht. Der kleine Zehente war bis 1798 der Pfarrei überlassen, den Heuzehenten erhebt gleichfalls der Staat. Neben ihm beziehen auch noch einige benachbarte Stiftungspflegen grundherrliche Gefalle aus hiesiger Markung.

Zur Pfarrei gehören außer dem Mutterort noch die Filiale Breitenstein und Neuweiler, ferner die Eselsmühle, die Sauteichmühle, die Todtenbachmühle und die Ziegelhütte.

Nach den in der Sacristei aufgeführten Pfarrern war Udalericus Vogel der erste evangelische Pfarrer von 1553–56. Binder führt vor diesem einen Vitus Engel an, der von 15..–1533 Pfarrer hier und zugleich Superintendent der Oberämter Tübingen und Bebenhausen war.

Nach den Spuren, die sich aus der frühesten Zeit in der nächsten Umgebung von Weil noch erhalten haben, ist hinlänglich festgestellt, daß diese Gegend von den Römern bevölkert war, dafür zeugen insbesondere die Überreste eines römischen Wohnplatzes bei der Todtenbachmühle und eine römische Heerstraße, welche auf dem Bergrücken nördlich dieses Punktes in der Richtung von Altdorf gegen Waldenbuch zog (s. den allgemeinen Theil). Auch bei dem sogenannten „Kalkofen,“ westlich von Weil im Schönbuch, scheinen Spuren der Römer vorhanden zu seyn, die indessen noch nicht verbürgt werden können. In der Nähe des Orts wurden schon römische Münzen aufgefunden. Ferner finden sich in der Nähe von Weil mehrere alte Grabhügel, die entweder aus der römisch-celtischen Periode, oder was wahrscheinlicher ist, aus der früh alemannischen Periode herstammen und ebenfalls Beweise für die frühe Besitznahme dieser Gegend liefern (s. den allg. Theil).

Weil im Schönbuch wurde ehemals zur Unterscheidung von gleichnamigen Orten auch als Wile prope Holzgerringen (z. B. in einer Bebenhauser Urkunde vom 25. Sept. 1262) bezeichnet.

Der Ort gehörte den Pfalzgrafen von Tübingen; im Jahr 1188 hatte solchen Pfalzgraf Rudolf mit einem Bruder gemeinschaftlich. Im Begriff, das Kloster Bebenhausen zu stiften, nahm er mit seinem Bruder eine Theilung des hiesigen Besitzes vor, und gab seine Hälfte an dieses Kloster; die Kirche von Weil kam damals ganz an den Bruder (Neugart Cod. dipl. Al. 2, 114).| Auf diese Art festen Fuß fassend, brachte das Kloster Bebenhausen nach und nach den ganzen Ort an sich; im Jahr 1204 erhielt es von Papst Innocenz III., im Jahr 1229 von Papst Gregor IX. Bestätigung des damaligen Besitzes (Besold 366, 375); im Jahr 1287 erhielt es eine Hube, die Burkhardshube, steuerfrei von Graf Eberhard von Tübingen zum Geschenk, 1293 von eben demselben durch Kauf den hiesigen Frohnhof.

Zwar verblieben noch geraume Zeit ansehnliche Theile des Ortes in tübingischen Händen, welche 1293 Graf Gotfried von Tübingen meist an Graf Eberhard von Tübingen verkaufte (Sindelfinger Chronik), aber schon 1295 Mai 15. veräußerte derselbe Gotfried alle Güter, welche er selbst besaß und welche genannter Graf Eberhard von Tübingen noch hatte, an das Kloster Bebenhausen. Dieses ließ sich 1301 Juli 1. von Pfalzgraf Rudolf (Eberhards Bruder) diesen Ankauf bestätigen und wirkte hierauf noch mehrere Verzichtbriefe von Seiten der Tübinger Grafen aus, namentlich 1334 September 7 von Graf Heinrich von Tübingen in Betreff hiesiger Vogtrechte, 1344 Juni von Graf Götz wegen einer hiesigen Hundslegin (Besold 392, 409). In den Jahren 1345, 1358, 1363, 1376, 1448 erwarb das Kloster Bebenhausen vollends den Rest des Ortes, welcher einen Bestandtheil des Klosteramtes bildete.

Das hiesige Adelsgeschlecht, die Vögte und Marschälle von Weil, waren ein Zweig der Herrn von Gerlingen und führten gleich diesen zwei Halbmonde im Wappen. Cunradus nobilis servus in Wile erscheint in einer Urkunde Pfalzgraf Rudolfs von Tübingen 1266 April 4. Im Jahr 1267 lebte Gotfried von Weil, noch in demselben Jahrhundert auch Berthold, Rugger, Johann; im vierzehnten Jahrhundert blühten Konrad, Johann, Götz, Albrecht, Trutwin, Gumpold, in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts verschwindet das Geschlecht.

Bei Weil war unter Linden eine alte Gerichtsstätte. (Jäger Ulm 101.)

Die Kirche war dem heiligen Martin geweiht; sie wurde durch Pfalzgraf Rudolf von Tübingen mit dem Novalzehnten im Schönbuch bewidmet, laut Bestätigungsurkunde Eberhards, Bischof von Constanz von 1262 September 25. Im Jahr 1320 ist sie dem Kloster Bebenhausen incorporirt worden (Cleß C., 68). Bis zum Jahre 1798 war Dettenhausen, welches damals einen eigenen Pfarrer erhielt, Filial von Weil.

In Weil im Schönbuch war bis zum Jahr 1806 eine Kloster Bebenhausen’sche Pflege und bis zum Jahr 1843 ein Cameralamt.

b) Die Esels-Mühle liegt zunächst des Mutterorts an der Schaich. Sie arbeitet mit einem Mahlgang und einem Gerbgang| nur für Weil im Schönbuch, muß aber den Sommer über wegen Mangels an Wasser öfters stille stehen.

c) Die Obere Rauhmühle, welche mit 2 Mahlgängen und 1 Gerbgang, die das ganze Jahr hindurch wegen Wassermangel nie gehindert werden, für Schönaich, Breitenstein, Neuweiler und Weil im Schönbuch mahlt, liegt 1 Stunde von Weil im Schönbuch an der Aich unfern der Einmündung des Sulzbachs in dieselbe. Ihre Einwohner gehören politisch nach Weil und kirchlich nach Steinenbronn. d) Die Sauteich-Mühle liegt 1/8 Stunde unterhalb der Eselsmühle an der Schaich und hat wie diese den Sommer über öfters Mangel an Wasser. Sie mahlt mit 1 Mahlgang und 1 Gerbgang nur für Weil. e) Die Todtenbach-Mühle mit 1 Mahlgang und 1 Gerbgang, 1/2 Stunde östlich von Weil im Schönbuch am Todtenbach gelegen, der sie beinahe das ganze Jahr hindurch mit Wasser versieht. f) Die Untere Rauh-Mühle, welche politisch nach Weil und kirchlich nach Steinenbronn gehört, hat eine einsame stille Lage an der Aich, 1 Stunde nordöstlich von Weil. Sie mahlt mit 2 Mahlgängen und 1 Gerbgang für die gleichen Orte wie die Obere Rauh-Mühle und hat nie Wassermangel. g) Die Ziegelhütte, 1/8 Stunde südlich vom Mutterort, auf der rechten Seite der Schaich etwas erhaben gelegen, bildet durch ihre schön arrondirte Häusergruppe eine recht freundliche Ansicht. Mit ihr ist eine schwarze und eine gewöhnliche Kalkbrennerei verbunden.


  1. Im 16. Jahrhundert, während zu Tübingen die Pest wütete, flüchtete ein Theil des Hofgerichts und der Universität hieher. Noch zeigt man gewisse Häuser, unter dem Namen Pesthäuser, wo Sitzungen gehalten und die Vorlesungen fortgesetzt wurden.