« Kapitel A 1 Beschreibung des Oberamts Aalen Kapitel A 3 »
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II. Natürliche Beschaffenheit.

1. Bildung der Oberfläche im Allgemeinen.

Dieselbe ist, wie schon die Aufzählung der besonders benannten Bezirke angedeutet hat, ziemlich mannichfaltig.

Den südlichsten Strich des Bezirks bildet jener mächtige Gebirgsrücken, welcher das ganze Königreich von Südwest nach Nordost durchzieht, nur daß hier gerade die Lokalnamen Albuch und Hertsfeld den Namen Alp ganz verdrängt haben. Doch theilt diese Gegend noch ganz den allgemeinen Charakter der schwäbischen Alp. Die Hochfläche – wie überall von Erhöhungen und Einsenkungen durchzogen, neigt sich gegen Süden der Donau zu. Gegen Norden fällt das Gebirge scharf und steil ab, jedoch mit einigen sehr deutlich hervortretenden Terrassen. Der oberste durchgreifend Einmal durch eine bald breitere bald nur ganz schmale Terrasse gebrochene steile Abfall (des weißen Jura) hat ziemlich regelmäßig einen Neigungswinkel von 20–35 Graden, dann aber springt, wie ein Sockel, 3–4000′ breit, parallel mit dem obern Gebirgsabhang | die Terrasse des braunen Jura hervor, verschiedenartig geformte bauschige Rücken bildend, welche mit einem neuen Absatz in die Flächen des schwarzen Jura übergehen.

Abgesonderte Vorberge, wie beim O.A. Gmünd so ausgezeichnet, hat die Alp hier nicht, dagegen tritt das Hertsfeld eine Stunde weit über den Albuch vor gegen Norden und es bildet der Braunenberg mit seinem – noch öfters vorkommenden – im Halbkreis ganz regelmäßig abgerundeten Vorsprung einen stattlich hervortretenden Punkt, von welchem an das Gebirge wieder in die Richtung gegen Osten umbeugt. Bemerkenswerth sind die auf dem Plateau sowie an den Abhängen zahlreich über die Bodenfläche emporsteigenden einzelnen Felsblöcke und Hörner, welche der Gegend einen eigenthümlichen landschaftlichen Charakter geben (besonders bei Ober- und Unter-Kochen).

Vom Fuße der Alp an breitet sich gegen Norden die Ebene des schwarzen Jura (Lias) aus, gegen Norden allmählig ansteigend, einst noch weiter, als jetzt der Fall ist, von dem braunen Jura (Oolith) bedeckt, wie einzelne Reste auf dem Schnaitberg, Kolbenberg u. s. w. zeigen. Vielleicht dieselbe Erdrevolution aber, welche diese Gebirgsmassen hinweggeführt, hat auch das Plateau des schwarzen Jura vielfach zerrissen und durchfurcht (und damit den Gewässern ihre Thalrinnen vorgezeichnet), ja weiter gegen Norden ganz weggeschwemmt bis auf wenige Reste (bei Höfen z. B.).

In den tiefsten Thalfurchen laufen jetzt Kocher und Lein, zwischen beiden aber sind unzählige Bachthäler und Rinnsale bald leicht, bald tiefer eingeschnitten, welche so ziemlich von einem Mittelpunkte in der Umgegend der Hüttenhöfe fächerartig gleichsam sich verbreiten, und durch ihre regellose Abwechslung von meist abgerundeten Erhöhungen und Vertiefungen in Wahrheit ein Well-Land bilden.

Die nordwestliche Ecke des Oberamts, vorherrschend bedeckt von schwarzen Tannenwäldern, bildet eine nach allen Richtungen hin durchfurchte und von etlichen Flußthälern durchschnittene Waldgegend, deren Gewässer auch (vorzugsweise bestimmt durch den von Vorderbüchelberg nach Höfen (S.O.–N.W) sich hinziehenden höheren Berggrat) nach allen Weltgegenden auseinanderlaufen.

Weit weniger von Erhöhungen und Einsenkungen unterbrochen ist die Hochebene des schwarzen Jura zwischen Lein und Kocher im Westen, sowie zwischen Kocher und Jagst im Nordosten des Bezirkes, dessen Oberfläche-Bildung somit in 3 Hauptformen Alp, Welland und Hochflächen zerfällt, je mit Unterabtheilungen. |
a. Abdachung und Wasserscheide.

Die europäische Wasserscheide zwischen Donau und Rhein erreicht eine Stunde südlich von Lauterburg den Bezirk und führt in viel bewegter Kurve zuerst auf die Kuppe des Bärenbergs, hier sich nördlich wendend, kommt sie bis auf eine Entfernung von 1/8 Stunde in die Nähe von Lauterburg, wo sie eine östliche Richtung annimmt und über den Weiherplatz, an Tauchenweiler vorüber, durch den Wald Briegenhalde auf den Wollenberg zieht. Auf der Kuppe des Wollenbergs macht sie eine Wendung gegen Nordosten und zieht in das Thal (in den Durchbruch der Alp zwischen den Quellen des Kochers und der Brenz); dieses auf dem kürzesten Weg überschreitend, verläßt sie bald auf eine Zeitlang den Bezirk und führt in dem Oberamt Heidenheim über den sog. Pulverthurm in den Eselbuck, um in der Rothhalde wieder in den Oberamtsbezirk Aalen einzugehen; hier sich gegen Osten wendend, verläßt sie denselben bald wieder und zieht durch die Oberamtsbezirke Heidenheim und Neresheim, um abermals auf dem Zwehrenberg 3/4 Stunden nordöstlich von Unter-Kochen in den diesseitigen Bezirk einzugehen, den sie nur noch auf eine Kürze berührt und dann in das Oberamt Neresheim führt. Somit ergibt sich eine doppelte Hauptabdachung, jedoch so, daß nur der kleinste (südliche) Theil des Bezirks dem Gebiete der Donau angehört.

Jene Wasserscheide im Thal, zwischen Kocher und Brenz (s. hienach unter d.), ist einzig in ihrer Art, insofern sie durch eine so geringe Erhebung des Thalbodens bezeichnet ist, daß der Wanderer sie kaum bemerkt, so daß man sich des Gedankens kaum erwehren kann, daß in einer früheren Periode auch die Gewässer des oberen Kocherbezirks sich durch das Brenzgerinne in die Donau ergossen haben.

Das Schnee- und Regenwasser der ganzen südlichen Abdachung des Albuchs lauft dem Stubenthale und großen Brenzthale (bei Königsbronn), also der Brenz zu, (dieß hängt mit der südöstlichen Neigung der Schichten des weißen Jura zusammen); und nur ein paar gegen Osten ziehende Trockenthäler schicken Regen- und Schneewasser in den Kocher, dessen Gebiet blos der nordöstlichste Vorsprung des Albuchs, „der Langert“, ganz angehört. Auf dem Hertsfeld gehört nur ein schmaler Saum auf der Höhe in’s Oberamt, aber auch von diesem liegt schon ein Theil, namentlich beim Hofe Hohenberg im Gebiet der Egge, jenseits der Donaulinie, welche bei der Oberamtsgrenze über den Alpeinschnitt zwischen Kocher und Brenz sich hinüberzieht.

Auf der Rheinseite gehört das Oberamt zum Gebiete des Neckars, näher zu den Wassergebieten der Rems, des Kochers und der Jagst. Durch die Höhen des Blümle und der Kolbenhöfe wird Kocher und Rems geschieden, | deren Wasserlinie weiterhin auf der Höhe zwischen Rems und Lein sich hinzieht. Zur Jagst gehen die Lengenfelder Bäche, welche durch eine kleine Erhebung der dortigen Hochebene von den Zuflüssen des Kochers geschieden werden.

Im Gebiete des Kochers selbst lassen sich wiederum drei Nebenflußgebiete unterscheiden, abgesehen von seinen unbedeutenderen Zuflüssen. Die Wasserscheide der Lein geht einerseits mitten durch’s Welland bis hinter Dewangen, andererseits zieht sie nahe am nördlichen Rand der Hohenstadter Ebene hin.

Der büchelberger Grat scheidet die Bühler und ihre Zuflüsse vom Kocher; der Blinden Roth endlich gehört ein schmales, durch die Thalhöhen auf beiden Seiten begrenztes Gebiet an, zwischen der Bühler und einigen Nebenbächen des Kochers, besonders dem Schlierbach.

Die Hauptabdachung der Oberfläche ist, den nördlichsten Theil ausgenommen, entsprechend den geognostischen Verhältnissen, eine südlich geneigte. Die wichtigste Neigung der Thäler dagegen ist eine westliche, in welcher Richtung Rems und Kocher den Bezirk verlassen.

b. Erhebungen und Höhebestimmungen.
1. trigonometrische:[1]
Württ. F. par. F.
über dem Meere.
Aalen, Kirchthurmknopf 1629,5 1437
    "     Erdfläche an der Kirche 1499,5 1322,5
    "     Niveau des Kochers unter der Ablaßbrücke 1494 1317
    "     Erdfläche am Stollen-Eingang 1530 1349,3
Altenhofen, am Fuß des Braunen 1712 1510
Braunenberg, Sign. bei der Tanne 2393,5 2110
Essingen, Kirchthurmdachtraufe 1845,5 1627,6
      "       Erdfläche an der Kirche 1772,5 1563,2
      "       Ursprung der Rems 1912 1686
Fachsenfeld, Erdfläche an der Kirche 1644 1450
Hofen, Kirchthurmknopf 1614 1423,4
Hohenstadt, Kirchthurmknopf 1908 1683
        "         Erdfläche an der Kirche 1770 1561
Hüttlingen, Kirchthurmknopf 1571 1385,5
Kochenberg, Sign. 2621,5 2312
Lauterburg, Kirchthurmdachtraufe 2412 2127,2
Niederalfingen, Thurmdachtraufe 1668 1471
Ober-Kochen, Ursprung des schwarzen Kochers 1747,7 1541,5
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Württ. F. par. F.
über dem Meere.
Unter-Kochen, Zusammenfluß des schwarzen und weißen Kochers 1574 1388,2
Weidenfelder Hof bei Wasseralfingen 1577,2 1399
2. barometrische: [2]
Höhe üb. d.
Kocher bei
Abtsgmünd.
Höhe üb.
dem
Meere.
par. Fuß.
Abtsgmünd, Niveau des Kocherbetts, 11 Württ. Fuß unter dem Niveau
      des Kochers im Kocherkanal (weißer grobkörniger Keupersandstein)
  – 1163
Heuchlingen, Niveau der Lein unter der Brücke  39 1163
Hüttlingen, Erdfl. (obere Schichten der Keuperformation) trigon. gemessen  99 1262
Wasseralfingen, Niveau des Kochers am Lamm (Posidonienschiefer) 141 1304
Aalen, Niveau des Kochers unter der Brücke an der Gumpen-Mühle (Posidonienschiefer) 169 1332
Aalen, Erdfläche an der Post 170 1333[ws 1]
Unter-Kochen, Niveau des Kochers am Einfluß des weißen Kochers
      in den schwarzen Kocher (weißer Jurakalk)
232 1395
Unter-Kochen, Ursprung des weißen Kochers (weißer Jurakalk) 382 1545
Ober-Kochen, Ursprung des schwarzen Kochers (weißer Jurakalk) 405 1568
Weidenfelder Hof bei Wasseralfingen (Posidonienschiefer) 241 1404
Eisenbergwerk bei Aalen am Eingang des Stollen im Eisenrogenstein 254 1417
Attenhofen am Fuß des Braunenbergs 360 1523
Essingen, Schwelle des Kirchhofs 402 1565
Eisenbergwerk bei Wasseralfingen, Eingang des Clemensstollen im Eisenrogenstein 458 1621
Blümleberg bei Essingen (brauner Jura) 459 1622
Quelle der Rems, südlich von Essingen 476 1639
Lusthof, zwischen Essingen und der Lein 480 1643
Eiche der Wasseralfinger Grube am Braunenberg (Eisenrogenstein) 516 1679
Wasseralfinger Huthaus (Eisenrogenstein) 525 1688
Schnaitberg (brauner Jura) 529 1692
Liegendes des weißen Jurakalks auf dem Braunenberg 737 1890
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Höhe üb. d.
Kocher bei
Abtsgmünd.
Höhe über
dem
Meere.
par. Fuß.
Braunenberg, vordere Spitze des Bergs unter der großen Tanne (weißer Jurakalk)  977 2140
Höchster Punkt des Braunenbergs 1073 2236
Plateau des Aalbuchs zwischen Essingen und Königsbronn (weißer Jurakalk) 1025 2188
Kochenberg oder Volkmarsberg bei Ober-Kochen (weißer Jurakalk) trigon. gemessen 1162 2325
c. Ebenen

im strengsten Sinne des Worts hat eigentlich der Bezirk nicht, wohl aber finden sich auf den Berghöhen einige ziemlich ebene Flächen von ansehnlicher Ausdehnung, nämlich

die Lauterburger Hochfläche, auf dem Aalbuch,
die Hohenstadt-Schechinger Hochfläche, zwischen Lein und Kocher,
die Lengenfelder Hochfläche im Nord-Osten des Bezirks.

Die Thäler des Bezirks sind noch alle zu eng, als daß sie, sey es auch nur kleinere, Ebenen bilden könnten.

d. Thäler.

Von einem allgemeinen Typus kann bei den verschiedenen Gebirgsformationen, welchen der Bezirk angehört, nicht die Rede seyn.

Auf der Höhe der Alp entwickeln sich die Einsenkungen und Mulden, welche da vorkommen, nicht zu förmlichen Thälern; nur auf der Grenze des Oberamts zieht das in der O.A.-Beschr. von Heidenheim S. 7 näher geschilderte höchst sehenswerthe Wenthal hin. Dagegen greifen vom Brenz-Kocherthal aus einige Seitenthäler ein; so auf Essinger Markung die ersten Anfänge des großen Brenzthals, als eine enge mehrfach verzweigte und allmählig sich verflächende Waldschlucht.

Ähnlich ist das sehr bald tief eingerissene Tiefenthal mit seinen steilen Wänden, welches eigentlich den Anfang des Kocherthales bildet.

Zwischen Oberkochen und Essingen ist in Sform eine Thaleinsenkung durch die nordöstliche Spitze des Albuchs gebrochen, welche in der Höhe an eine von den Seitenschluchten des Remsthales sich anschließt, gegen Osten aber immer tiefer und breiter wird und zuletzt auch ein Bächlein dem Kocher zuschickt. Die durch dieses „Wolfertsthal“, weiterhin „Kirschenthal“ und mit einer Seitenschlucht „Finsterthal“ deutlich abgelöste äußerste Spitze des Albuchs heißt „der Langert“, urspr. Langehard.

Zu den weltbekannten Merkwürdigkeiten der Thalbildung gehört | zwischen Oberkochen und Königsbronn der völlige Durchbruch des Alpplateaus, eines der wenigen Querthäler im Bereich unserer Alp, so daß Kocher- und Brenzthal ungeschieden und nahezu ganz eben in einander übergehen. Die Richtung des Kocherthals ist innerhalb der Alp bis Oberkochen und nach einer kurzen Wendung gegen Osten auf’s Neue wieder geradezu von Süd gegen Nord, welche Richtung es auch in der Hauptsache außerhalb des Alpgebiets bis Hüttlingen beibehält.

Von seinen Seitenthälern ist das bei Unterkochen, durch welche der weiße Kocher kommt, das ansehnlichste und verlauft in zwei Hauptästen auf die Höhe des Hertsfeldes.

Der Fuß der Alp verflacht sich zunächst zu einer schmalen Ebene; weil aber an diese die Hügel des Wellandes sehr nahe herantreten, so gewinnt die Gegend ganz das Aussehen eines ziemlich weiten Thales, in welchem längs des Albuchs von Essingen her ein Seitenbach des Kochers fließt, am Fuße des Hertsfeldes aber und seiner letzten Ausläufer – der Kocher selbst.

Das Kocherthal beginnt eigentlich bei Wasseralfingen. Von hier an erst hat sich dieser Fluß merklicher sein eigenes Thal gegraben und immer deutlicher wird dieß von Hüttlingen an, wo das Thal im rechten Winkel sich wendet und bis Abtsgmünd geradezu von Ost nach Westen läuft. Die Thalwände werden immer höher, die Thalsohle aber breitet sich gewöhnlich etwas weiter aus, wo Seitenbäche einmünden und zumal beim Einfluß der Lein nächst Abtsgmünd. Dagegen treten unterhalb dieses Dorfes, wo der Kocher mehrere starke Wendungen macht, die Thalwände wiederum sehr nahe an einander und erweitern sich nur auf einzelnen Punkten, besonders bei Wellstein.

Soweit der Keuper die Thalwände bildet, sind sie gewöhnlich sanft abgerundet und nur selten treten massige Sandfelsen hervor; dagegen bildet der Lias meist steilere Abhänge und zwar sind die Berge gewöhnlich oben bewaldet, weiter unten angebaut, die Thalfläche selbst aber zeigt fast ausnahmslos Wiesen. Durch zahlreiche Dörfer, Weiler und einzelne Häuser wird das ganze Thal sehr belebt und freundlich.

Von Seitenthälern verdienen weitere Erwähnung

1) auf dem rechten Ufer nächst Aalen das Hirschbachthal, zuerst zwischen unbedeutenden Hügeln sich hinziehend, zuletzt aber in einer tiefen Schlucht (Winkenthal) allmählig zur Höhe des Hertsfeldes aufsteigend.

Die durchaus zwischen unbedeutenden Hügeln ausgewaschene Mulde des Mühlbachs bildet das ganz kurze Hofener Thal, mit dem Dorfe Hofen.

Bei Hüttlingen öffnet sich thalförmig die mit vielen Seitenschluchten tief eingeschnittene Beilsklinge; ein ansehnlicheres, zum Theil recht | freundliches Thälchen aber durchläuft der bei Niederalfingen ausmündende Schlierbach, doch gehört nur der unterste Theil dieses Thals dem Oberamte an.

Ähnlich liegt auch vom Thale der Blinden Roth nur die untere Hälfte im Bezirk, ein durchaus enges Wiesenthal zwischen ziemlich steilen, meist tannenbewaldeten Keuperbergen, die von häufigen Seitenschluchten durchbrochen sind, aber nirgends eine weitere Entwickelung der Thalsohle gestatten, welche sich als ein schmaler Streifen Wieslandes darstellt. Ebendeßwegen sind auch ein paar Mühlen in der ganzen mehrstündigen Erstreckung dieses Thals die einzigen menschlichen Ansiedlungen und auf manchen Punkten bietet es den Anblick der tiefsten Waldeinsamkeit und Abgeschlossenheit.

Noch enger, noch waldiger endlich ist das Röthenbacher Thal, wo nur auf kürzerer Strecke eine Hammerschmiede und die Hohlenbacher Sägmühlen die Scenerie beleben.

2) Auf dem linken Kocherufer ist schon erwähnt das scheinbare Thal des Sauerbachs und der Aal, welches eigentlich die Ebene ist am Fuße des Albuchs, andererseits durch die Hügel des Wellands begrenzt.

Fast senkrecht auf dasselbe mündet das Forster Thälchen, mit dem Ursprung des Sauerbachs und das ansehnlichere Thal des Rombachs, das ziemlich weit und offen zwischen den Hügeln des Wellandes sich gegen Norden erstreckt und durch die 3 Weiler Unter-Rombach, Neßlau und Hammerstadt mit ihren Wiesen und Feldern, sowie durch mehrere Höfe und Häuser an und auf den Abhängen einen freundlichen Anblick bietet, auf den Höhen rings von Wäldern umsäumt.

Weit tiefer eingeschnitten, aber nur als kurze, schmale Klingen und Schluchten sind die Thäler des Arnsbaches und Bodenbaches, das letztere gegen seine Ausmündung zu allerdings mehr und mehr sich erweiternd und weiter hinauf durch den am Bergabhang zwischen einem wahren Wald von Obstbäumen zerstreut liegenden Weiler Pfannenstiel freundlich belebt.

Dem Kocherthale ebenbürtig ist das Leinthal, dessen unterster Theil auf eine Erstreckung von ungefähr 2 Stunden dem Oberamte angehört. Bereits ist hier das Thal sehr tief eingeschnitten, mit in der Regel ziemlich steilen und größtentheils bewaldeten Bergwänden. Die Thalsohle ist fast durchaus von schönen Wiesen eingenommen und während die zahlreichen Dörfer, Weiler und Höfe auf beiden Seiten das Thal freundlich beleben, geben ihm das Heuchlinger und Laubacher Schloß und der Leinroder Burgthurm auch einen romantischen Hauch.

Auch in’s Leinthal mündet eine größere Anzahl von Schluchten und Nebenthälern, doch die meisten ohne Bedeutung.

| Am ansehnlichsten ist rechts das Laubacher Thal bis hinauf nach Reichenbach, zwar sehr eng, so daß mit Mühe das Verbindungssträßchen an den Bergwänden sich hinzieht, aber tief in die Berge eingeschnitten. Weiter hinauf vertheilt es sich in eine Menge von Mulden und Klingen, aus welchen der Bach zusammenläuft.

Kürzer, gegen seinen Ausgang aber weiter und ansehnlicher ist das Dewanger Thal, welches eben bei Dewangen mit dem Zusammentreffen zweier Einsenkungen beginnt und in welchem weiter abwärts Rodamsdörfle liegt.

Unterhalb des letzteren führt vor Abtsgmünd das von Steinfurth herkommende Laubachthälchen in das Leinthal.

Links von der Lein bietet das erst am Ausgang sich etwas erweiternde Sulzbach-Thal einen freundlichen Anblick, mit seinen zwei fast durchaus mit frischen Wiesen bedeckten Ausläufern nach oben, wozu noch eine dritte Schlucht kommt, welche gegen das stattlich herabschauende Neubronner Schloß hinaufgeht und in den dortigen Park mit hineingezogen ist.

Vom Federbachthal gehört nur der unbedeutendere obere Theil hieher mit seinem kurzen Nebenaste, in welchem Schechingen liegt, in der obersten, ziemlich weiten muldenförmigen Einsenkung.

Von einem Remsthale kann im eigentlichen Sinne gar nicht hier schon die Rede seyn; denn nur eine gegen Lauterburg zu sich im Albuch hinaufziehende Schlucht ist es, in welcher das benannte Bächlein herabkommt und bei Essingen bildet sich durch die Einmündung weiterer Gebirgsschluchten ein kleiner Thalkessel, bald aber tritt die Rems in die Ebene am Fuße des Gebirgs hinaus, in welcher ihr Lauf fast spurlos verschwindet, um erst von Mögglingen an eine deutlichere, eigentliche Thalrinne zu entwickeln, an welche die Hügel der Gegend sich anschließen. Ein unbedeutendes, schmales Thälchen dagegen durchlauft die alte Rems zwischen den Hügeln des Wellandes, welche auch hier (wie oben beim Kocher) die Remsebene gegen Norden begrenzen und ihr so in Gemeinschaft mit dem Albuch ein thalförmiges Aussehen geben.

Die Bühler, durch den Zusammenlauf einer Anzahl von kleinen Bächen zu etwas mehr Bedeutung heranwachsend, führt eigentlich erst vom Eisenweiher an diesen Namen und behält innerhalb des Oberamtes noch immer ein schmales, 5–10 Minuten breites und nicht sehr tief eingeschnittenes Thal. Die abgerundeten Seitenhügel, hie und da durch die Einmündung eines Nebenbachs unterbrochen, sind links größtentheils von Tannenwald bedeckt, rechts aber mit Feldern, die Sohle des Thals mit guten Wiesen, zwischen denen in seinen meist mit Erlen- und Weidengebüsch bewachsenen Ufern der Fluß dahinläuft. |
e. Erdfälle und Höhlen.

In dem Bezirke, obgleich theilweise dem Gebiete des Jurakalks angehörig, sind eigentliche Höhlen nicht bekannt. Kaum hieher gehörig ist der Hohlenstein bei Unterkochen, ober dem Weiler Glashütte, eine Vertiefung in einer der hier häufig zu Tag tretenden Kalkfelswände. Einen natürlichen Anfang scheint die Kunst erweitert zu haben, um – wie die Überlieferung sagt – für Kriegsfälle eine Zufluchtsstätte zu bilden. Dieß wird bestätigt durch einen Herd mit Rauchfang in den Felsen, und sehr geeignet war der Platz, weil er nur durch einen ganz schmalen Fußpfad an jäher Felswand zugänglich ist.

Die Höhlung bietet ungefähr den Raum eines mittleren Zimmers, ihre Tiefe beträgt c. 15′; theilweise ist sie von Schatzgräbern durchwühlt worden.

Alle Wahrscheinlichkeit spricht übrigens dafür, daß im Innern des Gebirgs ansehnliche Höhlen sind, in welchen die Tagwasser sich sammeln und zu welchen wohl die bedeutenderen Erdfälle hinableiten. Solche sind auch auf der Höhe der Alp gar nicht selten. Als bedeutender nennen wir das sogen. Schlittenloch (in der Nähe der Lauterburger Ziegelhütte auf der Haide), dessen verborgene Tiefe mit der Brenz im Zusammenhange stehen soll, und die zwei Wollenlöcher, beide von unergründeter Tiefe. Auf dem Braunenberge nämlich findet sich ein bedeutender Erdfall dieses Namens, im Walde Wöllerstein, von welchem die Sage behauptet, er habe seinen Namen daher, daß man zur Zeit von Viehseuchen die Cadaver hier versenkt habe, um weitere Ansteckung gewiß zu verhindern.

Das andere Wollenloch liegt auf dem Albuch, gerade auf der Markungsgrenze von Essingen und Oberkochen. Das Rollen hineingeworfener Steine beweist die große Tiefe des ohne Zweifel mit inneren Höhlen in Verbindung stehenden Loches; ein schon versuchtes Befahren von Menschen aber (am Seil) wurde durch eine Decke unmöglich gemacht, welche in einiger Tiefe hineingefallenes Holz, Äste u. s. w. gebildet haben. Oben angebrachte Planken von Holz schützen Menschen und Thiere vor unvorsichtigem Hineinfallen.

Erdrutschen kommen besonders gern in den lettenreichen Gegenden des Lias- und Keupergebietes vor, wo die unterirdischen Gewässer allmählig eine Strecke Bodens unterhöhlen können.

Besonders bedeutend war solch ein Rutsch am Hefteberg bei Abtsgmünd, wo ein ganzes Stück Wald sich in Bewegung setzte und bis in’s Kocherthal herabkam.

Kostspielig für die Amtskorporation ist ein anderer Erdrutsch am | Brentenholz, der wiederholt die neue Steige zwischen Abtsgmünd und Hohenstadt gefährdet hat.

Ein anderer großer Rutsch ist bei Schechingen, wo sich 1829 der Bergabhang bei den Hofwiesen in Bewegung setzte und eine wohl 60′ tiefe Spalte bildete, deren Ränder allmählig wieder zusammengefallen sind.

2. Gewässer.

Der Flächengehalt sämmtlicher Gewässer des Bezirks beträgt nach der Landesvermessung 5006/8 M. 45,5 R., und zwar der Seen und Weiher 1193/8 M. 30,3 R., der Flüsse und Bäche 3813/8 M. 15,2 R.

a. Quellen.

Im Allgemeinen ist der Bezirk sehr reich an Quellen und Wasser überhaupt, – selbst auf der Höhe des Albuchs fehlt es nicht ganz.

Lauterburg hat, neben einem laufenden Brunnen etwas tiefer am Berge, einen neugegrabenen Schöpfbrunnen und auf seiner Haide mehrere s.g. Hülben und Weiher; auf Essinger Markung aber speisen einige Quellen den Teich beim Weiherhaus und gewöhnlich im ganzen Jahr laufende Brunnen finden sich am Säuburren, Schradenberg und der Wurzbosebrunnen. Dazu kommt beim Weiherhaus noch ein ausgemauerter tiefer Schöpfbrunnen.

Die ausgezeichnetsten Quellen am Fuße des Albuchs und Hertsfeldes sind die beiden Ursprünge des Kochers, von welchen in einer Sekunde der rothe Kocher ungefähr 6, der weiße 8 Cubikfuße Wassers liefert, der Remsursprung nur 1–2 Cub.F. In trockenen Jahren nimmt freilich diese Wassermenge sehr ab.

Daß im Gebiete des Lias und Keupers aller Orten sich Quellen finden, liegt ganz im Charakter dieser Formationen, – ebendeßwegen aber sind die einzelnen Quellen nicht besonders stark.

Zumal der Lias mit seinem vielen Letten läßt die Tagwasser nicht gut eindringen und in der Tiefe sich sammeln. Es entstehen daher die vielen Sickerquellen, die in trockenen Sommern leicht versiegen; – es erklärt sich aber gerade hieraus auch, warum selbst auf den Leinhöhen das nöthige Brunnenwasser nirgends fehlt, selbst in dem hochgelegenen Hohenstadt, – wie denn auch Neubronn z. B. seinen Namen vollkommen verdient, indem, wo man immer graben mag, alsobald Wasser sich findet. Es hat deßwegen auch fast jedes Haus seinen eigenen Brunnen, und zwar meist fließende, weniger Zieh- und Pumpbrunnen.

Eigentliche Mineralquellen sind nicht im Bezirk, wohl aber entspringen dem Liasschiefer viele Quellen, die mehr oder weniger Erdpech beigemischt enthalten und einen schwefligen Geschmack oder doch den Geruch von Schwefelwasserstoffgas haben.

| Als 1826 beim Wasseralfinger Schmelzofen eine Quelle dieser Art entdeckt wurde, richtete der Eigenthümer, voll Vertrauen auf sein „eisenhaltiges Schwefelwasser“ ein Bad ein, das aber keine Kurgäste anzuziehen vermochte und ebendeßwegen bald in ein (ebenfalls kaum benütztes) Schlackenbad ist verwandelt worden. An sich ist die Lage dieser Anstalt recht freundlich und ihre Einrichtung bequem.
b. Flüsse und Bäche.

Drei Flüsse entspringen im Oberamt, – der Kocher, die Bühler, die Rems; in ersteren mündet hier die Lein und die Blinde Roth. Außerordentlich zahlreich sind die diesen Flüssen zueilenden Bäche und Bächlein.

I. Der Kocher (älter: Kochen; der Koch’)

entspringt mit seinen zwei Hauptquellen bei Ober- und Unterkochen.

Eine Viertelstunde oberhalb Oberkochen, hart am Fuße des Albuchs, tritt eine starke Quelle in einem kleinen Bassin hervor, mit raschem Laufe weitereilend und nach 10 Minuten bereits eine Mühle treibend. Das Wasser ist sehr klar, jedoch von etwas schwärzlicher Farbe, woher der Name: schwarzer Kocher.[3] In zahlreichen Krümmungen zieht sich der Bach durch’s Wiesenthal nach Unterkochen, wo sich unterhalb des Dorfs – der weiße Kocher[3] mit ihm vereinigt. Dieser entspringt östlich vom Dorfe Unterkochen hinter dem vormaligen Eisenhammer, jetzt Walzwerke, in einer romantischen Bergschlucht, im stattlichsten Buchenwalde, aus einer Anzahl von Quellen, deren einige auch ein kleines Bassin bilden, eine andere aus den Wurzeln einer großen Buche kräftig hervorsprudelt: Auch hier muß das junge Bächlein gleich nachher eine Pulvermühle, hierauf das Walzwerk treiben u. s. w.

Der vereinigte Kocher, vielfach zu Wasserwerken benützt, zieht ohne bedeutenden Fall in den eigensinnigsten Schwenkungen und Biegungen das Thal hinab, jetzt auch die Alp verlassend und zunächst an den Hügeln des Welllands hinfließend – immer von Süd gegen Nord bis Hüttlingen, wo nun der Fluß den Keuper betreten hat und mit fast rechtwinklicher Schwenkung gegen Westen in dem stets tiefer eingegrabenen Thale, – jedoch immer noch im wunderlichsten Schlangenlaufe, – nach Abtsgmünd fließt, wo die Lein einmündet und seine Wassermasse verdoppelt. Der Fluß wird darum jetzt ansehnlicher und sein Lauf etwas geregelter, aber das Thal selbst bildet von da an, bis über die Oberamtsgrenze hinaus, eine Reihe von zum Theil sehr scharfen kurzen Wendungen, denen | der Kocher folgen muß, dessen Breite allmählig auf 40′–50′ – an einzelnen Stellen bis auf 60′–70′ ansteigt. Gewöhnlich ist das Wasser nicht tief, außer wo Mühlwehre es stemmen, so z. B. bei Reichertshofen. Der Grund ist gewöhnlich schlammig, mit vielen Steinen, die Ufer im untern Theile mit Erlenbüschen und Felben umsäumt. Das Wasser ist gewöhnlich klar, wird aber nach Regen schnell trüb und die vielen Seitenzuflüsse bringen sehr häufig Überschwemmungen hervor, indem das eigentliche Flußbett nicht gar tief eingegraben ist.

Von Abtsgmünd an wird der Kocher floßbar, zunächst für Scheiterholz, da die vor einigen Jahren beabsichtigte Floßbarmachung für Langholz bisher nicht zur Ausführung gekommen ist.

A. Seitenbäche des Kochers, auf dem linken Ufer.

1. Der Gutenbach und Treffelesbach kommt bei Oberkochen aus dem Wolfertsthal im Albuch.

2. Ein kleines Bächlein bei Unterkochen, der Lösenbronn, mit mehrfachen Sammelteichen, um das Rad der Stiftfabrik zu treiben.

3. Die Aal bei Aalen. Dieser Bach erhält seinen Namen erst mit dem Eintritt auf die Ortsmarkung, wo der Rombach und Sauerbach zusammenfließen.

a. Von Rauenthal und Forst kommt der Sauerbach, nimmt von der Essinger Ziegelhütte her den Erlbach, sowie etliche andere Bächlein auf.
b. Aus der Vereinigung des Pfaffenbachs und Spitzklingenbachs bei Hammerstadt bildet sich der Nesselbach, mit welchem der von Ober-Rombach herkommende Rombach sich verbindet; der letztere Name bleibt bis nach Vereinigung mit dem Sauerbache auf der Markung Aalen der Name Aal gebräuchlich wird.
c. Die Aal selbst nimmt einige Bächlein (z. B. den Heuchelbach vom Langert her u. s. w.) auf und gibt im Munde des Volks auch dem Kocher ihren Namen, bis der durch Aalen laufende Mühlarm sich wieder mit ihr vereinigt.

4. In der Nähe des Schmelzofens fließt hinter dem Weidenfeld her das Schnepfenteich-Bächlein.

5. Beim Dorfe Wasseralfingen mündet der Auchtwiesenbach;

6. unterhalb – von Heissenberg herkommend, der Krummhaldenbach;

7. bei Brausenried das Schönbächlein, weiter abwärts

8. der Arns- oder Ons-, auch Onatsbach, von Onatsfeld herkommend.

9. Bei Waiblingen mündet der Bodenbach (einst auch Eulenbach geheißen), dessen östlicher Zweig, der Haldenbach, bei Treppach entspringt, der Bodenbach selbst oberhalb des Pfannenstiels.

10. Von Fachsenfeld herab fließt durch Waiblingen das Schloßbächlein in den Bodenbach.

| Bei Abtsgmünd vereinigt sich mit dem Kocher

11. die Lein, welche wir hienach (unter A. 11.) näher betrachten. –

Von jetzt an treten die steilen Abhänge der „Leinhöhen“ so nahe an das linke Kocherufer, daß nur ganz unbedeutende Bächlein sich hier bilden konnten.

12. Der Fleckenbach bei Wellstein,

13. der Stockbühlbach bei Hohenstadt und noch etwas weiter abwärts

14. der Streitbach, der von Obergröningen kommt und theilweise die Oberamtsgrenze bildet.

B. Seitenbäche des Kochers auf dem rechten Ufer.

1. Mit dem weißen Kocher verbindet sich beim Walzwerk der Hesselbach, aus dem Glashau entspringend.

2. Bei der Erlauhütte mündet der Pflaumbach; bei Aalen

3. der Taufbach – von Himmlingen herkommend, und

4. der Hirschbach, aus dem Winkenthal;

5. der faule Graben in der Nähe vom und

6. der Hirschklingenbach beim Schmelzwerk Wasseralfingen.

Alle diese Bäche, sammt

7. dem Weinbach, welcher bei Altenhofen entspringt, werden vom Hertsfelde gespeist, von welchem auch noch der Bronnenbach kommt, der sich mit dem

8. Mittelbache vereinigt, welcher von den Goldshöfen her dem Kocher zuläuft, der vorher noch

9. den Mühlbach, an welchem Hofen liegt, bei der Heimathsmühle aufgenommen hat.

10. Der Dorfbach, aus der Beilsklinge herkommend, durchläuft Hüttlingen;

11. bei Niederalfingen mündet der schon bedeutendere Schlierbach,[ws 2] der in der Schuldheißerei Neuler entspringt und von Sulzdorf her den Fulgenbach aufgenommen hat.

Unbedeutender wiederum sind von Ebnat und vom Kohlwasen herab

12. der Kohlenbach,

13. der Ziegenbach (beim Zanken oder Zapfenwirthshaus) ;

14. etwas ansehnlicher der Krummbach, welcher bei Bronnen entspringt.

Von da an nimmt der Kocher auf dieser Seite mehr nur Quellzuflüsse auf, bis beim Schäufele

15. die Blinde Roth sich mit ihm verbindet (s. hienach zu B. 15).

Unterhalb der Roth kommen vom Büchelberger Grat neben etlichen ganz unbedeutenden Zuflüssen

16. der Schlierbach, sowie das Reichertshofer und Christhäuser Bächlein, beide unbedeutend.

17. Der Gießbach und ebenfalls bei den Christhäusern mündend

18. der Maisenbach.

| Endlich bildet auf eine längere Strecke die Oberamtsgrenze

19. der Röthenbach, weiterhinauf der Hohlenbach genannt, der selbst wieder von beiden Seiten größere und kleinere Zuflüsse bekommt, z. B. den Seebach von Hinterbüchelberg her und besonders aus den Vorhardsweiler Waldungen, deren westliche Abdachung aber

20. dem Nägelsbache ihre Wasser zuschickt, welcher erst zwischen Laufen und Sulzbach (O.A. Gaildorf) den Kocher erreicht.

Zu A. 11. Die Lein kommt aus den Welzheimer Bergen und betritt bereits als Flüßchen den Bezirk in der Schuldheißerei Heuchlingen, von wo sie in nordöstlicher Richtung bis Abtsgmünd fließt, in beständigen Krümmungen.

a. Seitenbäche der Lein, auf dem linken Ufer.

1. Der Federbach, beim Zeirenhof entspringend, bildet eine Strecke weit die Oberamtsgrenze, welche er weiter unten überschreitet. – Von Schechingen her nimmt er den Dorfbach oder Haldenbach auf.

2. Der Siechenbach mündet unterhalb Heuchlingen;

3. ein ganz unbedeutendes Bächlein kommt von Leinweiler herab, gegenüber von Laubach in die Lein;

4. der Spatzenbach bildet sich aus dem Zusammenlauf

a. des Sulzbachs (bei Börrath) und
b. des Wüsten- oder Haldenbachs (bei Steinreute).

5. Das Leinroder Bächlein ist vor einigen Jahren oberhalb des gen. Weilers durch einen Graben, zu Vermeidung von Überschwemmungen, in gerader Linie in die Lein geleitet worden.

6. Der Weiherbach fließt etwas abwärts von Leinroden.

b. Seitenbäche der Lein auf dem rechten Ufer.

1. Auch hier ist theilweise Oberamtsgrenze – der Hackbankbach, den zwei Zuflüsse bilden;

2. der Tiefen-, Tuifel-[4] oder Kappelbach geht in Heuchlingen selbst in die Lein und ebenso

3. der von Holzleuthen herkommende Küferbach.

4. Bei Laubach mündet die Laubach, einst Reichenbach genannt, welche oberhalb des Weilers Reichenbach Riegelbach heißt, der aus einer Menge von weitverästelten kleinen Zuflüssen sich bildet.

5. Der Stapfelbach, auch Kreuzbach genannt, ergießt sich beim Roßnagel;

6. der Haldenbach kommt von Rodamsdörfle und Dewangen her,

7. der Laubach vereinigt sich in Abtsgmünd, ganz kurz vor ihres Laufes Ende, mit der Lein.

Zu B. 15. Die Blinde Roth entspringt im Oberamte Ellwangen und zieht fast in gerader Linie von Nord gen Süden dem Kocher zu, mit | welchem sie nach einer kleinen Abbeugung gen Südwest 1/2 Stunde unterhalb Abtsgmünd sich vereinigt. Auch dieses Flüßchen zieht in zahllosen Windungen durch ihr schmales Wiesenthal und überall eilen ihm, von rechts und links, aus den Keuperhügeln zur Seite, Quellen zu und Bächlein und Bäche, von denen wir nur die etwas ansehnlicheren aufzählen können.
a. Seitenbäche auf dem linken Ufer.

Da auf dem größern Theil ihres Laufs durch’s Oberamt die Blinde Roth entweder selbst die Oberamtsgrenze gegen Ellwangen bildet oder ganz nahe hinter derselben läuft, so gehören diese Bäche meist nur mit einer kurzen Strecke dem Oberamt an:

1. der Waldbach,
2. der Gaisbach,
3. der zwischen der Papier- und Burkhardsmühle auf eine kleine Strecke die Oberamtsgrenze bildende Bach,
4. der Hagbach,
5. der Zobersbach,
6. der Heftenbach, vom Hornberg und der Hefte her, auch auf eine Strecke die Oberamtsgrenze bildend.
b. Seitenbäche auf dem rechten Ufer.

Zuerst gehen hier nur ganz unbedeutende Bächlein in die Roth, darunter

1. der Mühlbach an der Öl- und Herrenmühle, und
2. das Adelmannsfelder Bächlein, dessen Rinne das Dorf durchschneidet;

weiter abwärts:

3. der Franzenbach,
4. der Fischbach,
5. der Kothen oder Pfaffenbach.
II. Die Bühler

entspringt aus einer Reihe von Wasserabflüssen des Büchelberger Grats und nimmt, der Blinden Roth entgegengesetzt, ihren Lauf gegen Norden, doch mit etwas westlicher Richtung.

Die Quellen der eigentlichen Bühler, hauptsächlich der Lutstrutherbach, liegen zwischen Pommertsweiler und Straßdorf, und werden von einigen Weihern gespeist; nachher sind diese Gewässer zweimal gestaut und bilden die bedeutendsten Seen des Bezirks. Gewöhnlich bekommt erst der aus ihnen hervortretende Bach den Namen Bühler.

a. Seitenbäche auf dem linken Ufer.
1. Der Stahlbach, zunächst in den Stahlweiher mündend,
2. der Steinbach. |
b. Seitenbäche des rechten Ufers.
1. Der Zimmerbach,
2. der Uhlbach, auf der nördlichen Grenze.
III. Die Rems.

Den ersten Ursprung dieses unser Oberamt noch als Bach verlassenden Flusses bildet streng genommen eine unbedeutende Quelle im s. g. Hirtenteich auf Lauterburger Markung; gewöhnlich gilt aber eine stärkere Quelle an der Essinger Markungsgrenze als Remsursprung. Übrigens ist hier dieser Name noch nicht gebräuchlich. Mehrfache Bächlein aus den Gebirgsschluchten hinter Essingen, z. B. der Duckfalterbach, der Gais- oder Tonnenbach u. s. w., bilden zunächst die beiden Hauptbäche Katzenbach und Seltenbach, welche im Dorf sich vereinigen und ebenda Mühlbach, erst nach Essingen aber Rems genannt werden.

Das Wasser ist frisch und klar, aber seine Fülle noch unbedeutend. Auf der Fläche am Fuß des Albuchs verschwindet der Lauf des Flusses dem Auge zuerst in einer theilweise ziemlich tief eingeschnittenen Schlucht, dann aber zieht er zwischen ganz freien Ufern kaum beachtet im Wiesenfelde dahin.

a. Seitenzuflüsse auf dem linken Ufer.
1. Der unbedeutende Donabach kommt gleich unter Essingen,
2. von Hohroden her das Rodener Bächlein;
3. bei Mögglingen erst fließt die Lauter in die Rems, welche ihren Ursprung bei Lauterburg hat, hier aber noch Wäschbach heißt.
b. Seitenzuflüsse auf dem rechten Ufer.
1. Vom Kolbenberge herab kommt die s. g. alte Rems,
2. beim Sixenhofe entspringt der Ellerbach oder Ammersbach, welcher bei Mögglingen erst einmündet.

IV. Obwohl den Oberamtsbezlrk selbst nicht berührend, sind hier noch zu erwähnen die Jagst, welcher derselbe ein paar Bächlein zusendet, nämlich:

1. den Lengenbach bei Mittellengenfeld, und
2. den Stierbach, aus dem Oberlengenfelder Weiher entspringend, welche in Buch sich vereinigen und als Aybach auf dem linken Ufer in die Jagst münden.

Die Wasser, welche der Brenz und Egge zulaufen, bilden im Bezirk noch keine Bäche.

| Von Überschwemmungen zu reden gibt unser Bezirk allen Anlaß. Zwar sind seine Gewässer nicht so groß, ihre Zuflüsse nicht so bedeutend, daß große Wassergefahren zu befürchten wären (außer der Lein und der Blinden Roth, welche aber nur ein sehr unbedeutendes Gebiet hat, entspringen je die andern Flüsse und Bäche erst im Bezirk selber); im Ganzen aber sind fast alle Thäler und Rinnsale entweder ohne viel Fall oder auch so eng, daß bei nur etwas starkem Regen schon der Ablauf nicht rasch genug erfolgen kann und deßwegen lokale Überschwemmungen sehr häufig eintreten. Dieß ist besonders in dem Rombacher Thälchen der Fall und ebenso bei Aalen jedes Jahr einigemal, durch das Zusammenwirken von Aal und Kocher. Auch das Leinthal ist von Überschwemmungen alle Jahre heimgesucht – zum Glücke jedoch geht’s in der Regel ohne Schaden ab.

Von den großen Wolkenbrüchen im August 1851 und Mai, Juni 1853 ist der ganze Bezirk unberührt geblieben.

c. Seen und Weiher.

Eigentliche natürliche Seen hat der Bezirk nicht, wohl aber durch menschliche Nachhülfe eine Anzahl von Weihern, welche einst außerordentlich groß gewesen zu seyn scheint, theils zur Fischzucht bestimmt, theils als Sammelteiche für Mühlwerke oder, wie besonders auf dem Albuch, als Wasserbehälter für Menschen und Vieh.

Die ansehnlichsten noch bestehenden Weiher sind bei Pommertsweiler der Neumühl- und Eisen-Weiher, welch letzterer eben zum Behuf der ehmaligen Hammerschmidte ist angelegt worden; ganz in der Nähe liegt der (untere) Rohrweiher beim Adelmannsfelder Schleifhäusle. Besonders die Gegend von Adelmannsfelden und Pommertsweiler war einst von solchen Weihern überfüllt, von denen in Urkunden genannt werden z. B. der Badweiher in Adelmannsfelden, der Frantzen- und Büchel-Weiher bei Pommertsweiler, der Altweiher zu Lutstruth; der Wilden-, der Stahl-, der obere, mittlere und untere Rohr-Weiher, der große und kleine Matthes-Weiher beim Ottenhof, das Metzelweiherle, die Dorflache beim Wendenhof, der Ziegel-, Wäsch-, Stein-, der obere und untere Kuder-Weiher, zwei Weiherlein in der Ölklinge, vier „Seelein“ bei Vorhardsweiler u. s. w. Bei den drei Lengenfelder Höfen lagen der Schlier-, Ziegel-, Depisch-, Kegel-, Alten-, Rodt- und Pech-Weiher. Bei Ober-Rombach allein bestanden seiner Zeit fünf Weiher, bei Unter-Rombach mehrere, von welchen im Anfang dieses Jahrhunderts den letzten, den Sulzweiher, französische Einquartierung abgegraben hat (da sie ihn nicht abzulassen verstand), um ihn auszufischen und auszufroschen. – Zu den Mühlweihern, dergleichen auch bei Röthenbach, Maisenbach, | Christhäusern, an der Spatzenmühle u. s. w. bestehen, ist in neuester Zeit erst oberhalb der Papiermühle in Unterkochen ein neuer Sammelteich hinzugekommen.

Die älteren, noch bestehenden Teiche haben übrigens seit der Landesvermessung an Umfang meistens abgenommen, mehrere werden nicht mehr erhalten.

Von besonderer Wichtigkeit für die Umwohner sind die Weiher, Teiche und Hülben auf dem Aalbuch, deren sowohl die Essinger als Lauterburger Markung einige hat, – ganz besonders die beiden Teiche beim Weiherhaus, welche mit Fischen besetzt sind und jährlich abgelassen werden. Ihr Wasser, das theils aus einigen Quellen im oberen Weiher, theils von Schnee und Regen sich sammelt, eilt dann ein paar 100 Schritte weit auf der Oberfläche weiter und versinkt plötzlich, ohne daß ein sichtbares Loch vorhanden wäre, durch den Boden in die Tiefe. Beigemischte Spreier sollen bei Oberkochen im Kocherursprung wieder zum Vorschein gekommen seyn.


3. Naturschönheiten

bietet der Bezirk in solcher Mannichfaltigkeit, daß er mit den meisten Gegenden des Landes sich messen darf. Die Verschiedenheit des Terrains erlaubt dem Auge, bald an dem steilen Abfall der Alp und ihren stattlichen Bergen, bald an einem sanften wellenförmigen Hügellande, da und dort auch an ziemlich ausgedehnten Fruchtebenen, sowie an der saftigen Grasflur zahlreicher Thäler und Thalabhänge sich zu weiden. Die Berge und Hügel sind wechselnd mit herrlichen Laubwäldern und stattlichen Tannenwäldern geschmückt und – obgleich allmählig ausgerodet – begegnen doch noch hie und da Gruppen großer Eichen dem Wanderer. Einen romantischen Punkt bildet z. B. der Ursprung des weißen Kochers, dessen zahlreiche Quellen in einer Thalschlucht mit etlichen hervorragenden Felszacken, in einem prächtigen Buchenwalde, zwischen üppig grünender Vegetation mit reicher Wasserfülle aus dem Boden sprudeln, die eine gerade aus den Wurzeln einer stattlichen Buche.

Besonders zahlreich sind die Punkte im ganzen Bezirk, welche eine zum Theil ganz ausgezeichnete Aussicht darbieten; natürlich sind hier einige Standpunkte zu unterscheiden. Vom Albuch aus z. B. beim Osterbucher Signalstein (oder bequemer, aber freilich nicht so ausgedehnt von der Hohenroder Schloßterrasse) übersieht man den größeren Theil des Oberamts, das freundliche Welland mit seiner reichen Abwechslung von Thal und Hügeln nicht bloß, sondern auch von Feld, Wiesen und kleinen Waldpartien, so wie mit seinen äußerst zahlreichen Weilern und Höfen; die Leinhöhen mit dem stattlichen Hohenstadt und die Adelmannsfelder | Wälder umsäumen nördlich die Aussicht, westlich der gewaltige Braunenberg. Rückwärts auf der höchsten Höhe des Albuchs, auf dem Volkmarsberg, übersieht man nicht bloß die Hochebene des Hertsfeldes mit vielen Ortschaften und den stolz hervortretenden Neresheimer Schloßgebäuden, sondern bei günstigem Wetter erscheinen auch jenseits der zum Theil sichtbaren Donauniederung die Tyroler Alpen am Horizont.

Von der unbewaldeten Terrasse des Braunen, bei dem sog. Braunenbäumchen, einer mit Sitzen umgebenen zweistämmigen Tanne, überblickt man nicht nur besser das Welland und die Adelmannsfelder Wälder bis über den Welzheimer Wald hinweg, sondern auch die Alpwand vom Langert bis zum Rosenstein sammt den herrlichen Bergkegeln des Oberamts Gmünd; – gegen Westen zeigen sich in blauer Ferne der Schönbühl und die übrigen höheren Bergrücken des Remsthals bis zum Neckarthal; nördlich treten der Schöneberg und das Ellwanger Schloß deutlich hervor, im Nordwesten noch der Einkorn bei Hall. Die während des ganzen Sommers aus dem großen finstern Waldrevier dazwischen zahlreich aufsteigenden Rauchwolken der Kohlenmeiler geben auch da wieder Zeugniß von der rastlosen, alles belebenden Thätigkeit des Menschen. Bequemer wiederum, aber auch beschränkter läßt sich eine ähnliche Aussicht von der Wasseralfinger Grubeneiche aus genießen, immer noch belebt durch die Kirchen und Schlösser von Hohenstadt und Fachsenfeld, das Dorf Frickenhofen[ws 3], die Ruine von Niederalfingen u. s. w.

Im Wellande selbst geben mehrere Höhen, z. B. der Kolbenberg, der Faulherrnhof u. s. w. eine gar freundliche Aussicht auf die Umgebung und die ganze Alpkette von Baldern bis zum Hohenstaufen; beim Bernhardsdorfer Schafhaus z. B. kommt hiezu noch ein Blick in’s Leinthal und in die Wälder, so wie in’s Thal der Blinden Roth; auf den Leinhöhen aber, z. B. bei Schechingen, beim Breitang, breitet sich ganz besonders das Alppanorama gar schön aus und bei Hohenstadt kommt hiezu ein Blick in das Kocherthal und in das jenseitige Waldrevier.

Beschränkter und einförmiger in der Regel ist die Aussicht in der Adelmannsfelder Gegend, des Besuches werth aber bleibt immer der Büchelberger Grat, besonders als höchster Punkt desselben der „Höfener Berg“, welcher eine völlige Rundsicht gewährt in das Kocherthal und Bühlerthal zu seinen Füßen und in die ganze weitgedehnte Gegend des Adelmannsfelder und Welzheimer Waldes; so wie einen Ausblick auf die Alpkette nicht bloß bis zum Hohenstaufen, sondern hinter demselben weiter auch auf die Gegend der Teck u. s. w.

Wollen wir beschränktere Aussichtspunkte nennen, so verdient z. B. der Blick von Sulzdorf her auf Niederalfingen, in’s Kocherthal und jenseits auf Fachsenfeld mit dem Alphintergrund – rühmliche Erwähnung; | ebenso von mehreren Punkten aus die Aussicht auf Aalen, das Welland, zum Theil Rechberg und Hohenstaufen – und südlich Unterkochen mit seiner gar schön gelegenen Kirche und den interessant gestalteten Bergen hinter ihr.

Überhaupt bietet das ebengenannte Dorf einen freundlichen Anblick, ebenso aber auch z. B. Abtsgmünd mit seinen Hammerwerken, – Heuchlingen auf beiden Leinufern mit einer steinernen Brücke; Hohenstadt mit seinem Schloß und seiner großen Kirche u. s. w.

Der Freund von Ruinen findet eine ausgezeichnet großartige in der noch theilweis bewohnten Burg von Niederalfingen; bei Leinroden einen gewaltigen, einsam am Waldessaum auf niederem Hügel stehenden Berfried, und bei Lauterburg die ausgedehnten Mauern des abgebrannten Schlosses, das weit in’s Thal hinausschaut. Ein wohlerhaltenes Schloß mit mehreren Thürmen und Zwingern ziert bei Laubach das freundliche Leinthal. Ein leider verwahrloster Park schließt sich an das Schloß zu Neubronn an und zu Hohenstadt erfreut den Besucher ein ziemlich wohlerhaltener Schloßgarten, vorherrschend im französischen Geschmack des vorigen Jahrhunderts.


4. Boden.

Durch die geognostischen Verhältnisse wird natürlich die Beschaffenheit des Bodens bestimmt; es findet eben deßwegen auch eine ziemliche Verschiedenheit statt. Landwirthschaftlich betrachtet, darf man den Boden im Allgemeinen bezeichnen als von mittlerer Güte. Diluvial- und Alluvialboden zeigt sich besonders in den Thälern, woselbst auch am stärksten der Humus sich entwickelt hat; auf einigen Punkten erscheint auch ein sumpfiger Moorboden.

Auf dem Jurakalk der Alp findet sich ein kalkhaltiger Lehm, theilweise mit Dolomit-Sand und gewöhnlich mit vielen Geröll- und Kalksteinen vermengt. Die Ackerkrume ist mager und unfruchtbar, leicht aber durch Dolomitmergel zu verbessern. Indeß gedeihen Laubhölzer aller Art vortrefflich in diesem Boden, ebenso Esparsette, Klee, Wicken und andere Hülsenfrüchte. Große Strecken sind bloße Haiden.

Auf den unteren Abhängen der Alp, im Gebiete des braunen Jura, besteht der meist braun gefärbte Boden hauptsächlich aus kalkhaltigem Lehm und schwerem eisenhaltigem Thon. Der Thoneisenstein und stark eisenhaltige Rogenstein liefern durch Verwitterung eine magere Erde, welche die Feuchtigkeit stark anhält und zumal in nassen Jahrgängen sich oft als sehr unfruchtbar erweist; dieselbe wird fruchtbarer, sobald die Vermischung mit Kalk etwas stärker ist (bei Unterkochen, Aalen, Essingen u. a. m.).

| Im Liasgebiete findet sich weithin verbreitet ein strenger Thon- und ein milderer Lehm-Boden; wo Liassandstein unterlagert, erscheint gewöhnlich ein sandiger Lehm. Wo aber der daruntergelagerte Kalkfels oder Letten dem Versinken der athmosphärischen Gewässer widerstehen, wird der Boden naßkalt und schwer. Im Ganzen ist derselbige jedoch fruchtbar und Getreide, Reps, Hopfen, Klee, Wurzelfrüchte u. s. w., auch Laubhölzer kommen gut fort.

Im Keupergebiete überlagert da und dort (z. B. beim Kocherhof, Kirnhardshof etc.) ein grober Sand mit unbedeutender Humusdecke den Sandfelsen und dieß ist ein höchst unfruchtbarer Boden. Wo aber, wie sehr häufig, eine angemessene Mischung von Sand und Lehm stattfindet, wird solcher Boden ziemlich fruchtbar. Der obere rothe Keupermergel liefert einen schweren aber tauglichen Thonboden, welcher bei angemessener Düngung für Getreide, Wiesenbau und Obstzucht günstig ist.

Der besonders auf den Höhen, zumal in Kesseln und Mulden in großer Ausdehnung (z. B. bei Hofen, Dewangen, Hohenstadt, Schechingen, Neubronn etc.) abgelagerte Diluviallehm von sandig-thoniger Beschaffenheit ist sehr fruchtbar und wird gewöhnlich zum Getreidebau benützt, während die theils sandig-thonigen, theils etwas kalkhaltigen, zum Theil schwer thonigen Alluvialböden vorherrschend zum Wieswachs dienen; so im Kocher- und Leinthal, aber auch bei Hohenstadt u. a. m.

Bleibenden Werth haben die kurzen Schilderungen, welche schon Ladislaus Suntheim und ihm nach Münster in seiner Kosmographie von dem „Hertenfeld, Albuch, Wellend und Virngrund“ machten, z. B. Albuch – ein birgig rauh Land, – hat viel Haiden und Wald, Waide, Schäferei, Wildbret – wenig Korn und Haber. Das Welland heißt fruchtbar genug, aber ohne Weinwachs. Der Virngrund – ein gar gut Ländlein durch Ackerbau, Wiesen und Vieh, mit Wildbret, vielen Weihern und Fischen, auch Holz, Harz und Pech. –


5. Luft und Witterung.
Bei der bedeutenden Erhebung des Bezirks, die, was die Wohnorte betrifft, von 1300 par. Fuß bis über 2100′ steigt, bei seiner Abwechslung von tief eingeschnittenen Thälern und stark ansteigenden Höhen, dem Reichthum an lebhaften Gewässern u. s. w. ist derselbe in Beziehung auf Luft- und Witterungsverhältnisse im Allgemeinen einer der minder begünstigten von Württemberg. Nicht bloß auf den Höhen des Albuchs und Hertsfelds ist die Luft rauh und scharf, auch auf den niedrigen Anhöhen im westlichen und nordwestlichen Theil erhebt sich das Klima selten zu der Milde gleich hoher Lagen des mittleren Landes, z. B. des Schönbuchs. In dem oberen Kocherthal haben die Winde verschiedener Richtungen | Zutritt, während der untere Theil ungleich mehr geschützt ist, was sich an der mindestens acht bis vierzehn Tage geförderten Vegetation zeigt.

Die mittlere Temperatur betrug in der Stadt Aalen in den 7 Jahren 1844–1850 +7,05°; der mittlere Barometerstand 26,8,5. Der höchste Barometerstand war am 9. Januar 1846: 27,6,3; der niederste am 23. Dezember 1845: 25,10,5. (Der nächst niedrige am 26. Februar 1844: 25,11,7.) Der höchste Temperaturgrad war am 2. August 1846: +25,5°; der niederste am 13. Februar 1845: −23°. Es stellt sich sonach, wenn Stuttgart in den 10 Jahren 1828-38 ein Mittel von +7,56, und im Allgemeinen nach Memminger’s Beschr. v. W. +7,86, Westheim bei 1155′ Höhe +7,25 darbietet, für die 1320′ hoch liegende Stadt Aalen das entsprechende Verhältniß dar. Die Sommerhitze bleibt hinter der von Stuttgart um durchschnittlich 11/2 bis 2° zurück, ebenso steigt die Kälte über die zu Stuttgart um 1 bis 2 Grad, obgleich auch hier Ungleichheiten auf- und abwärts stattfinden. Feinere Obstsorten, wie Pfirsiche, sind auch in geschützten Lagen gefährdet, obwohl der Weinstock in Gärten mit Sorgfalt behandelt auch in mittleren Jahrgängen reife Früchte trägt. Mais wird nur in mittelguten und guten Jahrgängen reif. Der Blumist hat mit keinen größeren Hindernissen, als in den mittleren Gegenden des Unter-Landes zu kämpfen, was seinen Grund wesentlich in der entsprechenden Sorgfalt, die er dem Boden angedeihen läßt, finden dürfte. Die Frühlingsfröste treten nicht stärker auf, als die Erhebung des Bodens erwarten läßt, und wirken nur in der Nähe des Wassers besonders empfindlich, wo häufige und sehr starke Wasserreife vorkommen, welche besonders den Obstbäumen schaden.

Nach den Notizen eines andern Beobachters[5] wären seit 1842 die höchsten Thermometerstände gewesen am 8. Juli 1845 mit +28° und am 24. Juli 1846 mit +26°; der niederste Stand mit nur −22° am schon citirten 13. Februar 1845, – was eine Schwankung von 48–50 Graden ergibt.

Die durchschnittliche Mittagstemperatur betrug nach fünfjähriger Erfahrung in Aalen: +9,84, und zwar z. B. im Jahre 1850 für die Frühlingsmonate März–Mai: +9,31; für die Sommermonate Juni–August +17,41; für die Herbstmonate September–November: +7,76; endlich für die Wintermonate Dezember–Februar: +3,98. Werden auch die Morgentemperaturen hinzugerechnet, so ergab sich im gleichen Jahre für den Frühling +4,48, für den Sommer +9,37, für | den Herbst +3,89, für den Winter −0,62. Im Jahr 1851 ergab sich als Mitteltemperatur des Mittags für den Frühling +8,60, für den Sommer +17,43; als Mitteltemperatur für Morgen und Mittag +6,10 und +13,66.

Die vorherrschenden Winde sind West, Nordwest und Südwest. Das Umsetzen des Windes geschieht ganz nach dem allgemeinen Drehungsgesetz aus West durch Nord in Ost und aus Ost wiederum durch Süd in West.

Stürme sind nicht eben häufig, sehr bemerklich aber ist im Thale von Aalen fast beständig ein Luftzug parallel dem Laufe des Kochers, welcher namentlich Sommers gegen Mittag stärker zu werden und Abends eine Zeit lang aufzuhören pflegt. Es erklärt sich diese Erscheinung wohl einerseits aus dem offenen Zusammenhang zwischen dem Kocher- und dem höher gelegenen Brenzthal, das in die kältere Donauebene sich öffnet, und andererseits aus der ungleichen Erwärmung der Luftschichten über dem Thale und den anstoßenden Plateau’s der Alp. Wenn gegen Abend die Temperatur der Luftschichten allmählig sich ausgeglichen hat, so tritt gern eine kurze Windstille ein, welcher aber bald wieder ein scharfer Zug aus dem obern Kocherthale hervor zu folgen pflegt.

An Luftfeuchtigkeit, Nebeln und Regen fehlt es nicht, wie schon die reiche Waldvegetation des Bezirks erwarten läßt. Besonders im Kocher- und Leinthal erheben sich ziemlich regelmäßig bedeutende Nebel und noch mehr bilden sich dieselben an den bewaldeten Höhen des Albuchs und Hertsfeldes, über welche auch in dichten Ballen, und vornehmlich durch’s Kocherthal herunter die sogen. „Brenznebel“ herabbrechen, die jedoch gewöhnlich an dem Gebirge haften und nicht über den ganzen Bezirk sich verbreiten. Es ist dieß besonders sichtbar in Aalen selbst, wo häufig die Sonne scheint, während das Gebirge gegen Ost und Süd sammt dem Kocherthale bis zur Erlau herab von dichtem Nebel bedeckt und erfüllt ist.

Beobachtungen über die Größe des Regenfalls sind in Aalen nicht angestellt worden. Wenn aber Schübler für Ellwangen 37,2″ jährlich berechnete gegenüber von 23,2″ in Stuttgart, so darf Aalen nicht mit Ellwangen gleichgeschätzt werden. Sehr häufig ziehen gerade die schweren Regen und Gewitterwolken theils dem Albuche nach – rechts, theils dem Leinthal folgend – links an dem Haupttheile des Bezirks vorbei, so daß gar oft das ganze Mittelland von ihren Entladungen verschont bleibt.

Auch die Gewitter werden auf ähnliche Weise von der Umgegend Aalens sehr häufig abgelenkt. Schon vor Schechingen bilden für die am häufigsten von West heranziehenden Gewitter die Höhen bei Brainkofen und Göggingen eine sogen. Wetterscheide. Diejenigen aber, welche in der Richtung des Remsthals heraufkommen, werden gewöhnlich am | Blümle und Kolbenberg entweder über den Albuch oder gegen die Lein und Adelmannsfelden-Ellwanger Wälder zu abgelenkt.

Nach achtjähriger Aufzeichnung sind 130 Gewitter bei Aalen gewesen, 33 in den Frühlingsmonaten, 87 im Sommer, 10 im Herbst, 0 im Winter. Die gewitterreichsten Jahre darunter sind gewesen 1847 mit 20, 1850 mit 25, 1851 mit 21 (bis Ende August, wozu noch eins im September kam). Im Durchschnitt kommen auf eins dieser 8 Jahre 16,25 Gewitter; 1843 und 48 aber hatten nur je 13, 1845 sogar bloß 9.

Hagelschauer sind selten; sie fallen gewöhnlich im Sommer und pflegen ohne großen Schaden abzugehen. Bedeutendere Hagelschläge hatten statt 1811, 1826, 1839 (in Ober- und Unterkochen), 1846, 2. Aug. und dann wieder 7. Juni und 20. Juli 1849, 16. Juli 1850. Dabei wird meistens die Höhe des Albuches und Hertsfeldes stärker betroffen als die tiefer liegende Umgegend.

In jeder Weise, durch geringere Temperatur mit deutlichem Einfluß auf die Vegetation, durch heftigere Winde, hartnäckigere Nebel und bedeutenderen Wasser- und Schneefall haben die genannten Höhen ein unfreundlicheres Klima als der übrige Bezirk.


6. Die Gebirgsarten, Mineralien und Versteinerungen.

Der Oberamtsbezirk gehört vorzugsweise den verschiedenen Gliedern der großen Juraformation an; nur im nördlichen Theile ist noch der Keuper bis auf seine mittleren Abtheilungen herab aufgedeckt.

Südlich hat der Bezirk noch Antheil an dem Plateau der Alp (hier Albuch) und dadurch an den obersten Schichten des weißen Jura.[6]

Das Plateau selbst zeigt bei Lauterburg die Krebsscheerenkalke, welche außer den sie bezeichnenden Krebsscheeren an organischen Resten noch Apiocriniten (A. mespiliformis, Milleri) und Pentacrinites pentagonalis enthalten, die sich hauptsächlich in den, dieses oberste Glied begleitenden thonigen Schichten finden.

Unter den Krebsscheerenkalken und ihren thonigen Schichten treten die Felsenkalke (Coral-rag.) hervor, welche nirgends Schichtung zeigen, sondern plumpe, vielfach zerklüftete und dadurch verschiedenartig geformte Felsmassen bilden, wie besonders an dem nächst der Grenze gelegenen | Rosenstein. Hier zeigt dieses Gestein auch – wie an so vielen Orten des Landes – die sie so sehr charakterisirenden Höhlen.

Da wo die Felsenkalke (bald marmorartige, bald feinkörnige Dolomitmassen – von gelblicher, oft glänzend weißer Farbe – in regelloser Vereinigung bildend), ohne durch thonige Lagen bedeckt zu seyn, die Oberfläche einnehmen, geben sie – keiner Verwitterung fähig – sehr unfruchtbare Felder und gewähren auch geringe Ausbeute an Petrefakten. Häufig kommen im Dolomit rundliche Einschlüsse vor von Quarz- und Feuersteinmassen.

Die an andern Orten (namentlich im Heidenheimer Oberamt) so versteinerungsreichen kieseligen Schichten zwischen den Felsenkalken und den Krebsscheerenkalken scheinen im hiesigen Bezirk sehr wenig ausgebildet zu seyn.

In dem durch Brenz und Kocher gebildeten Einschnitt in das Gebirge des Jura erreicht die Thalsohle die Felsenkalke zwischen Oberkochen und Königsbronn. Etwas südlich vom Ursprung des schwarzen Kocher treten sodann die oberen Glieder des mittleren weißen Jura in regelmäßig geschichteten Kalkbänken zu Tage, weiß und bläulich von Farbe.

An dem nordwestlichen Gebirgsrand haben diese Kalkbänke mit dem nachfolgenden Gliede des mittleren weißen Jura – mit den Spongiten-Lagern – noch Theil an der oberen steileren Hälfte der Abhänge des Gebirgszugs und erheben sich mit diesen gegen den Braunenberg, bis zum Plateau desselben.

Während die oberen Lagen des mittleren weißen Jura wie überall an der Alp, so auch hier außer dem Belemnites hastatus[ws 4] wenige Petrefakten zeigen, führen die unteren Glieder, welche zwischen blauen, geschichteten Mergellalken die Lacunosa-Schichten und Spongiten-Felsen enthalten, eine Menge schöner Muscheln und Schwammkorallen mit sich.

Die Schichten mit der ausgezeichneten Leitmuschel, Terebratula lacunosa scheinen oft ganz aus Individuen dieser Gattung zu bestehen, so wie die Spongiten-Felsen namentlich am Braunen eine reiche Fundgrube der Schwammkorallen bilden. Hierher gehören eine Menge Arten von Spongiten (Scyphia reticulata, texturata, rugosa, Cnemidium stellatum, rimulosum und Pragos patella, acetabulum, mitunter von riesenmäßiger Größe). Von diesen Spongitenkalken lassen sich am Braunenberg und im Walde südlich von Aalen deutlich zwei Bänke, eine unten und oben, unterscheiden, und es ist bemerkenswerth, daß Erstere nur etwa 20–30′ über den Impressalthonen lagert, während sie an andern Stellen, wie an der Lochen und Teck, wohl 100′ hoch über denselben vorkommt. Mit | diesen und mit Terebr. lacunosa finden sich ziemlich häufig auch Crinoideen (Pentacrinites cingulatus, Asterias tabulata etc.), Cidarites coronatus, Echiniten-Stacheln, mehrere Terebrateln, namentlich Terebr. biplicata, Ammonites alternans, Aptychus, Belemnites hastatus.

Der untere weiße Jura tritt überall unter obigen Schichten mit etwas sanfterem Gehänge hervor und besteht aus geschichteten Kalkbänken mit Ammonites flexuosus und planulatus. Unter diesen Kalkbänken treten noch dunkler gefärbte mergelige und thonige Lagen mit der dieselben charakterisirenden Leitmuschel, Terebratula impressa[ws 5] auf. Am Braunen finden sich hier auch Ammonites alternans, complanatus und convolutus.

Unter dem weißen Jura treten die Schichten des braunen Jura (unterer Oolith) hervor und bilden besonders am Braunenberg verschiedenartig geformte, sanft gerundete und weitvorspringende bauchige Rücken – gleichsam den Sockel zu den steilen Wänden des weißen Jura.

Der braune Jura ist hier besonders wichtig durch die ausgedehnten Lagerstätten von körnigem Thoneisenstein, welche seiner unteren Abtheilung angehören und bei Wasseralfingen für das dortige Schmelzwerk, bei Aalen für das zu Königsbronn abgebaut werden.

Die obere und mittlere Abtheilung des braunen Jura – hier durch das mächtige Auftreten der unteren Abtheilung etwas verkürzt erscheinend – besteht – ungefähr 50 Fuß mächtig – aus grauen, fetten Thonen (Ornaten-Schichte), einem blauen, oolithischen, eisenreichen Kalkstein (Macrocephalen und Austernkalk), zwischen welchem Mergelschichten eingeschlossen liegen. Nach unten nehmen Mergel und Sandsteine überhand und bilden die Gruppe des Eisensandsteins mit einer Mächtigkeit von c. 200 Fuß. In den Eisenoolithen kommen außer vielen andern namentlich folgende Petrefakten vor: In der obersten Ornatenschichte, welche hier wenig entwickelt ist, finden sich unmittelbar unter den Impressalthonen Ammonites ornatus, hecticus, Belemnites canaliculatus, darunter die Macrocephalen- und Parkinsoni-Schichten mit Ammon. macrocephalus, Ammon. Parkinsonii; sodann Ammon. Humphreysianus, Belemn. giganteus, Terebratula varians, Trigonia costata, Pleurotomaria ornata, Ostrea Marshii, Ostrea pectiniformis, Pecten lens, Perna mytiloides, Tholadomya Murchinsoni, Myacites Alduini, Cidaritenstacheln, Serpula socialis.

Der untere braune Jura beginnt hier von oben nieder mit einem sehr muschelreichen gelbgrauen Sandsteingebilde, worin sich unter andern die zierliche Trigonia striata und Pullastra oblita neben kleinen Cuculläen und Thurmschnecken finden; darunter tritt dann das erste, 1–3 Fuß mächtige dunkelbraune Eisensteinflötz auf, unter diesem folgt nach einer 10 Fuß mächtigen Zwischenlage von gleichfalls eisenhaltigen Schiefern | und Kalken das zweite Flötz mit 4–5 Fuß Mächtigkeit, welches in Wasseralfingen abgebaut wird. Nun entwickeln sich mehrere Sandstein-, Kalk- und Schieferschichten mit 2 weiteren Erzflötzen, 2–3 und 1–11/2 Fuß mächtig, welche aber, wie auch das erste Flötz, nicht bauwürdig sind. Endlich 56 Fuß unter dem zweiten Flötz tritt noch ein fünftes von 6–7 Fuß Mächtigkeit auf, welches bei Aalen abgebaut wird und neuerdings auch bei Wasseralfingen – von dem tiefen Stollen aus – in Angriff genommen wurde.

Unter dem fünften Erzflötz tritt ein 14′ mächtiger gelber Sandstein auf, der vorzügliche Bausteine, namentlich auch treffliches Material für den Einbau der Hochöfen liefert.

Die für die vaterländische Industrie so äußerst wichtigen Thoneisensteinlager des Oberamts Aalen lassen sich weithin am Rande der Alp verfolgen, bis an die Grenzen des Oberamts mit beinahe gleicher Mächtigkeit und fast gleichbleibendem Eisengehalt. Weiterhin jedoch (bis in die Gegend von Göppingen und Bopfingen lassen sie sich verfolgen) haben sie nicht mehr eine Mächtigkeit und Qualität, die sie bauwürdig machte. Für unsere Hüttenwerke jedoch ist auch so auf Jahrtausende ein Erzmangel nicht zu befürchten.

Die erwähnten gelben Sandsteine sind auf den bei Aalen ganz besonders mächtigen Opalinus-Thonen aufgelagert, welche von Aalen aus gegen Himmlingen und Grauleshöfe sehr schön aufgeschlossen sind.

Diese Thone führen außer dem sie bezeichnenden Ammonites opalinus, Belemnites tripartitus, Trigonia navis, Nucula Hammeri, Cucullaeen, Gervillia pernoides, Myacites Alduini, Cytherea trigonellaris u. A. Sehr reich an Petrefakten sind die Eisensteinlager; in diesen findet man außer Fischresten (Stacheln, Zähne) auch Reste von Wirbelthieren (Saurier), neuerlich auch von einem Krebse und nachfolgende Muscheln: Ammonites Murchisonae in einigen Varietäten, und Amm. discus, Nautilus lineatus, Belemnites elongatus, Pecten personatus, Pecten demissus, Ostrea calceola, Avicula elegans, Gervillia tortuosa, Modiola gibbosa, Trigonia striata, Cucullaea oblonga, Nucula acuminata, Mya aequata, Corbula obscura. Seltener finden sich Asterias prisca und eine Lingula.

Der braune Jura bildet – wie schon oben erwähnt – überall den Saum des Gebirgs, seine untern Abtheilungen bedecken aber auch einige aus dem folgenden Formationsglied, dem schwarzen Jura – sich zwischen Aalen und Mögglingen isolirt erhebenden Berge, den Schneitberg, Sandberg, Kolbenberg u. s. w.

Der schwarze Jura (Lias) zieht sich längs des Fußes der Alp in der Richtung von S.W. nach N.O. durch das ganze Oberamt (von | Lauchkling nach Bayershofen) und erstreckt sich in nordwestlicher Richtung bis Abtsgmünd.

Das oberste Glied des Lias, die Jurensis-Mergel, lagern auf der Terrasse nordwestlich vom Kocher, zwischen Wasseralfingen Dorf und Aalen in seltener Entwicklung. Sie führen außer Ammonites jurensis alle möglichen Varietäten von Amm. radians (A. rotula, aalensis), Belemnites digitalis, Nautilus squamosus, Pentacrinites basaltiformis, auch die seltene Ammon. insignis, thircinus und lineatus (Germanii).

Der Posidonienschiefer mit den ihm aufgelagerten Kalkmergeln läßt sich längs der Straße vom Schmelzwerk Wasseralfingen gegen Ellwangen hin bis zur Grenze des Oberamts verfolgen und steigt am linken Ufer des Kochers bis auf die Kuppen der Hügelkette auf. – In den Schiefern finden sich platte Ammoniten aus den Familien der Calciferen und Planulaten, Amm. lythensis, serpentinus, fimbriatus, communis (aequistriatus), bollensis, Belemniten (B. tricanaliculatus, acuarius), Posidonia Bronnii, Inocreamus dubius, Gervillia lanceolata und undeutliche Fischreste nebst vielen Algaciten (A. granulatus).

Der mittlere Lias beginnt bei dem Dorfe Wasseralfingen am Fuße der Hügelkette auf dem linken Kocherufer mit den Amaltheenthonen, in welchen sich besonders am Bürgle bei Wasseralfingen Exemplare von Ammon. amaltheus mit besonders starken Stacheln und schmalen Umgängen, neben Bruchstücken von Ammon. costatus, Terebratula tetraedra und unzähligen Belemniten (B. paxillosus, clavatus, breviformis), Nucula rostrata u. s. w. finden.

Am letztgenannten Ort und einigen andern Punkten kommen auch Steinkohlen von guter Qualität vor, nur in ganz unbedeutender Mächtigkeit, von 2–4 Zoll. Hingegen sind die unteren Schiefer alle sehr reich an Bitumen, bisweilen so sehr, daß einzelne Lagen in geringem Grade brennbar sind.

Die nun folgenden Glieder des Lias, die Numismalismergel und die Turnerithone sind wenig aufgedeckt und nehmen eine sehr kleine Fläche ein, denn 1/4 Stunde von dem Punkt, wo die Amaltheenthone in der Thalsohle erscheinen, treten bei der Heimathsmühle schon die blauschwarzen Kalke des untern Lias auf, welche aber hier nicht den Reichthum an Petrefakten zeigen, wie z. B. auf den Fildern; namentlich sind vollkommene Exemplare der Arieten hier selten; dagegen findet man einzelne Bänke in den Brüchen bei der Heimathsmühle ganz bedeckt mit kleinen einschaligen, turritellenartig gewundenen Schnecken. – Hier finden sich auch, aber immerhin nur sparsam, die Gryphea arcuata, einige Thalassiten (Unio), Pinna Hartmanni, Pecten, Plagiostoma giganteum und Herrmanni. – Etwas ausgedehnter und reicher sind die Schichten des | untern Lias einerseits gegen Bayershofen, andererseits gegen die Quellen der Rems hin, und bei Hüttlingen, wo außer der gewöhnlichen Gryphaea arcuata schöne Exemplare von Ammonites Bucklandi und Conybeari, Nautilus aratus, Pecten glaber und Monotis inaequivalvis vorkommen.

Das unterste Glied des Lias – die Liassandsteine und sandige Kalke mit Ammonites angulatus und Thalassites concinna – findet sich ziemlich ausgebreitet längs dem rechten Ufer der Lein zwischen Heuchlingen und Abtsgmünd, sowie auch zwischen letzterem Orte und Hüttlingen.

Es treten jedoch überall in der Sohle des Leinthales (von Leinzell an) und des Kocherthales (aufwärts bis Hüttlingen) schon die obern Lagen des Keupers zu Tage, dessen oberes Hauptglied der weiße oder Stuben-Sandstein auf dem rechten Kocherufer bei Abtsgmünd sich sehr steil bis zu einer Höhe von etwa 300 Fuß über dem Kocher erhebt. Diese obere Abtheilung der Keuperformation nimmt im Allgemeinen den nordwestlichen Theil des Oberamts ein, der durch die Lein zwischen Heuchlingen und Abtsgmünd und durch den Kocher zwischen Abtsgmünd und Hüttlingen begrenzt wird; nur die höchsten Punkte dieses nordwestlichen Theils zeigen auf den Keuperschichten noch die untersten sandigen Schichten des Lias, so das Plateau zwischen Hohenstadt und Schechingen, die Höhe rechts und links vom Schlierbach (ob Sulzdorf z. B.) und die Kuppe des langen Rückens, der sich von Vorderbüchelberg bis über Höfen hinauszieht.

Die Mergel, welche den weißen Sandstein vom zweiten Gliede des Keupers – dem grünen oder Bausandstein – trennen, treten nur in den tiefern Einschnitten des Kocherthales an der nordwestlichen Grenze des Oberamts auf.

Die Gebirge der tertiären Formation[7] fehlen in dem Gebiete unsers Bezirks ganz, und von den Diluvial-Gebilden lassen sich nur einzelne beschränkte Ablagerungen nachweisen. Sie füllen vorzüglich die großen Unebenheiten auf der Oberfläche des Gebirges aus, die hier der massige dichte Jurakalk (Coral-rag) zurückgelassen hat. Die Oberfläche dieses Kalksteins ist mehr oder weniger ausgewaschen, sie bildet häufig tiefe Kessel und wieder scharf erhobene Felsenriffe, und in diese Unebenheiten ist ein rother und gelber Lehm abgelagert, der die Lagerstätte des Bohnerzes bildet, das auch hier vorkommt.

Die Stelle des Lehms vertritt zuweilen, namentlich auf dem östlichen Gebirgsrücken zwischen Unter- und Oberkochen, ein verschiedenartig | gefärbter Sand, der abgerundete Stücke von Feuerstein und rothen Jaspis einschließt.

Ein ähnlicher Diluvialsand mit Bruchstücken von Feuerstein und Jaspis kommt mit Schichten von weißem Thon bei Hüttlingen auf den unteren schwefelkiesführenden Mergelschichten des schwarzen Jura, jedoch nur in geringer Verbreitung vor. Dieser Sand wird theilweise als Formsand benutzt. In der Umgebung des Hüttenwerks Unterkochen und weiter abwärts gegen die Papierfabrik ist die Thalsohle mit jüngerem Süßwasserkalk (Kalktuff) von bedeutender Mächtigkeit erfüllt, deren Größe zwar nicht genau bekannt ist, aber wohl mehr als 40 Fuß betragen mag. Ob dieses Alluvial-Gebilde abwärts im Kocherthale unter dem Thalschutte noch weiter fortsetzt, ist nicht entschieden. Zwischen Aalen und Hüttlingen ist dieses nicht der Fall, da das Kocherbett in dieser Erstreckung schon im schwarzen Jura liegt.

Die Schichten unserer Gesteine liegen gleichförmig auf einander und haben ein regelmäßiges Fallen von 1–3 Graden, in der Richtung von N.W. nach S.O., also rechtwinklig auf das Streichen der Alp.

Von den Mineralien, welche in den Gebirgen des Bezirks enthalten sind, verdient vor allem – weniger das hier seltenere Bohnerz, als der Thoneisenstein nähere Erwähnung.

Die beiden Hauptflöze liegen nach von Mandelsloh 1417 und 1619 par. Fuß über dem Meere; das höhere Flöz streicht in der Stunde 34/8, die Stunde des Fallens ist 94/8 S und beträgt auf 100 Lachter – 2,339°. Bei dem fünften Flöze bei Aalen ist sein Streichen SW Stunde 5,51/2, sein Fallen SO Stunde 11,3 unter einem Winkel von 21/2 Graden.

Nach oben und unten wird das Erzflöz sehr sandig und es bildet sich dadurch der nicht schmelzwürdige „Bodenstein“ und „Dachstein“, worüber und worunter alsdann sandige Schieferthone liegen.

Chemische Analysen sind wiederholt angestellt worden, von welchen wir einige hier nebeneinanderstellen.

Dorn. Märklin.
Kieselerde 33 32,3 24,58
Thonerde   5   4,8   5,30
Kohlensaure Kalkerde   2   2,4   –
Bittererde  – Spur   –
Magnanoxyd 1/2   1,1   0,59
Eisenoxyd 50 49,1 52,97
Eisenoxydul  –   –   5,29
Wasser   9   9,5   9,13

Nach Abzug des Sauerstoffs bleiben also wenigstens 35 pCt. reines Eisen, von denen aber nur 30–33 pCt. hüttenmännisch ausgebracht werden, 1849/50 im Durchschnitt 32,75 pCt.

| Das specifische Gewicht wird angegeben zu 2,56, 2,58 – ja selbst zu 3.

Das Roheisen aber, welches zu Wasseralfingen producirt wird, ist vorherrschend lichtgrau und feinkörnig, bisweilen – wenn zu wenig Bohnerz beigegeben wurde – mit Neigung zu krystallinischem Gefüge, durch Überladung mit Erdbasen.

Der bituminöse Liasschiefer enthält nach Versuchen 3 Procente Steinöl.

Ohne Werth sind die erwähnten schwachen Spuren von Steinkohlen im mittleren Lias; einzelne kleine Nester von Braunkohle, namentlich von bituminösem Holz, mit Schwefelkies und sparsam eingesprengtem Bleiglanz, finden sich auch im Keuper an der südlichen Abdachung der Anhöhe von Fachsenfeld; bei Abtsgmünd (nach Fischer) Strahlkies.

Schwefelkies in einzelnen Krystallen und schwache Schnüre von Pechkohle (Gagat) finden sich bisweilen auch im Liasschiefer.

Im Eisenoolithe sind Arragonit, Bitterspath, schwefelsaurer Baryt, Faserkalk, Gypsspath und Kalkspath u. s. w. gefunden worden.

Kalkspath und Stalaktiten (welche in den Gruben unter den Augen sich bilden) bekleiden meistens die Wände und Höhlen des weißen Jura und an vielen Orten schließt derselbe Quarz, Feuersteine u. dgl. ein. Besonders an der Glassteige bei Unterkochen enthalten seine oberen massigen Bänke Knollen und Kugeln von Feuerstein in so großer Zahl, daß das Gestein einem Conglomerat ganz ähnlich wird.

Zu erwähnen sind auch die Geschiebe von basaltähnlichen Schlaken, welche in der Umgegend von Unterkochen in den höheren Thaleinschnitten sich finden, und aus den alten Schlakenhalden der Schmelzöfen herzustammen scheinen.[ws 6]

Was die Petrefakten betrifft, so liefert unser Bezirk, wie die obigen Einzelnheiten lehren, Exemplare von den verschiedenen Thierarten, die Landthiere ausgenommen; von Sauriern, Fischen, Mollusken, Crustaceen, Anneliden, Sternthieren und Polypen.

Von Pflanzen sind im Lias mehrere Fucoiden, im Eisensandstein einzelne große Baumstämme von mehreren Fuß Länge und 1–11/2′ Durchmesser gefunden worden; im Keuper hat man Pflanzenabdrücke bis jetzt kaum beobachtet.

Besonders ausgezeichnete Fundorte von Petrefakten sind: der Braunenberg für weißen Jurakalk und Oolith, die Gruben bei Aalen und Wasseralfingen für den Eisensandstein, die Umgegend von Wasseralfingen und Hüttlingen für den Lias.

|
7. Pflanzen- und Thierreich.


A. Pflanzen.[8]

Von Bäumen und Gesträuchen finden sich, was

1) Obstbäume betrifft, nur die gewöhnlicheren Arten, Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Zwetschgen und wenige Wallnußbäume.

2) In Feld und Wald einheimisch sind: Ahorn (am Braunenberg) und Bergahorn; Beinholz, Birken und Buchen; Stein- und Kern-Eichen, die Elsebeere, Erlen, Eschen und Espen; der Faulbaum, der Hartriegel (Cornus sanguinea), Hagenbuchen, Haselnuß und Hollunder (Sambucus nigra und Ebulus); der Kreuzdorn, die Sommer- und Winter-Linde; Maßholder, Mehlbeeren; die Silber- und italienische Pappel, die Rüster oder Ulme (hie und da); der Sauerdorn und Schlingstrauch (Viburnum lantana), der Schwarzdorn und Spindelbaum (Evonymus europaeus); die Vogelbeere und Waldrebe, der Wasserholder (Viburnum opulus) und 8 Weidenarten (die Felbe, die Bach-, Bruch-, Busch-, Graue-, Korb-, Sal- und Salbei-Weide), – auch der gemeine Flieder (Sygringa vulgaris) und hie und da die Roßkastanie.

Von Nadelhölzern – die Forche, Lerche, Weiß- und Rothtanne, am Braunen auch (beim Fürsitz) der in Württemberg seltene Eibenbaum (Taxus baccata).

3) Von nutzbaren Beeren erwähnen wir – neben den Johannis- und Stachelbeeren – die Brombeere, Erdbeere, Heidelbeere, Himbeere, und von den wilden Rosen die Hagenbutte, endlich den Wachholder, von welchem ein ausgezeichnetes, hoch gewachsenes Exemplar im Garten der Fallmeisterei bei Aalen steht.

4) An diese Beeren mögen sich am geeignetsten die officinellen Pflanzen des Bezirks anreihen, von denen wir die im ganzen Lande verbreiteten, wie Chamille, Klette, Lungenkraut, Schafgarbe u. dgl. nicht mehr einzeln aufzählen. Eher einer Erwähnung werth find vielleicht:

Acorus calamus (Kalmus) bei Abtsgmünd, Agrimonia eupatoria (Odermennig), Arum maculatum (Aaronswurz), Artemisia absynthium (Wermuth), Artemisia vulgaris (Beifuß), Asperula odorata (Waldmeisterlein), Asarum europaeum (Haselwurz), Carlina caulescens (Eberwurzel), Coriandrum sativum (Koriander), Daphne mezereum (Seidelbast – sehr schön), Erythraea centaureum (Tausendguldenkraut), Fumaria | officinalis (Erdrauch), Glechoma hederacea (Gundelrebe), Hypericum perforatum (Johanniskraut), Juncus conglomeratus (Simsengras), Linaria vulgaris (Leinkraut), Melilothus officinalis (Steinklee), Menyanthes trifoliata (Fieberklee), Orchis morio (Knabenkraut), Origanum vulgare (Majoran), Oxalis acetosella (Sauerklee), Pimpinella saxifraga (Bimbernell), Polygala uliginosa (Bitterkraut), Prunus padus (Traubenkirsche), Salix fragilis (Bruchweide), Scabiosa succisa (Grindkraut), Tormentilla officinalis (Ruhrwurz), Valeriana officinalis (Baldrian), Verbascum thapsus (Königskerze), Veronica officinalis (Ehrenpreis), Viscum album (Mistel).

An diese Reihe knüpfen wir die Giftpflanzen: Aconitum lycoctonum (Eisenhütlein, bei Unterkochen), Atropa belladonna (Tollkirsche, auf dem Braunen), Colchicum autumnale (Zeitlose), Conium maculatum (Schierling), Datura stramonium (Stechapfel, hie und da), Hyoscyamus niger (Bilsenkraut), Physalis Alkekengi (Judenkirsche, an der Braunensteige), Actaea spicata (Schwarzkraut, bei Oberkochen), Helleborus foetidus (Nieswurz), Solanum dulcamara (Nachtschatten), Aethusa cynapium (Hundspetersilie), Paris quadrifolia (Wolfsbeere).

5) Die interessanteren von den sonst im Bezirk wild wachsenden Pflanzen (deren – auch die gewöhnlichen angebauten dazu gerechnet – c. 790 gezählt werden) sind – nach den Klassen des Linneeischen Systems geordnet – folgende :

I. Blitum virgatum (Erdbeerspinat[ws 7]) bei Wasseralfingen.

II. Veronica montana (Ehrenpreis) ebenda, Veronica verna bei Abtsgmünd.

III. Valerianella (Ackersalat) auriculata hie und da, Scirpus (Binse) compressus bei Abtsgmünd, Elymus (Sandgerste) europaeus auf dem Braunen, Digitaria humifusa (Fingergras) bei Wasseralfingen, Alopecurus (Fuchsschwanz) agrestis bei Lauterburg, Panicum (Hirse) milium bei Laubach, Sesleria coerulea bei Oberkochen, Calamagrostis (Riethgras) epigejos auf dem Langert, Molinia (Pfeifengras) coerulea im Birkle-Wald, Melica (Perlgras) ciliata bei Oberkochen, Triodia (Dreizahn) decumbens im Birkle-Wald, Avena pratensis auf dem Langert, Holcus (Honiggras) mollis bei Abtsgmünd, Poa (Rispengras) sudetica bei Oberkochen, Poa palustris bei Abtsgmünd, Glyceria (Mannagras) spectabilis bei Aalen, Festuca (Schwingel) ovina im Wald ob Hofen, Festuca glauca bei Oberkochen, Festuca silica im Appenwang bei Wasseralfingen, Festuca montana bei Lauterburg.

IV. Dipsacus (Karde) fullonum bei Aalen (verwildert), Asperula (Waldmeisterlein) tinctoria bei Oberkochen (neu aufgefunden), Asperula | arvensis bei Abtsgmünd, Galium (Labkraut) uliginosum bei Wasseralfingen, Galium glaucum bei Oberkochen.

V. Myosotis (Vergißmeinnicht) silvatica bei Oberkochen, Myosotis versicolor bei Waiblingen, Lithospermum (Steinsame) purpureocoeruleum am Braunen, Pulmonaria (Lungenblume) angustifolia bei Abtsgmünd, Erythraea (Tausendguldenkraut) ramosissima bei Wasseralfingen, Prismatocarpus (Venusspiegel) speculum bei Wasseralfingen, Campanula (Glockenblume) patula bei Oberkochen, Campanula cervicaria bei Unterkochen. Von Hedera helix (Epheu) steht im Garten des Amthauses zu Laubach ein sehr schönes, häufig blühendes Exemplar. Caucalis (Haftdolde) latifolia bei Röthhard, Cervaria (Hirschwurz) rigida am Braunenberg, Laserpitium (Laserkraut) latifolium ebenda, Rhamnus saxatilis bei Unterkochen, Torilis helvetica bei Wasseralfingen.

VI. Peplis (Wasserportulak) portula im Sakwald u. a. O., Leucojum (Schneeglöckchen) vernum bei Wasseralfingen, Ornithogalum (Vogelmilch) luteum und Ornithogalum arvense bei Röthhard, Allium vineale bei Aalen, Convallaria (Maiblume) verticillata am Braunen, Convallaria polygonatum ebenda, Anthericum (Zaunlilie) ramosum ebenda, Luzula (Hainsimse) maxima im Appenwang, Juncus (Simsengras) filiformis bei Abtsgmünd.

VIII. Stellera passerina (Spatzenzunge) am Braunen. Von Polygonum (Knöterich) 11 Arten. Adoxa moschatellina (Bisamkraut) bei Wasseralfingen.

X. Pyrola (Wintergrün) minor im Appenwang , Chrysosplenium (Milzkraut) oppositifolium bei Abtsgmünd, Saxifraga (Steinbrech) tridactylites bei Oberkochen, Stellaria (Sternkraut) nemorum im Appenwang, Stellaria uliginosa bei Abtsgmünd, Spergula (Spark) pentandra bei Waiblingen, Cerastium (Hornkraut) viscosum am Braunen, Lychnis (Lichtnelke) dioica bei Wasseralfingen, Lychnis viscaria bei Abtsgmünd, Sedum (Fetthenne) villosum ebenda, Sedum album bei Oberkochen.

XI. Reseda lutea gegen Königsbronn, Euphorbia (Wolfsmilch) 8 Arten.

XII. Rubus (Brombeere) tomentosus am Langert, Spiraea (Geisbart) filipendula am Schnaitberg, Potentilla (Fingerkraut) fragariastrum bei der Stuferzgrube.

XIII. Hypericum (Johanniskraut) montanum bei Oberkochen, Myosurus (Mausschwanz) minimus bei Abtsgmünd, Anemone (Windblume) hepatica bei Oberkochen, Anemone pulsatilla am Braunen, Aconitum cammarum bei Unterkochen.

XIV.[9] Thymus (Thymian) lanuginosus bei Oberkochen, Galeopsis | versicolor im Walde ob dem Weidenfeld, Stachys (Roßnessel) alpina am Braunen, Stachys annua und germanica bei Lauterburg, Pedicularis (Läusekraut) silvatica bei Abtsgmünd, Rhinanthus (Hahnenkamm) angustifolius am Braunen, Melampyrum (Kuhweizen) cristatum am Braunen, Digitalis (Fingerhut) ambigua bei Unterkochen, Antirrhinum (Löwenmaul) majus am Laubacher Schloß, Antirrhinum orontium bei Neslau, Rombach u. a., Linaria (Leinkraut) elatine beim Weidenfeld, Linaria spuria am Braunen, Orobanche (Ervenwürger) rubens am Langert, Orobanche coerulea bei Abtsgmünd.

XV. Lunaria (Mondviole) rediviva beim Ursprung des weißen Kochers, Lepidium (Kresse) Draba bei Aalen und Wasseralfingen, Dentaria (Zahnwurz) bulbifera im Appenwang, Cardamine (Schaumkraut) silvatica bei Abtsgmünd, Arabis arenosa (Gänsekraut) bei Oberkochen, Arabis alpina bei Königsbronn, Turritis glabra (Thurmkraut) am Katzenberg, Diplotaxis (Doppelsame) tenuifolia bei Wasseralfingen.

XVI. Geranium (Storchenschnabel) silvaticum am Braunen, Geranium sanguineum ebenda, Geranium pyrenaicum bei Wasseralfingen, Geranium rotundifolium bei Unterkochen, Malva Alcea am Braunen.

XVII. Corydalis (Lerchensporn) digitata bei Hüttlingen, Genista (Ginster) germanica im Appenwang, Spartium (Pfriemenkraut) scoparium bei Seitsberg, Trifolium (Klee) fragiferum bei Abtsgmünd, Trifolium filiforme ebenda, Trifolium rubens am Braunen, Trifolium ochroleucum bei Röthhard, Trifolium alpestre bei der Grube, Vicia (Wicke) tenuifolia am Braunen, Vicia silvatica auf dem Langert, Vicia dumetorum unter der Grube, Lathyrus (Platterbse) aphaca hie und da auf Äckern, Lathyrus nissolia beim Weidenfeld, Lathyrus hirsutus unter der Grube, Coronilla (Kronwicke) montana am Braunen, Coronilla varia zwischen Aalen und Unterkochen.

XIX. Arnoseris (Lämmersalat) pusilla bei Seitsberg, Scorzonera (Schwarzwurzel) humilis bei Abtsgmünd, Hypochoeris (Ferkelkraut) maculata bei Unterkochen, Crepis (Grundfeste) tectorum zwischen Oberkochen und Königsbronn, Hieracium (Habichtskraut) succisaefolium bei Wasseralfingen und Aalen, Hieracium umbellatum im Appenwang, Hieracium laevigatum auf den Weidenfelder Wiesen, Hieracium sabaudum bei Wasseralfingen, Prenanthes (Hasensalat) purpurea im Appenwang, Eupatorium (Berghanf) cannabinum ebenda, Carduus (Distel) personatus bei Laubach, Carduus crispus bei Abtsgmünd, Carduus acanthoides bei Wasseralfingen, Cirsium (Krazdistel) subalpinum und hybridum bei Wasseralfingen, Cirsium rivulare bei Aalen, Cirsium acaule bei der Grube, Tussilago (Huflattich) petasites bei Unterkochen, Tussilago hybrida bei Abtsgmünd, Aster (Sternblume) amellus auf dem Braunen, | Senecio (Kreuzkraut) Fuchsii am Braunen, Inula (Alant) salicina ebenda, Buphthalmum (Ochsenauge) salicifolium ebenda, Pyrethrum (Bertram) corymbosum ebenda, Pyrethrum inodorum bei Neßlau, Anthemis (Chamille) tinctoria am Braunen, Centaurea (Flockenblume) calcitrapa bei Aalen, sehr selten,

XX. Orchis militaris (der Helmert) bei Oberkochen, Gymnadenia (Nacktdrüse) conopsea am Braunen etc., Ophrys (Mückenpflanze) myodes ebenda, Cephalanthera (Kopfbeutel) rubra bei Oberkochen, Cephalanthera pallens bei Wasseralfingen, Neottia (Nestwurz) nidus avis und ovata bei Röthhard, Cypripedium (Frauenschuh) calceolus am Braunen.

XXI. Carex (Riedgras) alba, pendula und paludosa bei Abtsgmünd, neben 22 anderen Arten; Atriplex (Melde) patula bei Wasseralfingen, Xanthium strumarium (Spitzklette) bei Aalen.

XXII. Mercurialis (Bingelkraut) perennis.

Die Cryptogamen sind noch wenig untersucht. Doch kommt einzeln z. B. das isländische Moos vor.

B. Thiere.[10]

An längst verschwundene Thiere erinnern der Wald Bärenberg, der Wolfsbronnen, der Auerwang u. ähnl. Ziemlich zahlreich waren früher besonders auf dem Albuch die jetzt fast ausgerotteten Hirsche; daneben Rehe, Hasen, Füchse, wilde Katzen, Dachse, (seltener) Fischotter, Edel- und Steinmarder, Iltisse, Wiesel, Eichhörnchen, Igel, Maulwürfe; Haus-, Wander- und Wasser-Ratten, Haus-, Feld- und Wald-Mäuse, gemeine Spitzmäuse und die Stoßmaus (Sorex fodiens);) endlich die Haselmaus.

Von Fledermäusen sind jedenfalls die langohrige und die Speckmaus, wie es scheint, auch die Augenfledermaus vorhanden.

Vögel kommen im Bezirke vor

A. Stand- und Strichvögel: Flußadler, Gabelweihe, Thurm-, Baum-, Tauben-, Wespen-Falk, Hühnerhabicht, Sperber, rauhfüßiger und Mäuse-Bussard, der Würger, die Kornweihe, Uhu, Nachteule, große und kleinere Ohreule, Goldeule, Nachtkauz und Käuzlein, Eisvogel; bunter Specht, Weiß-, Grün-, Blau-, Gras-, Schwarz- und Grau-Specht, Baumläufer, Rabe, Kolkrabe, Dohle, Elster, Heher, Nebelkrähe (Aasrabe), Wasseramsel, Amsel, Mistel-, Sing-, Wein-Drossel, Kreuzschnabel, Gimpel, Grünling, Emmerling, graue Ammer, Buch- und Distelfink, | Hänfling, Sperling, Feldspatz, Braunkehlchen, Kohl-, Blau-, Hauben-, Schwanz-, Sumpf-, Tannen-Meise, gelbe Bachstelze, Zaunschlüpfer, Goldhähnchen, Feldhuhn, früher auch Haselhühner, seit einiger Zeit Birkhühner (bei Essingen), Wasserralle, gem. Wasserhuhn und Bläßhuhn, wilde Enten, und zwar Stock- und Halb-Ente, Tauchente.

B. Zugvögel. I. Im Sommer: Dorndreher, Neuntödter, Wendehals, Wiedehopf, Kukuk, Goldamsel, Mandelkrähe, Tannenheher, Saatkrähe, Staar, Baum-, Feld-, Heide-Lerche, Kirschkernbeißer, graue Bachstelze, Citrinchen (Schößle), Rothbrüstchen, der schwarze Fliegenfänger, Nachtigall und sogen. Wassernachtigall (Blaukehlchen), Schwarzköpfchen, Schwarzkehlchen, Rothschwänzchen, Grasmücke, Laubvögelchen und Zischer, Heckenschmetzer, Haus-, Mauer- und Rauchschwalbe, Holz-, Feld-, Ringel- und Turtel-Taube, Wachtel, Storch, Fischreiher, Zwergreiher, Kiebitz, Wiesenknarrer, Waldschnepfe und kl. Sumpfschnepfe oder Beccasine. Strandläufer gibt es zwei Arten und eine Möve. II. Im Winter: Krammetsvogel, Rothdrossel, Bergfink, Zeisig, Mauerspecht, Seidenschwanz, wilde Gans, Saatgans und Sägente (einmal geschossen).

Von Fischen finden sich der Aal, besonders in der Lein; von Cyprinus Arten: der gemeine Karpfe, die Schleie (Tinca, doch selten, besonders in der Aal), die Barbe, der Weißfisch (C. cephalus), der Schneider (C. erythophalmus), der Gräßling (Gobio), die Pfelle (Phoxinus), die Nase (nasus). In der bl. Roth lebt der Bitterling (Cyprinus amarus). Im Stadtweiher waren früher Orfen. Ferner Hechte, Forellen und Äschen (Salmo Thymallus), Barse (Perca) besonders in der Lein, Gruppen (oder Kaulkopf, Cottus gobio), Grundeln (Cobitis barbatula), Aalgruppen (Gadus lota) auch in der Lein besonders.

Edel- und Steinkrebse gibt es ziemlich reichlich, erstere besonders gut in der Lein.

Von Amphibien finden sich die gewöhnlichen Arten von Kröten und Fröschen, auch der Laubfrosch; Erd- und Wassermolche, sowie Eidechsen, Blindschleichen, Ringelnattern und an der Alp die giftige Kreuz- oder Kupferotter nicht selten.

Außer den gewöhnlichen Insekten werden bisweilen auch spanische Fliegen gesehen.


  1. v. Memminger’s Beschreibung von Württemberg 1841. S. 830.
  2. Württ. Jahrb. 1832. S. 267.
  3. a b In vielen Büchern, selbst in Memmingers Beschreibung von Württemberg (s. Ausgabe III, S. 213 cf. 830) ist große Verwirrung im Gebrauche dieser Namen.
  4. D. h. Teufelbach, weil er aus der Nähe der Teufelsmauer kommt?
  5. Des Präceptors Föhr. Das Vorangehende ist eine gütige Mittheilung des Decans Hartmann.
  6. Es sind dieser der gefäll. Mittheilung des Gewehrfabrik-Verwalters H. Zobel in Oberndorf zu verdankenden Übersicht der geognostischen Verhältnisse durchaus die Gliederungen und Benennungen, welche Quenstedt in seinem „Flötz-Gebirge Württembergs“ aufgestellt hat, zu Grunde gelegt.
  7. Dieser Schluß nach Mitteilungen des Hüttenverwalters v. Zobel in Wasseralfingen.
  8. Diesen Mittheilungen liegt eine von dem ausgezeichneten vaterländischen Botaniker, Buchhalter C. A. Rösler entworfene Flora des Bezirk zu Grunde.
  9. Neu aufgefunden ist Mentha undulata bei Königsbronn.
  10. Nach sorgfältigen Erkundigungen auf verschiedenen Punkten des Bezirks mit gütiger Beihülfe der Hrn. Revierförster in Aalen und Adelmannsfelden, sowie mehrerer Freunde der Jagd und Fischerei.

Anmerkungen [WS]

  1. Berichtigung 1333 statt 2333
  2. Berichtigung: Schlierbach statt Schierbach
  3. Berichtigung: Dorf Frickenhofen statt große Schloß in Gröningen
  4. Belemniten
  5. Terebratula impressa (heute Aulacothyris impressa)
  6. Berichtigung: Hr. Verwalter v. Zobel besteht darauf, daß wirkliche kleine Basaltstücke am Abhange des Hertsfeldes in einem 5–600 Fuß über der Thalsohle liegenden Seitenthale gefunden worden sind.
  7. Berichtigung: Erdbeer… statt Erbbeer…
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