Barmherzig und herzig!
„O heil’ge Jungfrau!“ Gut getroffen
Hat jede Kugel aus dem Knick,
Am Boden sucht voll gläub’gem Hoffen
Den Himmel brechend noch sein Blick;
Umwaltet es sein Lager mild,
Als ob es Trost und Labung brächte,
Der Gnadenreichen holdes Bild.
Sie fleht zu Gott um seinen Segen
Ein Amulet blitzt ihr entgegen,
Unwillig zittert ihre Hand,
Sein Heiligthum erscheint ihr Lüge – –
Sie schaut in’s bleiche Angesicht,
Und freundlich übt sie ihre Pflicht.
Hin durch der nord’schen Eichen Schatten
Bedächtig wallt ein seltsam Paar,
Oft will des Kranken Kraft ermatten,
Sie hält ihn fest und immer fester,
Er kennt die treue Stütze schon;
So leitet die barmherz'ge Schwester,
Den sie gerettet, Oestreich’s Sohn.
In gleichem Glück, in gleichem Weh,
Noch eine Frist von kurzen Tagen
Und dann ein ewiges Ade. – –
Nein, ewig nicht, der Hoffnung Ranke
Die morschen Trümmer jener Schranke,
Die sie getrennt mit finst’rer Macht.
Ein neuer Glaube ward den Beiden,
Von Menschen-Satzung unberührt,
Den einz’gen Weg zum Himmel führt:
Für ihn des Siegers Lorbeerkrone!
Zur heil’gen Jungfrau still sie fleht, –
Daß er die Dulderin belohne,