Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 60 (1891), ab Seite: 275. (Quelle)
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Zschop, Matthias (Sprachforscher, geb. zu Žeronic bei Veldes in Oberkrain am 26. Jänner 1797, gest. in Laibach 6. Juli 1835). Unter der französischen Regierung, welche damals Illyrien besetzt hielt, besuchte Zschop – der auch Čop und Zhop geschrieben erscheint – das Gymnasium in Laibach, wo er sein seltenes Sprachtalent in vollkommener Erlernung der französischen Sprache erprobte. Noch hörte er die ersten zwei Jahrgänge der Philosophie 1815 und 1816 in Laibach, Aesthetik 1817 in Wien. Anfangs wendete er sich dem theologischen Studium zu, gab es aber bald auf und entschied sich für das Lehramt, auf welches er sich in Laibach vorbereitete. 1821 wurde er Humanitätsprofessor in Fiume und kam im folgenden Jahre in gleicher Eigenschaft nach Lemberg, wo ihm, da er der Muttersprache des Slovenischen mächtig war, die Erlernung des Polnischen gleichsam als Schlüssel für die anderen slavischen Sprachen diente. Durch seine 1827 erfolgte Versetzung als Humanitätsprofessor an das Lyceum in Laibach ging sein Wunsch, in seiner Heimat zu wirken, in Erfüllung. Doch sollte er in einem anderen, als dem Berufe des Lehramtes, erfolgreich thätig sein, denn schon am 15. November 1828 wurde er zum Substituten des Bibliothekars in Laibach ernannt, und am 18. Juni 1830 erhielt er bleibend die Stelle. Nun aber hatte er vollauf zu thun, denn die unter seinen Vorgängern völlig vernachlässigte Bibliothek befand sich in arger Unordnung, und er organisirte sie nach einem selbstgeschaffenen System. Ich entsinne mich noch der Thätigkeit dieses Reformators, welcher Tag und Nacht arbeitete, um das ganz verwahrloste Institut zu einer dem Zwecke einer Staatsanstalt und den Bedürfnissen des Lyceums entsprechenden Bedeutung zu bringen. Leider war es ihm nicht vergönnt, lange an der Bibliothek zu wirken, denn schon im Alter von 38 Jahren raffte ihn der Tod dahin. Allem Anscheine nach ist er bei seiner rastlosen Thätigkeit, die sich keine Ruhe und Erholung gönnte, ein Opfer seiner Anstrengungen geworden. Der Schwerpunkt Zschop’s liegt in dessen umfassender Sprachenkenntniß, denn er verstand 18 Idiome, bediente sich aber am liebsten seiner Muttersprache, des Slovenischen, und galt unter den Linguisten als Autorität. Er besaß selbst eine sehr ansehnliche in allen Sprachen reich bestellte Bibliothek, die er mit seinen kargen Mitteln, sich fast die nöthigsten Bedürfnisse entziehend, gesammelt, und die dann leider ins Ausland verkauft wurde. Bei seinem anstrengenden lehramtlichen Berufe – denn in Lemberg supplirte er neben seinen Gegenständen die classische Philologie, die österreichische Staatengeschichte und die historischen Hilfswissenschaften – später bei seinem aufreibenden organisatorischen Bibliotheksdienste blieb ihm zu schriftstellerischer Thätigkeit keine Zeit. Nur einmal, in dem denkwürdigen krainischen ABC-Kriege, als die Köpfe der slavischen Sprachgelehrten sozusagen aufeinanderplatzten, [276] griff er zur Feder und gab einen größeren polemischen Aufsatz: „Nuovo discacciamento di lettere inutili“, d. i. Slovenischer ABC-Krieg (Laibach 1833) heraus. Auch eine „Literaturgeschichte der Slovenen“ hat er in Handschrift hinterlassen. Ueberdies fanden sich in seinem Nachlasse reiche Materialien zu einer Geschichte Polens, welche er während seines mehrjährigen Aufenthaltes in Lemberg gesammelt. Als Bibliothekar aber ist er der erste Restaurator und Reformator der Laibacher Bibliothek, die vor ihm nur ein wüster Haufen Bücher war, durch ihn aber eine Bibliothek, d. i. eine wohlgeordnete leicht benutzbare Büchersammlung wurde, die er selbst mit Umsicht und Auswahl bereicherte.

Oesterreichische Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und öffentliches Leben. Beilage der Wiener Zeitung (Wien, gr. 8°.) Jahrg. 1864, Bd. III, S. 746. u. f.