Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zobel, Elias
Band: 60 (1891), ab Seite: 220. (Quelle)
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Zobel, Raimund (Priester der frommen Schulen, Schulmann und Homilet, geb. zu Schwaz in Tirol 1754, gest. in Wien 13. Mai 1808). Bruder des Eberhard und Joseph Vincenz Ferrerius, erhielt er in der Taufe die Namen Maximilian Leopold. Sechzehn Jahre alt, trat er in den Orden der frommen Schulen ö. Pr., in welchem er den Klosternamen Raimund annahm, die philosophischen und theologischen Studien beendigte und in der Zwischenzeit im Lehramte verwendet wurde, und zwar zu Horn in der Normalschule, zu Wien am akademischen Gymnasium. Dabei lag er auch dem Predigtamte ob, versah dasselbe anfänglich in Wien, später in Görz und erregte durch seine Kanzelreden, die sich ebenso durch Inhalt, wie Vortrag auszeichneten, bald großes Aufsehen. Von Görz nach Wien zurückberufen, übernahm er daselbst die Lehrkanzel der Rhetorik und bewährte sich als tüchtiger Lehrer und gediegener Pädagog. Da für sein Fach zu jener Zeit die erforderlichen Hilfsbücher fehlten, entwarf er selbst die Vorträge für seine Zuhörer und wirkte durch die von ihm angewendete Methode im hohen Grade ersprießlich, welche zunächst darauf berechnet war, die geistigen Gaben seiner Zöglinge zu wecken, diese zum Selbstdenken anzuregen und dadurch die Denkkraft des Einzelnen in der dem Individuum sich anpassenden Weise zu steigern. Dabei behielt er den oratorischen Vortrag stets im Auge, wodurch er seine Hörer zum Wetteifer anspornte. Diese Methode fand bald solchen Anklang, daß man sie auch an anderen Lehranstalten Wiens, ja der Provinz anwandte. Als dann die Berathungen zur Einführung eines neuen Lehrplanes für die Gymnasialstudien begannen, wurde er von dem Grafen Rotenhahn mit noch anderen erprobten Schulmännern dazu berufen und ihm das historische und geographische Fach zugewiesen. Im Jahre 1795 kam die Stelle eines Sonntagspredigers an der Hofburgpfarre in Erledigung. Unter vierzehn Bewerbern, deren jeder gleich [221] ihm die Probepredigt zu halten hatte, fiel auf ihn einmüthig als den besten Prediger die Wahl, und am 27. Juni 1795 wurde er zum Hofprediger, ernannt. Nach Ablauf der systemmäßigen drei Jahre ward er 1798 in seinem Predigtamte bestätigt und ihm 1801 die Versicherung seines Gehalts auf lebenslang auch für den Fall gegeben, als er selbst nicht mehr im Stande sein sollte, seinen Obliegenheiten nachzukommen. Dabei muß erwähnt werden, daß die sonst ihm zugewiesenen Arbeiten – er war auch Schulpräfect und Vicedirector am k. k. Convicte in Wien – ihm nicht gestatteten, seine homiletischen Vorträge niederzuschreiben, sondern daß er dieselben – besonders – wichtige Anlässe abgerechnet – extemporirte. Ein zunehmendes Leberleiden mit einem durch sein Predigtamt veranlaßten schweren Halsübel rafften den würdigen Priester und berühmten Kanzelredner im Alter von erst 54 Jahren dahin. Wenn von Zobel auch keine schriftstellerischen Arbeiten bekannt sind, so war er als Pädagog doch auch nach dieser Richtung thätig, indem er nicht nur zu Ende des vorigen und Anfang des laufenden Jahrhunderts zur Verbesserung des Schulwesens im Kaiserstaate im Allgemeinen mitwirkte, sondern auch für Einführung besserer Lehrbücher an den Gymnasien sorgte und solche zum Theile selbst, theils in Verbindung mit anderen Pädagogen ausarbeitete.

Baur (Samuel). Allgemeines historisch-biographisch-literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die in dem ersten Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts gestorben sind (Ulm 1816, Stettini, gr. 8°.) Bd. II, S. 763. – Der Biograph, Bd. VIII, S. 241. – Bote für Tirol und Vorarlberg (Innsbruck, Fol.) 1828, Nr. 26 und 27. – Neue Annalen der Literatur des österreichischen Kaiserthums (Wien, Doll, 8°..) II. Jahrgang 1808, Intelligenzblatt November, S. 209. – Oesterreichs Pantheon (Wien, Adolph, 8°.) Bd. II, S. 83 u. f. – Vaterländische Blätter (Wien, 4°.) 1808, Bd. I, S. 107.