BLKÖ:Zobel, Johann Baptist

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 60 (1891), ab Seite: 218. (Quelle)
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Zobel, Johann Baptist (Arzt und Naturforscher, geb. in Prag am 8. August 1812, gest. zu Bubenč am 14. August 1865). Der Sohn eines k. k. Hofbaumeisters, wendete er sich nach beendeten Vorbereitungsstudien dem medicinischen Fache zu und pflegte mit besonderer Vorliebe nebenbei das Studium der Botanik. Nachdem er 1845 an der Prager Hochschule die medicinische Doctorwürde erlangt hatte, wurde er zunächst Assistent der botanischen Lehrkanzel, dann wirkte er an der medicinischen Facultät der Prager Hochschule als Docent der pharmaceutischen Waarenkunde, betrieb fortwährend sein Lieblingsstudium, die Botanik, und verkehrte viel mit den in Prag lebenden Pflegern dieser Wissenschaft, vornehmlich mit Corda, mit dem er sich bei gemeinschaftlich betriebenen botanischen Forschungen innig befreundete. Als dann Corda auf seiner Heimreise aus Texas ertrank und das von ihm im großen Maßstabe angelegte Pflanzenwerk „Icones fungorum“, welches bereits bis zum fünften Bande gediehen, ins Stocken zu gerathen drohte, übernahm Zobel die Bearbeitung des vorhandenen Materials und brachte das Werk 1854 mit dem sechsten (und letzten) Bande zum Abschluß. Einen Antrag, als Naturforscher an der Expedition der „Novara“ theilzunehmen, lehnte er ab. Zwei ihm befreundete Forscher, der genannte Corda und Helfer hatten ihren Tod in den Wellen gefunden; vielleicht daß ihn das Schicksal Beider zur Ablehnung des ehrenvollen Antrages bestimmte. Indessen wirkte er als praktischer Arzt in Prag und als solcher auch an der geistlichen Correctionsanstalt bei St. Georg und an dem Waisenmädchen-Institute des adeligen Damenvereins. Als bei der Reorganisation der Forstschule in Weißwasser der Ruf als Professor der Naturwissenschaft an ihn erging, folgte er demselben und wirkte dort, bis ihn ein anfänglich unscheinbares Augenleiden, das später mit Erblindung endigte, zur Niederlegung seiner Stelle nöthigte. Eine stetig zunehmende Schwäche bestimmte ihn, in dem nahe gelegenen Bubenč Kräftigung zu suchen, dort aber entwickelte sich sein Augenleiden zu einer Hirnhautentzündung, die seinem Leben im besten Mannesalter von 53 Jahren ein Ende machte. Mit ihm verlor die Wissenschaft, die er pflegte, einen ebenso gründlichen als geistvollen Vertreter. Wohl hat er [219] außer obigem Schlußbande des Corda’schen Werkes nichts Selbständiges herausgegeben, doch war er ein eifriger Mitarbeiter an Fach- und anderen Blättern, pflegte aber seine Beiträge anonym oder pseudonym zu veröffentlichen. So z. B. schrieb er für das Prager politische und Unterhaltungsblatt „Bohemia“ 1850 bis 1860 zahlreiche naturwissenschaftliche Aufsätze, u. a. „Die Gartenkunst in und um Prag“ (1857), welche ebenso durch geistvolle Behandlung als den großen Fond von Wissen Aufmerksamkeit erregten. Auch an gelehrten Fachblättern wirkte er fleißig mit. Die k. k. patriotische ökonomische Gesellschaft und die Oberlausitzer Gesellschaft zählten ihn zu ihren wirklichen Mitgliedern. Zobel wurde auf dem Kleinseitener Friedhofe Prags begraben.

Bohemia (Prager polit. und Unterhaltungsblatt, 4°.) 1865, Beilage zu Nr. 494 in der „Local- und Provincialchronik“. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1865, Nr. 228. – Wiener Zeitung, 1865, Nr. 188.
Porträt. Dasselbe in Lithographie ließen seine Schüler an der Forstschule in Weißwasser als Zeichen der Liebe und Verehrung, welche sie ihrem Lehrer zollten, anfertigen.