Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zitterer, Matthias
Band: 60 (1891), ab Seite: 186. (Quelle)
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Zitte, Augustin (Weltpriester und Schriftsteller, geb. in Böhmisch-Leipa um 1750, gest. 2. Mai 1785). Nachdem er in seinem Geburtsorte das Gymnasium beendet hatte, hörte er in Prag Philosophie und Theologie und trat nach erlangter Priesterweihe als Caplan in Prag in die Seelsorge. Ein aufgeklärter Priester der josephinischen Periode, ausgerüstet mit der Kenntniß mehrerer, vornehmlich der classischen Sprachen und mit seltener Rednergabe ausgestattet, wirkte er vorzüglich als Prediger und bekämpfte zu nicht besonderer Freude seiner Amtscollegen und geistlichen Oberen Aberglauben und Vorurtheile, unbekümmert darum, daß er sich dadurch selbst schadete, indem ihn seine kirchlichen Vorgesetzten, ohne ihn zu befördern, in einem einfachen Weltpriesterstande beließen, den er aber auch, da ihm Muße genug blieb, zu schriftstellerischen Arbeiten benutzte. Sein Roman „Peregrin Stillwasser“, den er anonym veröffentlichte, sowie seine im Jahre 1781 herausgegebenen „Neuen Exhorten“ waren sozusagen Zeichen der Zeit und wurden damals stark gelesen. Als mit dem Regierungsantritte Kaiser Josephs II. in den religiösen Anschauungen eine freiere Richtung sich Bahn brach, glaubte auch Zitte in der Kirchengeschichte Böhmens reichen Stoff zur Begründung seiner freieren religiösen Auffassung zu finden und bearbeitete die Biographien einiger Vorläufer des Johannes Huß, und während er mit diesen Schriften viele Anhänger gewann, machte er sich aber auch mit ihnen große Feinde, und es geschah, daß kirchlicherseits dieselben als ketzerisch erklärt, die Ausgabe derselben untersagt und ihre Benützung in den öffentlichen Bibliotheken strenge verboten wurde. Erst das Jahr 1848 brach den über sie verhängten Bann, erst seit diesem Jahre wurde ihrer Verabfolgung nichts in den Weg gelegt. Außer obgenanntem Roman „Peregrin Stillwasser“ gab Zitte heraus: „Neun neue Exhorten, bei Gelegenheit einer alten Noven gehalten bei St. Salvator am erzb. Priesterhause in der Altstadt Prag vom 23. bis 31. Juli 1781“ (Prag 1783, 8°.); – „Lebensbeschreibungen der drei ausgezeichnetsten Vorläufer des berühmten M. Johannes Huss von Hussinecz, benanntlich des Konrad Stikna, Johannes Milicz und Matthias von Janow, nebst einer kurzen Uebersicht der böhmischen Religionsgeschichte bis auf seine Zeit“ (Prag 1786, 8°.); – „Geschichte des englischen Reformators Johann Wiklif als Einleitung zur Lebensbeschreibung des M. J. Huss von Hussinecz“ (ebd. 1786, 8°.); – Lebensbeschreibung des Mag. Johannes Huss von Hussinecz“, [187] 1. und 2. Hälfte (Prag 1789 und 1790, 8°.). Während diese Werke vom dogmatischen Standpunkt als Befreiung von der starren Orthodoxie erscheinen, dürfen sie doch nicht mit dem Maßstabe streng historischer Kritik gemessen werden.

Meusel (Joh. Georg). Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig, 1816, Fleischer der Jüngere, 8°.) Bd. XV, B. 440.