BLKÖ:Zierotin, Karl von (1509–1560)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 60 (1891), ab Seite: 86. (Quelle)
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36. Karl (geb. 1509, gest. 1560), von der Alttitscheiner Linie. Ein Sohn Peters von Zierotin auf Schönberg (nach Anderen Victorins) und Margarethas aus dem mächtigen Geschlechte der Pernstein, wurde er jung in den Maltheserorden aufgenommen, erhielt eine sorgfältige Erziehung, und bildete sich weiter aus Reisen, auf welchen er fast alle Länder Europas besuchte. Zunächst trat er dann in die Dienste Kaiser Karls V., mit dem er den Zug nach Tunis (1535) machte, um den furchtbaren und vom Glück begünstigten Seeräuber Barbarossa zu züchtigen. Er wohnte mit noch 120 Maltheserrittern der Erstürmung der Veste Goletta, der Vormauer von Tunis, bei und eroberte Bona. Nach seiner Rückkehr von diesem Zuge erhielt er in der Heimat eine Commende seines Ordens. Als dann nach dem Tode Johann Zápolya’s dessen ränkevolle Witwe mit den Türken sich verband und der Krieg in Ungarn 1540 wieder von neuem aufloderte, begab er sich zum kaiserlichen Heere und stand unter dem Befehle des Feldmarschalls Wilhelm von Roggendorf. Er brachte Pesth in kaiserliche Gewalt. Während der Belagerung Belgrads fiel er in das türkische Lager, aber plötzlich von Türken umringt, mußte er sich durch einen Haufen Spahis durchschlagen. Im Jahre 1544 befehligte [87] er die mährischen Hilfstruppen und schlug mit Franz Nyáry [Bd. XX, S. 444, Nr. 2] vereint auf dem Sulcaner Felde zwischen Lewenz und Gran die Türken, welche viele Hunderte auf der Wahlstatt ließen, in die Flucht. 1547 zog er gegen Johann von Sachsen und Philipp von Hessen, die Häupter des schmalkaldischen Bundes, ins Feld. Damals bekleidete er schon die Feldmarschallwürde, befehligte die schwere Reiterei und nahm an allen Kämpfen Theil, von der Mühlberger Schlacht bis zur Besetzung Prags, worauf er 1548 die Böhmen zur Ordnung und zum Gehorsam gegen ihren rechtmäßigen König zurückbrachte. 1551 führte er wieder die mährischen Hilfsvölker nach Ungarn. Als bei Lippa die Türken einen ebenso plötzlichen als raschen Ausfall machten, ließ er sofort seine Reiter absitzen, drang gegen die Stürmenden unaufhaltsam vor und brachte ihnen eine furchtbare Niederlage bei, eroberte die Stadt und nahm den Türken auch Csanád ab. Der Kaiser belohnte den Helden durch die erbliche Schenkung der Herrschaft Ziehnschitz in Böhmen 1553. Als der Kaiser dann 1556 seinen Sohn Ferdinand von Tirol mit dem Oberbefehl des Heeres in Ungarn gegen die Türken betraute, stellte er ihm Zierotin an die Seite. Mehrere Schlösser fielen, Szigeth, von den Türken eingeschlossen, ohne Lebensmittel und Geschütz, war nahe daran, in die Hände der Feinde zu fallen. Den ihm übertragenen Entsatz der Veste löste Zierotin mit bewunderungswürdiger Umsicht und mit Heldemuth. Mitten durch das Lager der Türken bahnte er sich an der Spitze seiner böhmischen und mährischen Reiter mit reichlicher Zufuhr den Weg, warf sie nach allen Seiten und nachdem er der Veste Hilfe gebracht, kehrte er glücklich zum Heere zurück. Die Türken aber gaben wegen einbrechender Kälte die Belagerung auf. Als der Winter dem Feldzuge ein Ende machte, führte Zierotin sein Heer in die Heimat zurück. Mit dem Entsatze von Szigeth beschloß er seine Waffenthaten. Noch sei erwähnt, daß er während der Kriege zu diplomatischen Missionen an den Feind verwendet wurde und diese stets mit Erfolg ausführte. Die letzten Lebensjahre verweilte er am kaiserlichen Hofe. Karl brachte das Erbkammeramt von Mähren 1537 an sein Geschlecht. Ueber seine Heirat finden sich widersprechende Nachrichten. Nach Chlumecky’s Forschung steht dieselbe außer Zweifel, er hatte auch zwei Söhne, Kaspar und Victorin. Letzterer vermält mit Elisabeth geborenen Freiin von Weitmühl. Beim kaiserlichen Hofe stand er im großen Ansehen. Andreas Graf von Burgau, ein Sohn Erzherzog Ferdinands von Tirol aus dessen Ehe mit Philippine Welser, wollte selbst, um den Feldmarschall Karl von Zierotin, seines fürstlichen Vaters Freund, Lehrer und Kriegsgefährten zu ehren, die Biographie desselben in einem Druckwerke veröffentlichen lassen, und Dr. Johann Martin Robmann trat dieserhalb mit Herrn von Zierotin in Verbindung. Man vergleiche darüber Pet. Ritter von Chlumecky’s Werk: „Karl von Zierotin und seine Zeit. 1564–1615“ (Brünn 1862, A. Nitsch, Lex. 8°.) S. 129. Reusner in seinen „Symbolis heroicis“ führt als Karls Wahlspruch den Satz an: „Omnia Deo, fortunae nihil“. [Bornschein (Adolf). Oesterreichischer Cornelius Nepos oder Leben, Thaten und Charakterzüge österreichischer Feldherren (Wien 1812, kl. 8°.) S. 277. – Thaten und Charakterzüge berühmter österreichischer Feldherren (Wien 1808, Degen, 8°.) S. 63. – Reilly (Franz Joh. Jos.). Skizzirte Biographien der berühmtesten Feldherren Oesterreichs... (Wien 1813, 4°.) S. 56. – Porträt. D. Custos sc., gr. Folio in ganzer Figur.] –