BLKÖ:Zehden, Karl August

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Zehender, Matthäus
Band: 59 (1890), ab Seite: 269. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Karl Zehden in Wikidata
GND-Eintrag: {{{GND}}}, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Zehden, Karl August|59|269|}}

Zehden, Karl August (Geo- und Ethnograph, geb. zu Linz in Oberösterreich am 16. August 1843). Der Sohn eines Gymnasiallehrers, beendete er das Gymnasium in seiner Vaterstadt und bezog dann die Hochschule in Wien, wo er vornehmlich historischen, geographischen, philosophischen, sowie nationalökonomischen Studien oblag. In den Jahren 1868/69 legte er seine Staatsprüfungen ab und erlangte das philosophische Doctorat. Nachdem er noch den Lehrcurs des Institutes für österreichische Geschichtsforschung durchgemacht hatte, [270] wurde er 1869 in dem damals unter der Leitung des tüchtigen Alexander Gigl gestandenen Archiv des k. k. Ministeriums des Innern angestellt und arbeitete daselbst drei Jahre, eben zu der Zeit, als eine Reorganisation dieses reichen Archivs stattfand. Da ihn aber innere Neigung am meisten dem Studium der Geographie zutrieb, welches durch Ritter’s geniale Auffassung dieses Wissenszweiges einen vollständigen Umschwung und eine großartige Bedeutung gewonnen hatte, so widmete er sich mit allem Eifer demselben und erlangte 1871 die Stelle des Lehrers der Geographie und Statistik an der Wiener Handelsakademie als Nachfolger Vinc. Klun’s. Durch ausgedehnte Reisen in allen Staaten Europas, im Oriente und in Nordamerika suchte er seinem theoretischen Wissen die unentbehrliche Basis der Anschauung zu geben. Die tausendfachen Berührungen, in welche er auf seinen Reisen und bald auch in Wien mit der Wirklichkeit trat, ließen ihn immer mehr den praktischen Werth der wirthschaftlichen Geographie, d. i. jener geographischen Darstellung erkennen, welche die rein geographischen Erscheinungen mit den Cultur-. Productions- und Verkehrsverhältnissen der Staaten und Völker in Zusammenhang bringt. Die meisten seiner Arbeiten zielen darauf ab, dieser Idee Bahn zu brechen, so daß er umsomehr als Vorkämpfer für die Anerkennung und Ausbreitung der sogenannten Handels- und Verkehrsgeographie in Oesterreich betrachtet werden muß, als er in seiner Eigenschaft als Lehrer von vielen Tausenden junger Leute, welche dem Handelsverkehrsdienste sich widmeten, im wahrsten Sinne des Wortes Schule machte. Oft zogen ihn kaufmännische Vereine und industrielle Unternehmungen als geographischen Berather heran; 1882 wurde er in den Ausschuß der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien gewählt, im nämlichen Jahre als Professor für Verkehrsgeographie und Statistik an die neugegründete Fortbildungsschule für Eisenbahnbeamte in Wien berufen; 1884 von Seite des k. k. Unterrichtsministeriums zum Mitgliede der Prüfungscommission für commercielle Fächer und 1888 zum Inspector aller Handelsschulen mit deutscher und italienischer Unterrichtssprache in Oesterreich ernannt. Seine Leistungen auf vorgenannten Gebieten fanden allerhöchste Würdigung im Jahre 1874 durch Verleihung der großen goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft und 1889 durch das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens. Seit 1876 ist Zehden mit Maria Müller, einer Rheinländerin wallonischer Abkunft, verheiratet. Von seinen durch den Druck veröffentlichten theils selbständig erschienenen, theils in periodischen Schriften seines Faches enthaltenen Arbeiten sind uns bekannt: „Handelsgeographie auf Grundlage der neuesten Forschungen“ (Wien 1871, 6. Aufl. 1890, 8.°), in mehrere Sprachen übersetzt; – „Die Verkehrswege zu Wasser und zu Land“ (ebd. 1879); – „Californien von Einst und Jetzt“ (1880)¸– „Norwegen“ (1882); – „Oesterreichs Auftreten auf dem australischen Wetmarkte“ (Wien 1882, Hölder, 8°.). – „Die Colonialausstellung in Amsterdam“ (1884, Ed. Hölzel); – „Bosnien und die Hercegowina“ (1887, ebd.); – in den Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien: „Lake Tahre in der Sierra Nevada von Amerika“ (1877); – „Die Goldsucher Californiens“ (1877); – „Californien unter spanischer Herrschaft“ (1878); – „Die tausend Inseln im Lorenzo“ [271] (1878); – „Schamanismen in Oberösterreich“ (1883); – in der deutschen Rundschau für Geographie und Statistik: „Deutsche Gesellschaft der Stadt New York und die Auswanderung nach Nordamerika“ (1880); – „Gedanken zur Colonialpolitik Deutschlands“(1882); – „Culturbilder aus Norwegen“ (1882); – „Tanger“ (1884); – in der Zeitschrift des Wiener kaufmännischen Vereins: „Die Colonien Deutschlands (1855); – „Reisebilder aus Spanien“ (1885); – „Geographische und wirthschaftliche Bilder aus den Dolomiten Südtirols“ (1887); – „Sansibar“ (1889); – im Jahrbuch des Wiener kaufmännischen Vereins: „Der Suezcanal und die Pacificbahn“ (1882); – „Englands Vordringen in Asien“ (1882); – „Leben und Schaffen der Holländer in Indien“ (1884); außerdem mehrere Aufsätze in der „Oesterreichischen Eisenbahnzeitung“, in der „Zeitschrift für Schulgeographie“; auch schrieb er die Texte zu einigen der im Verlage von W. Hölzel erschienenen geographischen Charakterbilder.

Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1889. Herausgegeben von Jos. Kürschner (Berlin und Stuttgart, W. Spemann, 32°.) XI. Jahrg. (1889) S. 555. – Ficker (A. D.). Der Unterricht in der Statistik an den öster. Hochschulen in den Jahren 1850 bis 1875 (Separatabdruck aus der „Statistischen Monatschrift“ Heft II, S. 15).