Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 59 (1890), ab Seite: 220. (Quelle)
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Zay, Adolf (Mitglied des ungarischen Reichstages, geb. in Hermannstadt 1850). Einer mit der folgenden gräflichen gar nicht verwandten siebenbürgischen Familie entstammend, ist er wohl ein Sohn des siebenbürgischen Obernotars und Hermannstädter Senators D. A. Zay, der im denkwürdigen Jahre 1848 in den am 26. Juni einberufenen verstärkten außerordentlichen Nationalconflux als Vertreter Hermannstadts und dann im October desselben Jahres auch als Mitglied des von Seiten der Sachsen errichteten Pacificationsausschusses wirkte. Adolf machte seine Studien 1867–1870 mit Einschluß der rechtswissenschaftlichen in Hermannstadt, wo sich auch eine Rechtsakademie befindet. Dann besuchte er die Universität Wien, an welcher er sich 1870–1872 noch ferner ausbildete, worauf er in sein Vaterland zurückkehrte und Advocat wurde. Seine Tüchtigkeit als solcher richtete die Aufmerksamkeit seiner Landsleute bald auf den jungen durch und durch deutschen Rechtsgelehrten, und so wählte ihn 1875 die Stadt Mühlbach, 1878 das Burzenländer Oberland, 1881 der erste Wahlkreis Kronstadts in den ungarischen Reichstag, in welchem er zur Stunde noch thätig ist. Es traf ihn[WS 1] eine Zeit ernstester Art. Neben die altgedienten Parlamentarier der Sachsen Friedrich Kapp und C. Gebbel trat Zay in ebenbürtiger Weise. In der Debatte über die Zertrümmerung des Sachsenlandes, an der die magyarischen Chauvinisten unablässig und mit rechtlosen Mitteln arbeiten, sprach er muthige Worte. Gegen die systematisch geplante und mit allen Mitteln vorschreitende Magyarisirung des deutschen Sachsenlandes wies er, als 1879 der betreffende Gesetzentwurf eingebracht wurde, den offenen Rechtsbruch nach. Mit scharfen Worten geißelte er die Thatsache, daß die innere Politik Ungarns zum Theile von Renegaten gemacht werde, und daß das Schmarotzergeschlecht der Neophyten nur dort zu Einfluß und Macht gelangen könne, wo das öffentliche Leben krank sei. Im Kampfe um ihre höchsten Güter standen im Pesther Reichstage die siebenbürgischen Abgeordneten Jos. Gull, Dr. Karl Wolff [Bd. LVII, S. 297] und Adolf Zay Schulter an Schulter. Ein wahres Meisterstück der Redekunst ist aber die von Zay am 13. März 1883 gehaltene Rede über den vom Unterrichtsausschuß vorgelegten Entwurf des Mittelschulgesetzes [vgl. „Allgemeine Zeitung“ 1883, Beilage 63], welche ihrem Charakter, ihrer Gründlichkeit nach in Behandlung dieser für Siebenbürgen zur Lebensfrage sich gestaltenden Angelegenheit nahezu als Staatsschrift gelten kann. Mit voller Sachkenntniß, aber zugleich mit hohem sittlichen Ernst, mit überzeugender Ueberlegenheit und Sicherheit des Urtheils behandelt er darin diese wichtige – wenn nicht wichtigste – Angelegenheit dieser in die siebenbürgische Zukunft hineingezwängten Res hungarica. Wir verweisen betreffs dieses [221] parlamentarischen Documents alle Jene, welche über den Stand der siebenbürgischen Angelegenheiten in der Gegenwart zuverlässig und gründlich unterrichtet sein wollen, auf die „Außerordentliche Beilage zur Allgemeinen Zeitung“, München 4. April 1883, Nr. 94, welche die wörtliche deutsche Uebersetzung der in magyarischer Sprache gehaltenen Rede mittheilt.

Gartenlaube, begründet von Ernst Keil (Leipzig, gr. 4°.) Jahrg. 1883, S. 644 u. f.: „Der Kampf ums Recht. Ein Zeitbild aus Siebenbürgen“.
Porträt. Gemeinschaftlich mit Karl Wolff und Joseph Gull nach Zeichnung von Adolf Neumann in Holz geschnitten in der oben genannten „Gartenlaube“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: in