BLKÖ:Zawadzki, Ladislaus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 59 (1890), ab Seite: 217. (Quelle)
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Zawadzki, Ladislaus (Schriftsteller, geb. zu Hajwaronka im Tarnopoler Kreise Galiziens 1824). Ein Sohn adeliger Eltern – welchem Wappengeschlechte er angehört, wissen wir nicht – erhielt er den ersten Unterricht im Vaterhause und bezog dann die Hochschule in Lemberg, wo namentlich die Vorträge des damaligen Professors der Philosophie Dr. Franz Ritter von Stroński [Bd. XL, S. 83] und der Umgang mit dem Geschichtsforscher Karl Szajnocha [Bd. XLI, S. 128] auf ihn fördernd und bildend einwirkten. Schon damals, um 1841, schrieb er Gedichte und kleinere Aufsätze in Prosa für das von Kulczycki redigirte polnische Modeblatt „Dziennik mód“. Aus dem literarischen Treiben, in das er in Lemberg hineingerathen, riß ihn der Ruf der Eltern zur Uebernahme der Bewirthschaftung des väterlichen Gutes. Doch war er schon zu sehr in den Zauber geistiger Interessen verstrickt, um seine literarische Beschäftigung ganz aufzugeben, und so schrieb er denn von seinem Edelsitze Correspondenzen für das Posener Blatt „Orędownik naukowy“ mit der Unterschrift „z Podola galizyjskiego“, d. i. aus dem galizischen Podolien, unter welcher Maske er die socialen Verhältnisse überhaupt, insbesondere aber jene des galizischen Landvolkes in grellen Farben malte, ohne jedoch zu ihrer Besserung beizutragen. Damals erschien auch seine von gleichem Geiste erfüllte Novelle „Dwa swiaty“, d. i. Zwei Welten (Posen 1845, Zupański), womit er den Reigen einer Novellistik eröffnete, welchen nach ihm Dzierzkowski mit glänzendem Erfolge fortführte. 1848 heiratete er, blieb aber noch immer auf dem Lande bis zum Jahre 1857, in welchem er nach Lemberg übersiedelte, wo er ganz ins literarische Fahrwasser gerieth, vorab als Mitarbeiter, von 1860 als Eigenthümer des literarischen Tageblattes „Dziennik literacky“ und sonst als Schriftsteller und Uebersetzer. Auch war er in dieser Zeit bis 1869 ständiger Correspondent der eben damals im steten Aufschwunge begriffenen Krakauer Zeitung „Czas“, d. i. Die Zeit, wie er denn auch literarische Mittheilungen für mehrere Warschauer [218] Blätter, als den „Tygodnik illustrowany“, d. i. Illustrirtes Tageblatt, die „Klosy“, d. i. Aehren, und die „Biblioteka Warszawska“ besorgte. Von seinen selbständig im Druck erschienenen Arbeiten sind uns außer den schon angeführten bekannt: „Stanislaw Staszic“ (Lemberg 1860), eine biographische Skizze; „Jakob i Konstanty Sobiesćy, dzieje obu królewiczów“, d. i. Jacob und Constantin Sobieski, Geschichte der beiden Königssöhne (ebd. 1862); – „Grody polskie. Opis historyczny główmejszych miast polskiech“, d. i. Polnische Burgen, geschichtliche Beschreibung der wichtigsten polnischen Städte (Wien, 1865); – „Kosciol farni w Żołkwi i jego pominki“, d. i. Die Pfarrkirche in Żołkiew und ihre Denkmäler (Lemberg 1868 und 1869); – „Obrazi Rusi czerwonej“, d. i. Bilder aus Rothrußland (Posen 1869, Zupański), mit Illustrationen des geschickten Thiermalers Kossak;[WS 1]„Z teki literackiej Wl. Zawadzkiego“, d. i. Aus der literarischen Mappe L. Zawadzki’s (ebd. 1870), enthält eine Sammlung zerstreut gedruckter Arbeiten Zawadzki’s; – „Literatura w Galicyi od. r. 1772 do 1842“, d. i. Die Literatur in Galizien von 1772–1842 (Lemberg 1878); „Dziennikarstwo w Galicyi w r. 1848“, d. i. Die Journalistik in Galizien im Jahre 1848 (Lemberg 1878). Außerdem übersetzte er die herrlichen Dichtungen meines Landsmannes Anastasius Grün: „Der Thurm am Strande“ und „Fünf Ostern“, beide aus dessen Gedichtsammlung „Schutt“‘, den vierten Gesang von Byron’s, „Child Harold“ und T. H. Bukle’s[WS 2] „Geschichte der englischen Civilisation“, 3 Bände (Lemberg 1862–1873; 2. Aufl. Warschau). Auch gab er einige Sammelwerke, so „Grosz wdowi“, d. i. Der Groschen der Witwe, „Wiosennik“, d. i. Das Frühlingsbuch, „Noworocznik“, d. i. Das Neujahrbuch, heraus, in welchem sich mehrere poetische und andere Arbeiten seiner Feder und die Erzählung „Sąd swiata“; d. i. Das Urtheil der Welt, befinden. Zawadzki ist Mitglied mehrerer gelehrten und gemeinnützigen Vereine in Paris, Krakau, Basel und Lemberg. – Seine Frau Angela geborene Zimmermann, gründlich gebildet, ist eine gute polnische Jugendschriftstellerin, sie besorgte vom 1. Juli 1861–1866 die Redaction der Jugendzeitschrift „Przyjaciel dzieci“, d. i. Der Kinderfreund, in welcher sie auch ihr Gatte unterstützte.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Juliusz Kossak (Wikipedia).
  2. Henry Thomas Buckle (Wikipedia).