Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wurmb, Franz
Band: 58 (1889), ab Seite: 285. (Quelle)
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Wurmb, Anton (Industrieller und Abgeordneter des oberösterreichischen Landtages, geb. zu Neumarkt in Oberösterreich 1811, gest. daselbst 27. April 1866). Seine Eltern, welche in Neumarkt ein bedeutendes Leinengeschäft betrieben, schickten ihn nach Kremsmünster, wo er an dem von den Benedictinern geleiteten Gymnasium seine Studien vollendete. Dann, um für das kaufmännische Geschäft gründlich sich auszubilden, ging er auf Reisen, auf welchen er Deutschland, Belgien, die Schweiz, Frankreich und Italien besuchte. Nach seiner Rückkehr trat er ins praktische Leben, wurde in Wien Procuraführer in einem Großhandlungshause und übernahm nach dem Tode seines Vaters die Leitung des Neumarkter Leinengeschäftes. Ein ansehnlicher Realitäten- und Grundbesitz ermöglichte es ihm, sich an verschiedenen Unternehmungen zu betheiligen und unter Anderem eine Bierbrauerei zu errichten. In Neumarkt zum Bürgermeister erwählt, schloß er sich nach Ausbruch der Märzbewegung im Jahre 1848 ihr auf das entschiedenste an und förderte sie auch, als sie aus dem gesetzlichen ins revolutionäre Geleise übergeleitet wurde, mit allen Kräften. So organisirte er denn auch, als Fürst Windisch-Grätz zur Rettung der in ihren Grundvesten erschütterten Monarchie mit Heeresmacht aus Böhmen gegen die Kaiserstadt anrückte, um dieselbe einzuschließen, einen Freischaarenzug dahin, welcher jedoch mißlang, worauf er sich durch die Flucht in die Schweiz rettete. Vor der Amnestie zurückgekehrt und vor Gericht gestellt, wurde er zu mehrjähriger Haft im Strafhause zu Linz verurtheilt. In der Folge aus der Haft entlassen und in seine bürgerlichen Rechte wieder eingesetzt, trat er aufs neue als Abgeordneter in den oberösterreichischen Landtag ein, welchem er bereits seit 1848 angehörte, und in welchem er nun seine ganze Thätigkeit den Interessen des Landes widmete. Seine Stellung im Landtage, wie es in einem ihm gewidmeten Nachrufe heißt, „war isolirt und unerquicklich genug, er erlahmte aber nicht und war aufs innigste überzeugt, in allen Fragen und Angelegenheiten nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt zu haben“. Wurmb hat innerhalb der letzten zwanzig Jahre insbesondere für Oberösterreich viel gethan, war ein mächtiger Anreger und Förderer in Allem, wo es galt, seinem Lande Vortheile zu erweisen. Durch Wort und Schrift rastlos und unermüdlich thätig, behandelte er eingehend alle wichtigeren Tagesfragen in Flugschriften, und so erschienen von ihm: „Mein Antheil an der Westbahn“; – „Die landwirtschaftliche Discontobank“; – „Straßenwesen. Ein Beitrag zum Straßenconcurrenz-Gesetze für Oberösterreich. Mit einer Straßenkarte“ (1865); – „Die Neumarkt-Ried-Braunauer Bahn“ u. m. a. Diesen seinen Lieblingsplänen, vorzugsweise dem letztgenannten, opferte er alle seine Zeit und ihrer Ausführung nach und nach sein Hab und Gut. Eine Reihe fehlgeschlagener Hoffnungen, eine unaufhörliche Vereitlung und Durchkreuzung aller [286] seiner gemeinnützigen Absichten, für welche er sich selbst ruinirt hatte, trieb den sonst unbeugsamen Mann schließlich zur Verzweiflung und zum Entschlusse, selbst seinem Leben ein Ende zu machen. Er that es in voller kalter Ueberlegung in grauenerregender Weise. Er verbarg sich nächtlicher Weile auf der zu seinem Vorhaben bereits am Tage ausgesuchten besonders geeigneten Stelle an der von Neumarkt nach Grieskirchen führenden Bahn. Als dann der Schnellzug bei heller Mondnacht heranbrauste, warf er sich ihm entgegen und fand so den entsetzlichen Tod. Wurmb war glücklicher Weise unverheiratet, „seine Liebe“, schreibt einer seiner Freunde, „war sein Heimatland und die Verwirklichung seiner wahrlich nur gemeinnützigen Ideen“. Der Versuch, ihm ein kirchliches Begräbniß zu erwirken, indem man Geistesstörung vorgab, in welcher er die That begangen habe, scheiterte an des Linzer Bischofs Rudigier ablehnendem Bescheide, worin der Vorwand der Geistesstörung gar nicht in Betracht gezogen, sondern nur darauf hingewiesen wurde, daß Wurmb’s im Landtage gemachte Aeußerungen: „Die Demokratie ist meine Religion“, „Die Demokratie ist mein Glaube und meine Hoffnung“ seine Stellung zur christkatholischen Kirche kennzeichnen. Doch wurde die Leiche nicht in der Pfarre Taufkirchen, in welcher sie gefunden worden, sondern in der Pfarre Neumarkt, und zwar auf einem dem Verstorbenen gehörigen Grundstücke, dem sogenannten Hopfengarten, ohne Sang und Klang, aber in Anwesenheit einer großen Menschenmenge, die theilnahmvoll der Beerdigung beiwohnte, begraben. Im folgenden Jahre erhielt sein Grab einen Denkstein. Wurmb hat Memoiren hinterlassen, welche sich im Besitze des Dr. Schlager in Linz befinden, der mit Herausgabe derselben betraut wurde. Ein langjähriger Freund des Verstorbenen, A. Schilcher in Wiener-Neustadt, widmete demselben in der Linzer „Tagespost“ einen warm empfundenen Nachruf, den er mit folgendem Vorschlage schließt: „Im Besitze verschiedener Mittheilungen und Aufsätze von Wurmb, beantrage ich, daß sich in der Heimat ein Comité bilde, Alles sammle, was sich auf ihn bezieht, und in gediegener Bearbeitung ein geistiges Monument seines Wirkens aufrichte, das Erträgniß aber einer Stiftung widme, woraus seinerzeit ein Knabe der Gemeinde Neumarkt der technischen Ausbildung zugeführt werde. Bezeichnung: „Anton Wurmb’sche Stiftung“.

Der Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 119: „Ueber den Selbstmord Wurmb’s“. – Derselbe, 1867. Nr. 160: „Anton Wurmb“. – Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 611: „Wurmb“.