Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 58 (1889), ab Seite: 108. (Quelle)
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Wontschina, Ivan, slavisch Vončina (Journalist, geb. zu Novi in der [109] croatischen Militärgrenze um 1829). Der Sohn eines Lehrers, vollendete er die Rechtsstudien und trat in die gerichtliche Praxis. Im Jahre 1851 fand er Stellung als Concipist in Karlstadt, 1852 in der Veröczer (früher Esseger) Gespanschaft. Als dann unter Bach die neue politische Organisation erfolgte, wurde er Kreiscommissär in derselben. 1856 als Concipist in das Ministerium des Innern berufen, kehrte er doch bald in seine Heimat zurück, wo er in kurzer Zeit die Stelle des Bürgermeisters in Karlstadt übernahm, als welcher er sich um das seiner Leitung anvertraute Gemeinwesen manche Verdienste erwarb. Als nach Verleihung des Octoberdiploms auch in Croatien das politische Leben erwachte, ward er 1861 einstimmig zum ersten Vicegespan der Fiumaner Gespanschaft erwählt und behielt dieses Amt bis zu der durch den Dualismus geschaffenen Zweitheilung des Kaiserstaates. Im letztgenannten Jahre trat nach langer Pause wieder einmal der croatische Landtag zusammen, und auch Wontschina nahm einen Sitz in demselben ein und betheiligte sich lebhaft an den Verhandlungen. Große Verdienste erwarb er sich in den Debatten über die Feststellung des Verhältnisses des dreieinigen Königreichs zur St. Stephanskrone, war auch Referent in jener über den 42. Artikel, die heutige magna carta Croatiens. Treu seinem politischen Programm, hielt er überall, insbesondere aber auf den croatischen Landtagen der Jahre 1865 und 1867 an der föderalistischen Gestaltung Oesterreichs gegenüber dem damals sich entwickelnden Dualismus. Als dann 1867 die ungarische Regierung den königlichen Commissär Czek nach Fiume entsendete, daß er dort im Sinne der Magyaren vorgehe, also einfach Alles magyarisire, und als diese Saat auch in der ganzen Gespanschaft aufzusprießen begann, stellte Wontschina diesen Bestrebungen seinen Widerstand entgegen und arbeitete mit aller Energie wider Czek’s Agitationen. Als er aber dann demselben für alle aus diesen Maßnahmen entstandenen Unordnungen die Verantwortung überließ, machte Czek kurzen Proceß und entsetzte Wontschina von dessen Vicegespanschaftsstelle. Darauf begab sich Letzterer nach Karlstadt und blieb dort bis zum Jahre 1869. Um diese Zeit geschah es, daß auf Verlangen des Barons Levin Rauch [Bd. XXV, S. 38], damaligen Banus von Croatien, durch das ungarische Ministerium dem in Wien herausgegebenen Journal „Novy Pozor“, d. i. Der neue Beobachter, der Eingang in Croatien verweigert wurde. Auf diese Weise war keine Möglichkeit vorhanden ein oppositionelles Blatt nach Croatien gelangen zu lassen, und da überdies Baron Rauch die Herausgabe eines Oppositionsblattes im Lande selbst durchaus nicht gestatten wollte, so blieb die oppositionelle Partei Croatiens ohne ein Organ, in welchem die heiligsten Güter eines Volkes, seine Nationalität und Freiheit vertreten werden konnten. Da kam Wontschina seinen Landsleuten mit dem Gedanken zu Hilfe, ein Blatt für die croatische Oppositionspartei in der benachbarten Militärgrenze zu gründen und herauszugeben, in welcher Rauch’s Verbot zur Herausgabe eines Blattes keine Giltigkeit hatte. Um nun diesen Gedanken ausführen zu können, übersiedelte er nach Neusatz, richtete dort eine Druckerei ein und verband sich mit seinem politischen Freunde Miskatowicz, dem früheren Redacteur des „Novy Pozor“, mit dem er gemeinschaftlich das Oppositionsblatt „Zatocnik“, d. i. Der Kampfbereite, [110] herausgab. Der Einfluß dieses Blattes ward bald ein so mächtiger, daß infolge der Artikel desselben Rauch in kurzer Zeit seine Banuswürde niederlegte. Außer dem slavischen Blatte „Zatocnik“ kam in Wontschina’s Druckerei zu Neusatz auch bald ein deutsches Blatt, die „Südslavische Zeitung“ und die Fachzeitschrift „Pravnik“, d. i. Der Jurist, heraus. In der Folge wurde Wontschina wieder in den Staatsdienst berufen und bekleidet zur Zeit bei der k. croatisch-slavonisch-dalmatischen Landesregierung die Stelle eines Sectionschefs in der Abtheilung für Cultus und Unterricht und ist Mitglied des Landesschulrathes für die bestandene Militärgrenze. Er wurde 1881 mit dem Orden der eisernen Krone dritter Classe ausgezeichnet.