Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Wolfrum, Karl
Band: 58 (1889), ab Seite: 31. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Ferdinand Prantner in Wikidata
GND-Eintrag: 10119885X, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Wolfram, Leo|58|31|}}

Wolfram, Leo, Pseudonym für Ferdinand Prantner, dessen schon im XXIII. Bande, S. 195, Nr. 1 Erwähnung geschah. Da indessen die biographischen Daten dieses Schriftstellers, der seinerzeit mit seinen Arbeiten nicht geringes Aufsehen erregte, genauer bekannt wurden, so lassen wir sie hier als Ergänzung des oben angeführten Artikels folgen. Prantner ist der Sohn eines Seidenhändlers in Wien, wurde aber nach des Vaters frühem Tode von seinem Oheim, dem Cabinetsdirector Dollinger, erzogen. Die Unzulänglichkeit des damaligen in Oesterreich üblichen Unterrichtes ergänzte und vervollkommnete seine geistvolle Tante, welche wohl auch die freisinnige Richtung, die sich in seinen Schriften aussprach, angebahnt haben mochte. Nachdem er 1836 seine Studien beendet hatte, trat er, damals 19 Jahre [32] alt, in den Staatsdienst, und zwar durch Vermittlung seines Oheims in das Cabinet des Fürsten Metternich. In demselben arbeitete er eine Reihe von Jahren hindurch nach der bekannten, vormärzlichen bureaukratischen Schablone, die, als die Märztage die Fesseln brachen, von ihm auch beseitigt wurde. Einige Aufsätze in der „Neuen Freien Presse“ erfreuten sich nichts weniger als des Beifalls seiner Vorgesetzten und zogen ihm wiederholt amtliche Rügen zu, die zuletzt einen solchen Charakter annahmen, daß er, der im Amte gar nicht mehr vorrückte, schon daran dachte, seine Anstellung aufzugeben, was ihm umso leichter gefallen wäre, als er sich in materieller Hinsicht unabhängig sah. Der Umschwung der politischen Verhältnisse im Jahre 1866 äußerte aber auch auf ihn seine Rückwirkung, da unter dem freieren Regime, welches sich bald bemerkbar machte, die früheren Nörgeleien aufhörten und auch die eingestellte Beförderung Prantner’s nicht lange auf sich warten ließ, denn er wurde 1869 zum Hof- und Ministerialrathe im Ministerium des kaiserlichen Hauses und des Aeußern, und zum Vorstande des Departements für Chiffrewesen ernannt. Aber seit Jahren von schwächlicher Gesundheit, starb er im Alter von erst 54 Jahren am 28. April 1871. Zu den im früheren Artikel angeführten schriftstellerischen Werken Prantner’s sind hinzuzufügen: „Verlorene Seelen. Roman“, 3 Bände (1867) und „Wiener Federzeichnungen“ (1871).