Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 58 (1889), ab Seite: 20. (Quelle)
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30. Karl Maria Wolf. Ueber die Lebensdaten dieses trefflichen Sängers und nachmaligen Gesanglehrers finden sich nirgends Aufschlüsse. Er dürfte um die Mitte der Zwanziger-Jahre geboren sein. Zuerst trat er in Pesth auf und sang in den Fünfziger-Jahren bereits in Wien an der Hofoper, auf welcher er durch seine ebenso schöne wie geschulte Tenorstimme das Publicum entzückte. Später ging er nach Berlin, wo er an der königlichen Hofoper durch fünf Jahre als Sänger und Regisseur wirkte. Mit glänzendem Erfolge sang er alle Tenorpartien, namentlich solche, in denen er seine hohe Tenorstimme zur vollen Geltung bringen konnte, wobei ihn sein treffliches Spiel – der meisten Tenoristen schwächste Seite – ganz besonders unterstützte, und seine Leistungen als Cantorelli in der „Schreiberwiese“ und als Pantalon in Grisar’s Operette „Guten Abend, Herr Pantalon“ leben noch im Andenken älterer Theaterbesucher. Als er in Pesth sang, hatte er, wohl um den Magyaren seine Huldigung darzubringen, den deutschen Wolf in den nicht eben schöneren magyarischen Farkas übersetzt. Als er zu Berlin mitten im Glanze seiner Bühnenthätigkeit stand, gab er dieselbe auf, kehrte nach Wien zurück und entwickelte daselbst als Gesangslehrer durch die Trefflichkeit seiner Methode, wie in Heranbildung trefflicher Sänger und Sängerinen eine sehr erfolgreiche Thätigkeit. Wolf hat Fräulein Geistinger zur Operettensängerin herangebildet, hat Frau Wilt entdeckt, deren Gesangslehrer er war. Von anderen minder glänzenden, aber immerhin bedeutenden Schülerinen nennen wir die Damen Steinher, Finali, Sophie König, Boschetti, Meersberg, Linse, Schindler, und die Herren Szika, Hellmer. Was seine Methode betrifft, so schreibt 1875 eine in Musiksachen nicht anzuzweifelnde Autorität, der selige Ambros, über Wolf: „Unter den vielen Gesanglehrern, welche mir vorgekommen, ist Wolf der trefflichste... Seine Gesangsmethode ist die alte, echte, welcher Italien seine Gesangsgröße zu danken gehabt hat, die aber heutzutage, bei den ewigen „Schreiopern“ und Riesenorchestern, fast aller Orten jenen Accenten zu weichen beginnt, welche Rousseau weiland mit dem derben Ausdrucke „cris de colique“ bezeichnete.“ Wolf hat sich in Wien mit einer vermöglichen, unter dem Namen Türken-Liesl bekannten Dame verheiratet, dieselbe aber schon noch einigen Jahren durch den Tod verloren. Die „Bombe“ brachte in ihrem VI. Jahrgange in der Nummer 52 vom 31. December 1876 nach einer Zeichnung von Ig. Eigner das in Chemitypie von Angerer und Göschl ausgeführte Bildniß des Meisters. –