Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wirth, Bettina
Band: 57 (1889), ab Seite: 118. (Quelle)
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Wirsing, Rudolf (Theaterdirector in Prag, geb. 1814, gest. auf seiner Villa bei Prag am 10. October 1878). Er war längere Zeit Director des Stadttheaters in Leipzig und gab, veranlaßt durch den nicht wegzuleugnenden Verfall des deutschen Theaters, das Buch heraus: „Das deutsche Theater oder Darstellung der gegenwärtigen Theaterzustände nebst Andeutungen zu einer zweckmässigen Reform und Bühnenleitung“ (Leipzig 1862, Geibel, 8°.), worin er zuerst die Theaterzustände der Gegenwart schildert, dann Vorschläge zu einer gründlichen Reform des deutschen Theaters macht und zuletzt Andeutungen zu einer zweckmäßigen Bühnenleitung vorbringt. Obgleich er Fachmann und als solcher zunächst berufen war, in dieser Frage mitzusprechen, läßt doch das Buch nach dem Urtheil competenter Kritiker sehr viel zu wünschen übrig. Als das Schillerhaus in Gohlis vom Leipziger „Schillerverein“ um 2150 Thaler gekauft wurde, widmete Wirsing, damals Director des Leipziger Theaters, die Einnahme von zwei Vorstellungen diesem Zwecke. Von Leipzig ging er 1864 nach Prag, wo er die Leitung des dortigen Theaters übernahm. Im Frühling 1870 inaugurirte er seine sechsjährige Directionsperiode in Prag, und bei der aus diesem Anlasse veranstalteten Vorfeier improvisirte Edmund Sauer einen aus den Titeln der in der abgelaufenen Directionsperiode aufgeführten Novitäten zusammengesetzten Toast, der die Wirsing’sche Directionsführung geistvoll illustrirt. Dieser höchst originelle und in jeder Hinsicht gelungene Toast ist im Wiener Theaterblatt „Der Zwischenact“ 1870, Nr. 105 wörtlich abgedruckt. Am 1. September 1878 sollte Wirsing die Direction der Bühne in Breslau übernehmen, mittlerweile erkrankte er am 30. Mai desselben Jahres auf seiner bei Prag gelegenen Villa am Karbunkel und erlag demselben nach mehrmonatlichem Leiden im Alter von 64 Jahren. Sein früher nicht unbedeutendes Vermögen war in unglücklichen Börsenunternehmungen zum größten Theile zu Grunde gegangen.

Allgemeine literarische Correspondenz, 1879, Bd. III, S. 67.