BLKÖ:Winebacher, Michael

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Winecky, Joseph
Band: 57 (1889), ab Seite: 71. (Quelle)
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Winebacher, Michael (Poet, geb. zu St. Martin in Tirol am 26. August 1656, gest. zu Moos, einer Gemeinde im Kreise an der Etsch in Südtirol, am 20. Juli 1742). Nachdem er die Priesterweihe erlangt hatte, trat er sofort in die Seelsorge. 1687 erhielt er die damals große Curatie Moos im tirolischen Bezirke Passeier, welcher er durch 55 Jahre bis an seinen im hohen Alter von 86 Jahren erfolgten Tod mit ausgezeichnet apostolischem Eifer vorstand. Dabei aber widmete er, wie unsere unten genannte Quelle berichtet, jede freie Stunde mit ebenso viel Neigung als Geschicklichkeit der chronologischen Dichtkunst, einer damals in Oberitalien schwunghaft betriebenen poetischen Künstelei, die von dort nach Tirol gekommen und in Winebacher einen begeisterten Anhänger gefunden. Ein kritischer Kenner, P. Benedict Langes, Gymnasialpräfect in Meran, schreibt über Winebacher: „Er war ein heller Kopf, ein solider Mann im Componiren und Wirken, und obwohl er längst gestorben ist, dauert manches Gute von ihm noch fort, weil er tief in die Zukunft blickte.“ Ein solches Urtheil verpflichtet wohl das Andenken eines solchen Mannes zu wahren. Zwar sind seine Arbeiten, welche ganz das Gepräge seiner Zeit tragen, schwerfällig, mit lästigem Kunstzwange überladen, aber sie zeugen ebenso von eisernem Fleiße, wie seltener Gewandtheit, da er außer den Fesseln des Versebaues und Reimes auch noch die Fesseln der Chronologie zu überwinden hatte. Zu den interessantesten Beschreibungen, welche aus seiner Feder geflossen, gehört unstreitig jene vom Kummersee, wie der wegen des Unglücks, welches seine häufigen Ausbrüche verursachten, in der Gemeinde Rabenstein befindliche Passeiersee genannt wurde. Dieser See, eine Quelle namenlosen Unglücks für die Bewohner des Thales Passeier und der Stadt Meran, wurde 1773 auf künstliche Art allmälig abgelassen und so die Gegend von dieser steten Ursache großer Gefahren und schweren Elends befreit. Staffler im unten benannten Werke gibt Bd. II, S. 744 davon ausführliche Nachricht. Von Winebacher’s poetischen Aufsätzen sind mehrere im Druck erschienen, andere sind Handschrift geblieben, viele verloren gegangen. Er besitzt auch noch das Verdienst, den mittellosen, später berühmt gewordenen Holz- und Elfenbeinschnitzer Johann Pichler [Bd. XXII, S. 257, Nr. 9] unterstützt und es ihm möglich gemacht zu haben, seinem Künstlerberufe zu folgen.

Staffler (Joh. Jac.). Das deutsche Tirol und Vorarlberg. Topographisch mit geschichtlichen [72] Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felician Rauch, 8°.) Bd. II, S. 736.