BLKÖ:Wilhelm (Bischof von Olmütz)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 56 (1888), ab Seite: 175. (Quelle)
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6. Wilhelm, Bischof von Olmütz (geb. 1534, gest. 16. Juni 1572), der 44. in dieser Kirchenwürde, welche er von 1565–1572 bekleidete. Ein Sproß der alten mährischen Adelsfamilie der Prussinowsky von Wiczkow. Für den geistlichen Stand herangebildet, wurde er Propst in Brünn und Leitmeritz und am 9. März 1565 Bischof von Olmütz. Ein strenger Hüter des katholischen Glaubens, berief er gegen die damals in Mähren noch zahlreichen Protestanten die Jesuiten, welche es bekanntermaßen von jeher gründlich verstanden haben, alles Unkraut des Skepticismus und Indifferentismus mit der Wurzel auszurotten, nach Olmütz, errichtete ihnen daselbst ein Collegium und vertraute ihnen die Pflege des Weingartens des Herrn. Bald nach seiner Erhebung zum Bischof ging er als Legat des Kaisers Maximilian II.nach Polen, mit der heiklichen Mission betraut, den König Siegmund II. August von Polen zu einer anständigeren Behandlung seiner Gemalin Katharina zu bestimmen. Diese, eine Schwester Kaiser Maximilians II., hatte sich 1549 mit Franz III., Herzog von Mantua vermält. Nach diesem bereits 1550 Witwe geworden, schritt sie 1553 zur Heirat mit Siegmund II. August von Polen und starb am 28. Februar 1572, wenige Monate vor Bischof Wilhelms Tode. Nach seiner Rückkehr verweilte der Kirchenfürst einige Zeit in Troppau, um dort vereint mit den Jesuiten gegen die Protestanten vorzugehen. Da aber lief er bald Gefahr, von ihnen gesteinigt zu werden. Als nämlich die Protestanten einen der Ihrigen auf dem katholischen Friedhofe bestattet hatten, befahl er die Ausgrabung der Leiche, worüber die Menge in solche Erbitterung gerieth, daß sie den Bischof und seinen Begleiter, den Jesuiten Magius, mit Steinen bewarfen. Der bischöfliche Kanzler Nicolaus Walther wurde bei dieser Gelegenheit von Steinwürfen schwer getroffen. Um den Katholiken seiner Diöcese ein neues Testament in streng katholischer Lesart zu verschaffen, ließ er ein solches von Hieronymus Emser deutsch übersetzen und 1571 zu Nizza auf seine Kosten drucken. Dagegen veranstaltete nun Johann Freiherr von Zierotin 1578 auf seinem Schlosse Kralicz den Druck einer anderen, von den Senioren der böhmischen Brüder Albert Nicolai, Lucas Helicaeus, Johann Aeneas, Georg Vetter, Esaias Caepolla, Johann Ephraim, Paul Jesseninus und Johann Capito ausgeführten Uebersetzung, deren sich die dort zahlreichen böhmischen Brüder bedienten. Infolge des hartnäckigen Widerstandes, den die Protestanten gegen die Bemühungen der Katholiken, von den Adeligen darin mit Erfolg unterstützt, erhoben, war schon durch mehrere Jahre die übliche Frohnleichnamsprocession unterblieben. Durch Bischof Wilhelms Energie fand sie 1570 wieder statt, freilich mußten die Zöglinge des von ihm in Olmütz gestifteten Jesuitencollegs mit Schwert und Schild zu beiden Seiten der celebrirenden Geistlichkeit einherschreiten. Bischof Wilhelm war von schwächlicher Constitution, immer kränkelnd, und bei dem Eifer und der unabweichlichen Strenge gegen sich selbst, mit welchen er seines hohen geistlichen Amtes waltete, erlag er frühzeitig seinen Leiden. Er wurde in der Jesuitenkirche zu Olmütz beigesetzt. Da sein Tod bald nach der Frohnleichnamsprocession, zu welcher er, obgleich schon sehr krank, sich im Sessel hatte tragen lassen, ziemlich rasch eingetreten war, so regte sich der Verdacht einer Vergiftung. [Ziegelbauer (Magnoaldus). Olomucium sacrum (Handschrift). – Richter (Franz Xav.), Augustini Olomucensis Episcoporum Olomucensium series (Olomucii 1831, Skarnitzl, 8°.) p. 202–206.] –