Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wierzbicki, Peter
Band: 56 (1888), ab Seite: 33. (Quelle)
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Wiery, Valentin (Fürstbischof von Gurk, geb. zu St. Marein im Lavantthale Kärnthens am 12. Februar 1813, gest. am 29. December 1880). Der Sohn eines unbemittelten Lehrers in seinem Geburtsorte, war er nur mit Unterstützung des damaligen Fürstbischofs von Lavant im Stande, sich den Studien zu widmen. Er besuchte das Gymnasium zu Görz und zu Klagenfurt und machte in letzterer Stadt auch den philosophischen Curs durch. Hierauf kam er als Lavanter Alumnus in das Klagenfurter Seminar, in welchem er Theologie studirte und am 4. August 1835 die Weihen empfing. Der Fürstbischof von Lavant sandte dann den jungen Priester, der als solcher durch seinen Eifer in den Studien und seine Talente sich bemerkbar machte, in die höhere Bildungsanstalt für Weltpriester in Wien. Dort erwarb Wiery das theologische Doctorat und kehrte nach drei Jahren mit reichem Wissen in die Heimat zurück. Nun wirkte er zunächst in der Seelsorge als Caplan in Untersteiermark, blieb aber nur kurze Zeit in dieser Thätigkeit, da er bald als Spiritual in das Klagenfurter Alumnat berufen wurde. Am 20. August 1844 erfolgte seine Ernennung zum Domherrn von Lavant, am 20. November desselben Jahres seine Installation zum Domherrn von Salzburg, wo er in Kurzem die Liebe und das Vertrauen des Fürsterzbischofs von Tarnóczy [Bd. XLIII, S. 78] erwarb, welcher ihn zu dem wichtigen Posten eines Directors des fürsterzbischöflichen Priesterhauses berief. Nach vierzehnjährigem Wirken in diesem Amte ward er vom Erzbischof am 30. October 1858 zum Fürstbischof von Gurk ernannt. Den Erzbischöfen von Salzburg steht nämlich das Recht zu, die Bischofssitze von Gurk, Seckau und Lavant zu besetzen, und zwar jene der letzteren Orte ohne Ausnahme, den des ersteren abwechselnd mit Seiner Majestät dem Kaiser. Am 20. November folgte dann Wiery’s Confirmation, am 21. seine Consecration und am 8. December seine feierliche Introduction in der Kathedrale St. Peter und Paul zu Klagenfurt. Unter Fürstbischof Valentin erhielt die Diöcese Gurk die Ausdehnung über das ganze Herzogthum Kärnthen, indem bei der Verlegung des Bischofssitzes der Diöcese Lavant von St. Andreä nach Marburg eine Arrondirung der Diöcesen vorgenommen wurde, nach welcher der Diöcese Gurk am 1. Juni 1859 der kärnthnerische Antheil der Lavanter Diöcese oder Unterkärnthen zufiel. In einem dem Kirchenfürsten gewidmeten öffentlichen Nachrufe heißt es von ihm: „Milde war wohl der Hauptcharakterzug des Verewigten, Priester aus Liebe und im besten Sinne des [34] Wortes war er. „„Ich gehe beten““, waren die letzten vernehmlichen Worte, welche der sterbende Oberpriester in seinem kurzen und ruhigen Todeskampfe gesprochen. In seiner Milde war er von herzgewinnender Liebenswürdigkeit gegen Jedermann, voll Wohlwollen für die Armen und Nothleidenden; und zahllose Arme verloren an ihm ihren stillen Wohlthäter, denn er liebte es nicht, mit seinen Wohlthaten zu prunken.“ Bloß seinem oberpriesterlichen Berufe lebend, vermied er es, sich in das politische und Parteigetriebe einzumengen; wie auf kirchlichem, so auf politischem Gebiete – denn als Fürstbischof von Gurk besaß er Sitz und Stimme im kärnthnerischen Landtage und war lebenslängliches Mitglied des Herrenhauses des österreichischen Reichsrathes – war Friede sein Losungswort. Als Kirchenfürst ließ er sich die Wiederbelebung religiöser Bräuche, wie sie zum Nachtheile des kirchlichen Lebens überhaupt und des Seelenheils seiner Diöcesankinder insbesondere allmälig vergessen oder vernachlässigt worden oder eingeschlummert waren, angelegen sein, wie öffentliche Versehgänge, Krankenbesuche, Andachten, Predigten, führte Priesterexercitien, dann die Maiandacht ein, errichtete zur Heranbildung für den Clerus geeigneter Zöglinge ein Knabenseminar u. s. w. Auch als Fachschriftsteller war Wiery thätig, und erschienen von ihm: „Betrachtungen beim Jahresschlusse. 3 Predigten“ (Klagenfurt 1843); – „Handbuch zur Erklärung der sonn- und festtäglichen Evangelien in deutschen Schulen“ (ebd. 1849); – „Predigten und Anreden“, 1. bis 7. Sammlung (ebd. 1859–1867, Leon, 8°.). Das verdienstliche Wirken des Kirchenfürsten würdigte der Monarch 1873 durch Verleihung des Commandeurkreuzes des Leopoldordens, 1880, wenige Monate vor des Bischofs Tode, durch jene der Geheimrathswürde. Außerdem war der Fürstbischof Thronassistent und Hausprälat des Papstes und Patricier von Rom. Er wurde in der St. Xaver-Capelle der Domkirche zu Klagenfurt beigesetzt.

Klagenfurter Zeitung, 1880, S. 2595. – Dieselbe, 1858, Nr. 278, im Feuilleton: „Ankunft des Fürstbischofs Valentin Wiery in Klagenfurt“. – Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1868, Nr. 208: „Der Bischof von Gurk“. – Neue Freie Presse vom 12. August 1868. – Hermann (Heinrich). Handbuch der Geschichte des Herzogthums Kärnthen in Vereinigung mit den österreichischen Fürstenthümern (Klagenfurt 1860, J. Leon, 8°.) Bd. III, 3. Heft: „Kulturgeschichte Kärnthens vom Jahre 1790–1857, S. 174 und 406.