Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wiener, Leopold
Band: 56 (1888), ab Seite: 30. (Quelle)
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Wiener, Karl [Charles] (Reisender, geb. in Wien 1849). Ueber den Bildungs- und Lebensgang des in Rede Stehenden wissen wir nichts bis zu dem Augenblicke, da derselbe als Professor in Paris erscheint und in der Eigenschaft eines französischen Consuls im Auftrage der französischen Regierung 1875–1877 [31] Peru und Bolivia bereist, um daselbst archäologische und geographische Forschungen vorzunehmen. Er legte auf dieser Reise 15.000 Kilom. zurück und bestieg unter Anderem den Illimani. In den Fachzeitschriften „Tour du monde“1878, Nr. 887 u. f., in Andrée’s „Globus“, Bd. 34, Nr. 1–3, in Petermann’s „Geographischen Mittheilungen“, 1880, S. 122 und in der „Rundschau für Geographie“, Bd. I, S. 300 u. f. finden wir mehr oder minder ausführliche Berichte über diese Reise. Als sich Wiener im August 1877 zur Heimkehr anschickte, sendete er von Callao aus an das französische Unterrichtsministerium 80 Kisten mit 4000 Gegenständen voraus, welche er dann im ethnographischen Museum zu Paris aufstellte und ordnete. Der französische Minister des öffentlichen Unterrichts fand bei der Eröffnung des ethnographischen Museums in der daselbst gehaltenen Rede Anlaß, mit Anerkennung und Auszeichnung Wiener’s zu gedenken; auch wurde der 26jährige Reisende mit dem Orden der französischen Ehrenlegion und auf der Pariser Weltausstellung mit der goldenen Medaille ausgezeichnet. Bald darauf 1879 entsendete ihn die französische Regierung auf eine neue Expedition nach Südamerika, auf welcher er in ähnlicher Weise in Ecuador forschte, dann den Rio Napo und Amazonas hinabfuhr, die Schiffbarkeit des ersteren Stromes bestätigte und einen neuen kürzeren Weg von Quito über die Cordilleren zum Napo gefunden haben will. Mit Unterstützung der französischen Regierung gab er als literarische Frucht seiner ersten Reise die Beschreibung derselben unter dem Titel heraus: „Pérou et Bolivia. Récit de voyage suivi d’études archéologiques et ethnographiques et de notes sur l’écriture et les langues des populations indiennes“ (Paris 1880, Hachette et Cie.). Das Werk ist prächtig ausgestattet, enthält über 1100 in den Text gedruckte Abbildungen von Typen und Funden aller Art, 27 Ansichten, 18 Situationspläne von Landschaften, Städten, Einzelbauten alter und neuer Zeit, Ruinen, Grüften. Wiener wurde 1878 von Seiner Majestät dem Kaiser von Oesterreich das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens verliehen.

Embacher (Friedrich Dr.). Lexikon der Reisen und Entdeckungen (Leipzig 1882, Bibliographisches Institut, br. 12°.) S, 297, 342. – Wiener Abendpost (Abendblatt der Wiener Zeitung) 16. Februar 1880, Nr. 37, S. 146 u. f.