BLKÖ:Wiebeking, Karl Friedrich Ritter von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 55 (1887), ab Seite: 281. (Quelle)
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Wiebeking, Karl Friedrich Ritter von (Architect und Ingenieur, geb. zu Wollin in Pommern 1762, gest. in München am 28. Mai 1842). Da derselbe in hervorragender Stellung mehrere Jahre im Kaiserstaate diente, sei seiner in diesem Werke mit einigen Zeilen gedacht. Nachdem er eine classische Vorbildung erhalten hatte, widmete er sich mit Vorliebe dem Studium der Mathematik verbunden mit topographischem Zeichnen und entschied sich schließlich für die Civilbaukunst als seinen Beruf. Seinen Ruf gründete er mit einigen topographischen Karten, so mit jener von Mecklenburg-Strelitz (1779–1780) in neun Blättern, dann von Mecklenburg-Schwerin (1785–1788) in 16 Blättern, welche beide der Graf von Schmettau herausgab; diesen folgten Karten vom Niederrhein, 10 Blätter, von der Gegend zwischen dem Main und Rhein, von Holland, 9 Blätter, eine Karte der Flüsse Hollands, 10 Blätter, sämmtlich in Frankfurt bei Jäger erschienen; schließlich die topographische militärische Karte von dem ehemaligen Herzogthum Berg in 4 Blättern, welche sehr selten ist, und für die ihn der damalige Kurfürst von der Pfalz zum Ingenieurofficier ernannte. Durch diese Arbeiten lenkte Wiebeking die Aufmerksamkeit Oesterreichs auf sich, und seine Berufung nach Wien folgte. In der Eigenschaft eines k. k. Hofrathes wirkte er nun daselbst einige Jahre; man übertrug ihm die Leitung des Wasserbaudepartements. Aber schon 1805 kehrte er nach München zurück, um dort die Leitung der Ministerialsection für Straßen- und Wasserbau zu übernehmen; 1817 trat er dann als Generaldirector des Brücken- und Straßenbaues in den Ruhestand, den er noch ein volles Vierteljahrhundert genoß, bis er im Alter von 80 Jahren starb. Was nun seine Wirksamkeit während seines Aufenthaltes in Oesterreich betrifft, so ist zu bemerken, daß er daselbst mehrere treffliche Straßen baute, schriftstellerischerseits aber beschränkt sich dieselbe nur auf das Werk: „Praktische Anleitung zur Aufführung, Wiederherstellung und Erhaltung bequemer Landstrassen. Mit drei Kupfern“ (Wien 1804, Degen, gr. 8°.); auch wurde ihm während seines Schaffens in Wien für ein früheres Werk, für seine „Allgemeine auf Geschichte und Erfahrung gegründete theoretisch-praktische Wasserbaukunst“, welche in 4 Bänden mit 78 KK. schon 1798–1801 in Darmstadt und [282] 1812–1814 in völlig umgearbeiteter Auflage in eben so vielen Banden, aber mit 153 KK. erschienen war, vom Kaiser Alexander von Rußland zugleich mit einem kostbaren Brillantringe das ansehnliche Geschenk von 2000 Rubeln zutheil. Dies ist Alles, was wir über Wiebeking’s Thun und Lassen im Kaiserstaate zu berichten haben. Seine Thätigkeit in Bayern war eine längere, aber von vielen Seiten stark angefochtene. Seine „Beiträge zur Wasser-, Brücken- und Strassenbaukunde oder wissenschaftliche Darstellung der in den neuesten Zeiten ausgeführten oder in der Anlage begriffenen Bauwerke und vorzüglichen Maschinen“, sechs Lieferungen (München 1808–1812 mit vielen Kupfern, gr. 4°.), die als bayrisches Nationalwerk betrachtet werden sollten, wurden von der Fachkritik scharf angegriffen und von ihm diese Angriffe nur sehr schwach widerlegt. Aber auch auf diese Widerlegung blieb der eigentliche Angreifer, in welchem man den bekannten literarischen Heißsporn Franz Anton Ritter von Spaun [Band XXXVI, S. 75] mit an Gewißheit grenzender Wahrscheinlichkeit vermuthete, die Antwort nicht schuldig und ließ diese mit der Kritik und Antikritik in einer besonderen Schrift abdrucken, welche für die Beurtheilung der Brückenbaukunst Wiebeking’s von Interesse ist, da dessen Bauten darin aufgezählt und beurtheilt sind. Diese Spaun’sche Kritik aber erhält noch eine ganz besondere Beleuchtung durch den Umstand, daß noch während Wiebeking’s Lebzeiten ein großer Theil seiner Brücken einstürzte und somit ungeheuere Summen im Wasser begraben wurden. Zuletzt fand das Ministerium die Kostenüberschläge des Baumeisters bedenklich, und derselbe mußte seiner Allmacht im bayrischen Bauwesen zu einer Zeit entsagen, in welcher er bei der Rüstigkeit seines Wesens an nichts weniger dachte, als sich in die Ruhe zurückzuziehen. Von Wiebeking’s übriger schriftstellerischer Thätigkeit, die sich vornehmlich auf sein Fach erstreckte, können wir um so leichter absehen, als sie in Kayser’s und Heinrich’s Bücherlexiken ausführlich dargestellt ist. – Sein Sohn Karl Gustav (geb. 1792, gest. zu Speyer am 20. Mai 1827), der einige seiner Jugendjahre in Wien verlebte, sich dem Berufe seines Vaters widmete und mit 29 Jahren es bereits zum königlich bayrischen Baurathe brachte, war glücklicher in seinen Leistungen als der Vater, starb aber in der Blüte seines Lebens. Der neue „Nekrolog der Deutschen“ (Ilmenau, Voigt) enthält in seinem fünften Jahrgange (1827, S. 516–526) Karl Gustav Wiebeking’s ausführliche Biographie.

Zeitgenossen (Brockhaus, gr. 8°.) Bd. IV, Heft 16 (1819), S. 127.
Porträt. J. E. Schneeberger del., A. Wachsmann sc. (8°.).