Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wesemael, Adele
Band: 55 (1887), ab Seite: 135. (Quelle)
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Wessel, Eduard (Journalist, geb. zu Wormdit in Ostpreußen 1822, gest. in Wien 26. Jänner 1879). Er studirte an der Königsberger Hochschule classische Philologie, ein Schüler C. A. Lobeck’s und ein Studiengenosse des nachmaligen Ministers Hobrecht, Ludwig Friedländer’s und des Botschafters Keudell, mit denen er noch in späteren Jahren, 1877, in den Bergen Tirols und des Salzkammergutes ein heiteres Wiedersehen feierte. Einige Zeit lag er dem Unterrichtertheilen ob, dann gab er diese Richtung auf und ging 1847 nach Leipzig, [136] wo er sich einer freien schriftstellerischen Thätigkeit widmete und besonders für die damals von Ignaz Kuranda redigirten „Grenzboten“ schrieb. Im Sommer des Bewegungsjahres 1848 zog er, wahrscheinlich von Kuranda angeregt oder einfach ihm folgend, nach Wien, wo er denn auch zunächst in die von demselben gegründete „Ostdeutsche Post“ eintrat, später aber diese verließ, um an der Zang’schen „Presse“ zu arbeiten. Als es für diese infolge der in der Reactionsperiode in erschreckender Weise um sich greifenden Repressivmaßregeln auf dem Wiener Boden keinen Platz mehr gab und sie für den Winter 1849/50 nach Brünn übersiedelte, folgte ihr Wessel dahin. Doch auch dort war seines Bleibens nicht lange. Die oppositionelle Sprache, welche er aus den Leipziger „Grenzboten“ mit herübergebracht und mit welcher er bei den damals in Wien herrschenden bureaukratisch-anarchischen Zuständen bald in eine schärfere Tonart verfiel, wollte den polizeilichen Machthabern nicht gefallen, und er wurde aus Wien verwiesen. Er begab sich nun nach Berlin zurück. Als man dann bei uns zur Einsicht gekommen, daß ein Journalist mit noch so spitzer Feder einen Staat im Handumdrehen doch nicht vernichten könne, legte man seiner Rückkehr nach Wien im Jahre 1852 nichts mehr in den Weg, und er blieb dann daselbst bis zu Beginn der Sechziger-Jahre. Nun begab er sich, wohl einem Antrage folgend, neuerdings nach Berlin und leitete einige Zeit in Gemeinschaft mit Julian Schmidt die eben neu begründete Berliner „Allgemeine Zeitung“. Doch bald kam er wieder nach dem ihm liebgewordenen Wien zurück, wo er denn auch, wohl weniger literarisch thätig, als vielmehr seinem früheren Lehrerberufe hingegeben, bis zu seinem Tode verbrachte. Im Frühjahr 1878 befiel ihn das Leiden, das ihn im Alter von 57 Jahren dahinraffte. Die schriftstellerische Thätigkeit Wessel’s beschränkt sich ausschließlich auf journalistische Arbeiten, aber alle ihm gewidmeten Nachrufe bezeichnen ihn als einen durch Geist und Charakter, wie durch sein außerordentlich umfassendes Wissen hervorragenden Wiener Journalisten. In der „Neuen Freien Presse“ widmete dem dahin Geschiedenen im Jänner 1879 Theodor Gomperz einen Nachruf, von dem ich leider nicht Einsicht nehmen konnte.

Roman-Zeitung. Herausgegeben von Otto Jancke (Berlin, 4°.) 1879, Heft 20, S. 667. – Allgemeine literarische Correspondenz, 1879, Bd. III, 74.