BLKÖ:Welzl von Wellenheim, Leopold

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Welz
Band: 54 (1886), ab Seite: 261. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Leopold Welzl von Wellenheim in der Wikipedia
Leopold Welzl von Wellenheim in Wikidata
GND-Eintrag: 142521035, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Welzl von Wellenheim, Leopold|54|261|}}

Welzl von Wellenheim, Leopold (Numismatiker, geb. zu Hroby, einem Dorfe im Taborer Kreise Böhmens, am 15. November 1773, gest. in Wien 19. Februar 1848). Sein Vater Ferdinand (gest. 1808) war zuletzt Inspector und Buchhalter des Grafen Leopold Kolowrat-Krakowsky, nachherigen Staats- und Conferenzministers. Leopold trat anfangs gleichfalls in die Privatdienste des Grafen und machte sich besonders verdienstlich bei der Grundsteuerregulirung, wofür er eine Ehrenmünze, wie sie damals noch bestand, erhielt. 1789 wurde er bei der niederösterreichischen Staatsgüterbuchhaltung, dann bei der Hofbuchhaltung, 1790 bei der vereinigten böhmisch-österreichischen Hofkanzlei, Hofkammer und Ministerial-Bancodeputation, endlich 1796 bei dem Staatsrathe angestellt. Nun rückte er zum k. k. Staats- und Conferenzrathsconcipisten, darauf zum Hofsecretär vor und arbeitete immer ganz allein zu Handen des dirigirenden Staats- und Conferenzministers Leopold Grafen Kolowrat, in welcher Dienstleistung er zu den wichtigsten und geheimsten Staatsangelegenheiten verwendet ward. In der Folge zum Hofrathe bei der k. k. Hofkammer und zum Referenten im Postwesen befördert, trat er im November 1835 aus dieser Stellung in den Ruhestand, den er noch 13 Jahre genoß, bis er wiederholten Schlagflußanfällen erlag. Schon im Jahre 1808 war er in Würdigung seiner ausgezeichneten Dienste in den deutscherbländischen Adelstand mit dem Ehrenworte von Wellenheim erhoben worden, dessen sich die Familie seither fast ausschließlich bedient. Für unser Werk gewinnt in Rede Stehender weniger seiner Beamtenlaufbahn als seiner Nebenbeschäftigung wegen als Numismatiker Bedeutung. Durch vierzig Jahre sammelte er mit Wissenschaft, Geschmack und Glück, besonders als er als vieljähriger Referent des Postwesens mit den Provinzen und dem Auslande in einflußreichem Verkehre stand, so daß nach dem Ausspruche eines Fachmannes von erstem Range, wie es Joseph von Bergmann ist, seine universelle Sammlung die größte und zahlreichste war, die bis dahin ein Privatmann in Wien besaß. Der darüber verfaßte Katalog betitelt sich: „Verzeichniss der Münz- und Medaillen-Sammlung des k. k. Hofrathes Leopold Welzl von Wellenheim“, 2 Theile (Wien 1844 und 1845, gr. 8°.). Das Vorwort dazu verfaßte der Custos des k. k. Münz- und Antikencabinets, Franz Vinc. Eitl, der in den Jahren 1843 und 1844 die römischen Münzen im ersten und sämmtliche des zweiten Theiles katalogisirte und zur Drucklegung beschrieb, auf Grundlage zahlloser notizenreicher Zettelchen, welche Welzl selbst aufgesetzt und zu den bezüglichen Stücken gelegt hatte. Der erste Theil zählt 8163 Nummern griechischer und 8684 Nummern römischer Münzen, zusammen 16.847, wobei jedoch zu bemerken ist, daß viele dieser Nummern oft zahlreiche Unterabtheilungen haben, so daß die Sammlung bedeutend mehr Stücke als Nummern enthält. Im Anhang befindet sich das Verzeichniß einer [262] Sammlung von 198 Stücken Originalstempel älterer und neuerer Zeit. Der zweite Theil enthält mittelalterliche Münzen und Medaillen der neueren Zeit und aller Staaten, und zwar in der ersten Abtheilung 12.428 Nummern nebst einem Verzeichniß von 861 numismatischen, archäologischen und anderen Werken; in der zweiten Abtheilung 10.910 Nummern und noch 2134 Denkmünzen auf berühmte Personen. Die Versteigerungen fanden im Februar 1845, im Jänner 1846 und im Februar und October 1847 statt. Die Sammlung war überdies reich an ebenso schönen als seltenen Stücken. Da Welzl keine classische und überhaupt wissenschaftliche Bildung genossen hatte, war er später bemüht, durch Privatfleiß sich die Kenntniß der italienischen, französischen, zum Theil der lateinischen Sprache, sowie der alten und neuen Staatengeschichte, der Archäologie und vorzüglich der Numismatik anzueignen. Als numismatischer Schriftsteller trat er nur mit einer Arbeit in die Oeffentlichkeit, und zwar mit der Abhandlung: „Münzen der Grafschaft Görz“, welche in der „Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg“ (Innsbruck 1839) im 5. Bändchen S. 52–88 abgedruckt ist, und von der auch Sonderabdrücke vorhanden sind; in Handschrift aber hinterließ er eine Abhandlung über die Friesacher Münzen. Die Akademie der Wissenschaften und Künste in Padua, die Museen für Oberösterreich und Salzburg und die Gesellschaft der Antiquitäten des Nordens in Kopenhagen nahmen ihn unter ihre Mitglieder auf. Am 8. Jänner 1797 vermälte er sich in Wien mit Sophie Muszbrock, welche ihm die zwei Söhne Wilhelm und Cajus Augustus gebar, deren zahlreiche Nachkommenschaft aus der angeschlossenen Stammtafel ersichtlich ist.

Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften philosophisch-historischer Classe (Wien, gr. 8°.) XLI. Band (1863) S. 63, in der Abhandlung von Bergmann: „Pflege der Numismatik in Oesterreich durch Private, vornehmlich in Wien, bis zum Jahre 1862“ IV. Abtheilung. – Beschreibung der bisher bekannten böhmischen Privatmünzen und Medaillen. Herausgegeben vom Vereine für Numismatik zu Prag (begonnen von Franz Karl Miltner, zu Ende geführt von Leopold Ritter von Sacher-Masoch) (Prag 1852, 4°.) S. 686. – Böckh (Franz Heinrich). Wiens lebende Schriftsteller, Künstler und Dilettanten im Kunstfache (Wien 1821, B. Ph. Bauer, 12°.) S. 155. – Theater-Zeitung (Wien, kl. Fol.) Jahrgang 1856, Nr. 67: „Notizen für Numismatiker“. – Frankl (Ludw. Aug.). Sonntagsblätter (Wien, 8°.) III. Jahrg. (1844) S. 592: „Eine numismatische Sammlung“.