Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 54 (1886), ab Seite: 235. (Quelle)
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2. Emmeran (geb. zu Stuhlfelden im Pinzgau 1560, gest. 16. April 1618), war Priester der Gesellschaft Jesu, Coadjutor spiritualis et Missionarius in Böhmen. Als zu Ende November 1601 in Regensburg ein Colloquium gehalten wurde, welches Herzog Maximilian in Bayern und Philipp Ludwig Pfalzgraf bei Rhein angeordnet hatten, wohnte Pater Emmeran von Seite der Römisch-katholischen demselben bei. Pater Welser ist Verfasser folgender theologischer Werke: „Index viae ad fidem Catholicam“; – „Stella matutina“; – „Pennarium Catholicum“. Am bemerkenswerthesten erscheint uns aber Welser als der Gründer eines katholischen Broschürenvereines vor nahezu dreihundert Jahren. Sonach ist dieses heutzutage so oft und nicht selten mißbräuchlich in Anwendung gebrachte Mittel, Anhänger und Mitglieder für bestimmte Zwecke zu gewinnen oder zu werben, nicht ein Product unserer Zeit, sondern reicht weit zurück, in das Jahr 1591. Das „Katholische Kirchenblatt für die Diöcese Rottenburg“ berichtet 1865 darüber, wie folgt: „Erwägend, wie heftig die katholische Kirche zu jener Zeit – Anfangs 1591 – durch so viele und verderbliche Bücher, und nicht bloß Bücher, sondern auch Büchlein und Flugblätter (libellis, chartis et schedulis) angegriffen wurde, beschloß Emmeran Welser, solcher verderblichen Fluth einen Damm entgegenzusetzen durch Herausgabe nicht etwa schwerer, weitschichtiger Werke, sondern vielmehr „kleiner Werkchen und kurzgefaßter Schriften, welche leicht zu lesen, bequem zu handhaben und im Preise so niedrig stehen, daß sie unter das Volk verbreitet werden können.“ In seinem Vorhaben sah sich Pater Emmeran Welser noch durch die Wahrnehmung bestärkt, daß die Broschüren der Gegner selbst in katholischen Städten oftmals gratis vertheilt oder zum Spottpreise abgesetzt wurden. Unter Beihilfe einiger frommer Leute, welche ihn mit Geldmitteln unterstützten, begann er 1591 sein Werk mit Abfassung und Verbreitung einiger zeitgemäßen Broschüren. Vom General der Gesellschaft Jesu P. Claudius Aquaviva und dessen Nachfolger Pitelleschi gebilligt, trat das fromme Unternehmen unter dem Titel: „Das goldene Almosen des h. Johannes Baptista“ (Eleemosyna aurea S. Joannis Baptistae, weil es an dessen Festtage vollends zu Stande kam) in die Welt ein und wurde allseitig, von Hoch und Nieder, freudig begrüßt. Der Herzog von Bayern, Maximilian, dessen Oheim Wilhelm mit seiner Gemalin Elisabeth, dann Personen hohen Standes, hervorragender Stellung, Geistliche und Weltliche wetteiferten mit reichlichen Beisteuern. Große Summen spendeten insbesondere Abraham Welser, Emmerans Bruder, und deren beider Vater Melchior. Es wurden drei Classen Broschüren für Verbreitung bestimmt: solche dogmatischen Inhalts (mit Rücksicht auf die Zeit), andere moralischen und endlich solche erbaulichen Inhalts. Das Unternehmen fand auch Nachahmung in vielen anderen Städten, und zwar außer Ingolstadt und Dillingen – in Constanz, Luzern, Würzburg, Köln, Tyrnau, Gratz, insbesondere aber in Wien, wo eine ungeheuere Menge solcher Schriften mit großem Erfolge herausgegeben wurde. Noch bis auf unsere Tage bestand diese „Eleemosyna aurea S. Joannis Baptistae“ zu München. Aus den uns zugänglichen Quellen waren wir nicht im Stande, den Zweig, welchem Pater Emmeran in der Familie Welser angehört, zu finden. [(Allegambe)). Bibliotheca scriptorum S. J.(Witte). Diarium biogr. I, ad annum 1618. – Pfeffinger. Merkwürdigkeiten des siebzehnten Jahrhunderts, S. 15.] –