BLKÖ:Welser, Bartholomäus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Welser, Emmeran
Band: 54 (1886), ab Seite: 234. (Quelle)
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II. Einige für Oesterreich denkwürdige Sprossen der Familie Welser und Welser von Welsersheimb.

1. Bartholomäus Welser, welcher im sechzehnten Jahrhundert lebte. Ein Sohn Anton Welser’s aus dessen Ehe mit Katharina Vohl und Großvater Philippinens, gehörte er gleich den Fuggern zu Augsburgs reichsten Kaufleuten und lieh Karl V. die für einen Privatmann unerhörte Summe von zwölf Tonnen Goldes. Für dieses Darlehen erhielten die Welser 1528 das goldreiche Küstenland Venezuela zwischen dem 10. und 12. Grade nördlicher Breite in der Länge von 200 Leguas zwischen den Vorgebirgen Macarapana und de la Vela verpfändet, unter der Bedingung: die Eroberung des Landes zu vollenden, zu diesem Zwecke wenigstens 300 Mann versuchter Krieger und 50 erfahrene Bergleute zu stellen und in ihrem neuen Reiche zwei Ortschaften und drei feste Platze anzulegen. Die Indianer konnten sie alle zu Sclaven machen, oder solche kaufen, die bereits Sclaven wären. Zum Feldhauptmann wurde Heinrich Alfinger gewählt, der unter Georg von Freundsberg’s Landsknechten in Wälschland gedient hatte; und unter Alfinger’s Befehl stand Bartholmä[WS 1] Seiler. Sie kamen im Sommer 1529 mit 80 Pferden und 400 Fußknechten auf zwei Schiffen an. Diese Deutschen waren meist Protestanten, demnach gab man ihnen in Spanien, zur Bekehrung der Wilden, viele Dominicaner mit. Es ist nicht unsere Aufgabe, den Zug der Welser’schen Expedition ins Einzelne zu verfolgen. Er drang vor, aber in wenig rühmlicher Weise Grausamkeiten gegen die Eingeborenen verübend. Alfinger erlag 1535 einer Wunde, die er im Kampfe mit den Eingeborenen empfangen hatte. Nun übernahm den Oberbefehl Georg von Speier, der dann plötzlich vom Schauplatz verschwindet. Die Streifzüge der deutschen Expedition hatten die Eifersucht der Spanier, die dort schon seit langem weilten, geweckt, und es hat allen Anschein, daß Georg von Speier von den Spaniern ermordet wurde. Nun trat an die Spitze des Unternehmens Philipp von Hutten[WS 2], und ihm schloß sich ein Sohn Bartholomäus Welser’s, Bartholomäus der Jüngere[WS 3], an. Der Zug Beider dauerte so lange, daß man denselben schon für verschollen hielt, als in der Charwoche 1545 der Statthalter von St. Domingo Juan de Caravazal hundert Meilen von Venezuela auf die längst Todtgeglaubten mit ihren Begleitern traf. Hutten und Welser befanden sich im Besitze großer Schätze, welche die Raublust der Spanier weckten. Da die Schaar der beiden Führer durch den langen Zug infolge von Erschöpfung und Krankheit stark zusammengeschmolzen war, faßte Caravazal den Plan, Hutten und Welser sammt ihrem Gefolge zu ermorden. Er führte den teuflischen Plan auch aus, in der Nacht wurden die arglosen Deutschen überfallen und niedergemacht; dem Blutbade entging nur Einer, dem es gelang, sich zu flüchten, und der glücklich die Heimat erreichte. Dieser überbrachte die Nachricht von der Gräuelthat dem Bruder[WS 4] Hutten’s, dem damaligen Bischof von Eichstätt[WS 5]. Letzterer sowohl als Welser’s Vater begehrten von Kaiser Karl V. Sühne dieses Verbrechens. Sie erlangten auch die Hinrichtung des Anstifters, aber die von den Spaniern geraubten Schätze blieben für immer verloren. Auch die wichtigen Tagebücher der Ermordeten wurden von den Spaniern nicht herausgegeben. Der Verlust des Sohnes scheint dem alten Welser die amerikanischen Besitzungen verleidet zu haben. Auch war er derselben nie recht [235] froh geworden. Die Streitigkeiten mit den Spaniern über die Zolleinkünfte und die Grenzen des abgetretenen Landes führten zu keinem Ende. Nachdem Karl V. der Regierung entsagt und sich ins Kloster St. Just zurückgezogen hatte, nahmen dieselben einen viel bösartigeren Charakter an, da Karls V. Nachfolger Philipp II. sich den Welsern viel weniger freundlich gesinnt zeigte. So sprach denn schon 1557 ein Urtheil des indischen Rathes das Königreich Venezuela den Welsern ab, und damit fand das deutsche Reich in Amerika ein Ende. Von einer Rückzahlung der bedeutenden Schuld, für welche Karl V. eben jene Besitzungen verpfändet hatte, war keine Rede. [(Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst. Fortgesetzt von Ridler (Wien, 4°.) 1825, S. 869: „Die Welser in Venezuela“. – Blätter für den häuslichen Kreis (kl. Fol.) 1872, S. 87: „Ein deutsches Reich in Amerika. Historische Skizze“.] –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Bartholma.
  2. Philipp von Hutten (Wikipedia).
  3. Bartholomäus VI. Welser (Wikipedia).
  4. Moritz von Hutten (Wikipedia).
  5. Vorlage: Speier.