BLKÖ:Wellmann, Andreas

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 54 (1886), ab Seite: 229. (Quelle)
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Wellmann[WS 1], Andreas (Schulmann, geb. zu Hammersdorf bei Hermannstadt am 17. November 1808, gest. am 30. December 1849). Der Sohn armer Eltern, die denselben, da sie keine Mittel, ihn studiren zu lassen, besaßen, zum Landmann bestimmten, sollte er anfänglich nur die evangelischen unteren Schulen in Hermannstadt besuchen. Erst den Vorstellungen des Gymnasialrectors J. G. Buchinger daselbst gelang es, die Eltern zu bewegen, daß der damals fünfzehnjährige Jüngling auch die oberen Classen des Gymnasiums zurücklegen durfte. Buchinger verschaffte ihm nun eine Privatlehrerstelle und einen Platz am Freitisch der Studirenden, und so war Wellmann in der Lage, seine armen Eltern selbst zu unterstützen. 1830 beendete er das Gymnasium, reiste dann mit mehreren [230] Collegen zu Fuß durch Siebenbürgen und bezog 1831 die protestantisch-theologische Facultät in Wien. Daselbst wurde er durch seine Vorliebe für Mathematik und Astronomie mit den beiden Littrow, Vater und Sohn, näher bekannt und unterhielt mit Letzterem einen brieflichen Verkehr bis an sein Lebensende. In den Ferien bereicherte er seine Kenntnisse durch Fußreisen, welche er von Wien aus in Oesterreich, Mähren, Schlesien unternahm und bis Wieliczka ausdehnte. 1832 von Wien nach Siebenbürgen zurückgekehrt, wurde er Schulrector in Heltau, 1836 Gymnasiallehrer in Hermannstadt, und von da kam er 1839 als evangelischer Pfarrer nach Fogarasch. Seinem Kaiser und seiner Nation treu ergeben, duldsam gegen andere Religionsgenossen, gerieth er in den Wirren des Jahres 1848 in Lebensgefahr, und nahe daran, standrechtlich erschossen zu werden, wurde er nur durch einen rechtzeitigen Gegenbefehl Bem’s gerettet, aber dieser Schrecken hatte auf ihn so nachhaltig gewirkt, daß man vermuthet, derselbe sei mit Ursache des frühen Todes gewesen, durch den der Geistliche im Alter von erst 40 Jahren dahingerafft wurde. Wellmann war ein Priester von gediegener Bildung, er besaß astronomische Kenntnisse, sprach außer den vaterländischen die englische und französische Sprache, interessirte sich für römische Alterthümer, Pomologie, Musik und Turnkunst, für Mäßigkeits- und Landeskunde-Vereine und stiftete einen Lese-, Bürger- und Frauenverein. Durch seine Verwendung erhielt die evangelische Gemeinde zu Fogarasch eine neue schöne Kirche, ein wohnlicheres Pfarrhaus, eine neuorganisirte Schule. Auch wurde durch Andreas Wellmann das deutsche Element zum Bewußtsein seiner selbst gebracht und durch Bildung und Sittigung so gehoben, daß es unter der dortigen stark gemischten Bevölkerung seinen Platz mit Ehren behauptete. Wellmann’s schriftstellerische Thätigkeit beschränkt sich nur auf wenige Arbeiten, deren Titel sind: „Rationis cum schola civica constituenda conjungendi Seminarii Ludimagistrorum paganorum extrema lineamenta duxit A. W.“ (Cibinii 1837, 8°.); – „Rede über den heilsamen Einfluss einer weisen und kräftigen Regierung auf ihr Volk durch Vereitelung und Abwehr des Bösen, am 19. April 1842 als dem Geburtsfeste Seiner Majestät des Kaisers Ferdinand I. gehalten. Nebst einem Anhang in Gedichten“ (Kronstadt 1842, J. Gött, 8°.); – „Reisebriefe aus dem Lande der Sachsen in Siebenbürgen“ (ebd. 1843, 8°.). Der Ertrag dieser und der vorigen Schrift war zum Besten der Herstellung der Schul- und kirchlichen Bauten der evangelischen Kirchengemeinde A. C. zu Fogarasch bestimmt. Da Wellmann, der nicht Gelegenheit hatte, ein Vermögen zu sammeln, seine Witwe und zwei Kinder in bedürftigen Umständen zurückließ, geruhten Seine Majestät der Kaiser, der Witwe „des durch besondere Treue und Hingebung ausgezeichneten Pfarrers“ eine Pension jährlicher 200 fl. C. M. zu verleihen.

Siebenbürger Bote, 1849, Nr. 112; 1850, Nr. 145. – Satellit. Beilage zur „Kronstädter Zeitung“, Nr. 4 vom 16. Jänner 1850. – Friedenfels (Eugen von). Joseph Bedeus von Scharberg. Beiträge zur Zeitgeschichte Siebenbürgens im neunzehnten Jahrhunderte (Wien 1877, Braumüller, gr. 8°.) Bd. I, S. 91; Bd. II, S. 118.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Wellmaan.