BLKÖ:Weittenhiller, Moriz Maria Franz Edler von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 54 (1886), ab Seite: 207. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Moritz Maria Weittenhiller in der Wikipedia
Moritz Maria Weittenhiller in Wikidata
GND-Eintrag: 11757144X, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Weittenhiller, Moriz Maria Franz Edler von|54|207|}}

Weittenhiller, Moriz Maria Franz Edler von (Heraldiker, geb. zu Ober-Döbling bei Wien 8. September 1847). Ein Sohn Friedrich Michaels und Enkel Josephs. Nach dem frühen Tode seines Vaters, der ihn für den Militärstand bestimmt hatte, unterblieb sein kurz zuvor beschlossener Eintritt in die Cadetenschule zu Hainburg. Sein schon [208] frühgefaßtes Interesse für Archäologie führte ihn den historischen Hilfswissenschaften zu. Heraldik und Sphragistik machte er zu seinen besonderen Studien, wobei er namentlich das wahre Wesen der Heroldskunst während des Mittelalters zu erforschen und festzustellen bestrebt ist. Sein wiederholt auch von Zunftgelehrten anerkanntes Wissen und Können erwarb er sich während seiner oft kurz genug zugemessenen Mußestunden durch fleißiges Selbststudium und rastloses Forschen in öffentlichen und Privat-Archiven und Bibliotheken, wobei ihm die persönliche Freundschaft ausgezeichneter Männer der Wissenschaft nicht wenig zu Statten kam. Wiederholt unternommene größere Reisen in Oesterreich, Süd- und Nord-Deutschland, sowie ein zweimaliger Aufenthalt in Paris, boten ihm Gelegenheit, sein Wissen zu erweitern und seine Studien zu vervollständigen. Seine fachliterarische Thätigkeit widmete er bisher hauptsächlich der „Heraldisch-genealogischen Zeitschrift“, den „Jahrbüchern“, dem „Monatsblatte“ des heraldischen Vereines „Adler“, beziehungsweise der k. k. heraldischen Gesellschaft in Wien. Außer einer erheblichen Anzahl von mehr oder weniger kleinen Aufsätzen, Kritiken u. s. w. sind folgende seiner Arbeiten besonders anzuführen: „Ein Stammbuch des Georg Ulrich Freiherrn von Kheynach 1618 bis 1631“ (Zeitschrift 1871); – „Zwei Hallstätter Salzsiederfamilien. Eine historisch-genealogische Studie über die Familien Seeau und Eisel von Eiselsberg, mit besonderer Berücksichtigung ihres Grundbesitzes in Oberösterreich“ (Zeitschrift 1872); – „Die Hackher zu Hart. Dieses Geschlechtes Geschichte und Genealogie 1480–1873“ (Zeitschrift 1873, auch separat mit einem Anhang von Urkunden erschienen); – „Die Wappen der Herren von Eberstorf. Ein Beitrag zur Geschichte dieses Geschlechtes“ (Jahrbuch 1875); – „Ein Wappenbrief des deutschen Königs Wenzeslaus“ (Jahrbuch 1875); – „Die Sphragistik auf der heraldischen Ausstellung zu Wien 1878“ (Jahrbuch 1878; in dieser Arbeit wendete er Hohenlohe’s „Sphragistisches System“ zum ersten Male in der Fachliteratur an); – in Gemeinschaft mit seinem am 26. Mai 1884 verstorbenen Freunde Dr. Ernst Hartmann von Franzenshuld veröffentlichte er: „Die heraldischen Handschriften auf der heraldischen Ausstellung zu Wien 1878“ (Jahrbuch 1879 bis 1880); – „Schloß Feyregg“ (Jahrbuch 1884). Von den im „Monatsblatt“ der heraldischen Gesellschaft enthaltenen Aufsätzen sind zu erwähnen: „Für das Anlegen von Stammbüchern“ (1881, Nr. 6); – „Zur Geschichte des sächsischen Rautenkranzes“ (1881, Nr. 8) und „Bürgerliche Wappen“ (1882, Nr. 18). In den Jahrbüchern der Vereines für geschichtliche Hilfswissenschaften „Rother Löwe“ in Leipzig finden wir von ihm einige Aufsätze, darunter in dem Jahrbuch für 1882: „Ueber den Adel und das Wappen des Dichters Wilhelm Hauff“ und in jenem für 1883: „Kleine heraldische Studien“. In den Jahren 1882–1883 erschien sein „Salzburgischer Adel“, welcher des „Neuen Siebmacher’schen Wappenbuches“ IV. Band, 6. Abtheilung (Nürnberg bei Bauer und Raspe) abbildet. Mit diesem durchaus auf archivalischen Forschungen beruhenden Werken – nebenbei bemerkt, das erste Wappenbuch des Herzogthumes Salzburg begründete Weittenhiller hauptsächlich seinen guten Ruf als gewissenhafter Fachmann. Die darin eingeführte [209] Art der Wappenblasonnirung und die überall genaue Angabe der Quellen fand seitdem wiederholt Nachahmung. Im Jahre 1875 schlug Weittenhiller der Verlagsbuchhandlung „Buschak und Irrgang“ in Brünn die Wiederaufnahme der von derselben 1870 begonnenen Herausgabe des „Genealogischen Taschenbuches der Ritter- und Adelsgeschlechter“ vor, und nach Annahme seines Vorschlages redigirte er auf vollkommen neuer Grundlage die vier Jahrgänge 1877–1880 und erschloß damit eine wahre Fundgrube für Familiengeschichte und Genealogie Deutsch-Oesterreichs und Deutschlands. Die Redaction dieses Unternehmens führt jetzt (1886) sein Nachfolger Alexander von Dachenhausen. Mit 1. Jänner 1881 übernahm Weittenhiller die Redaction des von dieser Zeit ab vom heraldischen Vereine „Adler“, beziehungsweise der k. k. heraldischen Gesellschaft, infolge seines Antrages herausgegebenen „Monatsblattes“, welchem er noch gegenwärtig als Leiter vorsteht. Er nimmt an der wissenschaftlichen Thätigkeit der k. k. heraldischen Gesellschaft den regsten Antheil und ist seit 1871 Mitglied ihres Vorstandes. Am 12. März 1878 wurde er zum Ehrenmitgliede des Vereines für geschichtliche Hilfswissenschaften an der Universität Leipzig „Rother Löwe“ ernannt. Moriz Maria von Weittenhiller, seit vielen Jahren Beamter der k. k. priv. österreichischen Bodencreditanstalt in Wien, vermälte sich am 21. December 1872 mit Eugenie Edlen von Mosel, einer Enkelin des bekannten Musikschriftstellers, Hofrathes Ignaz Franz Edlen von Mosel [Bd. XIX, S. 130], welcher Ehe ein Sohn, Gustav Maria (geb. zu Wien 18. März 1876), entsprossen ist.