BLKÖ:Weittenhiller, Joseph Caspar Edler von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 54 (1886), ab Seite: 206. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Joseph Caspar von Weittenhiller in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Weittenhiller, Joseph Caspar Edler von|54|206|}}

Weittenhiller, Joseph Caspar Edler von (Großhändler und Industrieller, geb. zu Völkermarkt in Kärnten, gest. wahrscheinlich zu Laibach um 1792). Nach dem am 28. April 1772 erfolgten Tode seines älteren Bruders Friedrich [siehe diesen S. 203] übernahm er dessen Großhandlungshaus zu Laibach, sowie alle übrigen industriellen Unternehmungen. Obwohl die Spinnereien zu Buccari nicht das gewünschte Resultat lieferten, führte er dieselben doch noch 18 Jahre fort, da im Falle eines Stillstandes die überaus arme Bevölkerung von Buccari und Vidol vollkommen einer Hungersnoth preisgegeben gewesen wäre. Er brachte während dieser Zeit unter die dortigen Einwohner wenigstens 200.000 fl. in Verdienst, ungerechnet die vielen Unterstützungen und Geschenke an Kranke und Arbeitsunfähige. Die hohe Wichtigkeit der Trockenlegung des Laibacher Morastes erkennend, hatte er in Gemeinschaft mit seinem Bruder Friedrich eifrig an diesem großen, heute noch nicht beendigten Unternehmen Theil genommen und verkaufte dann auch auf testamentarischen Wunsch Friedrichs eine Anzahl trockengelegter Wiesengründe im Jahre 1773 um 12.000 Gulden an Zorn von Mildenheim, jenen unternehmenden Mann, der von 1769 an nach dem auf Befehl der Kaiserin Maria Theresia von dem Wiener Commerzienrathe Fremant [207] entworfenen Plane 700.000 Quadratklafter Morastes in fruchtbare Wiesengründe – allerdings auf Kosten seines Vermögens – umwandelte. Weitenhiller errichtete zur Erleichterung seiner Handelsverbindungen nach Italien und dem Oriente ein Haus in Triest, erkaufte daselbst die ganz verfallenen Terrains der nicoletinischen Wachsbleiche, welche er bedeutend erweiterte und wieder in einen so blühenden Stand zu setzen wußte, daß beispielsweise 1788 mehr als 1000 Centner Wachs allein in das Ausland, und zwar aus eigenen Seeschiffen verfrachtet wurden. Mittels einer vom Fürstbischöfe Franz zu Lavant in dessen Residenz zu St. Andrä im Lavantthale am 20. August 1776 ausgefertigten Urkunde widmete er sein auf dem Hauptplatze zu Völkermarkt gelegenes Familienhaus (heute Kaserne) zu einer Stiftung für arme Bürgersleute dieser Stadt. Nach, der Stiftungsurkunde hat der Magistrat von Völkermarkt alljährlich am letzten October und letzten April 40 fl. an arme und bresthafte Bürgersleute, unter Vorwissen des jeweiligen Propstes der Propstei- und Stadtkirche daselbst, zu vertheilen, doch „soll keinem Armen weniger als 6 fl. gereicht werden, maßen unter diesem Quanto fast Niemandem geholfen ist“. Alle angeführten Stiftungen der beiden Brüder Friedrich und Joseph Caspar stehen gegenwärtig (1886) noch in Kraft und Uebung. Infolge seiner vielen Verdienste um Handel und Industrie in den k. k. Erblanden wurde Letzterer von Kaiser Joseph II. ddo. Wien, 27. März 1789 in den erbländischen Adelstand mit dem Ehrenworte „Edler von“ erhoben. In eben diesem Jahre übergab er seinem Sohne Michael Friedrich seine vielfachen Geschäfte und zog sich ins Privatleben zurück. Joseph Caspar war vermält mit Katharina geborenen Pruckberger, welche aber schon sieben Jahre nach der Geburt ihres einzigen Kindes, Michael Friedrich, bald nach 1764, starb. – Michael Friedrich (geb. zu Laibach 20. September 1757, gest. zu Wien 7. Juni 1818) leitete anfangs hauptsächlich die Unternehmungen in Triest, wo er auch das Amt eines Deputirten des Handelsstandes bekleidete. 1793 verkaufte er das Handlungshaus zu Laibach, 1810 jenes zu Triest. Von da übersiedelte er nach Wien, um sich nur noch auf die Führung seines mittlerweile daselbst gegründeten Großhandlungshauses zu beschränken. Michael Friedrich war vermält mit Anna Maria Barbara geborenen Faber (geb. zu Wien 28. October 1758, gest. daselbst 18. September 1831), welcher Ehe eilf Kinder entsprossen, von denen aber nur Joseph [siehe diesen S. 204] den Stamm fortpflanzte.

Adelstandsdiplom vom 27. März 1789. – Geschichte Krains von der ältesten Zeit bis auf das Jahr 1813. Von August Dimitz (Laibach 1876, Ig. von Kleinmayer und Ferd. Bamberg) IV. Theil, S. 179, 184 und 229. – Reise von Venedig über Triest etc. (Frankfurt und Leipzig 1793) S. 47. – Hermann’s Reise durch Oesterreich (Wien 1781) 2. Bändchen, S. 126.
Porträt. Brustbild in Oel, im Besitze der Familie.