Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 53 (1886), ab Seite: 295. (Quelle)
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2. Anton Weigl (geb. zu Dietersdorf in Mähren, Geburtsjahr unbekannt). Er bekleidete 1848 die Stelle eines Erbrichters in Mähren und wurde, als ami 15. Marz dieses Jahres der erste constituirende Reichstag nach Wien einberufen worden, für Mährisch-Trübau in denselben gewählt. Er nahm seinen Platz auf der linken Seite des Hauses zwischen Ludwig von Löhner und Wenzel Prohaska ein. Ueber seine parlamentarische Thätigkeit ist nichts zu berichten. Die October-Ereignisse brachen herein. Viele Vertreter des Reichstages flüchteten ohne Bewilligung eines Urlaubs. Da traf am 21. October des Bewegungsjahres von mehreren Wahlmännern des Mährisch-Trübauer Wahlbezirkes bei dem damals in Wien tagenden Rumpfparlamente ein Schreiben ein, welches Schriftführer Wieser in der Versammlung verlas, und in welchem berichtet ward, daß, obgleich die Reichsversammlung alle mit oder ohne Urlaub abwesenden Abgeordneten einberufen habe, um in den gegenwärtigen Tagen der Gefahr dasjenige zu berathen und zu beschließen, was zur Erhaltung der Ruhe und der geregelten Staatsverwaltung noththue, sich ihr in den Reichsrath gewählter Abgeordneter Anton Weigl seit mehreren Tagen zu Hause befinde, ohne dem Rufe der Reichsversammlung zu folgen. Gegen dieses Verhalten protestirten nun die Wahlmänner und stellten an das Parlament die Bitte: „den durch den Abgeordneten Weigl ohne Urlaub in den Tagen der Gefahr verlassenen Posten eines Vertreters des Mährisch-Trübauer Wahlbezirkes für erledigt zu erklären und mit möglichster Beschleunigung eine neue Wahl anzubefehlen, um den vom constitutionellen Princip durchglühten 50.000 Bewohnern des Trübauer Wahlbezirkes das Recht zu wahren, an der constitutionellen Gesetzgebung unseres Gesammtstaates Theil zu nehmen“. Dies ist die erste und einzige energische Kundgebung österreichischer Wähler im denkwürdigen Jahre 1848 gegen einen pflichtvergessenen Abgeordneten, obgleich damals deren eine Menge in den kritischesten Tagen fahnenflüchtig geworden und auch sonst nicht immer den Absichten ihrer Wähler entsprechend gehandelt haben. Auch wurde für Anton Weigl keine Neuwahl angeordnet, sondern derselbe ging, als Seine Majestät der Kaiser zur Sicherstellung des Reichsrathes mit Manifest vom 22. October 1848 denselben auf den 15. November g. J. nach Kremsier einberief, dahin, nahm wieder seinen Platz links, nur hatte er jetzt den Wirthschaftsbesitzer Franz Staffa aus Mähren und den Hofbesitzer Joseph Leithner aus Stockerau zu seinen Nachbarn, doch verharrte er gleich seinen beiden Collegen bis zur Auflösung des Reichsrathes in politischer Unthätigkeit. [Erinnerung an Kremsier. Zusammengestellt von W. A, Neumann und Ed. Edl. von Meyer (Kremsier 1849, 8°.) S. 16, 21, 27 und 29. – Dunder (W. G.). Denkschrift über die Wiener October-Revolution (1848) (Wien 1849, 8°.) S. 585.] –