Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Weidinger, Emmerich
Band: 53 (1886), ab Seite: 258. (Quelle)
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Weidinger, Anton (Erfinder der Klappentrompete, geb. in Wien 9. Juni 1766, Todesjahr unbekannt). Ueber seinen früheren Lebens- und Bildungsgang wissen wir nur, daß er als kaiserlicher Hoftrompeter sein Instrument in virtuoser Weise spielte. Vom Jahre 1800 bildete er eine stehende Person im Wiener Concertleben und gab ähnlich wie Fräulein Auerhammer, spätere Bösenhönig [Bd. II, S. 24], und die Harfenspielerin Müller alljährlich sein Concert im Burgtheater. Er ist Erfinder der Klappentrompete, welche zu ihrer Zeit als eine namhafte Verbesserung der Trompete galt, bis sie durch das diesen Instrumenten angemessene Ventilsystem verdrängt wurde; später erfand er auch ein Klappenwaldhorn, auf welchem man wie auf der Klappentrompete in F, E und Es Solo blasen kann, und dessen Klappentöne eben so laut sind, wie jene der letzteren; überhaupt machte er in dieser Gattung Instrumente mehrere namhafte Erfindungen und Verbesserungen. Im Herbste 1802 ließ er sich auf seiner neu erfundenen Trompete in Leipzig hören und trug Concertstücke darauf so meisterhaft vor, daß er allgemeine Bewunderung erregte. Gerber in seinem „Neuen historisch-biographischen Lexikon der Tonkünstler“ führt (Bd. IV, Sp. 530) einen kaiserlichen Hoftrompeter Weidenmayer als denjenigen an, „der 1802 eine Trompete mit Klappen erfunden, auf welcher man durch zwei Octaven alle halben Töne ganz rein und sicher angeben kann“, und citirt als Quelle die Leipziger „Musicalische Zeitung“, Jahrg. V, S. 158, vermuthet aber in dem darauf folgenden Artikel Weidinger selbst, daß Weidenmayer ein falscher Name sei, wie er es in der That auch ist. – Auch Weidinger’s Sohn Joseph (gest. 1830) spielte virtuos die Klappentrompete und löste in den Zwanziger-Jahren seinen Vater ab, um, wie Hanslick schreibt: „gleichfalls durch ein alljährliches Concert für die künstlerische Aufrechthaltung der Klappentrompete und des Namens Weidinger zu sorgen. – Es ist uns aber auch noch ein Fagotvirtuos Emmerich Weidinger bekannt, dem gemeinschaftlich mit dem Flötenvirtuosen Prosper Amtmann die Bewohner Fünfkirchens in Ungarn ein Monument gesetzt, welches am 4. November 1866 feierlich enthüllt wurde. Emmerich Weidinger war aus Ungarn, und zwar entweder aus Fünfkirchen selbst oder doch aus dessen Umgebung gebürtig und starb im Jahre 1859. Mit seinem Collegen, dem Flötenvirtuosen Prosper Amtmann vereint durchzog er einst Europa und gab vielbesuchte Concerte. Als Virtuos auf dem Fagot stand er in so großem Rufe, daß sogar die 1834 erschienene Ausgabe des [259] Brockhaus’schen „Conversations-Lexikons“ im Artikel „Fagot“ ihm besondere Würdigung angedeihen läßt. Ob zwischen dem Fünfkirchener Flötenvirtuosen Emmerich Weidinger und den beiden Trompetenvirtuosen Anton und Joseph verwandtschaftliche Beziehungen bestehen, ist uns unbekannt.

Hanslick (Eduard). Geschichte des Concertwesens in Wien (Wien 1869, Braumüller, gr. 8°.) S. 119. – Gerber (Ernst Ludwig). Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler u. s. w. (Leipzig 1792, Breitkopf, Lex.-8°.) Theil IV, Spalten 530. – Systematische Darstellung der neuesten Fortschritte in den Gewerben und Manufacturen und des gegenwärtigen Zustandes derselben... Mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat. Herausgegeben von Stephan Ritter von Keeß und W. C. W. Blumenbach (Wien 1830, Gerold, 8°.) Bd. II, S. 4 und 5.