Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 53 (1886), ab Seite: 178. (Quelle)
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8. Weber, David (Landschaftsmaler, Bilderrestaurateur und Aetzkünstler, geb. in Zürich am 15. April 1790, gest. zu Wien am 2. October 1865). Er widmete sich der Kunst und ging nach Oesterreich. 1816 befand er sich bereits in Wien und war in der Jahresausstellung bei St. Anna mit einer in Wasserfarben gemalten Landschaft vertreten. Nach sechzehnjähriger Pause, 1832, begegnen wir ihm wieder in denselben Räumen, und zwar dieses Mal mit einem Oelgemälde: „Das Schloss Kunzendorf bei Landeck in Preussisch-Schlesien“. Sonst sind wir über seine künstlerischen Arbeiten nicht unterrichtet, doch galt er als geschickter Landschaftsmaler, Bilderrestaurateur und Aetzkünstler. Später wendete er sich dem Kunsthandel zu und eröffnete sein Geschäft in Wien am Kohlmarkt, Ecke der Naglergasse, verlegte es aber in der Folge in die obere Bräunerstraße, gegenüber dem sogenannten Michaelerhause. 1857 erhielt er das Bürgerrecht der Stadt Wien. Er war eine der markantesten Persönlichkeiten seines Faches, Original vom Scheitel bis zur Zehe und ehrlich bis zur „Monstrosität“, wie weiland Gräffer gesagt hätte, der in dergleichen Menschenoriginalen, da er ja selbst ein solches war, zu schwelgen liebte. Um Weber’s Ehrlichkeit zu kennzeichnen, sei erwähnt, daß er, wenn er einen Kunstgegenstand etwa um 2 fl. kaufte, der vielleicht 200 fl. werth war, sich begnügte, wenn ihm Jemand um 3 fl. mehr gab. Ueberließ er doch mir, als ich eine Bilderlicitation versäumt hatte, in welcher er 5 oder 6 Mappen mit Kupferstichen, Lithographien und dergleichen je eine um 5 fl. erstand, zwei derselben um je 10 fl., deren jede mit Kupferstichbildnissen von Haid, Lubin, Edelinck u. s. w. angefüllt, vielleicht das Zehnfache und mehr werth war. Dabei hatte er noch eine andere nicht minder merkwürdige Marotte, die für seine große Ehrenhaftigkeit spricht. Blätter, von denen er wußte, daß sie in der Sammlung der einen oder andern seiner Kundschaften fehlten, überließ er bestimmt nie einem Fremden und mochte ihm dieser das Zehnfache bieten. Mit dieser großen Ehrenhaftigkeit verband er aber eine gründliche Kenntniß der Kunstblätter, er hatte in dieser Beziehung ein riesiges Gedächtniß und schätzte Kupferstiche auch dann noch sehr hoch, wenn sie bereits aus der Mode waren. In der kleinen unansehnlichen Gestalt suchte man nicht den gewiegten Antiquar, und er erregte nicht selten das unbehagliche Staunen der Kunstfexe und Käufer, wenn er sich als Mitsteigerer mit seinem höchst komisch klingenden Schweizerdialekte und als ein ganz furchtbarer Gegner aller Kunstbummler entpuppte; hatte er auch ein Blatt in zehn oder mehr Exemplaren auf seinem Lager, das verschlug ihm wenig, in unberufene Hände sollte es nicht gerathen; er steigerte doch dasselbe, dessen Werth er kannte und ließ nicht mehr im Bieten ab, so hoch es gehen mochte, „damit“, wie er entschuldigend mit naivem Lächeln bemerkte, „der Preisch nit falle solle“. Blätter, die ihm besonders aus Herz gewachsen waren, gab er auch nicht mehr ab, und mochte man ihm die glänzendsten Anerbieten machen. Mit wahren Kunstkennern und begeisterten [179] Sammlern verkehrte er dagegen in generösester Weise, sorgfältig bemüht, jede Lücke, welche ihre Sammlung aufzuweisen hatte, auszufüllen, wenn er sich auch mitunter feuchten Auges von dem seinem Lager entnommenen Schatze trennte. Auch sonst von edlem Herzen, unterstützte er manches junge Talent, so gut er konnte. Im Jahre 1855 wurde er in seinem Gewölbe in der oberen Bräunerstraße von einem Soldaten, der ihn berauben wollte, meuchlerisch überfallen; er kam noch glücklich mit einer – allerdings ziemlich schweren – Halswunde davon; aber die ganze Stadt nahm warmen Antheil an dem Unglück, das den wackeren Mann betroffen hatte. Weber erreichte das hohe Alter von 75 Jahren.

Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 274. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1865, Nr. 274.