BLKÖ:Warteresiewicz, Cajetan Augustin

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wartha, Johann Paul
Band: 53 (1886), ab Seite: 113. (Quelle)
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Warteresiewicz, Cajetan Augustin (armenischer Erzbischof in Lemberg, geb. daselbst 18. Februar 1755, gest. ebenda 6. Februar 1831). Sein Vater Deodat war ein wohlhabender armenischer Kaufmann in Lemberg, der sich eine sorgfältige Erziehung seines Sohnes angelegen sein ließ. Im Alter von 15 Jahren, 1769, fand dieser Aufnahme im päpstlichen Collegium zu Lemberg, wo er neben seinen Berufsgegenständen sich mit großem Eifer auf das Studium der Sprachen verlegte. Nach beendeten Studien erhielt er im Juli 1779 die Priesterweihe. Nun wurde er nach Warschau geschickt und bildete sich auf der dortigen päpstlichen Nuntiatur in der Führung geistlicher Geschäfte. Zugleich übte er sich im Predigtamte und wurde ein gewandter Kanzelredner. Nach seiner Rückkehr aus Warschau versah er durch zwei Jahre eine Humanitätsprofessur am päpstlichen Collegium in Lemberg, und von 1781 fand er bei anderen geistlichen Verrichtungen Verwendung. Im Jahre 1784 ward er zum Actuar beim Consistorium und zum Katecheten an der Mädchenschule der armenischen Nonnen in Lemberg ernannt. In Würdigung seiner Verdienste erhielt er im Jahre 1791 ein Canonicat. Dabei übte er wie bisher das Predigtamt und sonstige Pfarrgeschäfte aus. Wegen seiner vollkommenen Kenntniß der italienischen Sprache schaarten sich um ihn die in [114] Lemberg wohnenden Italiener, wählten ihn zu ihrem Beichtvater und nicht selten zu ihrem Rathgeber in ihren weltlichen Geschäften. Vom Jahre 1805 an wirkte er noch als Beichtiger der armenischen; Nonnen und war bei der Herstellung der Ordnung der etwas vernachlässigten erzbischöflichen Diöcese thätig. Als dann am 7. Juli 1817 die Wahl des neuen armenischen Erzbischofs stattfand,. wurde er als erster Candidat gewählt. Drei Tage nach diesem Acte traf Kaiser Franz I. mit seiner Gemalin auf Besuch in Lemberg ein und verweilte daselbst 18 Tage. In der Gubernialsitzung aber, in welcher die erzbischöfliche Wahlangelegenheit vorgetragen wurde, und welcher der Monarch in Person beiwohnte, entschied sich der Referent für den zweiten Candidaten, den Propst von Kuck, Samuel Moszory. Auf diesen Antrag des Referenten bemerkte der Gouverneur: „Wir kennen keinen der vorgeschlagenen Candidaten, die Geistlichen kennen sie, und wenn sie als erstem dem Canonicus Warteresiewicz ihre Stimme gegeben, so ist er meines Erachtens auch der würdigste“. Kaiser Franz behielt sich nun die Entscheidung vor und ernannte noch vor seiner Abreise am 27. Juli den Canonicus Warteresiewicz zum Erzbischof. Aber drei Jahre gingen bis zu dessen Consecration dahin, denn der Papst erließ nicht die darauf bezügliche Bulle, weil bisher die armenischen Erzbischöfe vom Papste unmittelbar ernannt wurden, hier aber der Monarch dieses Recht zum ersten Male für sich in Anspruch nahm und den Erzbischof aus kaiserlicher Machtvollkommenheit ernannte. Nach langwierigen Verhandlungen endlich gab der Papst nach, aber er verpflichtete die Geistlichkeit, bei der Wahl dreier Candidaten zu beharren. So kam endlich die Sache zum Abschluß, und im Mai 1820 langte die päpstliche Bulle mitsammt dem kaiserlichen Diplom in Bezug der Temporalien in Lemberg an. Durch den Erzbischof Ankwicz wurde dann am 16. Juli 1820 Warteresiewicz geweiht. Er war einer der thätigsten Erzbischöfe des armenischen Ritus, der seine Diöcese mit Umsicht und Tact regierte. Am 18. October 1823 wählten ihn die galizischen Stände zum Deputirten des geistlichen Standes auf sechs Jahre. Warteresiewicz starb im 76. Jahre seines Lebens, im 11. seines erzbischöflichen Amtes. Seine Bibliothek vermachte er dem Capitel. In Handschrift hinterließ er seine Kanzelreden, welche als Muster geistlicher Beredtsamkeit gepriesen werden.

Barącz (Sadok Xiądz). Żywoty sławnych Ormian w Polsce, d. i. Biographien berühmter Armenier in Polen (Lemberg 1856, gräflich Ossoliński’sche Buchdruckerei, 8°.) S. 362–377. [Unter den polnischen Armeniern kommt der Name Warteresiewicz auch noch in den Variationen Warteresowicz und Warterysowicz vor, und Barącz zählt eine beträchtliche Anzahl Berühmtheiten dieses Namens auf, an denen wir doch nichts Denkwürdiges entdecken können.]