BLKÖ:Walzel-Franchetti, Fortunata

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Walzel, Camillo
Band: 53 (1886), ab Seite: 54. (Quelle)
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Walzel-Franchetti, Fortunata (Sängerin, geb. in Wien 12. Mai 1803, gest. daselbst am 7., nach Andern am 9. April 1876). Die Angabe, daß sie 1807 das Licht der Welt erblickt habe, wird durch des Sohnes Camillo Walzel Mittheilung, daß ihr Geburtstag auf den 12. Mai 1803 falle, berichtigt. Obgleich in Wien geboren, war doch Fortunata italienischer Abkunft. Sie erhielt im Hause ihrer sehr wohlhabenden Eltern eine sorgfältige Erziehung, und da sie von Kindheit an bedeutende Anlage für Musik, vornehmlich für Gesang bekundete, so wurde auch ihrer musicalischen Ausbildung besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Doch erst als durch traurige Verhältnisse die Vermögensumstände der Eltern sich verschlechterten, entschloß sie sich auf den Rath mehrerer Freunde, ihre Stimme zu verwerthen und sich für die Bühne auszubilden. Durch ihre mütterliche Freundin, die Hofschauspielerin Franul von Weißenthurn [Bd. IV, S. 341], erhielt sie bald ein vortheilhaftes Engagement an der Prager Bühne, welche damals unter der trefflichen Leitung Franz von Holbein’s [Bd. IX, S. 220] stand, und trat im Jahre 1822 als Gräfin in Mozart’s „Die Hochzeit des Figaro“ zum ersten Male, und zwar mit großem Beifalle auf. An dem tüchtigen Capellmeister Triebensee [Bd. XLVII, S. 192] und an Fräulein Marie Renner [Bd. XXV, S. 294], nachmaligen Frau von Holbein, fand sie theilnehmende Förderer und Bildner ihres schönen Talentes. Gemeinsam mit Henriette Sonntag, nachmaligen Gräfin Rossi [Band XXVII, S. 68], mit der sie sich auch auf das innigste befreundete, wirkte sie einige Zeit in jugendlichen Gesangpartien an dieser Bühne. 1825 kehrte sie in ihre Vaterstadt Wien zurück und sang, für die deutsche und italienische Oper zugleich angestellt, mit großem Beifall, dabei in Rollen der letzteren eine Fertigkeit erwerbend, daß sie unter Duport’s und Barbaja’s Direction neben den Koryphäen des italienischen Gesanges in ersten Partien mit glänzenden Erfolgen auftrat und sogar mit der damals so gefeierten Schechner alternirte. In Wien vermälte sie sich im Jahre 1825 mit dem k. k. Artillerieofficier Walzel und führte von da ab den Doppelnamen Walzel-Franchetti. Als bald darauf ihr Mann eine lithographische Anstalt in Pesth gründete und sie durch Engagement an die Bühne gefesselt war, mußten sich die Gatten trennen. Nach erfolgreichen Gastspielen in Prag, Leipzig, Braunschweig und auf anderen Bühnen nahm sie 1829 eine Anstellung am Theater in Magdeburg an, dann an jenem in Leipzig, folgte 1832 einem Rufe an die Brauschweiger Hofbühne, von welcher sie 1836 wieder auf das Leipziger Theater zurückkehrte, an welchem sie einige Jahre thätig blieb, während deren sie auch auf mehreren Gastspielen an größeren deutschen Bühnen glänzende Triumphe errang. Später zog sie sich vom Theater zurück. Frau Walzel-Franchetti war eine bedeutende Sängerin ihrer Zeit. Mit den besten Mitteln von der Natur ausgestattet, besaß sie eine tüchtige Schule und mit ihrer schönen, umfangreichen angenehmen Stimme verband sie eine höchstgewinnende Persönlichkeit und ein vorzügliches [55] Darstellungstalent. Im Anfange war sie ebenso in der heiteren wie in der ernsten Oper thätig, in der Folge trat sie nur noch in ernsten Partien auf. Eine ihrer Glanzrollen war die Rebecca in Halevy’s „Der Templer und die Jüdin“, in welcher Rolle noch von ihr ein lithographirtes Bildniß vorhanden ist.

Allgemeines Theaterlexikon... Herausgegeben von K. Herloßsohn, H. Marggraff u. A. (Altenburg und Leipzig o. J., kl. 8°.) Bd. VII, S. 180.
Porträt. Lithographie von Poenike in Leipzig (Fol.) [als Rebecca in „Der Templer und die Jüdin“].