Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Vrachien, Trifona
Band: 51 (1885), ab Seite: 309. (Quelle)
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Vrachien, Trifon[BN 1] (Büchersammler, geb. zu Cattaro in Dalmatien 1696, gest. in Venedig 1786). Der Sohn einer edlen Cattareser Familie, machte er seine Studien auf der Universität Padua, auf welcher er auch die philosophische und juridische Doctorwürde erlangte. Dann ging er nach Zara, um daselbst[WS 1] die Advocatur auszuüben. In dieser erlangte er bald solchen Ruhm, daß ihm die Republik Venedig das ebenso wichtige als schwierige Amt eines Consultore di stato übertrug, welches er zeitlebens behielt. Ob er als Schriftsteller [310] gewirkt, darüber liegt nichts vor, aber er war ein Gelehrter in seinem Fache, ein großer Bücherfreund und Bücherkenner und sorgfältiger Sammler. Seine Bibliothek, nicht nur hervorragend durch die große Zahl der Bände, sondern noch viel mehr durch die Seltenheit der in ihr befindlichen Werke, gestattete er mit einer bei Sammlern nicht zu häufig anzutreffenden Liberalität Gelehrten und Forschern gern zur Benützung. Marco Foscarini in seinem Werke „Della letteratura Veneziana ed altri scritti intorno ad essa“ rühmt ebenso den hohen Werth dieser Sammlung als die Liberalität ihres Besitzers. Ein Werk des Ragusaers Ludovico Cervante Tuberone (geb. 1459, gest. 1527), betitelt „Commentaria de temporibus suis“, gedruckt in Frankfurt a. M. 1603, welches er sonst nirgends aufzutreiben vermochte, und dessen er zu seinen Arbeiten dringend benöthigte, fand er in der Bibliothek Vrachien’s, der es ihm auch gern zur Einsicht überließ. Foscarini nennt den Ragusaer Lud. Cervante Tuberone wörtlich: „Scrittore il piu mordace e malevolo che giammai avesse il nome veneziano“. Die oberwähnten Commentare zur Geschichte seiner Zeit verfaßte dieser Cervante mit Hilfe Gregor Frangipan’s, Bischofs von Kalocsa in Ungarn, welcher das Material beigestellt hatte und bei seiner hohen kirchlichen Stellung über viele Dinge gut unterrichtet sein konnte. Weil nun das Werk über Vieles, was sich damals zugetragen, so namentlich auch über die Liga von Cambrai, die Wahrheit rücksichtslos offenbarte, wurde es mit Decret der Congregation des Index vom 11. Mai 1734 verboten. [Foscarini, della letteratura Veneziana Volume unico (Venezia 1854, Teresa Gattei, schm. 4°.) p. 282, Anmerkung 5.] Vrachien erreichte das hohe Alter von 90 Jahren und wurde in der Pfarrkirche S. Maria Formosa beigesetzt, wo ein Denkstein mit ehrenvoller Inschrift die Ruhestätte des Gelehrten bezeichnet. Ueber die Bibliothek Vrachien’s erschien nach dessen Tode ein gedruckter Katalog: „Catalogo di libri posseduti dal Conte Vrachien, consultore della repubblica di Venezia“ (s. a. l. i., 393 S., 8°.), die Bücher waren mit vielen Anmerkungen und Notizen von Vrachien’s eigener Hand versehen. Die Bibliothek selbst aber wurde durch Verkauf in alle Winde verstreut. Giuseppe Marinovich [Band XVI, S. 451, Nr. 1] beklagte den Tod des Gelehrten in einer schwungvollen Elegie.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Wrachien, Triphonius, siehe: Vrachien, Trifon [Bd. LI, S. 309].
    Nachtrag zu den dort angegebenen Quellen: Della vita e della gesta del giurisprudente Trifone Wrachien, segretario della veneta republica e consultore in giure e di stato. – La voce dalmatica (Zara) 1861, Nr. 14, p. 105–112: „Biografia del Tr. Wrachien scritta da Mr. A. B.“. [Bd. 58, S. 141.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: daselst.