Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 6 (1860), ab Seite: III. (Quelle)
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Vorwort.


Mit dem vorliegenden Bande ist das „Biographische Lexikon des Kaiserthums Oesterreich“ in den Verlag der kaiserlichen Hof- und Staatsdruckerei übergegangen. Die Vollendung des Lexikons durch den Druck ist sonach als gesichert zu betrachten. In der Anlage des Werkes habe ich nichts geändert und nur den Wünschen nach thunlichster Vollständigkeit, welche von mehreren Gönnern meiner Arbeit geäußert worden, mit Hinblick auf den im Titel angegebenen Zeitraum entsprochen. Ich bin bisher in meiner Arbeit bloß auf mich angewiesen geblieben; meine wiederholten Aufforderungen, mir biographische Details einzusenden, blieben unberücksichtiget, was mich jedoch nicht irre machte, mein Werk rüstig fortzusetzen. Wenn ich also im Allgemeinen von einer Unterstützung des großen Publikums, welches bei solchen Werken in anderen Ländern sozusagen Mitarbeiter zu sein pflegt, nichts zu erzählen weiß, so muß ich doch – um nicht undankbar zu sein – Jene bezeichnen, die mich wesentlich, geistig und materiell, in meiner Arbeit gefördert. Vorerst muß ich der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften meinen tiefgefühlten Dank aussprechen für die Unterstützung, die sie auch diesem sechsten Bande zugesagt; ohne die Unterstützung dieses kaiserlichen Institutes wäre ich kaum in der Lage, mein Werk fortzusetzen, für welches ich, ungeachtet dieser Munificenz, seit allem Anbeginne manche Opfer gebracht und noch [IV] fortwährend bringe; ich habe dieselben – wie groß sie sein mochten – nie gescheut, da es sich um die Ausführung eines nützlichen patriotischen und für den Kaiserstaat neuen Werkes handelt. Den weitern Dank schulde ich der ausländischen Kritik. Die inländische hat mein Werk mit wenigen Ausnahmen – darunter die „Katholische Literatur-“, die „Wiener“ und „Gratzer Zeitung“, welche drei Blätter dasselbe ausführlich und in hohem Grade wohlwollend beurtheilten – todt geschwiegen. Es ist wenig ermuthigend für einen Autor, wenn seine Arbeit, die im Auslande der ehrenvollsten Aufnahme sich erfreut, in der Heimath unberücksichtigt bleibt. Es leiden Autor und Publikum darunter; Ersterem kann es nicht gleichgiltig sein, ob sein Werk in den Händen Vieler oder Weniger sich befinde; in dieser Hinsicht ist jeder Schriftsteller Kaufmann, in dessen Interesse es liegen muß, größtmöglichen Absatz seiner Waare zu erzielen. Das letztere aber, das Publikum, wird gehindert, thätigen Antheil an einem Werke zu nehmen, das auf jeder Seite von ihm, nämlich von den denkwürdigsten Repräsentanten desselben, nach den verschiedensten Richtungen hin, Nachricht gibt. Hingegen hat die Kritik des Auslandes in dessen besten Blättern wiederholt Anlaß genommen, auf meine Arbeit aufmerksam zu machen. Männer, deren Name in der Kritik vollwichtig ist, haben von ihr in so anerkennender Weise gesprochen, daß dieß nicht wenig meinen Muth zur Fortsetzung gesteigert hat und ich gern meine Sorgfalt verdoppelt habe, um das Gute, das man meiner Arbeit nachsagte, zu verdienen.

Wenn mein Werk in Berücksichtigung der Wünsche competenter Männer an Umfang zunimmt, so kann mir dieß nicht zur Last gelegt werden, da nicht ich es bin, der die Menschen denkwürdig macht, oder Berühmtheiten decretirt, denn für jeden der in mein Werk Aufgenommenen sprechen deutlich die angeführten Quellen. Da aber dieses Werk eben zum ersten Male den ganzen Kaiserstaat [V] umfasst, so war es nicht möglich, bei aller Kenntniß des Details, vorhinein den ganzen Umfang desselben zu berechnen, und um so weniger, als das Werk ursprünglich den Bestandtheil eines Sammelwerkes bildete, in welchen fernerhin es einzureihen noch jedem Besitzer desselben freisteht, während es jetzt ein ganz selbstständiges Werk bildet. Was die innere Einrichtung des Werkes, mit Bezug auf das Materiale selbst betrifft, so wurde auch hierin nichts geändert und ich beziehe mich betreffs desselben auf das, in den früheren Vorreden bereits Gesagte. Nur bezüglich der alphabetischen Ordnung ist sowohl für die früheren Bände, als insbesondere für diesen eine Aufklärung zu geben; dieselbe ist von der genauen Schreibart der einzelnen Namen abhängig; so geschieht es, daß Namen, obwohl sie mit demselben Laute ins Gehör fallen, von einander getrennt sind, wie z. B. Haager und Hager, Haan und Hahn, Haase und Hase. Doch sind in der Regel Rückweise gegeben. Die Umlaute ä ö ü sind so betrachtet, als würden die Namen mit ae oe ue geschrieben, und es ist also der Buchstabe e, wenn er auch nur durch die Striche über dem a o und u angedeutet wird, in der alphabetischen Folge so berücksichtigt, als wäre er ausgeschrieben. Auch erlaubt sich der Verfasser hier zu bemerken, daß er mit der Einführung der Columnentitel, welche das Suchen wesentlich erleichtern, mehrfachen Wünschen entsprochen habe, daß ferner betreffs des Papiers und der typographischen Ausstattung an die bei Erscheinen des ersten Bandes gegebenen Versprechungen strenge sich werde gehalten und daß die folgenden Bände, wie schon dieser, mit dem Register zusammen, volle dreißig Druckbogen umfassen werden.

Was diesen sechsten Band insbesondere betrifft, so muß auf den Artikel Habsburg ausdrücklich hingewiesen werden. In anderen Werken erscheinen die einzelnen Glieder einer Fürstenfamilie nach ihren Taufnamen, und sind die Albrechte unter A, [VI] die Friedriche unter F u. s. w. eingereiht. Ich habe es vorgezogen, das gesammte erlauchte Herrscherhaus unter das Schlagwort des Geschlechtsnamens Habsburg und Habsburg-Lothringen zusammenzufassen. Unter diesem Hauptschlagworte folgen die einzelnen Glieder des erlauchten Herrscherhauses in alphabetischer Reihe ihrer Namen, und zwar zuerst die Träger Eines Namens, wie Albrecht, Anna, Anton, Claudia u. s. w., alsdann die Träger der Doppelnamen, wie Anna Eleonora, Anna Katharina, Claudia Felicitas, Franz Karl u. s. w. Die vielen anderen Namen, welche in der Taufe oft gegeben werden, schließen sich an den eigentlich gebrauchten in kleinerer Schrift an. Die fernere Unterordnung in diesem Alphabet ist chronologisch, und zwar nach den Todesjahren. Nur in diesem Artikel wurde, in Betreff der Schrift, von dem bisher befolgten Systeme abgewichen. Es erscheinen die Lebensskizzen Aller, und also auch Derjenigen, welche in die Periode vor 1750 fallen, mit größerer Schrift gedruckt. Eine Erläuterung oder gar Rechtfertigung dieser Ausnahme ist wohl überflüssig. Den Quellen-Apparat mit einem Reichthume auszustatten, wodurch der Artikel Habsburg sich zu einer Fundgrube für den historischen Forscher gestalten soll, war meine angelegentlichste Sorge. Wo aber die Aufzählung aller Quellen nicht thunlich schien – insbesondere weil ich fremde Autorrechte nicht verletzen durfte und wollte – dort verwies ich auf jene Werke, welche sie enthalten. Jedenfalls ist der Artikel Habsburg der compendiöseste meines Lexikons; er enthält auf dem Umfange mehrerer Bogen ein massenhaftes Materiale, und schon in diesem Bande allein, welcher nur bis zum Namen Ludwig reicht, die Lebensskizzen von 180 Habsburgern. Zur Erleichterung der Uebersicht werden diesem und dem folgenden Bande die genealogischen Tafeln A–M beigegeben. Diesem Bande liegen bei die Tafeln A–D, welche die Genealogie des Hauses Habsburg [VII] vor Rudolph Grafen von Habsburg, deutschem Kaiser, enthalten, dann die Tafel L der deutschen Kaiser aus dem Hause Habsburg, die Tafel M felix Austria nube, und die Wappentafeln a b c. Dem folgenden Bande werden die genealogischen Tafeln E–G des Hauses Habsburg von Rudolph bis auf Karl VI., die Tafel H des Hauses Habsburg-Lothringen, I der Habsburger in Spanien, K des Hauses Este, und die zwei Gruft-Tafeln N und O, die Uebersicht der, in der Gruft bei den Kapuzinern in Wien beigesetzten Glieder des erlauchten Kaiserhauses enthaltend, beigegeben.

Zum Schlusse sei mir noch eine Bemerkung erlaubt. In einer Besprechung meines Lexikons und später auch meines „Schillerbuches“, wurde insbesondere auf meine amtliche Stellung als förderndes Moment meiner literarischen Arbeiten hingewiesen. Ich sehe mich nun veranlaßt, da hier eine irrige Ansicht vorwaltet, derselben einfach zu widersprechen. Meine Stellung, der ich mit Leib und Seele angehöre, hindert mich vielmehr, die Herausgabe meines Lexikons in jener Weise zu beschleunigen, wie es von vielen Seiten gewünscht wird. Als Vorsteher der administrativen Bibliothek im kaiserlichen Ministerium des Innern, habe ich mit den Legislaturen aller Staaten des Continents und in neuester Zeit, da die Bibliothek übersiedeln mußte, mit der Wiederaufstellung und Umsignirung derselben vollauf zu thun. In welchem fördernden Verhältnisse aber diese Arbeiten mit meinem Lexikon und meinem Schillerbuche stehen sollen, ist mir nicht klar. Früher, bis 1859, hatte ich zudem noch die Jahresberichte über den geistigen Fortschritt der österreichischen Monarchie zu erstatten, und das Centralblatt der österreichischen Bibliographie zu redigiren, zwei Arbeiten, die mich seit 1852 täglich 10 Stunden und mehr an meine Berufsgeschäfte fesselten, so daß ich nur in der Nacht an meinem Lexikon arbeiten konnte. Sollten aber vielleicht die literarischen [VIII] Behelfe, die in einer Bibliothek vorhanden zu sein pflegen, damit gemeint sein, so muß ich bemerken, daß den vorherrschenden Inhalt der administrativen Bibliothek im kaiserlichen Ministerium des Innern Gesetzeswerke und Kammerverhandlungen bilden, und der literar-geschichtliche Apparat derselben so geringfügig ist, daß er auch nicht den bescheidensten Anforderungen, die in dieser Hinsicht gestellt werden könnten, genügen würde. Also auch in dieser letzteren Beziehung ist die biographisch-literarische Ausbeute, die ich meiner ämtlichen Stellung verdanke, viel zu unerheblich, um zu obiger Ansicht zu berechtigen. Ich mußte diesen Punct berühren, einerseits um einen Irrthum zu beseitigen, andererseits um nicht mein Verdienst als Herausgeber und Verfasser des Lexikons schmälern zu lassen, indem man es in irgend eine Beziehung zu meinem Dienste bringt.

Habe ich im Eingange über die große Theilnahmslosigkeit des Publikums und mit Recht geklagt, so kann ich doch nicht umhin, einer Ausnahme zu gedenken und dem Herrn k. k. Ingenieur-Assistenten Heinrich Grave, welcher mir von Zeit zu Zeit, namentlich über denkwürdige Personen der Steiermark, schätzbare Nachweise mit liebenswürdiger Unermüdlichkeit zusendet, meinen verbindlichsten Dank zu sagen.

Wien im September 1860.
Dr. C. v. Wurzbach.