BLKÖ:Vollmar, Freiherr von Rieden, Isaak

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 51 (1885), ab Seite: 269. (Quelle)
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3. Isaak Vollmar Freiherr von Rieden (geb. zu Steußlingen in Schwaben 1582, gest. zu Regensburg am 13. October 1662). Ein Sohn des herzoglich württembergischen Vogtes Abraham Vollmar, erhielt er, in der Religion seines Vaters, der evangelischen Confession, getauft, eine sorgfältige Erziehung, bildete sich namentlich in den Staatswissenschaften und erlangte am 6. Juni 1599 zu Tübingen die rechtswissenschaftliche Doctorwürde. 1606 kam er als Professor der Rhetorik an die Universität Freiburg im Breisgau, an welcher er bis 1613 verblieb, worauf er in Dienste der Breisgau-Elsaß’schen Landstände trat, bei denen er bis 1620 in Amt und Würden stand. 1627 erscheint er in den Acten der vorderösterreichischen Regierung zu Ensisheim. Im Jahre 1630 – sein Ruf als ausgezeichneter Rechtsgelehrter und gediegener Beamter war längst zu den Ohren Kaiser Ferdinands II. gedrungen – wurde er von diesem Monarchen an den Wiener Hof gezogen, zunächst an den zu Innsbruck residirenden Erzherzog Ferdinand Karl[WS 1], den Gemal der Philippine Welser, und an Claudia von Florenz entsendet und überhaupt mit den geheimsten und wichtigsten Geschäften betraut. In der Folge zum Reichshofrathe, zum geheimen Rathe und Kanzler ernannt, fand er nach seinem Uebertritte von der evangelischen zur römisch-katholischen Kirche Verwendung bei den wichtigsten Missionen und Gesandtschaften. Als im Jahre 1634 die Festung Breisach von dem schwedischen General Herzog Bernhard von Weimar hart belagert und endlich zur Uebergabe gezwungen wurde, stand Vollmar dem Commandanten der Festung Baron von Reinach als kaiserlicher Abgesandter zur Seite, ihn zum hartnäckigsten Widerstande ermunternd. Man erzählt sich aus seiner Gegenwart bei Reinach ganz verschiedene Dinge, unter Anderem auch, daß der französische Marschall Grammont, ihn als den eigentlichen Urheber der hartnäckigen Vertheidigung Breisachs erkennend, mit der Absicht umgegangen sei, ihn aufknüpfen zu lassen. Nach dem Tode Kaiser Ferdinands II. trat Vollmar 1637 als geheimer Rath in die Dienste Kaiser Ferdinands III., dann auch in jene des Erzherzogs Ferdinand Karl[WS 2] in Tirol, versah einige Zeit die Präsidentenstelle bei der oberösterreichischen Kammer und wurde 1643 als zweiter Bevollmächtigter – Maximilian Graf Trauttmansdorff [Bd. XLVII, S. 76, Nr. 38] war der erste – zu den westphälischen Friedensverbandlungen entsendet. Bei denselben entwickelte er an Trauttmansdorff’s Seite, der nicht Anstand nahm, offen die großen Verdienste seines Collegen anzuerkennen, eine ebenso große als tief eingreifende Thätigkeit, und er war wohl der von der schwedischen Partei bestgehaßte Diplomat bei jenen das Schicksal der Protestanten namentlich in Oesterreich entscheidenden Verhandlungen. Ihm gelang es, den schwedischen Bevollmächtigten D. Johann Salvius durch Bestechung zu gewinnen, so daß dieser die Angelegenheiten der Protestanten in Oesterreich, als deren Schützer die Schweden angesehen sein wollten, gar nicht wahrnahm, insbesondere als ihm Vollmar den begründeten Einwurf machte: wenn im Reiche die Vorstände der evangelischen Kirche Alle, die nicht mit ihnen gleicher Religion wären, nöthigten, entweder das Land oder ihren Glauben zu verlassen, so müsse doch seinem Herrn und Kaiser ein gleiches Recht zugestanden werden; und so geschah es, daß, wie günstig auch die Sache der Protestanten im Allgemeinen stand, denselben in den kaiserlichen Erblanden doch keine Religionsfreiheit verliehen wurde. Vollmar’s entschiedenem Auftreten, womit er immer wieder den gegnerischen Unterhändlern imponirte und sie in den wichtigsten Punkten zwang, nachzugeben, so unter Anderem auch in der Annahme des sogenannten Frankenthal’schen Temperamentspunktes, dem zufolge von den Spaniern, welche Frankenthal in der Rheinpfalz hartnäckig besetzt hielten, diese Stadt geräumt und dieselbe der Kurplatz wieder zurückgegeben werden mußte, gelang es, große Zugeständnisse zu erhalten, und in Allem, was er that, war es seine große Anhänglichkeit an das Kaiserhaus, dem er mit Leib und Seele ergeben, die den Sieg davontrug. Nach dem Tode Ferdinands III. von dessen Nachfolger Leopold I. zum bevollmächtigten Gesandten Oesterreichs in Frankfurt a. M. ernannt, suchte er in dieser Eigenschaft die Annahme des französischen Gesandten bei der Kaiserwahl zu hintertreiben, in welcher Bemühung ihm aber der Kurfürst von Mainz, Johann Philipp von Schönborn [Band XXXI, S. 136, Nr. 12] entgegen war. Später wurde Vollmar Comitialgesandter in Regensburg, als welcher er daselbst im [270] Alter von achtzig Jahren starb. Seine „Informatio de Principatus Antaustriaci Statu ad Serenissimos Principes Dominam Claudiam Matrem ac Dominum Ferdinandum Carolum filium Archiduces Austriae felici Sidere Imperantes. Anno Domini MDCXXXVII“ befindet sich in Handschrift im k. k. Hof-, Staats- und Hausarchiv zu Wien. In Anbetracht seiner Verdienste um das Kaiserhaus wurde er zuerst in den Adel-, dann in den Freiherrenstand mit dem Prädicate von Rieden, nach einem im Erzherzogthume gelegenen Schlosse und Flecken, welche ihm der Kaiser geschenkt hatte, erhoben. Eine ihm zu Ehren geprägte Gedächtnißmünze [BLKÖ:Maretich, auch Maretić von Riv-Alpon, Eduard Freiherr|Maretich]], Münzsammlung, 17470] gibt falsch 1683 als Todesjahr Vollmar’s an. Die Grabschrift desselben theilt Hormayr’s „Archiv“ mit. Ob das Geschlecht der Vollmar noch blüht, ist zweifelhaft. Im „Genealogischen Taschenbuche der freiherrlichen Häuser“ finden wir es nicht angeführt. Isaak Vollmar Freiherr von Rieden hinterließ einen Sohn Johann Friedrich. Dessen Sohn Franz war 1680 kaiserlicher Burgau’scher Mitoberbeamter und oberster Forstinspector der Markgrafschaft Burgau. 1687 ward ihm die Landvogteiverwaltung der Markgrafschaft Burgau, 1695 die wirkliche Oberregimentsrathsstelle verliehen. 1718 legte er die Landvogteiverwaltung nieder, und übernahm dieselbe sein Sohn Johann Paul Venerand. Der Freiherr Franz war im Jahre 1728 noch am Leben. Ueber spätere Nachkommen Isaak Vollmar’s liegen keine Nachrichten vor. [Ludolf’s Schaubühne, II. Theil, S. 633 und 1207. – Müller. Sächsische Annales, S. 396. – Mylius. Bibliotheca Anonymorum, Pars I, p. 195. – Allerneueste Nachrichten von juristischen Büchern, V. Theil, S. 391 u. f. – Struve. Bibliotheca jur., p. 675. – Winckelmann. Oldenburgische Chronik, S. 348 und 352. – Meiern. Nürnbergische Friedens-Executions-Handlungen (1736) I. Theil. – (Hormayr’s) Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst (Wien, 4°.) 1815, Nr. 143.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. † 1595, Gemeint ist wohl Erzherzog Ferdinand Karl, 1628–1662.
  2. Ferdinand Karl (Wikipedia).