Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Vošnjak, Joseph
Band: 51 (1885), ab Seite: 301. (Quelle)
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Voß, Franz A. (Secretär der Kronstädter Handels- und Gewerbekammer, geb. zu Liebenwerda in der preußischen Provinz Sachsen im Jahre 1823, gest. in Kronstadt am 12. April 1863). Das Gymnasium besuchte er in Schulpforta, und 1843 bezog er die Universität Halle, an welcher er die philosophischen und theologischen Studien beendete. Durch die an dieser Hochschule gemachte Bekanntschaft mit siebenbürgischen Studirenden veranlaßt, nahm er 1846 einen Ruf als Erzieher in der Familie des Gutsbesitzers Karl Zeyk in Klausenburg an. Als aber dieselbe bei Ausbruch der Revolution 1848 die Hauptstadt Siebenbürgens verließ, sah er sich mit einem Male auf sich selbst angewiesen. [302] Bei den herrschenden Umständen blieb ihm keine Wahl; dazu waren die Ideen der Freiheit, welche die Bewegung auf ihr Banner geschrieben, zu verlockend, und so entschied sich denn bald der 25jährige Voß, der während seiner Wirksamkeit als Erzieher sich die ungarische Sprache angeeignet hatte, und trat in die Honvédarmee als Officier ein. In dieser Eigenschaft lag er zu Bistritz in Garnison und nahm an einigen Gefechten Theil. Nach Bewältigung der Revolution im Jahre 1849 floh er, dem General Bem folgend, in die Türkei und wurde in eine Stadt Kleinasiens internirt. Nach einjährigem Aufenthalte daselbst erhielt er durch Vermittlung der preußischen Gesandtschaft in Constantinopel einen preußischen Regierungspaß, mittels dessen er im Herbste 1850 nach Kronstadt ging. In Folge der vorangegangenen Bewegung waren auch die Kanzleien der Aemter verödet, und da es beim Magistrat in Kronstadt an Schreibkräften fehlte, erhielt er alsbald Verwendung bei demselben und wurde dann Magistratssecretär. Mit der Rückkehr geordneter Zustände trat aber auch die Reaction auf den Schauplatz, und der ehemalige Honvédofficier mußte ob seiner Betheiligung am Aufstande Manches hören, was ihn endlich veranlaßte, seine Entlassung zu nehmen. Da er sich auf seinem Posten als tüchtig und gut verwendbar bewährt hatte, nahm ihn nun die Kronstädter Handels- und Gewerbekammer als Kanzlisten auf. Doch auch in dieser Stellung blieb er nicht unbehelligt, die Landesbehörde drang auf seine Enthebung und Entfernung von Kronstadt, und nur die kräftige Verwendung der Handelskammer erwirkte sein ferneres Verbleiben in Ort und Amt. Ein zweites Drängen der Behörden auf seine Entfernung, als er im Jänner 1853 zum Secretär der Handelskammer ernannt wurde, blieb auch durch Verwendung derselben ohne jede Wirkung. Um nun weiteren ähnlichen Vorkommnissen zu begegnen, wollte er in den österreichischen Staatsverband übertreten, zumal ihm für sein ferneres Verbleiben in Siebenbürgen dies zur Bedingung gemacht worden war. Um aber die Entlassung aus dem preußischen Staatsverbande zu erlangen, mußte er noch vorher seiner Pflicht als preußischer Landwehrmann genügen, und so begab er sich denn 1855 in seine Heimat zurück, wurde dort Landwehrofficier und kam nach Beendigung der Uebungen wieder nach Kronstadt, wo seine Aufnahme in den österreichischen Staatsverband erfolgte und er auch bald danach das Stadtbürgerrecht erwirkte. Von da ab blieb er unangefochten in seiner Stellung als Secretär der Kronstädter Handels- und Gewerbekammer und war in dieser Körperschaft, wie es im Protokoll der vierten Sitzung derselben am 21. April 1863 heißt: „mit Einsicht und unermüdlichem Fleiße“ thätig. Von ihm sind die Protokolle von 1853 bis Ende 1855, welche im „Satellit“ 1853 und 1854 und in der „Kronstädter Zeitung“ 1855 zum Abdruck gelangten. Die gleichfalls von ihm geschriebenen Protokolle von 1856–1862 erschienen ohne Titel in Kronstadt, 8°. Ferner gab er heraus: „Berichte der Handels- und Gewerbekammer in Kronstadt an das k. k. Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten aber den Zustand der Gewerbe, des Handels und der Verkehrsverhältnisse des Kammerbezirkes für die Jahre 1851–1856“, zusammen mit mehr denn 100 Tabellen (Kronstadt bei Gött, 8°.); – „Denkschrift der Kronstädter Handels- and Gewerbekammer über die Führung einer Eisenbahn in die Walachei bis au die Donau“ [303] (ebd. 1855, 8°., mit 1 Tabelle); – Nähere Erörterungen über die östliche Eisenbahnfrage, mit besonderer Rücksicht auf das Belgrad-Stambuler Bahnproject“ (Wien 1856, Gerold’s Sohn, 8°.) und „Bericht des Apostol E. Popp, Mitgliedes, und Franz A. Voss, Secretärs der Kronstädter Handels- und Gewerbekammer, über die im Auftrage derselben nach den Donaufürstenthümern Walachei und Moldau und nach Bulgarien unternommene Reise“ (Kronstadt 1859, Gött, 8°.). Neben der Secretärstelle an der Kronstädter Handels- und Gewerbekammer versah Voß noch die des Actuars des Kronstädter evangelischen Presbyteriums der A. C. V., dann der Füleer Eisen- und der Csik-Szent-Domokoser Kupfer-Berg- und Hüttengesellschaft.