Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Veszelsky, Anton
Band: 50 (1884), ab Seite: 161. (Quelle)
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Veselský, auch Veszelszký, Weselský und Wesselský geschrieben, Peter (Chormeister und Schriftsteller, geb. zu Nove Knin (Neugedein?) am 1. Juli 1810). Als Schriftsteller bediente sich in Rede Stehender der Pseudonyme Miloslav, Novokninski und Sekytský. Nachdem er die unteren Schulen besucht hatte, begann er 1829 den Präparandencurs an der Musterhauptschule in Prag, wurde dann zu Saaz im Čáslauer Kreise Lehrer und kam 1831 in gleicher Eigenschaft nach Swietla an der Sazawa. Schon zu dieser Zeit versuchte er sich in schriftstellerischen Arbeiten, und zwar zunächst mit Ortsgeschichten, auch schickte er einige Beiträge in das von Wenzel Radomil Kramerius [Band [162] XIII, S. 124] herausgegebene Blatt: „Wecerní Wyraženi“, d. i. Abendunterhaltungen, wobei er sich des Pseudonyms Miloslav bediente. Von Swietla wurde er im Juni 1836 als zweiter Lehrer an das Taubstummeninstitut in Prag berufen. Als dann im Jahre 1838 das k. k. böhmische Gubernium verordnete, daß an diesem Institute die Kinder čechischer Eltern in čechischer Sprache zu unterrichten seien, betraute man Veselský mit dieser Aufgabe. Einen vortheilhaften Antrag, der 1839 an ihn erging, die Lehrerstelle bei den taubstummen Kindern deutscher Eltern in Philadelphia zu übernehmen, lehnte er ab. Dagegen besuchte er um diese Zeit in Prag, um sich im Orgelspiel auszubilden, die Orgelschule und unterzog sich noch im Jahre 1839 dem Organistenexamen, welches er mit bestem Erfolge bestand. Auch machte er die Prüfung für das Lehramt der čechischen Sprache an der Prager Universität und arbeitete für die belletristische čechische Zeitschrift „Květy“, d. i. Blüten, unter dem Pseudonym Novokninský, welchen er dem Namen seines Geburtsortes entlehnte, für die „Včela“, d. i. Die Biene, unter dem Pseudonym Sekytský, unter seinem wahren Namen aber für den „Vlastimil“, d. i. Der Vaterlandsfreund, den „Dennica“, d. i. Der Morgenstern, und für die Musikzeitung „Věnec“, d. i. Der Kranz. Im Jahre 1839 war er auch als gründendes Mitglied der zum ersten Male ins Leben gerufenen čechischen Bälle und 1840 als solches der Versammlungen der čechischen Beseda im St. Wenzelsbade thätig, für welche er die Walzer nach böhmischen Nationalmelodien unter dem Titel: „Ohlasové z luhů českých“, d. i. Echo aus čechischen Auen, componirte. Dieses Wagniß aber fand von Seite seiner Vorsteher entschiedene Mißbilligung, und diese ging so weit, daß er bei der nächsten Besetzung der ersten Lehrerstelle an dem Institute, ungeachtet seiner vollen Eignung für dieselbe, übergangen wurde. Als sich dann dieser Vorgang 1840 wiederholte, gab er seine Stellung an der Taubstummenanstalt auf und nahm am 1. November 1841 den ausgeschriebenen Posten des Chormeisters in Kuttenberg an. In dieser Eigenschaft setzte er seine literarische Thätigkeit fort, wurde ständiger Mitarbeiter verschiedener politischer Journale und bei dem im Mai 1850 von Havliček [Bd. VIII, S. 98] ¬¬begründeten „Slovan“, und redigirte 1844 und 1845 den Almanach „Horník“, d. i. Der Bergmann. Auf Grund des ihm 1847 gewordenen Auftrages, das städtische Archiv in Kuttenberg zu ordnen, sammelte er sorgfältig die Urkunden zur Geschichte dieser Stadt und gab den ersten Theil mit Hilfe des Verlegers Johann Breuer, eines Kuttenberger Bürgers, unter dem Titel: „Královské horní město Kutná Hora. Upluý děje- a místopis“, d. i. Die königliche Bergstadt Kuttenberg. Vollständige Geschichte und Topographie (1867) heraus. Die Titel seiner übrigen Schriften sind: „Ukradený střevíc, anebo: Pravý d ůkaz věrnosti. Starodávni povídka“, d. i. Der gestohlene Schuh, oder der wahre Beweis der Treue. Erzählung aus alter Zeit (Neuhaus 1834); – „Rajnoldovy osudy, aneb: Divné jsou cesty prozřetelnosti boži. Povídka pro rodiče a dítky z doby třicetileté války“, d. i. Reinholds Schicksale, oder wunderbar sind die Wege der göttlichen Vorsehung. Erzählung aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges für Eltern und Kinder (Prag 1842, Neureuter, 8°.); – „Čarodejnice, [163] aneb: Bůh dopustí ale neopustí. Povídka pro rodiče a mládež dospělejší“, d. i. Die Hexe oder Gott läßt geschehen, aber nicht untergehen (Prag 1844, Rohlíček); – „Důkaz synovské lásky, aneb: Nenadálé se shledání. Povídka z 13. století“, d. i. Probe der Kindesliebe oder unverhofftes Wiedersehen. Erzählung aus dem dreizehnten Jahrhundert (Neuhaus 18..); – „Jolanta, anebo: obnovená dúvěra“, d. i. Jolanta oder erneuertes Vertrauen (Neuhaus 18..); – „Mocnosť lásky, aneb: Vilém a Marie“, d. i. Die Macht der Liebe ober Wilhelm und Marie (Tabor und Neuhaus, 18..). Ferner übersetzte er Bulgarin’s Roman „Der Unbekannte“ aus dem Russischen ins Čechische; wie denn auch die beiden Werke: „Die Hexe“ (Čarodějnice) und „Reinholds Schicksale“ (Rajnoldovy osudy) Uebersetzungen, und zwar aus dem Deutschen, zu sein scheinen. Daß Veselský componirte, wurde bereits erwähnt; außer den oben angeführten Tänzen veröffentlichte er im Musikblatt „Věnec“ mehrere Liedercompositionen, und zwar im V. Jahrgange 1839: „Sirotek“, d. i. Die Waise, von K. Jar. Erben, durchcomponirte Ballade für eine Sopranstimme– „Na hřbitově“, d. i. Auf dem Friedhof, von ebendemselben, für Bariton; und „Veselá Béla“, d. i. Bélas Hochzeit, von V. J. Picek, für Alt oder Bariton.

Jungmann (Joseph). Historie literatury české, d. i. Geschichte der böhmischen Literatur (Prag 1849, F. Řiwnáč, schm. 4°.). Zweite von W. W. Tomek besorgte Ausgabe, S. 649. – Šembera (Alois Vojtěch). Dějiny řeči a literatury česko-slovenské. Vek novější, d. i. Geschichte der čechoslavischen Sprache und Literatur. Neuere Zeit (Wien 1868, gr. 8°.) S. 303.