Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Veith, Johann Elias
Band: 50 (1884), ab Seite: 78. (Quelle)
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Veith, Jacob (Industrieller und Humanist, geb. zu Volar im vormaligen Prachimer Kreise Böhmens am 15. Juli 1758, gest. am 13. Mai 1833). Nachdem er die Weberei erlernt hatte, begab er sich, 18 Jahre alt, nach Wien, wo eben zu jener Zeit ein neuer Baumwollstoff, genannt Pik, in die Mode kam. Daß er, wie Lucian Herbert in einem Feuilleton „Merkwürdige Leute“ in der „Neuen Freien Presse“[WS 1] erzählt, Bedienter bei einem reichen Manne gewesen sei, wird von seinem Enkel Emmerich, welcher darüber die genauesten Erkundigungen einzog, auf das entschiedenste bestritten, indem derselbe schreibt: „Mein seliger Großvater fing allerdings klein an, nämlich als armer Weber mit 500 fl., die ihm seine Frau zugebracht hatte; aber in einer Bedientenjacke hat er niemals gesteckt, und eben weil sein gerader Charakter sich nie bückte und schmiegte, brachte Jacob es wohl zum reichen Großgrundbesitzer und zu einem hochgeachteten Namen im Lande Böhmen, aber nie zu Orden und Titeln, welche es auf verschiedene seiner Zeitgenossen so reichlich regnete“. Nun in dieser Ansicht greift Emmerich Veith der Zeit voraus, denn zu Jacob Veith’s Zeiten existirte die politische Naturerscheinung des Ordensregens nicht. In Wien trat [79] Veith in das Geschäft eines ansehnlichen Webermeisters als jüngster Geselle ein, machte sich aber durch Geschicklichkeit und Fleiß bei seinem Herrn bald so beliebt, daß er in kürzester Zeit zum Altgesellen vorrückte. Zehn Jahre arbeitete er in Wien und galt als sehr geschickt in seinem Fache Dann kehrte er, 1786, in seinen Heimatsort zurück, verheiratete sich daselbst mit Rosalie Kühmann, der Tochter des Primators (Bürgermeisters) und übersiedelte zunächst nach Budweis. In letzterer Stadt begann er in Gemeinschaft mit noch einigen anderen Webern den oberwähnten so beliebten Baumwollstoff Pik zu erzeugen, wozu er anfänglich die Wolle aus Wien auf Credit bezog. Das Geschäft ging über alle Erwartung gut von Statten, und schon nach einiger Zeit konnte er sich ein Haus kaufen. Als dann die französischen Kriege ihren Anfang nahmen, erhielt er die Lieferungen für die kaiserliche Armee, und von diesen datirt das rasche und ungewöhnliche Wachsthum seines Vermögens. Gegen Ende des verflossenen (18.) Jahrhunderts stand er schon in großem Ansehen, und war er auch Besitzer der Herrschaft Dub. Bald darauf kam nach des Grafen Karl Pachta Tode die Herrschaft Liboch Chcebuszko zum Verkauf, und auf Anrathen des Herrschaftsinspectors Straka erstand sie Veith um die Summe von 400.000 fl., welche in bestimmten Raten zu bezahlen ihm gestattet ward. Durch andere vortheilhafte Unternehmungen wuchs sein Vermögen ebenso rasch als bedeutend, und nach und nach kaufte er nachstehende Güter und Herrschaften an: Velisy, Semily, Jeseny, Jirny, Tüppelsgrün, Nejdek, Cervena, Lhota, von denen er Jeseny und Jirny wieder veräußerte. Dagegen kamen noch hinzu: Vrutic im Bunzlauer Kreise, Kolin und Mlazov und zuletzt Žireč, Sukohrady, Snědovice, Brocen, Zichor und Ulišov. Diesen seinen ganzen großartigen Grundbesitz bis auf Liboch und was dieser Herrschaft incorporirt war: Chcebuszko, Sukohrady, Snědovic und Brocen, vertheilte er noch bei seinen Lebzeiten unter seine fünf Kinder – einen Sohn und vier Töchter. Hatte es Veith zum reichen, sehr reichen Manne gebracht, so war er wieder freigebig, wohlthätig und förderte manche guten Zwecke in uneigennütziger und ergiebiger Weise. So spendete er – um nur einige Beispiele aus vielen anzuführen – im Jahre 1819 zur Verbesserung des Schulwesens auf seinen im Leitmeritzer und Bunzlauer Kreise gelegenen Gütern ein Capital von fünftausend Gulden für jeden Kreis. Von den Interessen dieser Stiftung sollen die an Stelle invalid gewordener alter Schullehrer neu angestellten Substituten so lange besoldet werden, bis sie in das ganze Gehalt der ersteren eintreten können. Ferner wies er fünfhundert Gulden für jeden Kreis zur Errichtung einer zweckmäßigen Schulbibliothek an. Ungemein viel that er für die Verschönerung der Herrschaft Liboch und der ganzen Umgebung. Er baute auch die Cichorie, die Zuckerrübe und den Krapp an, in Zeliza errichtete er 1832, einer der Ersten, eine Rübenzuckerfabrik, und auf seiner Herrschaft Liboch führte er eine ganze Reihe bisher dort unbekannter Gewerbe und Industrien ein, indem er Goldschmiede, Uhrmacher, Messerschmiede, Sattler, Seiler u. s. w. ansiedelte. So wurde er der Wohlthäter jener Gegenden, in welchen er ein neues Wirken und Schaffen hervorgerufen. Nachdem er seine Gattin Rosalia am 21. October 1831 durch den Tod verloren, folgte er ihr in nicht ganz zwei Jahren ins [80] Grab nach, das Andenken eines allgemein geliebten und geachteten Mannes hinterlassend. Ueber seinen Familienstand gibt nachstehende Stammtafel, über seinen Enkel Anton eine besondere Biographie [S. 76] Aufschluß.

Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1868, Nr. 1201, im Feuilleton: „Merkwürdige Leute“. Von Lucian Herbert. [In diesem Feuilleton findet sich nicht nur der schon in unserer Lebensskizze berichtigte Irrthum, daß Jacob Veith Bedienter gewesen sei, sondern Herbert verwechselt darin auch noch Großvater und Enkel, indem er Jacob als den Gründer der Ruhmeshalle „Slavin“ bezeichnet, während es in Wirklichkeit der Enkel Anton ist.] – Dieselbe, Nr. 1212, in der Rubrik: „Eingesendet“.
Stammtafel der Familie Veith.
Jacob Veith [S. 78]
geb. 15. Juli 1758, † 13. Mai 1833.
Rosalie Kühmann
† 21. October 1831.
Wenzel,
Herr auf Liboch,
geb. 1787, † um 1852.
1) Amalie Freiin Deim.
2) Emmerica Freiin Deim.
Clara,
Besitzerin von Jirny
und Žirec,
vm. Martin Wagner.
Therese,
Besitzerin von Cervena,
Lhota und Vrutic,
vm. Friedrich Ritter
von Neupaur.
Anna,
Besitzerin von Tüppelsgrün,
vm. von Kleist.
Adalbert. Podivin. Anton [S. 76]
geb. 3. Jänner
1793,
† 19. Dec.
1853.
Emmerich. Rosa,
vm. Abel.
Johanna,
vm. Günther.
Barbara,
vm. Hubayor.
Karoline,
vm. Krzeszeský.
Mila,
vm. Freiherr
Ehrenburg.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: „Neuen Freuen Presse“.