Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Veit (Vater)
Band: 50 (1884), ab Seite: 102. (Quelle)
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Veiter, Joseph (Bildhauer und Maler, geb. zu Mitteldorf bei Windisch-Matrei in Tirol am 12. Mai 1819). Der Sohn eines mit Kindern reich gesegneten Maurers, der zugleich Tischler, Zimmermann, Holzschnitzer u. s. w. war, brachte er Frühjahr und Sommer als Viehhirt im Hochgebirge zu, vertrieb sich aber dabei die Zeit mit Lesen und Arbeit, denn neben dem trockenen Mittagsbrot trug er im Rucksack ein Stück Holz zum Schnitzen, ein paar Schnitzmesser und einen Band der Ebersberg’schen „Feierstunden“, den ihm der Caplan geliehen hatte. 1838, bereits achtzehn Jahre alt, kam er nach St. Lorenzen im Mürzthale zu einem Tischler in die Lehre. Er benutzte aber jeden Sonn- und Feiertag, um in Kindberg bei Caspar Tendler das Zeichnen und Malen zu erlernen. Als dieser im [103] Jahre 1841 starb, blieb Veiter bei dessen gänzlich mittelloser Witwe, um durch seiner Hände Arbeit für sie den Lebensunterhalt zu schaffen. Die Freunde der Witwe aber brachten es richtig dahin, daß der unerfahrene, damals 23jährige Bursche die 49 Jahre alte Frau heiratete. Daß in den Fesseln eines solchen Bandes eine strenge, überhaupt eine künstlerische Ausbildung Veiter’s nicht möglich war, ist leicht begreiflich. Aber Pegasus war einmal im Joche, und die Kirche gestattete nicht, es abzuschütteln. Nichts desto weniger arbeitete der begabte und strebende Künstler unablässig, meißelte und malte, sobald sich ihm durch Bestellung Gelegenheit dazu bot, und bildete sich unermüdet weiter als Autodidakt. Von Kindsberg übersiedelte er 1869 nach Leoben und von da 1878 nach Klagenfurt, wo er noch zur Stunde thätig ist. In der unten angeführten Quelle finden sich nachstehende größere Arbeiten Veiter’s verzeichnet: zu Langenwand in der Schloßcapelle ein Flügelaltar; außerdem malte er diese selbst mit vielen Figuren aus; – in Leoben bei den Redemptoristen zwei romanische Seitenaltäre, mit vier überlebensgroßen Figuren; dann ein kleiner Altar; – ebenda in der Vorstadtkirche Maria Wasen zwei gothische Flügelaltäre mit vielen Reliefs; – ebenda für den Stadtpark die überlebensgroße Porträtbüste des Barons Schönawitz in Carraramarmor und ebenda für den Pfarrer Techet eine Gruppe „Kain und Abel“ aus Ahorn geschnitzt; – im Stift St. Lambrecht in der Schloßkirche die Restaurirung des halbzerstörten Flügelaltars; – zu Prachau bei Neumarkt in der neugebauten Kirche zwei überlebensgroße Statuen; ein Tabernakel, zwei Seitenaltäre mit vier Statuen und zwei Altarbildern; – zu Wasen für den Pfarrer Techet ein kleiner Flügelaltar; – zu Lichtenwald in Untersteiermark für die Pfarrkirche ein vier Meter hohes Altarblatt; – zu Edmißl bei Aflenz für die Kirche ein Altarblatt; – zu Wolfsberg in Kärnthen für die Stadtpfarrkirche ein romanischer Seitenaltar mit Reliefs und Statuen und ein Altarbild; – in Klagenfurt für die Domkirche acht überlebensgroße Statuen aus Stein für das neugebaute Portal; endlich mehrere Werke für Kirchen in Ungarn.

Wastler (Joseph). Steirisches Künstler-Lexikon (Gratz 1883, Leykam, 8°.) S. 172.