BLKÖ:Varga, auch Wargha, Stephan

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Varga, Emil von
Band: 49 (1884), ab Seite: 269. (Quelle)
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Varga oder, wie er auch geschrieben wird, Wargha, Stephan (Geburtsjahr unbekannt). 1848 ungarischer Ministerial-Secretär, wurde er am 17. October d. J. von Franz von Pulszky [Bd. XXIV, S. 71][WS 1] als alter ego der königlich ungarischen Hofkanzlei in Wien zurückgelassen und später auf Befehl des Fürsten Windischgrätz verhaftet. Sein Name steht mit der Auffindung der von dem Hochverräther Kossuth geraubten und verborgenen und dann durch die Bemühungen des Hauptmann-Auditors Titus Karger [Bd. X, S. 476] wiedergefundenen ungarischen Krone im engen Zusammenhange. Die unten bezeichnete Quelle berichtet nämlich, wie man mehrere Jahre, doch immer vergebens, nach der geraubten h. Stephanskrone gesucht habe. Was allen Combinationen bei der Nachforschung mißlungen war, sollte durch List erreicht werden. Unter den zahlreichen nach Bewältigung der Revolution den Kriegsgerichten zur Verurtheilung eingelieferten Gefangenen befand sich auch Stephan Varga. Ueber diesen brachte man in Erfahrung, daß er einst zu Kossuth in sehr intimen freundschaftlichen Beziehungen gestanden und mit demselben so manche Nacht spielend und trinkend durchschwärmt habe. An diesen Mann wendete man sich nun und bewog ihn – welche Versprechungen ihm gemacht wurden, entzieht sich unserer Kenntniß – nach London zu Kossuth zu gehen und demselben das Geheimniß zu entlocken, wo die Krone verborgen [270] sei. Um jeden Verdacht zu beseitigen und keine Ahnung einer beabsichtigten List aufkommen zu lassen, ließ man Varga aus der Haft entfliehen, der nun seinen Weg nach London nahm. Kossuth war hocherfreut, seinen alten Cumpan wieder zu sehen; sie erzählten sich sodann gegenseitig ihre Erlebnisse, und während einer ungemein nebeligen Nacht, welche die alten Freunde am warmen Kamine, echte Havannazigarren rauchend, bei wohlfrappirtem zu ungewöhnlicher Mittheilsamkeit anregenden Champagner verplauderten, enthüllte Kossuth das Geheimniß. Varga hatte dann nichts Eiligeres zu thun, als am nächsten Morgen nach Wien zu reisen und über seinen Erfolg zu berichten. Nun sendete man ihn auf dem Kriegsdampfer „Schlik“ mit einer Pionnierabtheilung nach Orsova. Unglücklicher Weise stand die von Kossuth bezeichnete Stelle damals unter Wasser, welcher Uebelstand einen sechswöchentlichen Aufenthalt zur Folge hatte. Endlich wurden die Grabungen möglich. Da Kossuth aber die Stelle, wo die Krone verborgen lag, natürlicher Weise nicht genau zu bezeichnen vermochte, so mußte ein größeres Terrain systematisch durchgraben werden, was wieder mehrere Wochen in Anspruch nahm. Endlich fand man die Krone u. s. w. Später soll Varga wieder in London, und zwar auf großem Fuße gelebt haben und dann nach Ungarn zurückgekehrt sein. Man bezeichnet ihn auch als Verfasser eines im Jahre 1848 erschienenen Pamphletes über die ungarische Hofkanzlei.

Gartenlaube der Greiner Zeitung [nicht zu verwechseln mit der Keil’schen Gartenlaube] 20. März 1880, Nr. 34: „Episode aus der Geschichte der heiligen Stephanskrone. Nach Aufzeichnungen eines Augenzeugen“. Von H–r K.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. XXIV, S. 70].