Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 49 (1884), ab Seite: 260. (Quelle)
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Vantini, Rudolph (Architekt, geb. zu Brescia 1792, gest. daselbst am 17. November 1856). Von seinem Vater, dem Maler Dominik Vantini, erhielt er den ersten Unterricht im Zeichnen, für welches er großes Talent offenbarte. Aber neben der Kunst betrieb er mit allem Eifer die Studien, insbesondere jenes der Mathematik, und erlangte, erst achtzehn Jahre alt, 1810 zu Pavia das Diplom eines Ingegnere-Architetto. Nun widmete er sich ganz seiner Kunst, der Architectur, und war in derselben sowohl theoretisch, indem er geschätzte Abhandlungen [261] schrieb, als auch praktisch, da er sich an der Ausführung verschiedener Bauwerke betheiligte, ununterbrochen thätig. 1819 zum Professor der Zeichenkunst und Architectur am Lyceum zu Brescia ernannt, wirkte er viele Jahre in dieser Stellung. Seine größte Schöpfung, durch die er sich ein bleibendes Andenken schuf, und welche als das Werk seines ganzen Lebens anzusehen, ist der Campo Santo von Brescia, wohl einer der schönsten Italiens. 1816 begann der Bau nach Vantini’s Zeichnungen, die derselbe 1821 dem Ateneo von Brescia schenkte, welches Institut wieder seinerseits dem Künstler den ersten Preis für diese herrliche Arbeit zuerkannte. Wesentlichen Antheil hatte Vantini auch an den späteren Erweiterungen des Campo Santo, als sich deren Nothwendigkeit herausstellte, sowie an vielen anderen Bauwerken seiner Zeit, in Brescia, in Trient, Mantua, Bergamo und vielen Orten der Provinz Verona, und an den Uferbauten des Lario. Als Bauleiter der neuen Kathedrale in Brescia führte er die großartige Kuppel, welche durch Kühnheit der Wölbung hervorsticht, aus. Die Regierung berief ihn auch nach Mailand, wo er den Bau der Porta orientale mit solcher Geschicklichkeit vollendete, daß im Jahre 1827 ihm zu Ehren eine Denkmünze geprägt wurde, welche die Façade dieser Porta vorstellt. Von der Mailänder Akademie der Künste erhielten aber seine Pläne den ersten Preis. Indeß auch nach anderer Seite noch erwarb er sich ein Anrecht auf bleibende Erinnerung. Schon zu Anfang der Dreißiger-Jahre eröffnete er ganz auf seine Kosten eine unentgeltliche Zeichenschule, welche er selbst leitete, und eine zweite später zu Rezzato in der Nähe der berühmten Marmorbrüche von Brescia, und letzterem Institute verschrieb er noch in seinem Testamente das ansehnliche Legat von 10.000 lire austriache. An dem Werke: „Il Museo bresciano illustrato“ wesentlich betheiligt, verfaßte er, als der berühmte Archäolog Raoul Rochette seine Kritik über dasselbe veröffentlichte, die „Risposta alle osservazioni di Raoul Rochette“ mit solcher Sachkenntniß, daß ihm das Ateneo von Brescia dafür einen Preis zuerkannte. In seinen letzten Lebensjahren unternahm er große Reisen, auf welchen er sein eigenes Vaterland, dann Frankreich, die Rheingegenden und zuletzt England besuchte und viele Künstler und Gelehrte kennen lernte, mit deren mehreren er sich auch befreundete. Die Akademien der schönen Künste in Mailand, Venedig, Neapel, Bologna, sowie das königliche Institut der Architekten Großbritanniens in London, schickten ihm ihre Diplome zu, auch war er Ehren-Vicepräsident der allgemeinen Gesellschaft für Beförderung der Künste und Industrien in London. Als er seine Pläne des Campo Santo von Brescia dem Ateneo dieser Stadt zum Geschenke machte, feierte der bekannte Poet Cesare Arici [Bd. I, S. 64] dieselben in einem schwungvollen Gedichte. An Vantini’s Katafalk in der Kirche des Campo Santo – die, nebenbei gesagt, auch ein Werk unseres Architekten ist – hielt Pietro Zambelli eine begeisterte Gedächtnißrede, und der Bildhauer Selleroni wurde mit der Ausführung eines Monumentes für den verewigten Künstler betraut.

Gazzetta ufficiale di Milano (gr. Fol.) 1856, Nr. 301, im Appendice: „Rodolfe Vantini“, Necrologo di Giuseppa Gallia. – Schmidl (Adolph Dr.). Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst (Wien, 4°.) 1844, IV. Quartal, S. 448, im Artikel: „Bildende Kunst in Brescia“. – Kunst-Blatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) 1831, Nr. 49, S. 196, im Artikel: „Kunstausstellung in Mailand 1830“.