Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Ungár, Adolph
Band: 49 (1884), ab Seite: 43. (Quelle)
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2. Clara Ungar (geb. in Wien um das Jahr 1840). Drei Schwestern: Louise, Marie und Clara, alle aus Wien gebürtig, jung verwaist und bei einem Oheim lebend, der Vaterstelle an ihnen vertrat, zeigten früh Vorliebe für die Bühne. Louise wendete sich zuerst derselben zu, spielte mehrere Jahre an den Hofbühnen zu Mannheim und Braunschweig, dann am Stadttheater in Leipzig, zuletzt am Friedrich Wilhelmstädt’schen Theater in Berlin, an welchem sie noch 1866 ein beliebtes Mitglied war. Die zweite Schwester Marie, für die Darstellung sentimentaler Charaktere glücklich begabt, verließ, als sie eben im besten Fahrwasser sich befand, ihre theatralische Laufbahn, indem sie sich in Berlin verheiratete. Clara, die am meisten begabte, erhielt eine sorgfältige Erziehung, wobei Musik, vornehmlich Gesang und Clavierspiel, nicht vergessen wurden. Ihr Musiklehrer Richard Löffler fand in dem Mädchen ein so hervorragendes musikalisches Talent, daß er den Onkel zu überreden vermochte, mit ihr eine Concertreise nach Amerika zu unternehmen. Bereits waren alle Vorbereitungen dazu getroffen, als der plötzliche Tod des Oheims das Project vereitelte. Diese geplante Concertreise war weniger nach Clara’s Sinne, durch den Tod ihres Oheims stand ihr nun nichts [44] im Wege, dem Beispiele ihrer Schwestern zu folgen und sich gleichfalls der Bühne zu widmen. Indessen hatten sich ihre reichen Gesangsmittel unter der Leitung Heinrich Proch’s nur noch mehr vervollkommnet, und bald erhielt sie ein Engagement an dem Hoftheater in Neustrelitz. Ihr erstes Auftreten als Agathe in Weber’s „Freischütz“ gelang vollkommen, sie sang nun alle jugendlichen Gesangspartien und wurde bald der Liebling des Publicums. Zugleich versuchte sie sich ab und zu in Schauspielrollen, wie es so das Repertoire einer kleinen Hofbühne mit sich bringt, und gefiel auch als treffliche Darstellerin. Von Neustrelitz begab sich Clara nach Augsburg, von dort nach Stettin, dann an die Kroll’sche Bühne in Berlin, welche unter Woltersdorff’s Leitung besonders die Spiel- und komische Oper pflegte. Als Letzterer dann die Leitung dieses Theaters aufgab, ging sie nach Riga. Dort leistete sie auch in größeren Gesangspartien Vorzügliches und sang die Isabella in „Robert der Teufel“, die Königin Margarethe in „Die Huguenotten“, die Martha in „Der Markt von Richmond“, die Anna, die Adina mit glänzendem Erfolge. Von Riga begab sie sich für eine Wintersaison nach Danzig und von da 1865 wieder nach Berlin, wo sie für das Friedrich Wilhelmstädt’sche Theater unter glänzenden Bedingungen gewonnen war. Dort stand nun das Offenbach’sche Genre auf der Tagesordnung, und Clara sang den Valentin in „Fortunio’s Lied“, die Eurydice in „Orpheus“, die Katharina in „Die Seufzerbrücke“ und andere Partien in den Werken des damals das Opernrepertoire beherrschenden Offenbach. 1866 erhielt sie einen Ruf an die Hofbühne in Braunschweig; 1870 finden wir sie für die Oper in Stettin engagirt, und nachdem sie dann noch an verschiedenen Bühnen gewirkt hatte, weilte sie 1878 als erste Liebhaberin und Salondame am Düsseldorfer Stadttheater. Trefflich als Darstellerin im Schauspiel, sympathisch durch ihre liebliche Stimme, namentlich in der Spieloper, besitzt Clara Ungar eine Vielseitigkeit wie wenige Künstlerinen. [Wiener Theater-Chronik, VIII. Jahrgang (1866), Nr. 16 und 17.] –