Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 48 (1883), ab Seite: 242. (Quelle)
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Uhle, Alois (Schriftsteller, geb. um 1780, gest. zu Lemberg 1849). Er heißt nach dem „Slovník naučný“ eigentlich Uhl. Das Gymnasium, die philosophischen und rechtswissenschaftlichen Studien beendete er in Prag. Zum Lehrfache übergehend, wirkte er von 1807 bis 1815 als Professor der Geschichte zu Neuhaus in Böhmen, 1816 bis 1825 als Professor der Humanitätsclassen in Pisek, dann kam er als Director an die deutsche Realschule in Lemberg, in welcher Stellung er bis zu seinem 1849 erfolgten Tode verblieb. Ein sehr unterrichteter, in den deutschen, in den classischen und den slavischen Sprachen gründlich bewanderter Mann, entwickelte er im Schulfache Eifer, Umsicht und Energie mit solchem Erfolge, daß man sich über seine mitunter sonderlingsartigen Schrullen hinwegsetzte. Der neueren čechischen Literatur stellte er anfänglich sich feindselig gegenüber und veröffentlichte ein gegen dieselbe gerichtetes Libell in der im Jahre 1812 herausgegebenen Zeitschrift „Bohemia für gebildete Böhmen“, welche es nicht über das erste Heft hinausbrachte. In dieser [243] Abhandlung häufte er alle Schmach auf das čechische Volk und dessen Sprache, und natürlich blieben auch Jene nicht ungerupft, welche sich die Förderung des heimischen Schriftthums angelegen sein ließen. In Folge dessen wies ihm auch der Dichter Kollár in seinem epischen Gedichte: „Die Tochter des Ruhmes“ (Sláwy dcera) einen Platz in der slovenischen Hölle an. Ueberdies antwortete auf Uhle’s Schmähschrift und die darin enthaltenen Unbilden Jungmann in seinen „Anfangsgründen der schönen Wissenschaften“ (Prvotiny pěkného umění, 1813, p. 46) mit dem Aufsatze: „Slovo k statečnému a blahovzdělanému Bohemariusovi, d. i. Ein Wort an den mannhaften und wohlgebildeten Bohemarius. Und diese scharfe und energische Abwehr Jungmann’s machte, wie Uhle’s Biograph R(ybičk)a im „Slovník naučný“ berichtet, auf den Zurechtgewiesenen einen so tiefen und nachhaltigen Eindruck, daß sich der bisherige Schimpfer und Blasphemist der čechischen Literatur in ihren wärmsten und begeisterten Verehrer und Förderer umwandelte. Uebrigens führt Ra für Uhle’s Bekehrung das Zeugniß L. Čelakowský’s [Bd. II, S. 315] an, welcher in den Jahren 1817 und 1818 zu Pisek unter Uhle studirte und von demselben berichtet, daß er einer von Jenen war, welche in ihm die Liebe für die vaterländische Sprache und Literatur weckten. Während seines vieljährigen Aufenthaltes in Lemberg widmete Uhle die wenige Zeit, welche ihm sein angestrengter Beruf als Schulmann übrig ließ, sprachlichen Studien, namentlich der slavischen Idiome. Wie sein Biograph berichtet, hatte er in dieser Zeit viele čechische Lieder gedichtet, welche in den Mund der damals zahlreich in Galizien in den verschiedenen kaiserlichen Aemtern und namentlich im Schulfache angestellten Böhmen übergingen und sich wohl bis auf den heutigen Tag erhalten haben können, während man vielleicht gar keine Ahnung mehr hat, daß Uhle ihr Verfasser ist. Nur einige wenige dieser Lieder sind im „Časopis českého Museum“, d. i. Čechische Museumszeitschrift [1832, im 4. Heft]: „Písně o české wlasti w Polště zpíwané“, d. i. Lieder von der böhmischen Heimat, in Polen gesungen, abgedruckt. Unser Gelehrter beschäftigte sich neben sprachlichen auch mit ethnographischen und historischen Studien, und wenn ich nicht irre, sind manche seiner dahin einschlägigen Arbeiten in dem deutschen Lemberger Unterhaltungsblatte „Mnemosyne“, welches zu jener Zeit Professor Canaval redigirte, enthalten. Von selbständig herausgegebenen Schriften Uhle’s verzeichnen wir die folgenden: „Bündige Denklehre, als Vorschule zur Lehre von der schriftlichen Darstellung in der unteren und mittleren Prosa“ (Lemberg 1825, Piller, 8°.); – „Tagebuch Lembergs vor und nach Erstürmung desselben durch den schwedischen König Karl XII. im Jahre 1704“ (Wien 1829, 8°.) und „Die Klanggrenzen zwischen der böhmischen und polnischen Sprache“ (1830), eine mit philologischem Scharfsinn durchgeführte Arbeit. Wir bedienen uns der Schreibung Uhle, weil der Träger dieses Namens sich selbst so schrieb.