BLKÖ:Tyszkiewicz, Johann

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 48 (1883), ab Seite: 199. (Quelle)
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9. Johann (geb. 1570, gest. zu Wilna 1642), ein Sohn des Nowgoroder Wojwoden Theodor, wurde im Auslande erzogen. Nach seiner Heimkehr begab er sich 1607 auf den Landtag, um auf demselben mit der Opposition zu verhandeln, und zu den Besprechungen wegen Erleichterung der Schifffahrt auf dem Niemen. Dann kämpfte er bei Choczym und gab daselbst Beweise großer Tapferkeit. Nun bekleidete er nach und nach höhere Staatsämter: 1620 wurde er Schreiber von Lithauen, darauf Starost von Nowgorod und Jurbor, ferner Wojwode von Mscisław, 1625 solcher von Trocki, und 1641 erhielt er die Wojwodschaft von Wilna. Er nahm die Union an, die er mit Entschiedenheit vertheidigte, und veröffentlichte aus diesem Anlasse die Schrift: „List do Boreckiego i Smotryckiego przeciwko cerkwie wshodniej“, d. i. Schreiben an Borecki und Smotrycki wider die orientalische Kirche (o. O. u. J., 4°.), welche auch in dem von W. Rutski herausgegebenen Werke: „Sowita wina“, d. i. Doppelte Schuld (1621) erschien; in Handschrift aber hinterließ er ein Werk, betitelt: „Pastor Oecumensis“. Potocki schreibt in seiner „Centuria virorum“ über Johann Tyszkiewicz, daß derselbe dem königlichen Throne stets treu zur Seite blieb, zur Zeit der Zebrzydowski’schen Fehden für die Rechte der Krone entschieden einstand und tapfer gegen Gustav und die Schweden kämpfte. Dubowicz aber gedenkt in seiner Leichenrede auf Tyszkiewicz, daß derselbe mit fünf Sendungen nach Preußen betraut wurde, sowie mit mehreren Missionen nach Liefland, welche er sämmtlich mit großem Erfolge vollführte. Tyszkiewicz’s Verhandlungen mit Schweden und sein Tagebuch aus dem Jahre 1625 sind im fünften Bande (S. 1–77) der von Woycicki herausgegebenen Bibliothek alter polnischer Schriftsteller („Biblijoteka starozpisarzy polskich“) abgedruckt. Das Tagebuch wurde von den Schweden als Beute mitgeschleppt, und Albertrandy schrieb es in schwedischen Bibliotheken nach dem Originale ab. Die Rede, welche Tyszkiewicz beim Begräbnisse Christoph Sapieha’s, Schreibers des Großfürstenthums Lithauen, hielt, findet sich in Danejkowicz’s polnischer Redehalle („Swada polska“) im sechsten Bande, S. 40. Johann liegt in der von ihm selbst erbauten Gruft in der h. Dreifaltigkeitscapelle zu Wilna begraben. –