BLKÖ:Tschoder, Christian

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tschischka, Franz
Band: 48 (1883), ab Seite: 57. (Quelle)
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Tschoder, Christian (Tiroler Landesvertheidiger, geb. zu Ischgl im gleichnamigen Landgericht des Patznauner Thales in Tirol in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, von den Franzosen grauenvoll ermordet in den Tagen zwischen dem 22. bis 27. April 1799). Im März 1799 brachen die Franzosen bei Martinsbruck und Nauders sowie bei Taufers im Vintschgau als Feinde in das Land Tirol. Ein Gegenstand eindringlicher Forschung ist dieser Einfall mit allen seinen Einzelheiten in einer besonderen Schrift von Moriggl (siehe die Quellen) dargestellt worden. Eine Abtheilung zur Vertheidigung des Landes führte Major von Schmidt am 21. April g. J. über das Fimbajoch. Die Angriffscolonne bestand aus sieben Compagnien Neugebauer-Infanterie Nr. 46, zusammen 950 Mann stark, aus drei Schützencompagnien vom Gericht Ehrenberg und je einer solchen von Ischgl und [58] von Stubei, welche fünf Compagnien Landesschützen etwa 700 Mann zählten. Da aber ein allgemeines Eingreifen in den Kampf mit dem überlegenen Gegner durch mehrere traurige Nebenumstände vereitelt wurde, so verunglückte dieser Zug vollständig. Zu den am meisten zu bemitleidenden Opfern desselben zählt Christian Tschoder, seines Zeichens ein Schuster, welcher bei dem Aufrufe zur Vertheidigung des Landes mit der Ischgler Schützencompagnie ausgezogen war. Bei dem unglücklichen Rückzuge, auf welchem jeder Einzelne die furchtbarste Mühsal zu erleiden hatte, befiel ihn zuletzt eine solche Mattigkeit, daß er nicht weiter konnte und auf dem Wege liegen blieb. In diesem hilflosen Zustande wurde er von den Franzosen aufgefunden. Und nun meldet der Geschichtsschreiber dieses Einfalls wörtlich: „Was thun nun die Cannibalen? Zuerst wird der Bedauerungswürdige von ihnen nackt ausgezogen, dann schändlich verstümmelt, hierauf bei lebendigem Leibe geviertheilt. Der Kopf des Unglücklichen wird zuletzt vom Rumpfe getrennt und mit dem Rosenkranze zwischen die Füße gelegt. So fand man den armen Landesvertheidiger einige Tage darauf. Dies die möglichst wahrheitsgetreue Darstellung des gänzlich verunglückten Zuges...“ Wenn die Wilden Neuseelands so etwas thun, wenn die Montenegriner ihren Feinden Nasen und Ohren abschneiden, welches Geschrei! Und mit Recht. Wenn aber dieses als Culturvolk erster Classe allen anderen voranstelzende Frankreich, wenn diese an der Tête der Civilisation vorausgaloppirende Nation dergleichen, wie oben erzählt, vollbringt, wie benennt man das? Die Tiroler mögen den Namen Tschoder im Gedächtniß behalten, wenn wieder einmal, was übrigens Gott verhüten möge, die Civilisatoren der Menschheit ins Land brechen sollten.

Moriggl (Alois). Einfall der Franzosen in Tirol bei Martinsbruck und Nauders im Jahre 1799. Aus verläßlichen Quellen geschöpft und nach Urkunden bearbeitet (Innsbruck 1855, Wagner, 8°.) S. 82.